S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.08.2024 um 10.30 UTC

Sehr warm bis heiß, nur im Norden anfangs noch kühler. Zunächst nur einzelne, zu
Beginn der neuen Woche häufiger teils kräftige Schauer und Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 03.09.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt Deutschland am Rande eines
Höhentroges, der Skandinavien allmählich ostwärts überquert. Dem Trog
vorgelagert ist die Kaltfront eines Tiefs über Nordschweden. Sie hat den Norden
Deutschlands bereits überquert und hängt nun strömungsparallel schleifend über
der nördlichen Mitte, bzw. dem Nordosten Deutschlands. Sie trennt eine nur mäßig
warme (T850 hPa 6 bis 10 Grad) und trockene Luft im Norden von einer sehr warmen
bis heißen und feuchten Luftmasse (T850 hPa 11 bis 19 Grad) in der Mitte und im
Süden. Im Bereich der Front und knapp präfrontal entwickeln sich gebietsweise
Schauer und Gewitter, teils in Verbindung mit Starkregen und Hagel bis in den
Unwetterbereich hinein, auch Böen Bft 7 bis 8 sind nicht ausgeschlossen. Weiter
im Süden sorgt ein flacher Höhenrücken noch weitgehend für eine Unterdrückung
der Konvektion und es ist meist sonnig. Einzig im Bergland könnte es für die
Auslöse reichen.
Postfrontal erfolgt im Norden rasch Druckanstieg und es schiebt sich ein Keil
eines Hochs über den Britischen Inseln (das wiederum Anschluss an das Azorenhoch
hat) zu uns herein. Da die höhenkälteste Luft im Trogbereich nördlich von uns
verbleibt, sollten Schauer im Norden die Ausnahme bleiben.

Am Samstag zieht der Höhentrog allmählich ab und ihm folgt von Westen ein
Höhenrücken nach. Dieser stützt das Bodenhoch bei den Britischen Inseln, das
sich vom Azorenhoch ablöst und eine abgeschlossene Parzelle mit Schwerpunkt über
der Nordsee und dem Nordmeer bildet. Davon ausgehend ist weiterhin ein Keil
Richtung Nord- und Ostdeutschland gerichtet. Über der Mitte und dem Süden ist
die Luftdruckverteilung flach und eher rinnenartig ausgeprägt mit mehreren
flachen Tiefs. Die Luftmassengrenze ist nahezu ortsfest geblieben und über dem
Westen sogar leicht rückläufig. Im Bereich der Front kann es weiterhin
gebietsweise zu schauerartigen und teils gewittrigen Niederschlägen kommen.
Deren Ausprägung wird von den Modellen noch sehr unterschiedlich prognostiziert.

Über der Mitte und dem Süden ist dynamischer Antrieb noch nicht so recht
auszumachen. Somit ist Konvektion vor allem ausgehend vom Bergland zu erwarten.
Durch langsame Verlagerung und relativ hohe CAPE-Werte stehen weiterhin
Starkregen und Hagel als Begleiterscheinungen im Fokus.

Am Sonntag gelangen wir zunehmend auf die Vorderseite eines Troges über
Nordwesteuropa, von dem ein Randtrog Richtung Frankreich gerichtet ist.
Vorderseitig setzt auch hierzulande Druckfall ein und auf Basis des EZMW-Modells
soll sich in der Nacht zum Montag über Benelux ein eigenständiges kleines Tief
ausbilden. Darin eingebettet ist auch unsere Luftmassengrenze, die nun noch
weiter nach Norden und so auch die 15-Grad-Isotherme bis knapp südlich von
Hamburg vorankommt. Allerdings greift im Laufe der Nacht bereits die Kaltfront
des Tiefs von Westen über. So sind tagsüber im Warmsektor zunächst nur einzelne
Schauer und Gewitter (vornehmlich im Westen und Süden) zu erwarten, bevor diese
mit Annäherung und Übergreifen der Front zunächst im Westen und Süden häufiger
werden und dann wahrscheinlich in schauerartig verstärkten Regen übergehen.
Unwettergefahr besteht weiterhin vor allem aufgrund von Starkregen.

Am Montag selbst zieht das kleine Tief zur Deutschen Bucht. Die Kaltfront
erreicht auch den Osten Deutschlands, hängt aber über dem Süden zurück. Der Trog
überquert uns noch nicht, ein kurzwelliger Anteil schwenkt aber über den
Nordwesten hinweg. Der Tag wird also wechselhaft mit Schauern und Gewittern oder
schauerartigem Regen, dabei ist auch mehrstündiger Starkregen denkbar. Die
15-Grad-Isotherme wird aus Deutschland zunächst mal gen Osten verdrängt.
Höchstwerte von 30 Grad oder mehr werden also voraussichtlich (je nach
Schnelligkeit der Front) nicht mehr erreicht. Es bleibt aber mit Ausnahme des
äußersten Nordens sommerlich warm.

Dienstag zieht das Tief über Dänemark hinweg Richtung Finnland. Während die
Front den Osten überquert hat, bleibt sie über dem Süden weiterhin liegen. Mit
Übergreifen des Troges und aufkommender Hebung kann es dort gebietsweise länger
anhaltend und kräftig regnen. Sonst setzt sich von Westen schwacher
Hochdruckeinfluss durch. Durch den zyklonalen Einfluss aus der Höhe, wird es
aber leicht unbeständig bleiben. Am Temperaturniveau ändert sich wenig.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells ist derzeit nicht gut. Während sich nach den
gestrigen Läufen nach der Frontpassage am Freitag zum Wochenende hin und darüber
hinaus leichter Hochdruckeinfluss einstellen sollte, ist nach dem heutigen 00
UTC Lauf am Wochenende und zu Beginn der neuen Woche die flache Tiefdruckrinne
über West- und Mitteleuropa zu erkennen, die uns allmählich ostwärts überquert.
So ist das Wettergeschehen eher zyklonal, aber auch wärmer geprägt. Diese
Entwicklung wurde bereits im gestrigen 12 UTC Lauf gezeigt. Die Passage der
Rinne und das Übergreifen der Kaltfront vollziehen sich im heutigen 00 UTC Lauf
aber schneller als im gestrigen 12 UTC Lauf. Langsamer hingehen erfolgt die
Passage des nachfolgenden Troges, sodass auch die Front über dem Süden länger
verbleibt und entsprechend dort für mehr Niederschlag sorgt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Das Übergreifen der Rinne zeigen auch die anderen globalen Modelle, der
zeitliche Ablauf und die Ausprägung sind aber noch unterschiedlich. So liegt sie
bei ICON und UK10 Montag 00 UTC noch weiter westlich als bei GFS und EZMW.
Entsprechend erfolgt auch die Frontpassage bei ICON und UK10 später, was
wiederum Auswirkungen auf die Gewitterentwicklung am Sonntag, in der Nacht zum
Montag und am Montag hat.
Das Zurückhängen der Front am Montag und Dienstag über dem Süden zeigen auch
ICON und GFS. Da der Trog aber noch deutlich weiter westlich liegt und somit
weniger dynamische Hebung vorhanden ist, fallen auch die Niederschläge deutlich
geringer aus als bei EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne am Beispiel von Offenbach zeigt beim Verlauf der Temperatur in
850 hPa bereits zu Beginn des Vorhersagezeitraums eine Zunahme des Spreads. Der
Hauptlauf befindet sich dabei am warmen Rand des Ensembles. Somit ist die Lösung
des gestrigen 00 UTC Laufs des EZMW-Modells, bei der uns die Kaltfront südwärts
überquert hätte, doch noch nicht vom Tisch. Nach dem heutigen Lauf geht die
Temperatur erst mit der oben beschriebenen Kaltfrontpassage ab der Nacht zum
Montag zurück. Interessanterweise stellt der Hauptlauf dann eher eine kältere
Lösung dar als die Mehrheit der Member. Somit bleiben der zeitliche Ablauf der
Frontpassage und die Entwicklung insgesamt unsicher. Häufige
Niederschlagssignale deuten aber auf den doch eher unbeständigen Charakter hin.

Die Unsicherheiten der Vorhersage und die schlechte Konsistenz spiegeln sich
auch in der Vielzahl der Cluster wider. Für den Zeitraum von t+72 bis 96 h und
120 bis 168 h sind jeweils sechs Cluster vorhanden. Für den ersten Zeitraum
befinden sich Haupt- und Kontrolllauf im ersten Cluster, zu dem auch die meisten
Member zuzuordnen sind. Von Sonntag bis Dienstag hingegen befinden sich Haupt-
und Kontrolllauf im 2. Cluster, die meisten Member hingegen in Cluster 1. Dieser
zeigt den Trog am Dienstag noch deutlich weiter westlich, ähnlich zu ICON und
auch die anderen Cluster zeigen den Trog deutlich schwächer oder weiter westlich
als im Hauptlauf des EZMW. Somit bleibt also unsicher, wie schnell die Front
durchgeht und ob sie über dem Süden reaktiviert wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag muss über der Mitte mit einzelnen Schauern und Gewittern gerechnet
werden, teils in Verbindung mit Starkregen, Hagel und starken bis stürmischen
Böen (Bft 7 bis 8). Lokal sind Unwetter nicht ausgeschlossen.

Am Samstag gibt es weiterhin in der Mitte einzelne Gewitter, teils auch
schauerartig verstärkter Regen mit Starkregengefahr. Im Süden und Südwesten
entwickeln sich ausgehend vom Bergland einzelne Schauer und Gewitter, teils in
Verbindung mit Starkregen und Hagel bis in den Unwetterbereich hinein.

Am Sonntag gibt es vor allem in der Mitte und im Süden zunächst nur einzelne, in
der Nacht zum Montag von Westen und Südwesten häufiger Schauer und Gewitter.
Dabei besteht lokal Starkregengefahr, Unwetter sind nicht ausgeschlossen.
Am Montag dann im Norden, Osten und Süden teils kräftige Schauer und Gewitter
oder schauerartig verstärkter Regen. Lokal ist weiterhin Starkregen
wahrscheinlich. Im Westen gibt es eine Wetterberuhigung.

Am Dienstag kann es im Süden teils länger anhaltend und kräftig regnen. Bislang
sind die Signale für Starkregen bzw. warnwürdige Regenmengen aber gering.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger