S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.09.2024 um 10.30 UTC

Unbeständiger Wochenauftakt; Montag im Südosten nochmals Dauerregen möglich. Im
Verlauf zunächst im Norden, später auch im Süden Tendenz Richtung
Altweibersommer.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 20.09.2024

Die Mittelfrist startet noch ganz im Zeichen der Extremniederschläge über dem
östlichen Mitteleuropa, zumal die Lage vor allem nach Lesart des IFS und
insbesondere entlang des Alpennordrandes von Oberbayern bis nach
Niederösterreich noch einmal in die Verlängerung geht, wenngleich auch nicht
mehr mit den extremen Mengen vom Freitag bis Sonntag.

Das dafür verantwortliche Bodentief hat sich zwar deutlich aufgefüllt und
Richtung Schwarzes Meer zurückgezogen, seinem Pendant in der Höhe geht es aber
nach wie vor prächtig. Es zieht über Rumänien seine Kreise, macht sich im
Tagesverlauf sogar wieder auf den Weg nach Westen und erreicht in der Nacht zum
Dienstag den Norden Kroatiens. Im Bodenfeld lässt sich anfangs noch eine vom
Schwarzen Meer bis nach Tschechien bzw. in den Norden Österreichs reichende
Tiefdruckrinne ausmachen, die sich aber mehr und mehr auffüllt.
Flankiert werden Höhentief bzw. Rinne einerseits von einem hochreichenden
fennoskandischen Hochdruckgebiet im Nordosten und von einem markanten
Höhenrücken über den Britischen Inseln, der sich allmählich zur Nordsee
ausweitet. Dazwischen hat sich noch ein Höhentrog gemogelt, der im Laufe des
Montags noch mit einer korrespondierenden Kaltfront im Bodenfeld den äußersten
Nordwesten und Norden Deutschlands streift, sich dann aber auffüllt und nach
Nordosten zurückzieht. Somit nehmen in der Nacht zum Dienstag Rücken und
Höhenhoch Verbindung in Form einer über Südskandinavien und die südliche Ostsee
hinweg verlaufenden Potenzialbrücke auf und im Bodenfeld etablieren sich bis
Dienstagfrüh Hochdruckgebiete über der Nordsee (1030 hPa-Isobare) und über
Russland (1035 hPa-Isobare).
Nach Passage und Auflösung der schwachen Kaltfront, die tagsüber dem Nordwesten
und Westen eventuell noch etwas Regen bzw. einzelne Schauer bescheren könnte,
bleibt es in der Nordwesthälfte, in der Nacht zum Dienstag auch in Teilen der
Mitte trocken und aufgelockert bis gering bewölkt.
Ganz anders im Süden und Osten: An der Nordflanke des sich wieder annähernden
Höhentiefs gelangt von Osten her nach wie vor sehr feuchte und relativ kühle
Luft dorthin. Aufgleitprozesse führen etwa von Brandenburg bis nach Bayern zu
viel Bewölkung und zeitweiligen Regenfällen, die sich nach Lesart des IFS vor
allem in Südbayern in der Nacht zum Dienstag von Österreich her noch einmal
intensivieren. Wie eingangs erwähnt, sind insbesondere in Oberbayern noch einmal
warnrelevante Mengen möglich, im benachbarten Ober- und Niederösterreich auch
unwetterartige Mengen.
Insgesamt kann sich die Luftmasse aber bereits wieder etwas erwärmen, steigt
doch die 850 hPa-Temperatur bis Dienstag, 00 UTC auf 2 Grad an den Alpen und 10
Grad im Nordosten.

Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch wandert unser Höhentief über Italien
Richtung Korsika und verliert somit endgültig seinen Einfluss auf das Wetter im
Vorhersagegebiet. Der Höhenrücken über GB und der nördlichen Nordsee verstärkt
sich weiter und weitet sich Richtung Südskandinavien bzw. mittlerer Ostsee aus,
das Höhenhoch über Westrussland wird dagegen ein wenig abgebaut. Somit gelangt
das Vorhersagegebiet unterhalb einer zunächst recht glatten, später mehr
antizyklonal konturierten ostnordöstlichen Höhenströmung.
Im Bodenfeld verbinden sich die beiden Hochdruckgebiete zu einer
langgestreckten, von den Britischen Inseln und der Nordsee über weite Teile
Skandinaviens und der Ostsee bis fast zum Ural reichenden umfangreichen
Hochdruckzone. An deren Südflanke gelangt von Osten her zunehmend warme und
trockene Festlandsluft zunächst in den Osten und Norden Deutschlands. Dort setzt
sich zunehmend die Sonne durch und bei 10 Grad in 850 hPa werden etwa 19 bis 24
Grad erreicht.
Auch in der Mitte trocknet die Luftmasse zusehends ab und es gibt im
Tagesverlauf kaum Schauer mehr. Im Süden dauert es etwas länger; vor allem im
Süden Baden-Württembergs sowie in Teilen Bayerns fällt aus dichter Bewölkung
zunächst noch vielerorts Regen, der nur langsam nachlässt. Erst in der Nacht zum
Mittwoch dürfte es auch dort meist trocken bleiben.

Der Mittwoch und Donnerstag stehen dann ganz im Zeichen des fennoskandischen
Hochdruckgebietes, das sich zunächst noch nach Westen, bis zum nahen
Ostatlantik, ausweitet, sich dann noch etwas verstärkt und dessen Schwerpunkt am
Donnerstag bzw. in der Nacht zum Freitag mit einer geschlossenen 1035
hPa-Isobare über Süd- bzw. Mittelskandinavien zu finden ist.
An dessen Südflanke gelangt zunächst von Osten her trockenwarme Festlandsluft,
am Donnerstag dann von Südosten her geringfügig feuchtere Luft ins
Vorhersagegebiet. Die 850 hPa-Temperatur bewegt sich am Mittwoch um die 10 Grad,
geht zum Donnerstag hin aber ein wenig zurück.
An beiden Tagen scheint vor allem im Norden und Osten häufig die Sonne, während
sich nach Süden zu, innerhalb der dort noch etwas feuchteren
Grundschichtluftmasse, etwas häufiger Quellwolken ausbilden bzw. morgendliche
Nebelfelder länger zum Auflösen brauchen.
Am Mittwoch beschränken sich vereinzelte Schauer aber weitestgehend auf die
östlichen und süddeutschen Mittelgebirge sowie auf den Alpenrand, am Donnerstag
werden diese vielleicht etwas häufiger, auch kurze Gewitter sind möglich und
betreffen eventuell auch den zentralen mittelgebirgsraum.
Insgesamt dominiert aber freundliches Altweibersommerwetter mit Höchstwerten
zwischen 18 und 25 Grad, am Donnerstag vielleicht ein/zwei Grad niedriger.

Am Freitag und Samstag verlagert das Hochdruckgebiet tendenziell seinen
Schwerpunkt etwas nach Süden, zur südlichen Ostsee bzw. zum Baltikum und auch
hierzulande steigt der Luftdruck etwas an. Von Südosten wird somit erneut ein
Schwall trockener und auch etwas wärmerer Festlandsluft nun auch wieder in die
Südhälfte des Landes advehiert. Die 850 hPa-Temperatur steigt auf etwas über 10
Grad und allgemein bleibt es bei viel Sonnenschein (im Süden allerdings nach
teils nur zögernder Nebelauflösung) trocken und warm.

Eine signifikante Umstellung der Wetterlage deutet sich auch in der erweiterten
Mittelfrist bis Anfang übernächster Woche nicht an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Tendenziell stellt sich in der kommenden Woche ein „High-over-Low“ Muster ein
mit einem fennoskandischen Hochdruckgebiet einerseits, das seine Fühler zunächst
über die Nordsee bis zu den Britischen Inseln, später eher Richtung Norwegische
See/Nordmeer ausstreckt, und niedrigem Geopotenzial bzw. tiefem Druck über dem
Mittelmeerraum bzw. Südosteuropa andererseits.
Diese Version haben auch die gestrigen IFS-Läufe auf der Agenda.
Allerdings ergeben sich zu Beginn im Detail noch gröbere Unterschiede,
insbesondere, was die Verteilung und Intensität eventueller Regenfälle angeht,
die sich aus der meist nur mit kleineren Differenzen simulierten Konstellation
der Druck- und Geopotenzialgebilde ergeben.
Zum Ende der kommenden Woche simulierte der gestrige 00 UTC-Lauf des IFS den
Hochdruckschwerpunkt eher über dem Nordmeer als über Skandinavien, aber dennoch
eine bis zum Baltikum reichende Hochdruckbrücke. Diese Variante hätte ein Kippen
der Grundströmung Richtung Ostnordost und die Zufuhr einer nicht ganz so warmen,
aber nur wenig feuchteren und weiterhin kontinental geprägten Luftmasse zur
Folge.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ähnliches wie für die IFS-Läufe gilt auch für die vorliegenden Globalmodelle:
Grade zu Beginn der Mittelfrist ergeben sich noch größere Differenzen, die
Verteilung und Intensität der Niederschläge betreffend. Für den Montag und die
Nacht zum Dienstag simulieren alle Modelle speziell in Südbayern teilweise
deutlich geringere Mengen als das IFS bei überwiegend ähnlicher räumlicher
Verteilung. Lediglich UK10 lässt die Niederschläge über Süddeutschland noch
weiter nach westen ausgreifen und simuliert auch im Osten höhere, in Sachsen
gebietsweise sogar warnrelevante Mengen.
Mit abnehmender Tendenz ziehen sich diese Differenzen noch durch den Dienstag,
danach unterscheiden sich die Modelle nur noch um Nuancen.
Erst in der erweiterten Mittelfrist, etwa ab dem übernächsten Wochenende, deutet
sich nach GFS mit Übergreifen eines Höhentroges auf Westeuropa auch über dem
Vorhersagegebiet wieder zunehmender Tiefdruckeinfluss an, während nach dem
kanadischen Modell der Hochdruckeinfluss dominant bleibt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bis in die erweiterte Mittelfrist, also bis zum übernächsten Wochenende (und
wohl auch darüber hinaus) dominiert in der Clusteranalyse das
Großwetterlagenszenario „Blocking“.
Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die 51 ENS-Member, der Haupt- und
Kontrolllauf auf drei Cluster. Dabei hat CL 2 (12 Member) zum Montag/Dienstag
hin die antizyklonalste Variante, während CL 1 (32 Member, zzgl. Haupt- und
Kontrolllauf) und vor allem CL 3 (7 Member) vor allem im Bodendruckfeld etwas
zyklonaler aufgestellt sind.

Die vier Cluster im Zeitraum 120 bis 168 Stunden haben allesamt den Schwerpunkt
hohen Geopotenzials irgendwo vom Westen Russlands über Skandinavien bis zu den
Britischen Inseln auf der Agenda. CL 1 (21 Member, zzgl. Haupt- und
Kontrolllauf) und CL 2 (14 Member) sind dabei für das Vorhersagegebiet etwas
antizyklonaler aufgestellt als CL 3 und CL 4 (jeweils 8 Member) nach deren
Lesart von Osten her etwas feuchtere und nicht ganz so warme Luft am ehesten in
den Süden und Osten des Landes vordringen kann. Wie man den Rauchfahnen aber
entnehmen kann, haben aber kaum Läufe Niederschlagssignale auf der Agenda.

Auch in der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine Dominanz der Blocking-Lage
an (CL 1 und CL 2mit 28 und 14 Membern, Haupt- und Kontrolllauf in CL 2).
Nach Lesart des CL 3 (9 Member) verlagert sich der Block aber Richtung
Ostatlantik und macht zum übernächsten Wochenende bzw. Montag hin den Weg frei
für kühlere Luftmassen von Nordwesten her ins Vorhersagegebiet, was aber
überwiegend in einem antizyklonalen Umfeld stattfinden soll.

Ähnlich wie gestern verläuft die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der
einzelnen Member bis einschließlich kommenden Freitag in einem relativ engen
Spread mit nur ganz wenigen Ausreißern nach unten und nach oben. Die süd- und
ostdeutschen Gitterpunkte haben allerdings am Montag und teilweise auch bis weit
in den Dienstag hinein noch deutliche Niederschlagssignale auf der Agenda.
Erst zum übernächsten Wochenende hin wird der Spread vor allem nach unten zu
größer, wobei sich der Hauptlauf meist im oberen Bereich des Medians bewegt.
Niederschlagssignale bleiben rar gesät, nehmen aber am Wochenende ein wenig zu.

FAZIT:
Der grobe Fahrplan steht: Im Süden und Südosten vor allem am Montag, teilweise
auch am Dienstag noch unbeständig, danach allgemein Tendenz zu Altweibersommer,
zumindest bis zum übernächsten Wochenende.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikante Wettererscheinungen stehen in der kommenden Woche kaum auf der
Agenda. Neben dem deterministischen Lauf des IFS geben auch die EPS-Verfahren
von ICON-EU und IFS Hinweise auf ein eventuelles Überschreiten der Warnschwellen
für Dauerregen in Oberbayern im Zeitraum Montagnachmittag bis Dienstagfrüh, die
Wahrscheinlichkeiten sind aber allgemein gering.
Die recht hohen Mengen des UK10 in Sachsen am Montag und in der Nacht zum
Dienstag lassen sich aus den EPS-Verfahren aber nicht herausinterpretieren und
stellen wohl eine Außenseiterlösung dar.

Danach bleibt es warntechnisch ruhig, wenngleich vor allem in der zweiten
Wochenhälfte speziell im Bergland einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen sind,
die aber wohl kaum markanten Warnkriterien genügen dürften.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS- und ICON-EU-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff