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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.09.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Herbstlich. Im Norden und Westen Schauer und kurze Gewitter, nachlassend. An den
Alpen wiederholt Regen, oberhalb etwa 1500 m Schnee. Zum Wochenende
intensivierend mit Unwettergefahr am östlichen Alpenrand!

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … erreicht die Kaltfront des umfangreichen Zentraltiefs ZILANs, das um
16z mit einem Kerndruck knapp unter 980 hPa dicht nordwestlich des Kaps Svinoys
liegt, auch den äußersten Süden Deutschlands. Die Regensummen der letzten 6h
betrugen im Zusammenhang der Frontpassage vielfach 5 bis 10 l/qm, im Schwarzwald
um 20 l/qm.

Im Osten dagegen deutlich weniger, was an der Ausrichtung des Höhentroges liegt,
der mit seiner Achse weit nach Westen zurückhängt und über Benelux bis nach
Nordfrankreich hineinragt. Hebungsfördernde PVA wirkt daher auch in den nächsten
Stunden vor allem noch über dem Süden Deutschlands, wobei sich die Niederschläge
dort auch staubedingt gerade an den Alpen noch etwas verstärken. Bis morgen Früh
kommen durchaus 10 bis 20, in exponierten Staulagen bis an die 30 l/qm binnen 12
Stunden zusammen. Mit der postfrontal einfließenden polaren Meeresluft mit T850
um oder nur noch wenig über 0°C sinkt die Schneefallgrenze bis zum Morgen auf
1500 bis 1300 m ab.

Innerhalb des Trogbereichs, der von Höhenkaltluft mit für die Jahreszeit
beachtlichen -26 bis knapp -30°C in 500 hPa angereichert ist, kommt die
Konvektion im Nordwesten und Westen des Landes nur wenig, an der Nordsee und im
nördlichen Schleswig-Holstein gar nicht zur Ruhe. Getriggert durch das warme
Nordseewasser mit Oberflächentemperaturen von knapp 20°C und einer gut
ausgeprägten Küstenkonvergenz innerhalb eines Bodentroges sind von den
ostfriesischen Inseln bis nach Nordfriesland und Dithmarschen wiederholte, teils
kräftige Schauer und Gewitter zu erwarten. Im ICON-D23 EPOS finden sich dort
auch geringe Signale für mehr als 25 l/qm binnen 12h, was sich aber nicht im
Vorfeld (da nur sehr lokal und von der genauen Zugbahn abhängig), sondern nur im
Nowcasting abwarnen lässt.

Im Rest des Landes beruhigt sich die Schauertätigkeit und es lockert teilweise
stärker auf. Wo dies länger geschieht, rauscht die Temperatur in der frischen
Luftmassebei nur schwacher Luftbewegung ordentlich in den Keller bei nur noch 7
bis 3°C. In Tal- und Muldenlagen der Mittelgebirge ist Frost in Bodennähe nicht
ausgeschlossen. An der See und unter dichteren Wolken bleibt es bei rund 10°C
etwas milder.

Donnerstag … läuft ein weiterer Randtrog von Schottland südwärts ab und sorgt
letztlich für einen Ausweitung des Hauptroges südwärts unter Verkürzung seiner
Wellenlänge. Als Konsequenz daraus kommt dieser aber im Endeffekt nur in
tieferen Niveaus etwas ostwärts voran. In 300 hPa jedoch verbleiben weite
Landesteile unter einer strammen südlichen Strömung. Im Bereich der Trogspitze
sowie auf dessen Vorderseite vollzieht sich die erste Stufe zur bevorstehenden
und medial bereits seit Tagen heftigst diskutierten Dauerregenlage mit
Schwerpunkt Südpolen, Tschechien und Österreich unter Bildung eines kräftigen
Tiefs über dem Golf von Genau respektive Oberitalien mit einer startenden
VB-Lage.

Aber ganz so weit sind wir noch nicht. Immerhin sorgt aber den Alpenhauptkamm
überströmende WLA aufgrund des gegensätzlichen Windprofils dafür, dass die
Regenfälle aus der Nacht vor allem Richtung Berchtesgadener Land nicht komplett
abebben. Die Schneefallgrenze steigt tagsüber mit Tagesgang und nachlassender
Niederschlagsintensität auf knapp 2000 m an. Bis zum Abend kommen an den Alpen
nochmal um 5, Richtung Berchtesgaden 10 bis 20 l/qm zusammen.

Ansonsten setzt sich in der Westhälfte im Einflussbereich des Höhentroges das
wechselhafte Schauerwetter fort. Beim Vergleich der Temps im Gegensatz zur
heutigen Lage fällt allerdings schon auf, dass eine allmähliche Abtrocknung in
mittleren Niveaus zwischen 600 und 750 hPa stattfindet und somit Häufigkeit und
Intensität der Konvektion insgesamt etwas abnehmen. Bei geringer Scherung und
schwachen Höhenwinden kommen neben Graupel bei den Kaltluftgewittern keine
nennenswerten Begleiterscheinungen mehr dazu.

Aufgrund der limitierten Labilität in einer sehr trockenen Luftmasse bleiben
Schauer von der Ostsee bis nach Oberfranken die Ausnahme. Vor allem an der Küste
zeigt sich auch längere Zeit die Sonne.

Die Temperatur steigt bis zum Nachmittag bei guter Durchmischung und T850
zwischen 0 und +3°C auf 13 bis 17°C, direkt am Alpenrand kaum auf 10°C.

In der Nacht zum Freitag bildet sich aus dem o.e. Kurzwellentrog, der für die
südwärtige Ausweitung verantwortlich war, ein eigenständiges Drehzentrum. Da ihm
kein weiterer nachfolgt und von den Britischen Inseln eher WLA und
Potentialanstieg einsetzt, kündigen sich ausgangs der Nacht erste
Abtropftendenzen über der Schweiz an. Auf dessen Südflanke stößt ein scharfer
Randtrog innerhalb eines hochbaroklinen Umfelds über Korsika und Sardinien
Richtung Adria vor, womit ostwärts ausgreifend kräftiger Druckfall einsetzt und
sich auch über dem Balkan ein eigenständiges Tief entwickelt. Dessen weitere
Entwicklung wird auf einer VB-Zugbahn auf der Vorderseite des Langwellentroges
für die bevorstehende Unwetterlage von entscheidender Bedeutung sein.

Die neuesten Modellberechnungen (12z Läufe) sehen in Deutschland zunächst noch
gleichmäßige, meist leichte Regenfälle am Alpenrand mit 5-10, lokal um 15 l/qm
binnen 12 Stunden vor, was auch größtenteils eher staubedingte Ursachen hat und
noch kein massives Aufgleiten. Wie weit die Regenfälle dann schon ins
Alpenvorland und bis zum Bayerischen Wald ausgreifen, gehört bereits zu den
ersten kleinen Unsicherheiten. Um große Mengen sollte es sich aber noch nicht
handeln (wenige Liter).

Im großen Rest des Landes bricht die Konvektion tagesgangbedingt weitgehend
zusammen und es klart gebietsweise auf. Örtlich bildet sich Nebel. Ausnahme
bleibt auch in dieser Nacht die Küstenregion, wo es zu weiteren Schauern und
Gewitter kommt. Nun auch zunehmend an der Ostsee, da mit allgemeiner Winddrehung
auf Nordwest bodennah auch dort mehrere Bereiche in einen längeren Fetch
gelangen, wo sich die polare Meeresluft bei größerer Strecke über dem warmen
Wasser benötigte Feuchtigkeit und Energie holen kann.

Dazu wird es wieder empfindlich frisch mit 7 bis 2°C, an der See auflandig um
10°C.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … ergeben sich im Vergleich zur Frühübersicht keine größeren
Unterschiede. Das Höhentief tropft ab und wird über Oberitalien ostwärts
gesteuert. Daraufhin weitet sich das Bodentief bis nach Ungarn aus. Daraufhin
verstärken sich über Polen, Tschechien und Österreich die Aufgleitprozesse,
womit es auch entlang von oder und Neiße bis zum Bayerwald anfängt zu regnen,
wohl aber zunächst mal in der Größenordnung 10 l/qm binnen 12h. Auch an den
Alpen regnet es weiter, größtenteils aber noch staubedingt. Dort fallen weitere
10-20, in Staulagen bis 30 l/qm. Die Schneefallgrenze liegt bei rund 1500 m. Die
akkumulierten Summen östlich von uns lassen bis Samstagabend weiterhin lokal an
die 300 l/qm befürchten.

Im großen Rest Deutschlands sorgt schwacher Hochdruckeinfluss vom Ärmelkanal in
der nördlichen Strömung für einen schwachen Deckel und insgesamt nur geringe
Schaueraktivität im Bereich des Trogresiduums.

Modellvergleich und -einschätzung

Keine größeren Sprünge oder Auffälligkeiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen