#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 15.08.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.08.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Weiterhin meist sommerlich warm bis heiß, im Südosten wiederholt Gewitter mit
Starkregengefahr, vereinzelt Unwetter. Im Nordwesten kühler und zeitweise
Regenfälle.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Aktuell … befindet sich ein umfangreiches Zentraltief im Bereich Islands. An
dessen Südflanke liegt ein breiter langwelliger Höhentrog. Diesem gegenüber
steht ein Höhenrücken über dem östlichen Mitteleuropa. Letzter stützt ein
Hochdruckgebiet über Osteuropa, welches brückenartig mit dem Azorenhoch
verbunden ist. Die Achse dieser Brücke liegt in etwa über dem Alpenraum, so dass
bei uns südwestlicher Wind vorherrscht, der aber größtenteils sehr schwach ist.
Der äußerste Nordwesten liegt im Übergangsbereich zu dem Zentraltief, so dass
dort ein etwas stärkerer Gradient vorherrscht, was im Nordseeumfeld zumindest
für mäßigen Südwestwind sorgt.
Über dem westlichen Mittelmeer ist ein Höhentief abgetropft. Das zugehörige
Trogresiduum ist derzeit über dem Osten Deutschlands zu finden und sorgt in der
dort noch liegenden recht feuchten Luftmasse für etwas Hebung. Rückseitig des
Troges zieht eine wenig wetteraktive Kaltfront über den Norden, auf deren
Rückseite weniger feuchte und deutlich stabiler geschichtete Luft einfließt.
Zudem weist die Temperatur im Nordwesten nur noch 12 bis 14°C in 850 hPa auf. Im
Südosten, wo sich die etwas trockenere und „kühlere“ Luft nur mit der
ursprünglich dort liegenden feuchtheißen Luft vermischt hat, sind in 850 hPa
immer noch 16 bis 18°C zu finden.
In der dort liegenden Luftmasse ist heute in Alpennähe auch noch etwas an
ungedeckeltem CAPE aufgebaut worden, es hat aber nicht mehr zur Auslösung von
Gewittern gereicht. In den Resten feuchter Luft und unter Einfluss des Troges
gab es dagegen im Nordosten des Landes noch einzelne Gewitter, die aber
mittlerweile abgezogen sind. Einige letzte Schauer sind noch über Vorpommern zu
finden. Im übrigen Land dominiert am Abend ein sonniger oder gering bewölkter
Himmel. Lediglich im Nordwesten zieht auf der Vorderseite der Kaltfront des
Islandtiefs hohe Bewölkung auf.
In der Nacht zum Freitag kommt uns diese Kaltfront deutlich näher. Sie erreicht
bis zum Morgen die Deutsche Bucht. Auf ihrer Rückseite läuft in dem Bereich des
Langwellentroges eine flache Kurzwelle in die Nordsee und sorgt zunehmend für
leichte Hebung durch PVA im Bereich der Kaltfront, so dass diese mit mäßigen
Regenfällen in den Frühstunden auf die Gebiete an der Nordsee übergreift. Die
Schichtung im Frontbereich ist – abgesehen von ein paar labilen
Höhenniveaubereichen – insgesamt recht stabil, so dass es zu schauerartigen
Regenfällen kommt, aber nicht zu Gewittern reicht.
In den Südwesten des Landes könnten in den frühen Morgenstunden die Reste
einiger Gewitter ziehen, die aktuell noch über den Westalpen toben. Diese
sollten dann aber nicht mehr allzu stark sein und maximal etwas Starkregen um 15
l/qm bringen. Wahrscheinlich sind es aber eher nur ein paar dichtere Wolken und
letzte schauerartige Regenfälle.
Die Schauer im Nordosten lassen in der Nacht rasch nach, so dass dann in weiten
Landesteilen eine trockene Nacht ansteht. In vielen Regionen wird es gering
bewölkt oder klar. Die dichten Wolken der Kaltfront ziehen nur über den
Nordwesten hinweg.
Mit der Kaltfront kommt es im Nordwesten noch zu einer leichten Gradientzunahme,
so dass der Südwestwind vor allem rund um die Nordsee noch etwas zulegt.
Insbesondere auf den Nordfriesischen Inseln könnte es einzelne steife Böen
geben, wahrscheinlich ist aber keine Warnung vonnöten. Ansonsten bleibt es in
weiten Teilen unter der Hochdruckbrücke schwachwindig.
Die Nacht wird zumindest ein bisschen kühler als die Vornächte: Meistens werden
es 18 bis 14°C, vereinzelt im Bergland auch darunter. Nebel kann insbesondere in
den schwachwindigen Regionen des Südens und der Mitte nicht ausgeschlossen
werden, ist aber nicht sehr wahrscheinlich.
Am Freitag … schwenkt der Kurzwellentrog über der Nordsee rasch nach Nordosten
Richtung Schweden, so dass wir bald auf seine Rückseite mit leichter NVA
geraten. Vorderseitig eines weiteren Kurzwellentroges, der von Westen rasch
Richtung England zieht, wird das Geopotentialfeld vorübergehend sogar mal leicht
antizyklonal. Zudem dreht die Strömung minimal Richtung Südwest.
Die Kaltfront wird im Norden recht rasch von dem Kurzwellentrog überlaufen, nach
Süden zu läuft sie ohnehin in einen Bereich mit wenig Hebung. Das hat zur Folge,
dass sich die Regenfälle im Tagesverlauf deutlich abschwächen. Zudem kommt die
Kaltfront mangels Schubkomponente nur noch wenig nach Südosten voran. Sie wird
zunehmend diffus und wird in einem Streifen von Nordrhein-Westfalen bis
Mecklenburg-Vorpommern allmählich stationär.
Auf ihrer Rückseite kommt es zunächst kaum zu Wolkenauflockerungen, die
Temperatur in 850 hPa geht leicht zurück auf 10 bis 11°C. Im Süden bleibt uns
die feuchtwarme Luft erhalten. Sie kommt sogar, bedingt durch die leichte
Drehung der Strömung, wieder leicht Richtung Norden voran. Insgesamt weitet sich
die feuchte Luft in etwa bis zur Donau und zum Bayerischen Wald aus, daran
anschließend gibt es einen Übergangsbereich von der Schwäbischen Alb bis zum
Oberpfälzer Wald. Dort kann im Tagesverlauf durchaus wieder etwas CAPE aufgebaut
werden, mit Werten von 500 bis 1000 J/kg am Alpenrand. Synoptische
Hebungsantriebe fehlen zwar, die Gebirge stehen aber für die Auslösung von
Gewittern immer gerne zur Verfügung und so wird es im Laufe des Nachmittages in
den genannten Regionen – und mit abnehmender Wahrscheinlichkeit in dem
Übergangsbereich – zu einigen Gewittern kommen. Die sehr feuchte Luftmasse
(ppw’s teils über 35 l/qm, Grenzschichtfeuchte um 14 g/kg) ist natürlich wieder
starkregenanfällig, zumal die Zuggeschwindigkeiten meist unter 20 km/h liegen
dürften. Bei hochreichender Scherung meist etwas über 10 m/s können
Multizellensysteme entstehen, an denen es auch mal zu Hagel oder Sturmböen
kommen kann. Unwetterkriterien werden aber wohl nur durch den Starkregen
gerissen, dies ist aber sicherlich wieder an der einen oder anderen Zelle zu
erwarten.
In den Regionen dazwischen, vom Südwesten bis in den Nordosten, gibt es dagegen
meist nur geringe Bewölkung und es bleibt trocken. Generell wird es in der
ganzen Südosthälfte wieder hochsommerlich warm bis heiß mit Höchstwerten
zwischen 28 und 34°C (die höchsten Werte in der Lausitz). Im Nordwesten werden
unter der Front und rückseitig bei teils nur recht wenig Sonnenschein meist 22
bis 25°C erreicht.
Zuletzt noch zum Wind: Dieser dreht rückseitig der Front kurzzeitig auf
Nordwest, sonst weht er meist aus Südwest bis West. Der zunächst etwas stärkere
Gradient an der Front fächert im Tagesverlauf auf und bis zum Abend herrschen
wieder allgemein schwache Druckgegensätze. Dann scheint sich sogar ein flaches
mesoskaliges Hoch im Frontbereich zu bilden.
In der Nacht zum Samstag zieht der Kurzwellentrog von Südengland bis in den
Nordwesten Deutschlands. Damit wird die weiterhin stationär liegende Kaltfront
wieder von Hebung durch PVA erfasst und von Belgien her greifen im Nachtverlauf
wieder etwas stärkere Regenfälle auf NRW und später Südniedersachsen über. Dabei
können im Frontbereich auf einem schmalen Streifen nach den deutschen Modellen
durchaus 10 bis 25 mm Regen innert 6 Stunden fallen. Da die Schichtung im
Frontbereich weiter stabil ist, sollte es nicht zu Gewittern kommen. ICON-D2-EPS
zeigt aber durchaus Signale für Starkregen über 20 l/qm in 6 Stunden.
Im Süden wird, nachdem dort zu zuvor die Gewitter zusammengefallen sind, in der
zweiten Nachthälfte durch die leichte Hebung auf der Trogvorderseite die
Gewittertätigkeit wieder angefacht. Auch dort kann es zu Starkregen kommen,
dabei sind insbesondere in mehrstündigen Zeiträumen auch Unwettermengen möglich.
Weitgehend trocken bleibt es dagegen ganz im Nordwesten rückseitig der Front und
zwischen den beiden Systemen vom Südwesten bis in den Osten. Dort kann der
Himmel auch zeitweise klar sein, man muss aber auch mit durchziehenden
Wolkenfeldern rechnen.
Bei nach wie vor flacher Druckverteilung spielt der Wind keine große Rolle. Die
Temperatur geht in der Nacht auf 19 bis 14°C zurück.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Der Samstag … wurde in der Frühübersicht hinreichend beschrieben.
Modellvergleich und -einschätzung
Auf synoptischer Skala sind die Modelle bis Samstagmorgen in guter
Übereinstimmung. Am Samstag selbst und in der Nacht zum Sonntag zeichnen sich
leichte Unterschiede in der Form und Lage des Troges über Frankreich ab. Dies
hat auch Auswirkungen auf das Bodendruckfeld. So soll nach ICON und GFS in der
Nacht zum Sonntag ein etwas stärkeres Tief über Deutschland entstehen als nach
IFS und UK10. Insbesondere bei der Lage und Ausdehnung der Starkregengebiete
(Unwettergefahr) bestehen noch erhebliche Unterschiede zwischen den Modellen.
Hier muss noch abgewartet werden, bis sich die Modelle annähern. Auch die
schauerartigen Verstärkungen an der Kaltfront in der Nacht zum Samstag und
Samstagvormittag werden noch etwas unterschiedlich simuliert. Auch hier besteht
Starkregengefahr, allerdings wohl keine Unwettergefahr.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann