S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 26.08.2024 um 10.30 UTC

Überwiegend wechselhaft mit Schauern und Gewittern, vor allem im Süden auch
kräftig mit Unwetterrisiko bezüglich Starkregen. Zu Wochenbeginn zumindest
teilweise Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 02.09.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag greifen der westeuropäische
Langwellentrog und die Tiefdruckrinne allmählich auf Deutschland über. In der
Tiefdruckrinne kann sich wahrscheinlich über den mittleren Landesteilen eine
Konvergenz ausbilden, die vorderseitig der Kaltfront des Tiefs bei Island für
Hebung sorgen kann. Dadurch können sich im Tagesverlauf zunächst über dem
südlichen Bergland (Schwarzwald/Alpen) und dann auch über den mittleren
Landesteilen örtlich Schauer und Gewitter entwickeln, die aufgrund langsamer
Verlagerung und ppws um 30 mm auch mit lokalem Starkregen (Unwetter nicht
ausgeschlossen) einhergehen können. Aufgrund der trockenen Grundschicht sind
Sturmböen (Bft 8 bis 9) möglich. In der trogvorderseitig weiter auf Süd
drehenden Höhenströmung kann Subtropikluft mit 850 hPa-Temperaturen von 15 bis
19 Grad weit nach Norden ausgreifen. Damit wird verbreitet eine Höchsttemperatur
zwischen 28 und 31 Grad erwartet, vor allem im Osten teils um 33 Grad. Im Laufe
des Abends bzw. zur Nacht zum Freitag erreicht dann die Kaltfront des Westen
Deutschlands (T850 hPa auf unter 10 Grad zurückgehend) mit schauerartigen,
anfangs auch gewittrigen Niederschlägen. Lokaler Starkregen und starke bis
stürmische Böen (Bft 7 bis 8) sind möglich. Die frontalen Niederschläge breiten
sich in der Nacht zum Freitag durch das zurückhängen des Troges (auch durch
Abtropftendenzen in Richtung Iberische Halbinsel) nur langsam ostwärts aus und
liegen morgens wahrscheinlich diagonal über den mittleren Landesteilen.

Am Freitag liegt die Front diagonal über Deutschland und trennt etwas stabilere,
kühlere (850 hPa-Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad) und weniger feuchte Luft
im Norden/Nordwesten von der weiterhin feucht-labilen und warmen (850
hPa-Temperaturen bei 13 bis 19 Grad) Luftmasse über dem Süden. Die Front liegt
vorderseitig des zurückhängenden Langwellentroges, der aufgrund der
Abtropftendenzen im Süden kaum vorankommt. Daher verlagert sich auch die Front
nur zögerlich südostwärts. Im Frontbereich regnet es daher zeitweise, am warmen
Rand im Süden und Osten auch schauerartig verstärkt. Südlich davon bilden sich
erneut gebietsweise Schauer und Gewitter mit lokalem Starkregenpotenzial (lokal
Unwetter weiterhin möglich) und starken bis stürmischen Böen. Den Norden
überquert zudem langsam der nördliche Troganteil, mit Hilfe der warmen Nord- und
Ostsee und der damit verbundenen Labilisierung können trotz Luftdruckanstieg von
Westen Schauer und einzelne Gewitter auftreten (wenn auch in einer anderen
Luftmasse mit geringerem Starkregenpotenzial). Im Süden und Südosten können
erneut Höchstwerte zwischen 28 und 31 Grad erreicht werden. In der Nacht geht
vor alle im Nordwesten das Schauerrisiko zurück, entlang der Front und südlich
davon regnet es hier und da, anfangs gewittrig.

Am Wochenende kann die Bodenhochzone mit Schwerpunkt etwa über der südlichen
Nordsee nicht gänzlich für Wetterberuhigung sorgen, der Kurzwellentrog mit Achse
knapp westlich von uns am Samstag und am Sonntag über uns sorgt in der vor allem
im Süden nach wie vor feucht-labilen Luftmasse zusammen mit der Orografie für
genug Hebung und damit weitere Schauer und Gewitter. Dabei kann auch Starkregen
auftreten (aufgrund geringer Verlagerung auch vereinzelt Unwetter nicht
ausgeschlossen). Unter Hochdruckeinfluss nehmen vor allem m Norden und der Mitte
aber die Sonnenanteile zu, so dass bei 850 hPa-Temperaturen zwischen 4/5 Grad im
Norden und bis zu 12/13 Grad im Süden meist sommerliche Höchstwerte zwischen 25
und 28 grad zu erwarten sind. Vor allem an nord- und Ostsee sowie dem
angrenzenden Binnenland bleibt es etwas „kühler“.

Am Montag geht das Schauer-/Gewitterrisiko etwas zurück, der Kurzwellentrog ist
weitgehend abgezogen, insgesamt überwiegt aber in der Höhe weiterhin eher tiefes
Geopotenzial (flacher Trog bis nach Nordafrika). Daher muss vor allem im
südlichen Bergland weiterhin mit einzelnen Schauern/Gewittern gerechnet werden.
Im Norden streifen flache Anteile des Langwellentrog mit Drehzentrum bei Island.
Dabei kann ein gewisses Schauerrisiko vor allem über der See nicht
ausgeschlossen werden. Sonst sorgt noch eine allerdings langsam abschwächende
Hochdruckbrücke am Boden überwiegend für Stabilisierung und weitgehend
störungsfreies/überwiegend freundliches Wetter bei zudem häufig sommerlichen
Höchstwerten zwischen 25 und 28 Grad.

In der erweiterten Mittefrist übernimmt dann wieder mehr und mehr das
Troggeschehen die Regie, am Boden muss man die gradientschwache
Druckkonstellation eher als Tiefdruckrinne denn als Hochdruckbrücke bezeichnen.
Es besteht daher weiterhin ein leichtes Schauer-/Gewitterrisiko vor allem über
dem Bergland und in Trognähe im Norden. Insgesamt ist die Vorhersage noch
relativ unsicher.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist zu Beginn der Mittelfrist
gut, allerdings zeigen sich mit weiter fortschreitendem Vorhersagehorizont recht
bald Abweichungen. Bereits ab Freitag vollzieht sich der Druckanstieg in den
aktuelleren Modellläufen von Westen her verzögert gegenüber der gestrigen Lösung
und auch das Aufwölben eines Hochkeils über Westeuropa findet kaum noch statt.
Die neueren IFS-Läufe zeigen eine deutlich weniger antizyklonale Prägung der
Wetterlage. Auch wenn am Wochenende weiterhin ein Bodenhoch auch über
Deutschland simuliert wird, liegt in der Höhe nach wie vor ein Trog, der
mindestens in den südlichen Teilen des Landes die Wetterberuhigung deutlich
dämpft bzw. zu nichte macht. Zu Beginn der kommenden Woche wölbt sich der Keil
recht weit westlich auf, so dass unser Vorhersagegebiet voraussichtlich wieder
auf die Vorderseite des nächsten Langwellentroges gerät. Am Boden gelangt
Deutschland dann auch wieder in eine Tiefdruckrinne zwischen dem beständigen
Hoch über Russland und einem Hoch mit Schwerpunkt über dem zentralen, nördlichen
Atlantik. In den gestrigen Modellläufen sah auch das zum Ende der Mittelfrist
bzw. in der erweiterten Mittelfrist mehr nach überwiegend antizyklonalen
Verhältnissen und damit sogar eventuell weitgehend störungsfreiem
Spätsommerwetter aus.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Andere Globalmodelle simulieren den Beginn der Mittelfrist noch sehr ähnlich,
nachfolgend zeigen sich auch hier zunehmend unterschiedliche und überwiegend
zyklonal geprägte Lösungen. IFS hat sich durch den Abschied von seinem gestern
präferierten, relativ antizyklonalen Kurs ab dem Wochenende aber etwas
angenähert. Im Detail werden in der Modellwelt aber sehr viele Optionen
angeboten. Auf eine für unseren Vorhersagebereich weitgehend antizyklonal
geprägte Witterung (Keil/Höhenhoch über der Nordsee, Bodenhoch über Skandinavien
bis zu uns reichend) setzt zu Wochenbeginn das GFS. Wahrscheinlich aber auch
nicht nachhaltig bis in die erweiterte Mittelfrist.
Der Blick in die Modellwelt neben dem IFS offenbart also noch größere
Unsicherheiten für die mittelfristige Wetterentwicklung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den Zeitraum Donnerstag 00 UTC bis Freitag
00 UTC vier Cluster mit 26, 12, 8 und 5 Membern, Haupt- und Kontrolllauf sind in
Cluster 1 zu finden. Es zeigt sich eine unterschiedliche Behandlung sowohl des
auf uns übergreifenden Troges als auch des nachfolgenden, atlantischen Rückens.
Insbesondere der schwach besetzte Cluster 4 zeigt einen markanteren, aber in der
Ostverlagerung zögerlicheren Trog. Diese Lösung würde den zeitlichen Ablauf nach
hinten verschieben. Alle anderen Cluster (und damit die übergroße Mehrheit der
Member) sehen den Ablauf zeitlich ähnlich zu den obigen deterministischen
Ausführungen. Der Folgezeitraum von Samstag 00 UTC bis Montag 00 UTC liefert
fünf Cluster mit 15, 14, 10, 6 und nochmal 6 Membern, Haupt- und Kontrolllauf
finden sich erneut in Cluster 1 wieder. Allen Clustern gemein ist das bodennah
antizyklonale Gefüge, das durch mehr oder weniger markante zyklonale
Höhenstrukturen (zumindest gebietsweise) untergraben wird. Dabei tritt zum einen
der Norden in den Fokus, wo unterschiedlich stark ausgebildete kurzwellige
Troganteile oder gar ein Höhentief für Hebung sorgen kann. Und auch nach Süden
hin ergeben sich durch leicht zyklonale Strukturen und mit Hilfe der Orografie
ausreichend Hebungsimpulse. Der genaue Ablauf und die „Hotspots“ sind aber
unsicher. Und auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt die Spannung erhalten:
sechs Cluster sagen wahrscheinlich schon genug zum Thema Unsicherheit. Es lässt
sich aber ach feststellen, dass allen Clustern ein eher zyklonales Grundmuster
für unseren Vorhersagebereich zugrunde liegt. Das Blocking, dem alle Cluster und
Zeitschritte zugeordnet werden befindet sich westlich und vor allem östlich von
uns. Lediglich der sehr schwach besetzte Cluster 6 (4 Member) teigt einen sich
über Mitteleuropa aufwölbenden Keil, der gewisse Ähnlichkeit mit dem gestrigen
operationellen Lauf hat.

Die Rauchfahnen zeigen bereits ab Freitag einen sich zunehmend aufweitenden
Spread bei Temperatur in 850 hPa und Geopotenzial in 500 hPa. Und auch die
Niederschlagskurven sind nach dem noch halbwegs einheitlichen Peak ausgangs des
Donnerstages/am Freitag im weiteren Mittelfristverlauf deutlich unruhiger als
noch gestern. Man kann aber wahrscheinlich relativ gefahrlos schlussfolgern,
dass das Geopotenzial in einem ähnlichen Rahmen bleibt, deutlich höheres
Geopotenzial scheint eher unwahrscheinlich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER/STARKREGEN/STURM:
Am Donnerstag im Tagesverlauf zunächst im südlichen Bergland (Schwarzwald/Alpen)
und dann auch über die Mitte hinweg einzelne Gewitter mit lokalem Starkregen und
aufgrund der trockenen Grundschicht Böenpotenzial Bft 8 bis 9. Ab dem Abend von
Westen aufkommend und über die Nacht zum Freitag ostwärts bis in die Mitte
ausbreitend schauerartiger Regen, vorderseitig mit eingelagerten Gewittern.

Am Freitag geringes Gewitterrisiko im Norden mit Trogdurchgang und zusätzlicher
Labilisierung durch warme Nord- und Ostsee. Südlich der Front, also in etwa in
der Süd-/Südosthälfte im Tagesverlauf erneut teils kräftige Gewitter mit
Starkregenpotenzial, lokal Unwetter nicht ausgeschlossen. Im Frontalbereich über
den mittleren Landesteilen kann teils mehrstündiger Starkregen nicht ganz
ausgeschlossen werden, zumindest werden EFI-Signal für etwas erhöhte Regenmengen
im Frontbereich geliefert. Die Deterministik bleibt unterhalb jeglicher
Warnschwellen, die Probabilistik zeigt hier und da geringe Wahrscheinlichkeiten
unter 10 % für mehr als 25 l/qm in 12 Stunden.

Am Samstag im Süden/Südosten und Sonntag im Süden weiterhin Signale beim EFI
CAPE. In der weiterhin feucht-labilen Luftmasse dort im Tagesverlauf jeweils
erneut örtlich Gewitter. Lokal Starkregen, aufgrund geringer
Verlagerungstendenzen stellenweise Unwetter dabei nicht ausgeschlossen.

Am Montag örtlich Gewitter im südlichen Bergland (Schwarzwald, vor allem
Alpenraum) oder ganz vereinzelt an der See. Insgesamt zurückgehendes Risiko Sehr
geringe Wahrscheinlichkeit für markante Entwicklungen höchstens im Süden.

EFI liefert zudem Signale für erhöhte Tageshöchstwerte am Donnerstag und im
Südosten auch noch am Freitag.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger