S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.09.2024 um 10.30 UTC

Ruhiges und teils windiges Hochdruckwetter mit regionalen Schönheitsfehlern. Ab
dem Wochenende langsam unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 23.09.2024

Der mittelfristige Zeitraum wird zunächst nahezu ausschließlich von der
Wetterlage Hoch Nordmeer-Fennoskandien geprägt. Einzig die
Krümmungseigenschaften sind am Donnerstag und Freitag noch nicht abschließend
geklärt. Am Samstag dominiert aber das a für antizyklonal. Doch ab Sonntag
mischen sich wohl die Karten neu, wenngleich das Hoch Nordmeer weiter bestimmend
bleibt.

Im Detail startet der mittelfristige Zeitraum am Donnerstag mit der schon
gestern beschriebenen High over Low Verteilung. Demnach ist vom Nordostatlantik
über Skandinavien hinweg bis nach Nordwestrussland ein Höhenhoch bestimmend,
während sich über dem gesamten Mittelmeerraum eine Zone tiefen Geopotentials
ausgebildet hat. In diese eingelagert wirbeln zahlreiche kleinräumige
Höhentiefeier umher. Eines ist für Deutschland besonders interessant. Denn von
Tschechien greift wie auch schon in den Vorläufen ein nur in höheren Schichten
ausgeprägtes Tief auf Deutschland über und zieht Richtung Vorderpfalz und weiter
nach Nordostfrankreich. Damit ist die Zugbahn beim IFS etwas südlicher als
zuvor. Mit diesem Höhentief, welches in der Höhe auch noch mit Kaltluft
angereichert ist, wird regional Hebung generiert. Resultierend werden ausgehend
von Tschechien und Südwestpolen bis nach Rheinland-Pfalz, dem Saarland und NRW
Regenschauer induziert, vereinzelt sind auch kurze Gewitter möglich. Ansonsten
kann sich allenfalls im Südwesten und an den Alpen ausgehend von Südwesteuropa
schwacher Tiefdruckeinfluss bemerkbar machen und vor allem orografisch
getriggert einzelne Schauer auslösen. Der Norden liegt weitgehend unter
Hochdruckeinfluss. Die Temperaturen in 850 hPa bewegen sich dabei zwischen 8 und
11 Grad. Der Wind weht mäßig und teils stark böig aus Nordost bis Ost, in
Gipfellagen mit starken bis stürmischen Böen.

Am Freitag zieht das Höhentief von Nordwestfrankreich unter Intensivierung
Richtung Cornwall. In diesem Zuge drängt es mit dem korrelierenden Trog den
Rücken über Nordwesteuropa nordwärts. Gleichzeitig kann der Rücken über
Osteuropa nach Süden vordringen, sodass die High over Low Situation in
Schieflage gerät. Während das Höhentief bodennah einen Tiefdruckkomplex über und
im Umfeld der Iberischen Halbinsel stützt, korreliert der Rücken mit einer
ausgedehnten Hochdruckzone von Island bis nach Osteuropa. Deutschland liegt
somit zwischen den beiden Druckgebilden in einer östlichen bis südöstlichen
Grundströmung. Nach Abzug des Höhentiefs fehlt es aber überwiegend an
signifikanten Hebungsimpulsen, sodass es meist trocken bleibt. Allenfalls an den
Alpen und im Schwarzwald können sich durch orografischer Hilfe bei leicht
labiler Schichtung und etwas Cape einzelne Schauer bilden, kurze Gewitter vor
allem an den Alpen nicht ausgeschlossen. Die Temperaturen bleiben recht konstant
und liegen nur im Süden und Südwesten etwas höher als am Vortag (7 bis 13 Grad).
Der Wind weht weiter mäßig und im Bergland sowie an der See auflandig auch stark
böig um Ost.

Am Samstag kann sich das Höhentief südlich von Irland weiter verstärken und
langsam Kontakt zur Höhenströmung über dem Nordatlantik aufnehmen. Gleichzeitig
bildet sich auch über Südosteuropa ein Bereich tiefen Geopotentials aus.
Dazwischen ist ein Rücken dominant, der das Höhenhoch über der Ostsee mit dem
hohen Geopotential über Afrika verbindet. Bodennah stützt das Höhentief weiter
den Tiefdruckkomplex über Südwesteuropa, der sich zunehmend nordwärts bis nach
Südengland verlagert. Somit sich in der Südwesthälfte Deutschlands hochreichend
mehr oder weniger stark zyklonale Bedingungen vorherrschend. Das Höhenhoch über
der Ostsee spannt dagegen weiter die Hochdruckzone von Grönland bis nach
Osteuropa auf. Zu dem Höhentief über Südosteuropa gehört schließlich schwacher
Tiefdruckeinfluss mit Schwerpunkt über der Türkei. Durch die nördliche
Verlagerung des Bodentiefs über Südwest- und Westeuropa dreht auch hierzulande
die Strömung auf Südost bis Süd, sodass mildere Luft subtropischen Ursprungs das
Land erreicht. Demnach steigen die Temperaturen in 850 hPa auf Werte zwischen 8
Grad an der Nordsee und bis 15 Gad am Alpenrand. Während tagsüber nur vom
Alpenrand bis zu den Vogesen bei schwachem Tiefdruckeinfluss und mit
orografischer Unterstützung erneut einzelne Schauer auftreten können, wird der
äußerste Westen und Südwesten in der Nacht auch schon von frontalen Prozessen
tangiert. Der Wind weht weiter mäßig und teils stark böig aus Ost bis Südost.

Am Sonntag dreht sich das hochreichend Tief über Südengland und Wales ein.
Gleichermaßen bleibt das tiefe Geopotential über Südosteuropa erhalten, welches
den Schwerpunkt über Bulgarien aufweist. Das Höhenhoch dagegen schwächelt stark,
sodass nur noch ein Rücken ausgehend von zentralen Mittelmeerraum bis nach
Dänemark übrig bleibt. Über Nordeuropa kann sich nun ebenfalls tiefes
Geopotential breit machen. Der Rücken stützt bodennah aber weiter ein Hoch mit
Zentrum über Weißrussland. Dies ist aber so weit weg, dass der Einfluss nicht
mehr bis Deutschland reicht. Hierzulande übernimmt nun komplett das Tief über
Großbritannien das Zepter in der Wetterküche. Auf der Ostflanke wird dabei
feuchtwarme Luft ins Land gepumpt, sodass die Temperaturen auf 9 bis 15 Grad
klettern. Diese Luft wird schließlich durch PVA und frontalen Prozessen gehoben.
In der Westhälfte Deutschlands sorgt somit eine Okklusion für schauerartig
verstärkte Regenfälle. Aber auch von Schleswig-Holstein bis zu den Alpen gibt es
durch konvergente Strömungsbedingungen sowie einer Tiefdruckrinne über
Norddeutschland Hebungsimpulse und nachfolgend eine gewisse
Niederschlagsneigung. Östlich der Elbe sollte es aber noch weitgehend trocken
und freundlich sein. Der Wind weht mäßig, an der See auch frisch und stark böig
aus Ost bis Süd.

Am Montag verlagert sich das Höhentief, welches in der Nacht an die
Höhenströmung andockte, als Kurwellentrog von Cornwall langsam wieder
südostwärts. Resultierend wird auch der Rücken sowie das tiefe Geopotential über
Südosteuropa ostwärts verfrachtet. Für das Wetter hierzulande ist aber nur der
Kurzwellentrog mit Drehzentrum über der Bretagne interessant. Dieser spannt
bodennah eine Tiefdruckrinne von Skandinavien bis nach Deutschland und
Frankreich auf. In diese eingelagert sind zahlreiche kleine Tiefs, die
umherwirbeln und den okkludierten Frontenzug genau über Deutschland platzieren.
Da die Front einen schwachen Kaltfrontcharakter aufweist, sickert rückseitig bei
Werten zwischen 7 und 10 Grad kühlere Atlantikluft ein, während in der
Südosthälfte weiter die wärmere Luft mit Werten von 10 bis 14 Grad liegt. An den
Tiefs und dem Frontenzug ist auch ausreichend Hebung zu verzeichnen, die mit PVA
aus der Höhe interagiert. Demnach sollte der Montag voraussichtlich nahezu
landesweit ins Wasser fallen. Im Osten fängt nur später an und im Südwesten hört
es nachts langsam auf. Der Wind dreht auf Südwest bis West und weht meist mäßig,
an der See auch stark böig.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS kann bis einschließlich Samstag als sehr konsistent
angesehen werden.
Am Donnerstag und Freitag sind sogar im Detail kaum Abweichungen zu verzeichnen.
Der Hochdruckzone über Nord- und Nordwesteuropa steht eine Tiefdruckzone über
Süd- und Südwesteuropa gegenüber.
Am Samstag bleibt zwar die Struktur Modelllauf übergreifend bestehen, es ergeben
sich aber erste Unterschiede in der Lage der Druckzentren. So werden das
Höhenhoch im Ostseeraum sowie auch das Höhentief südwestlich von Irland in den
neusten Berechnungen etwas östlicher gesehen. Entsprechend rückt auch der
bodennahe Tiefdruckkomplex über West- und Südwesteuropa dichter an Deutschland
heran, sodass in der Nacht zum Sonntag nun schon erste schauerartige
Niederschläge auf den Westen übergreifen können.
Ab Sonntag nehmen die Unterschiede weiter zu. Insgesamt bleibt aber die östliche
Verschiebung der Struktur in den neusten Berechnungen erhalten. Resultierend
greifen nun auch die frontalen Niederschläge deutlich früher auf Deutschland
über. Im Vergleich zu den gestrigen Prognosen ist die Entwicklung etwas um 12
bis 18 Stunden rascher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch andere Globalmodelle (GFS, ICON, UK10, GEM) stützen bis Samstag die
Vorgaben des IFS teilweise bis ins Detail. Das GFS hat das Geopotentialmuster
allenfalls etwas nach Westen verschoben im Programm. Bodennah gibt es zunächst
kaum bis keine nennenswerte Abweichungen.
Ab Samstag kommt bei Betrachtung der Modelle die Frage der Intensitäten der
Druckgebilde auf. Dabei ist festzuhalten, dass das IFS das eindeutig stärkste
Höhenhoch im Programm hat. Beim ICON ist die Höhentief/Höhenhochkombi ostwärts
verschoben und das Höhenhoch am schwächsten simuliert. Zudem kann sich beim ICON
sowie auch bei UK10 das Rücken über Osteuropa weiter nach Süden amplifizieren.
Dafür verzichten ICON und UK10 auf ein abgeschlossenen Höhentief alla IFS. Durch
die raschere ostwärtige Verlagerung zeigt das ICON auch die Tiefdruckrinne über
Deutschland zügiger. Somit sind schon in der Nacht zum Sonntag und
Sonntagvormittag bis in den Nordosten und Osten konvektive Niederschläge
möglich. Dafür hängen die frontalen Prozesse im Westen etwas hinter dem IFS
zurück. IFS beschreibt diese Entwicklung am schnellsten. Am Montag geht es dann
wild durcheinander. Zwar simulieren alle Lösungen das Andocken des Höhentief an
die Grundströmung, doch die Phase des Troges und die
Verlagerungsgeschwindigkeiten weichen teils signifikant voneinander ab. Vor
allem ICON ist deutlich schneller unterwegs. Bodennah passt die Tiefdruckzone
zwischen den Modellen ebenfalls nur bedingt zusammen. Demnach weisen auch die
kleinräumigen Tiefs verschiedene Positionen auf. Resultierend werden die
Niederschlagsfelder stark abweichend gezeigt.
Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass die verschiedenen Modelle
die großskalige Geopotential- und Luftdruckverteilung zwar überwiegend
vergleichbar abbilden, jedoch im Detail bei der räumlichen Einordnung,
Phasengeschwindigkeit und Intensität ab Sonntag teilweise signifikant
voneinander verschieden sind.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen bei einem geringen
Spread bei der Temperatur in 850 hPa und Geopotential und 500 hPa fast über den
gesamten mittelfristigen Zeitraum eine hohe Vorhersagegüte. Allenfalls im Norden
spreizt sich der Unsicherheitsbereich bei der Temperatur durch Ausreißer hin die
tieferen Werten ab Samstag etwas auf. Allerdings deuten eine ausgeprägte
Drängungszone und Spread-Werte von 5 bis 7 Grad weiter von einer ordentlichen
Performance hin. Erst in der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag spannt sich der
EPS-Raum weit auf und lässt keine seriöse Vorhersage zu. Entgegen der gestrigen
Auffälligkeiten liegt der Hauptlauf der Temperatur in 850 hPa heute meist
innerhalb der größten Auftrittswahrscheinlichkeit. Nur im Süden und allgemein am
in der Nacht zum Sonntag verläuft er noch am oberen Rand des EPS-Raums.

Bei der Einordnung des EPS-Läufe in verschiedene Grundmuster wird im Zeitraum
von +72 bis 96h nur ein Cluster benötigt, um alle Unsicherheiten u erklären.
Dieses wird komplett dem Schema Blocking zugeschrieben.
Im Zeitraum von +120 bis +168h reicht weiter eine Lösung aus, um die
Unterschiede innerhalb des EPS zu beschreiben. Dabei bleibt das Cluster weiter
beim Schema Blocking.
In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192 bis +240h werden die
Unsicherheiten jedoch deutlich größer, sodass nun fünf Muster nötig sind, um
alle Abweichungen zu erklären. Das erste Cluster wird dabei mit seinen 17
Membern und dem Kontrolllauf in das Schema einer positiven NAO eingeordnet. Vor
allem über dem Atlantik sorgt bei diesem Muster ein mächtiges Höhentief für eine
stramme Westströmung. Hierzulande soll sich aber im Verlauf zunehmend ein Rücken
stärken. Das zweite Cluster springt von der neg. NAO ins Schema des atlantischen
Rückens und vereint 10 IFS-Läufe unter sich. Dieses Cluster hat einen Trog im
Programm, der sich zu einem Höhentief (Cut-Off) über dem Alpenraum und
Norditalien abkoppelt. Hier wäre vor alle in der Südhälfte unbeständiges Wetter
an der Reihe. Die dritte Lösung bevorzugt komplett den atlantischen Rücken und
hat damit 9 Unterstützer. Entsprechend des Schemas liegt über dem Ostatlantik
und Westeuropa ein Rücken, welcher als Gegenpart zum Trog über dem östlichen
Mitteleuropa fungiert. Deutschland würde in diesem Fall unter Tiefdruckeinfluss
Nordseeluft schnuppern. Das vierte Cluster mit dem Hauptlauf und 8 Membern
startet mit dem Blocking und wechselt zur pos. NAO. Bei dieser Variante würde
über dem zentralen Mittelmeerraum ein Cut-Off wirbeln, während sich gleichzeitig
ein Rücken vom Ostatlantik über Frankreich und Deutschland ostwärts ausdehnt.
Somit wären zumindest abseits der Nordsee freundliche und warme Tage in Sicht.
Das fünfte und letzte Cluster bleibt komplett im Blocking, hat damit aber nur 7
Helfer. Bei dieser Lösung würde ein mächtiger Rücken über Skandinavien und der
Nordsee potentielle Höhentiefs von Westen blocken. Somit wäre der Weg frei für
recht trockenes und freundliches Wetter aus Osten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI des ECMWF zeigt am Donnerstag und Freitag im Süden bezüglich des
Modellklimas leicht überdurchschnittliche Windgeschwindigkeiten. In der
Probabilistik sind signifikante Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen oder
Sturmböen mit Werten von 10 bis 50% allenfalls auf einzelnen Gipfeln der
Mittelgebirge zu verzeichnen (Schwarzwald, Bayerischer Wald, am Freitag auch
Harz). Sonst sind über den mittelfristigen Zeitraum voraussichtlich keine
markanten Windspitzen zu erwarten.

Beim Niederschlag gibt es allenfalls am Donnerstag vom Erzgebirge bis nach
Mitteldeutschland sowie am Freitag und Samstag am Alpenrand ein geringes
Potential für starke Gewitter mit Starkregen (PPWs zwischen 20 und 30 mm). Ab
Sonntagabend gibt es dann im Westen und Süden sowie von Schleswig-Holstein bis
in die Mitte geringe Hinweise bi 10% für Stark-/Dauerregen in 6 bis 24h.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-/ICON-EPS, det. IFS/ICON, für TT MosMix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel