SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.09.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Dienstag im Nordwesten Windböen, an der Küste und auf den Bergen stürmisch.
Nacht zu Mittwoch im Nordwesten kräftige Gewitter mit Starkregenpotenzial.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … befindet sich Mitteleuropa und damit auch Deutschland im
Einflussbereich eines ausgeprägten Langellentroges, der sich vom Europäischem
Nordmeer über die Adria bis zum Golf von Babes erstreckt. Eingelagert befindet
sich aktuell etwa über Osthessen und Thüringen ein kleines Höhentief, welches
sich in der Nacht zu Dienstag langsam auffüllt und mit der Trogachse ostwärts
abzieht. Der Haupttrog, bleibt dabei quasistationär über dem Europäischen
Nordmeer liegen, da er von einem umfangreichen Höhenrücken über Ost- und
Nordosteuropa blockiert wird.
Die zuvor eingeflossene Luftmasse in Deutschland ist leicht labil geschichtet
und für September mit PPWS um 25 mm immer noch recht feucht. Cape ist mit 5 bis
20 j/kg meist nur gering, jedoch ist im Westen und Südwesten die bodennahe und
die 0-6km Scherung von moderater Natur und somit sind auch einzelne recht
kräftige Entwicklungen nicht ausgeschlossen.

Am Nachmittag haben sich etliche kleinräumige Gewitter (Streuselkuchen um das
Höhentief herum) entwickelt, die lokal auch mit Starkregen um 15 l/qm in kurzer
Zeit, Graupel und Wind- bzw. stürmische Böen einhergingen. Am Abend, wenn die
Einstrahlung zurückgeht, stabilisiert sich die Luftmasse leicht und auch Cape
lässt deutlich nach. Die Gewittertätigkeit geht zurück. Mit der Verlagerung des
Höhentiefs/Trogachse und dessen PVA Maximums nach Osten verlagert sich auch die
Schauertätigkeit ostwärts. Trotz Rückgang der Labilität und des Capes können
auch nachts einzelne Blitze nicht ausgeschlossen werden.

In der Nacht zu Dienstag ist abgesehen von den Schauer- oder Gewitterböen Wind
kaum ein Thema. Das Tief über der südlichen Ostsee verlagert sich nordwärst, so
dass die anfänglichen Böen in Küstennähe rasch abschwächen dürften. In 850 hPa
ist im Süden der Wind anfänglich stark, auf den Berg- und Kammlagen der
Mittelgebirge und der Alpen werden Windböen, in exponierten Lagen auch
stürmische Böen aus West erwartet. Insgesamt verlagert sich das Windfeld
ebenfalls nach Südosten und schwächt sich mit der auffüllenden Trogachse auch
etwas ab. Gleichzeitig entwickelt sich vom Haupttrog über dem Europäischem
Nordmeer ein neuer Randdtrog mit dazugehörigen Frontensystem. Die Kaltfront
nähert sich ausgangs der Nacht der Nordsee an. Damit nimmt auch der
Druckgradient wieder zu und an der Nordseeküste treten erste Windböen auf.

Dienstag … zieht die Trogachse ostwärts ab, im Südosten kann es aber
vormittags noch zu teils schauerartig verstärktem Regen kommen, der bis zum
Mittag aber immer mehr nachlässt. Gewitter sind aber eher unwahrscheinlich, da
es hinter der Trogachse rasch stabilisiert.
Auf der Vorderseite es neuen Randtroges wölbt sich in 300 hPa ein schwacher
Rücken auf, während es in 500 hPa noch leicht zyklonal gekrümmt ist. Tagsüber
bleibt es meist trocken und bei 850 hPa Temperaturen und meist starker
bodennaher, im Nordwesten auch zunehmen mehrschichtiger Bewölkung steigen die
Höchsttemperaturen nur auf Werte zwischen 18 und 21 Grad.

Die Kaltfront greift erst am späten Nachmittag bzw. abends auf den Nordwesten
über, im Vorfeld nimmt aber der Druckgradient deutlich zu und vor allem in der
Nordwesthälfte muss ab den Mittagsstunden stellenweise mit Windböen, auf den
Bergen evtl. auch mit stürmischen Böen gerechnet werden. An der Nordseeküste und
auf dem Brocken sind Sturmböen wahrscheinlich. Die Ostsee ist mit ablandigen
Wind aussenvor.

Vor der Kaltfront steigen die PPWs auf Werte um 30 mm, insgesamt ist die
Schichtung aber eher stabil, so dass der Hauptaugenmerkt auf dem Regen liegen
sollte. Es sollen meist zwar nur 3 bis 10 l/qm fallen, mit konvektiven
Umlagerungen sind aber durchaus auch 20 bis 30 l/qm in kurzer Zeit nicht
ausgeschlossen. Auch in der Probabilistik gibt es Signale von mehr als 35 l/qm
in 6 Stunden.

Bis Mittwoch früh verlagert sich die Kaltfront bis zur Mosel und liegt damit
diagonal von der Mosel bis nach Vorpommern über Deutschland. Über
Norddeutschlandland fächert der Druckgradient auf, so dass dort die
Böentätigkeit bereits eingangs der Nacht nachlässt, auf dem Brocken indes nimmt
der Wind mit Frontpasasge noch etwas zu (BFT10). Auch die Niederschläge
verlagern sich mit der Front weiter südostwärts, wobei da es noch größere
Unsicherheiten gibt wie viel Regen an der Kaltfront fällt. Gebietsweise sollen
10 bis 20 l/qm in 6 Stunden fallen. Lokal ist sicherlich auch mehr möglich.
Hinter der Kaltfront liegen die 850 hPa Temperaturen unter 5 Grad, weiterhin
gehen auch die PPWs mit Werten unter 15 mm deutlich runter.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … verlagert sich die Kaltfront von der Mitte bis zum Abend zum
Alpenraum. Dabei schwächt sich (im Vergleich zum Vortag) die
Niederschlagsintensität (meist 5 bis 15 l/qm in 12 Stunden) insgesamt ab,
entlang des Schwarzwaldes und am Alpenrand kann es aber dennoch zu anhaltenden
Stauniederschlägen kommen. Vor allem im Südschwarzwald und Allgäu gibt es
Signale für mehr als 30 l/qm in 12 Stunden.
Vor und mit der Kaltfrontpassage frischt der Wind böig auf (BFT 6/7) und dreht
dabei von Südwest auf West. Auf den Mittelgebirgen sind auch stürmische oder
einzelne Sturmböen wahrscheinlich. Hinter der Kaltfront greift nun der Haupttrog
vom europäischen Nordmeer über die Nordsee auf Nordwestdeutschland über. In
dieser recht kalten und trockenen Luftmasse stellt sich ein sehr wechselhafter
Wettercharakter mit einigen Kaltluftgewittern ein. In 850 hPa gehen die
Temperaturen bis auf 0 Grad, in 500 hPa sogar auf -26 Grad zurück.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 15 Grad im Nordwesten und bis 20 Grad im
äußersten Südosten. Nachts kühlt es auf Werte zwischen 7 und 3 Grad ab.

Modellvergleich und -einschätzung

Generell gibt es Unsicherheiten bei der Niederschlagsprognose entlang der
Kaltfront. Gerade die gröber aufgelösten Modelle haben das Potenzial der
konvektiven Verstärkungen nicht völlig drin. Auch die Staubedingten
Niederschläge im Schwarzwald werden vom IFS und dem ECDMWF Ensemble deutlich
schwächer simuliert als von der deutschen Kette.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christina Speicher