S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 12.08.2024 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft und weiterhin sommerlich warm. Am Wochenende im Süden und
Osten erneut Gewitter bis hin zum Unwetter durch heftige Regengüsse.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 19.08.2024

Am Donnerstag liegt Deutschland an der Südostflanke eines Zentraltiefs bei
Island. Der hiervon ausgehende breite Trog erstreckt sich zu den Britischen
Inseln, so dass sich eine südwestliche Strömung ergibt. In diese wird eine
schwache Kaltfront eingesteuert, die schleifend bis auf den zentralen
Mittelgebirgsraum übergreift. Daher entwickeln sich bevorzugt über dem dortigen
Bergland und auch in der vorgelagerten Warmluft unmittelbar an den Alpen
Gewitter, die mit lokalem Starkregen einhergehen können und in der Nacht zum
Freitag alsbald in sich zusammenfallen. Im Süden und Osten kann zuvor die
Temperatur auf knapp über 30 Grad ansteigen.
Am Freitag näher sich in der südwestlichen Strömung eine weitere Kaltfront, die
durch einen in die Nordsee ablaufenden Kurzwellentrog nach Südosten gedrückt
wird. In Nordseenähe setzt daher Regen ein. Im Südosten hält sich nach wie vor
die vor der ersten, sich auflösenden Kaltfront liegende labil geschichtete
Warmluft, so dass sich dort im Tagesverlauf vorzugsweise an den Alpen und im
Bayerischen Wald erneut Gewitter mit Starkregen entwickeln, wobei die
Unwettergefahr durch heftigen Starkregen, in Richtung Alpen auch durch größere
Hagelansammlungen, gegenüber dem Vortag etwas zunimmt. In der Nacht zum Samstag
dürfte die Konvektion wieder zusammenbrechen.
Am Samstag verlagert sich das Zentraltief nebst dem hiervon ausgehenden Trog
etwas nach Osten, wobei die Trogachse nach Nordfrankreich schwenkt. Dies lässt
die südwestliche Strömung aufsteilen, die feuchtlabile Luft vom Südosten kommt
daher im Osten nordwärts voran. Somit entwickeln sich im Tagesverlauf im
gesamten Süden und über dem östlichen Mittelgebirgsraum bei geringen
Luftdruckgegensätzen Gewitter, die mit (teils mehrstündigem) Starkregen bis hin
zum Unwetter einhergehen können. Im Nordwesten und Norden sowie über der Eifel
sorgt die dort schleifende Kaltfront für Schauer, dazwischen, etwa von den
Mittelgebirgen westlich des Rheins bis zur Oder, dämpft kompensierendes Absinken
die Niederschlagstätigkeit. In der Nacht zum Sonntag greift die Achse des o.g.
Troges zögernd auf den Westen Deutschlands über. Die Gewitter im Osten und Süden
Deutschlands verclustern zusehends, wobei dann der Fokus auf mehrstündigen
Starkregen zu legen ist. Unwetterartige Regenmengen können ganz im Osten und
auch aus den Alpen heraus bis in die Frühstunden des Sonntags auftreten.
Am Sonntag weitet sich der Trog nach Oberitalien aus, wobei sich ein Austropfen
andeutet. Das Residuum schwenkt in die Ostsee. Da die Strömung über Deutschland
auffächert, ändert sich die Luftmassenverteilung nur sehr schleppend, d.h. im
Süden und über dem östlichen Bergland zeichnen sich erneut zumindest anfangs
noch gewittrige Starkregenfälle ab. Im Erzgebirgsraum können extreme Regenmengen
zusammenkommen. Im Norden und Westen setzt sich dann im Bereich eines sich
ostwärts ausweitenden Hochkeils Absinken mit Auflockerungen durch. Gegenüber den
Vortagen erfolgt ein Temperaturrückgang. In der Nacht zum Montag überquert der
Trog das Vorhersagegebiet, wodurch die Regenfälle, die in der ersten Nachthälfte
noch unwetterartig sein können, zur Oder und zu den Alpen abgedrängt werden.
Am Montag setzt sich vollends Zwischenhocheinfluss durch. Schauer kommen dann
kaum noch zustande. Temperaturen um 25 Grad zeichnen sich nur über dem Süden
Deutschlands ab, im Norden wird gebietsweise die 20 Grad-Marke unterschritten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bringt sich über dem nahen
Ostatlantik ein neues Zentraltief in Position, das sich Irland nähert. Der
hiervon ausgehende Trog lässt die Strömung erneut auf Südwest drehen, wodurch
ein Temperaturanstieg auf deutlich über 30 Grad zustande kommt. Zur Wochenmitte
nimmt dann von Nordwesten und Westen her und auch aus den Alpen heraus die
Gewitterneigung wieder zu.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich mit den
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Ab Sonntag ergeben sich, wie
bereits beim gestrigen 12 UTC-Lauf, ausgeprägtere Mäandrierungen und auch
deutlichere Phasenunterschiede zum gestrigen 00 UTC-Lauf. Der von Westen
übergreifende Zwischenhocheinfluss wird daher ausgebremst und kommt erst ab
Montag so richtig zum Zuge. Für den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ergibt sich dann wieder ein weitgehend ähnliches Bild.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Sonntag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den einzelnen Modellen. Einzig ICON zeigt den Austropfprozess des o.g.
Troges etwas ausgeprägter. Auch der Zwischenhocheinfluss am Montag lässt sich
bei allen Modellen finden. Bei GFS ist dieser auf den Süden Deutschlands
beschränkt, auf den Norden lässt dieses Modell ein Frontensystem übergreifen.
Nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes wäre dies erst ab der Nacht zum
Mittwoch der Fall.
Im Gegensatz zu EZMW, das ab Dienstag rasch wieder die Strömung auf Südwest
drehen und aufsteilen lässt, zeigt GFS eine leicht zyklonale und das kanadische
Modell eine antizyklonal gekrümmte Strömung, die von West-Nordwest zögernd glatt
auf West dreht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS folgt weitgehend der oben beschriebenen Entwicklung, zeigt aber
im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum eine Drehung der Strömung auf
West-Südwest, die nicht so ausgeprägt ist wie bei EZMW, aber auch einen
Temperaturanstieg bewirken dürfte. Dies erfolgt bei ansteigendem Luftdruck und
einer Verringerung der Niederschlagssignale. Hinweise auf ein erneutes Aufleben
der Gewittertätigkeit ab der Wochenmitte lassen sich nur im äußersten Südosten
finden. Der Spread wird erst im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
rasch größer.
Das EPS des EZMW zeigt wie der deterministische Lauf ebenfalls eine südwestliche
und aufsteilende Strömung, wobei ab Wochenbeginn der Spread signifikant zunimmt.
Diese wird auch durch 4 der 6 Cluster abgebildet, die restlichen beiden Cluster
zeigen eine relativ glatte westliche Strömung (6 Member) bzw. einen sich
aufwölbenden Rücken (5 Einzellösungen). Ab der Wochenmitte zeigt die übergroße
Mehrzahl der Member einen Temperaturanstieg, wobei dann auch wieder, wenn auch
schwache, Signale für Niederschläge zu finden sind. Dies betrifft vorrangig den
Nordwesten und den Südosten Deutschlands, vom Südwesten Deutschlands bis etwa
zur Ostsee ist die Niederschlagsneigung gering.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen ergibt bis über die Mitte der kommenden
Woche hinaus eine Dominanz der Lagen „Brücke Mitteleuropa“ und „Südwest
antizyklonal“. Zirkulationsmuster, die eher auf Abkühlung setzen, sind gegenüber
weiter zurückliegenden Modellläufen auf dem Rückzug.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag sind vor allem über dem zentralen Mittelgebirgsraum einzelne
Gewitter zu erwarten, Starkregen ist nur wenig wahrscheinlich. Sonst sind keine
markant zu bewarnenden Wetterereignisse in Sicht.
Am Freitag entwickeln sich vom Schwarzwald bis zum Bayerischen Wald und bis zu
den Alpen vermehrt Gewitter, die vor allem in Richtung Alpen mit örtlicher
Unwettergefahr durch heftigen Starkregen und größere Hagelansammlungen
einhergehen. Darüber hinaus frischt an der Nordseeküste der Wind mit stürmischen
Böen Bft 8 um West auf.
Am Wochenende zeichnet sich eine erneute Schwergewitterlage ab, dieses Mal
vorzugsweise im Süden und Osten Deutschlands, wobei der Fokus dann meist auf
heftigem und auch mehrstündigem Starkregen liegt.
Am Samstag bilden sich im Süden und im östlichen Mittelgebirgsraum häufig
Gewitter; vor allem in Alpennähe und über dem Bergland besteht Unwettergefahr
durch heftigen (mehrstündigen) Starkregen. Diese dauern bis in die Nacht zum
Sonntag hinein an.
Auch am Sonntag muss im östlichen Bergland sowie in Alpennähe noch mit
unwetterartigen Regenfällen gerechnet werden, die anfangs noch von Gewittern
durchsetzt sind. Im Erzgebirgsraum sind dabei extreme Regenmengen nicht
auszuschließen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann