S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.08.2024 um 10.30 UTC

Sehr warm bis heiß, nur im Norden anfangs kühler. Meist nur einzelne, am Montag
häufiger Schauer und Gewitter. Lokal Unwetter möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 04.09.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag befindet sich über Skandinavien ein
Höhentrog, der sich allmählich weiter ostwärts verlagert. Dem Trog vorgelagert
ist die Kaltfront eines Tiefs über Finnland. Sie hat den Norden Deutschlands
bereits überquert und hängt nun strömungsparallel schleifend über der nördlichen
Mitte, bzw. dem Nordwesten Deutschlands. Sie trennt eine nur mäßig warme (T850
hPa um 11 Grad) und trockene Luft im Norden von einer sehr warmen bis heißen und
feuchten Luftmasse (T850 hPa 13 bis 19 Grad) in der Mitte und im Süden. Die
Wetteraktivität an der Front ist nur gering, da sie von Druckanstieg überlaufen
wird. Denn ausgehend von einem Hoch über der Nordsee und dem Nordmeer ist ein
Keil Richtung Nord- und Ostdeutschland gerichtet. Dennoch gibt es einen Streifen
mit dichterer Bewölkung, aus der vereinzelt etwas Regen fällt. Im Norden ist es
meist sonnig.
Weiter Richtung Süden ist zwar im Bodendruckfeld eine flache Tiefdruckrinne
erkennbar, in der Höhe sorgt aber ein flacher Höhenrücken noch weitgehend für
eine Unterdrückung der Konvektion und es ist auch dort meist sonnig. Einzig im
Bergland könnte es für die Auslöse reichen. Durch eine langsame Verlagerung und
relativ hohe CAPE-Werte stehen dann Starkregen und Hagel als
Begleiterscheinungen im Fokus.

Am Sonntag gelangen wir allmählich auf die Vorderseite eines Troges über
Nordwesteuropa, von dem ein flacher Randtrog Richtung Frankreich und Spanien
gerichtet ist. Vorderseitig setzt – auch hierzulande – Druckfall ein und über
Frankreich bildet sich ein flaches Tief aus, von dem ausgehend weiterhin eine
flache Rinne Richtung West- und Süddeutschland gerichtet ist. An dieses Tief
angebunden ist unsere Luftmassengrenze, die nun wieder weiter nach Norden
vorankommt und die 15-Grad-Isotherme schließlich wieder den Raum Hamburg
erreicht. So bleiben nur noch der äußerste Norden und Nordosten auf der kühleren
Seite. Mit Vorankommen der Front kommt auch die feucht-labile Luftmasse weiter
voran und so sind im Westen, Süden und Osten ausgehend vom Bergland einzelne
Schauer und Gewitter zu erwarten, Teils mit Starkregen und Hagel. Im Bereich der
Front kommt es weiterhin nur vereinzelt zu Regen.

Am Montag tropft der Randtrog Richtung westliches Mittelmeer ab. Ihm folgt ein
weiterer Trog vor der Küste Westeuropas, sodass wir auf der Trogvorderseite
verbleiben. Das flache Tief zieht in Richtung Norddeutschland und schiebt die
sehr warme Luft bis zur Ostsee. Im Tagesverlauf greift die Kaltfront des Tiefs
auf den Nordwesten und Westen über, kommt aber kaum weiter landeinwärts voran,
da sie in ein weiteres Tief über der Biskaya mündet. Im Bereich des Tiefs bzw.
der Fronten kommt es über dem Norden und Westen zu teils schauerartig
verstärktem Regen, der auch mal kräftiger ausfallen kann. Präfrontal entwickeln
sich im Bereich des Warmsektors häufiger Schauer und Gewitter als an den
Vortagen. Dabei sind lokal Unwetter durch Starkregen und Hagel möglich.

Am Dienstag und Mittwoch verbleiben wir weiterhin vorderseitig des Troges über
Westeuropa. Von Süden schiebt sich ein Höhenrücken zu uns herein, sodass die
Höhenströmung leicht antizyklonale Konturen annimmt. Das Bodentief löst sich
über dem Norden Deutschlands bzw. der südlichen Ostsee auf. Die Front läuft aber
schleifend weiterhin vom Nordosten bis in den Westen über Deutschland hinweg.
Mangels Hebungsantrieben aus der Höhe zeigt sich die Wetteraktivität an der
Front nur in Form von etwas Regen oder lokalen Schauern und Gewittern. Im Süden
entwickeln sich vor allem im Bergland einzelne Schauer und Gewitter. Trotz des
leicht wechselhaften Charakters zeigt sich häufig die Sonne und es bleibt sehr
warm bis heiß.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells kann bis Sonntag als gut bezeichnet werden,
sodass bis dahin das gestrige Vorhersagekonzept beibehalten werden kann.
Nachfolgend nehmen sowohl die Unterschiede zu den Vorläufen (vor allem 00 UTC
Lauf von gestern), als auch die Unterschiede zu den anderen globalen Modellen
deutlich zu.
Die Passage der Kaltfront mit teils kräftigen Schauern und Gewittern, die nach
dem gestrigen 00 UTC Lauf des EZMW für die Nacht zum Montag angedacht war,
erfolgt nun erst später im Laufe des Montags und in abgeschwächter Form. Zudem
wird die Front bei EZMW wie beschrieben rückläufig und zeigt ab Dienstag kaum
noch Wetteraktivität. Denn der Trog, der nach dem gestrigen 00 UTC Lauf von
Westen übergreifen und für dynamische Hebung sorgen sollte, verbleibt nun
westlich von uns über Westeuropa. Dies hat nicht nur Einfluss auf die
Niederschlags-, sondern auch auf die Temperaturentwicklung. Gestern sollte
postfrontal eine kühlere Luftmasse einfließen, nun bleibt es bei dem sehr warmen
bis heißen Temperaturniveau.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die Modellunterschiede nehme ab Montag deutlich zu. So lässt ICON die
Kaltfront am Montag ostwärts durchgehen, bevor sie über dem Süden und Osten
beginnt zu schleifen und dort durch einen herannahenden Trog am Dienstag
reaktiviert und für teils kräftige Niederschläge sorgt. Dies entspricht im
Grunde der gestrigen 00 UTC Lösung des EZMW-Modells.
GFS zeigt ebenfalls eine Frontpassage, aber langsamer als ICON. Zudem verbleibt
der Haupttrog ähnlich zu EZMW westlich von uns und so fällt die
Niederschlagsaktivität ebenfalls geringer aus.
Somit ist im Grunde ab Montag keine sichere Vorhersage bezüglich der Temperatur-
und Niederschlagsentwicklung möglich. Da aber das EZMW-Modell zu dem gestrigen
12 UTC Lauf eine bessere Konsistenz aufweist als ICON und auch GFS den Trog
westlich von uns lässt, basiert die Mittelfrist heute auf EZMW und MOS-EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne am Beispiel für Offenbach zeigt bis einschließlich Montag sowohl
bei der Temperatur in 850 hPa als auch beim Geopotential einen sehr geringen
Spread. Dabei verlaufen beide Parameter nahezu gerade auf dem gleichen Niveau.
Ab Dienstag nimmt der Spread etwas zu, sowohl der Hauptlauf als auch die
Mehrheit der Member verbleiben aber auf dem sehr warmen Niveau. Somit scheint
die EZMW-Lösung ohne Frontpassage und somit die Fortdauer des sehr warmen bis
heißen Wetters bei nur geringer Niederschlagsaktivität die Wahrscheinlichere zu
sein.

Dafür spricht auch die Clusterung des EZMW. Sie zeigt für den Zeitraum von t+120
bis 168 Stunden fünf Cluster. Bei allen bleibt aber der Trog westlich von uns.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag sind vor allem im südlichen Bergland, am Sonntag im Westen, Süden und
Osten ausgehend vom Bergland einzelne Schauer und Gewitter zu erwarten, teils in
Verbindung mit Starkregen und Hagel. Lokal sind Unwetter nicht ausgeschlossen.

Am Montag kann im Westen und Norden teils schauerartig verstärkter Regen
auftreten. Dabei ist lokal Starkregen mit Mengen um 20 l/qm in einer Stunde
möglich. Die Wahrscheinlichkeiten sind aber gering. In den weiteren Landesteilen
entwickeln sich gebietsweise Gewitter mit Starkregen, teils auch Hagel. Diese
können lokal wieder unwetterartig ausfallen.

Am Dienstag und Mittwoch sind nur noch vereinzelte Gewitter zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, ab Montag EZMW, EZMW-EPS und MOS-EZMW

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger