S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.08.2024 um 10.30 UTC

Heiß mit einem zunehmenden Gewitter- und Unwetterpotenzial. Ab Donnerstag
wechselhaft und weiterhin sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 16.08.2024

Dynamische Trägheit.

Dieses Oxymoron beschreibt recht gut die nun anstehende Mittelfrist, denn die
Atmosphäre ist weiterhin träge in dem seit Wochen eingefahrenen Muster
verfangen, weist jedoch temporär eine deutliche dynamischere Komponente auf.
Wieso und warum?

Beginnen wir mit der Trägheit in diesem Sommer.

Schaut man sich repräsentativ die Abweichungen im 500 hPa Geopotentialfeld im
nordatlantisch-eurasischen Sektor zwischen dem 01. Juli und dem 4. August an, so
erkennt man positive Abweichungen des Geopotentials von teils mehr als 40m über
Südosteuropa – dort, wo sich eine beständige und quasistationäre
Subtropenhochzelle festgesetzt hatte. Bei den 850 hPa Temperaturanomalien
erstrahlen die Regionen vom Balkan bis in die südliche Ukraine für denselben
Zeitraum in roten Farben mit Abweichungen von 2 bis 4 Kelvin zur 91-20
Klimatologie. Die 20 Grad Isotherme in 850 hPa war beinahe täglich über dem
Mittelmeer zu verorten, wo sich eine mäßige marine Hitzewelle (regional Stufe 2
bis 3 von 5) und SST Abweichungen von bis zu 5 Kelvin in der Spitze eingestellt
haben. Daher verwundert es auch nicht, dass wir mittlerweile in beinahe jedem
Warmsektor nicht selten Taupunkte von mehr als 20 Grad zur Verfügung haben. Im
Juli gab es kaum eine Station in Deutschland, die nicht mal die 20 Grad beim
Taupunkt erreicht hatte mit Spitzenwerten bis knapp 24 Grad entlang des
Oberrheins bis ins Rhein-Main-Gebiet (zumeist am 31. des Monats aufgestellt).

Diese Trägheit zeigt sich auch wunderbar bei der Betrachtung der globalen
Impulsbilanz der Atmosphäre. Seit dem ersten Junidrittel bis weit in den Juli
gab es durchweg eine deutlich negative Impulsbilanz, somit keinen Neueintrag,
der zeitversetzt hätte in die Außertropen wandern können. Diese negativen Werte
sind nicht unüblich in einer (sich aktuell aufbauenden) La Nina Phase, wo
stärkere Passatwinde aus Osten eine Verringerung des westlichen Impulses und
somit eine Negativbilanz des gesamten Impulsbetrags der Atmosphäre zur Folge
haben. Der Oceanic Nino Index, (ONI, Kopplung mit der Atmosphäre) ist zwar noch
im leicht positiven Bereich, dennoch kann der Einfluss der stehenden La Nina
Welle nicht mehr geleugnet werden und bis auf einen kurzen Impulseintrag zur
Monatsmitte des Juli (entsprechende Druckkonfiguration der nordhemisphärischen
Druckmuster in einen positiven Eintrag des Gebirgsdrehmoments mündend) änderte
sich daran wenig. Auch während dieser Mittelfrist soll sich daran nichts ändern
mit einem vorsichtigen Anstieg erst zum Monatswechsel. Mit ein Grund dieser
Beständigkeit ist auch eine geschwächte Aktivität der MJO (ebenfalls durch die
sich aufbauende negative ENSO beeinflusst), deren temporärer Impulseintrag nicht
ein- bzw. auftrat. Dies markiert als ein Teilfaktor die Trägheit und die
beständigen Wellenmuster mit tiefem Geopotential nordwestlich von uns und hohem
über Südosteuropa.

Apropos MJO, die nun unter geringer Amplitude über den Sektor 1 zu 2 und somit
in Richtung Indischer Ozean wandert und dabei den Atlantik in einem recht
scherungsarmen Zustand hinterlässt. Die Numerik springt schon mit einzelnen
Modell-Tropenstürmen drauf an, die natürlich auch uns bei entsprechender
außertropischer Umwandlung indirekt betreffen können.

Doch was sorgt denn nun für die Dynamik während dieser Mittelfrist?

Schauen wir einmal die NAO der vergangenen Wochen an, die anhaltend leicht
positive Werte aufwies. Wieso? Dies sind noch die Auswirkungen einer leicht
positiven Phase der globalen Impulsbilanz Ende Mai/Anfang Juni, die sich der
tropisch/subtropischen Zirkulation folgend langsam bis in die Außertropen voran
gearbeitet hatte und stark vereinfacht gesagt den Polarfrontjet mehr Dynamik
gebracht hat. Dies ging Hand in Hand mit leicht negativen Temperaturanomalie
über dem Nordpol während der vergangenen Monate, was ebenfalls den Polarfrontjet
anfachte.

Eine NAM, die durchweg mehr oder weniger um den Nullpunkt pendelte und eine im
Juli im Durchschnitt leicht positive NAO spiegeln das sommerliche Geschehen bei
uns wider: Anhaltende schwache Wellenflüsse vom Nordatlantik brachten uns den
insgesamt wechselhaft geprägten Sommer, während die subtropischen Bereiche durch
sehr schwache Zonalwinde auffielen. Trägt man die Anomaliewerte des genannten
Zeitraums für die 300 hPa Winde auf, dann leuchten die subtropischen Bereiche
teils mit stark negativen Anomaliewerten auf, wie z.B. über Südosteuropa, wo
sich die beständige blockierende Antizyklone etablieren konnte.

Doch es gibt noch weitere und wohl letztendlich auch dominantere Faktoren, die
die nun anstehende Mittelfrist dynamischer gestaltet. Einerseits breitet sich
über Grönland ein recht kräftiger Ableger des Polarwirbels in der Troposphäre
aus, was durch einen allgemeinen Rückgang des Geopotenzials angedeutet wird, der
sich bis auf den Nordatlantik auswirkt.
Gleichzeitig sorgte das langsam vor der Südostküste der USA herumdümpelnde und
nun nordostwärts ziehende tropische System Ex-DEBBY für einen reichhaltigen und
langanhaltenden Eintrag feucht-tropischer Luftmassen in die außertropische
Frontalzone.
Schon alleine darüber könnte man einen Artikel verfassen. Der Übersicht wegen
erfolgt das Geschehen nur kurz und knapp. DEBBYs rotationsfreie/divergente
Komponente des Outflows (irrotational) sorgte mit PV Abbau für eine Verschärfung
des PV Gradienten entlang der Frontalzone, ergo: eine deutliche Zunahme der
Dynamik. Einhergehende 850 hPa Anomalieverteilung der Temperatur mit dem
Bodendruck über dem Nordatlantik stützte die Phase der Jetausdehnung nach Osten
(jet extension) mit einem sich brechenden supergeostrophischen Jet am
Nordostrand der von DEBBY gestützten Antizyklone und letztendlich mit einem sich
entwickelnden Langwellentrog vor den Toren Europas. Dieser beschäftigt uns zum
Beginn der Mittelfrist mit kräftiger WLA und Hitze.

Die durch DEBBYs Reste induzierte außertropische Tiefdruckentwicklung muss erst
den genannten agilen Jet durchqueren, um sich in einer hyperbaroklinen Umgebung
über dem offenen Nordostatlantik deutlich zu intensivieren (IFS-ENS mit rund
15-20 hPa Druckfall in 24h). Dieses Sturmtief zieht es dann zur Wochenmitte und
in weiterer Folge unter den Muttertrog bei Island, wo es sich „vertically
stacked“ für die Mittelfrist zum steuernden Tief mausert. Diese Entwicklung
bringt uns dann ab Donnerstag eine für diese Jahreszeit recht stramme westliche
bis südwestliche Höhenströmung in einem NAO + Regime. In der Folge steht dann
die Frage im Raum, ob nach Abzug dieses steuernden Tiefs zur letzten
Monatsdekade der Trog in kleinere Residuen fragmentiert, die teils retrograd
wandern (wieder vorderseitenlastig), oder ob der Trog erneuert wird. Ein
erlaubter „Spicker“ in die Clusteranalyse deutet im Überhang eine zonal geprägte
Lösung an, allerdings mit einem Schwerpunkt des tiefen Geopotenzials
nordwestlich von uns.

Kommen wir wieder zur dynamischen Trägheit zurück. Die genannte Entwicklung
beschreibt vorerst keine substanzielle Änderung des bis dahin dominanten
nordatlantisch-eurasische Grundmusters, sodass die Hitze über Südeuropa ebenso
Bestand haben wird, wie auch das wechselhafte Wetter in Nordwest- bis
Mitteleuropa. Was sich ändert ist, dass die Dynamik nun kräftigere
Tiefentwicklungen ermöglicht, die sich z.B. über dem offenen Nordostatlantik
abspielen werden. IFS-ENS deutet hier vermehrt erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Bft 11 Böen an (1 km AGL). Inwieweit solch kräftige Entwicklungen auch das
europäische Festland betreffen werden muss abgewartet werden. Die jüngste
(internationale) Numerik brachte ja immer wieder teils imposante Entwicklungen
hervor.

Was bedeutet das für unsere Mittelfrist vom Montag, den 12. bis Freitag, den 16.
August?

Der Beginn der Mittelfrist am Montag ist geprägt durch die kräftige WLA stromab
des angesprochenen Langwellentroges, der sich vor den Toren Westeuropas
platziert hat. Eine am Vortag peripher dieses Troges induzierte kräftige
Zyklogenese (nach Irland ziehend) wurde mittlerweile noch weiter nach Westen
korrigiert, was in Einklang steht mit einer konstanten/zarten Westverschiebung
des Wellenzuges (Korrektur dank DEBBY, was auch bei den Inkrementen des IFS zu
erkennen ist). Dies hat zur Folge, dass eine Antizyklone über Skandinavien
stabiler/westlicher und somit länger wetteraktiver für unseren Vorhersagebereich
berechnet wird, aber auch, dass in der Folge ein verzögerter Luftmassenwechsel
der heißen subtropischen Luftmasse erfolgt, was die Gewitteraktivität besonders
nach Osten zu in die Länge ziehen könnte.

Während sich für England/Schottland für den Montag eine deftige Gewitterlage
anbahnt, beeinflusst uns aus heutiger Sicht die sich von Schweden bis nach Polen
erstreckende Antizyklone noch nachhaltig und sorgt für 1a Badewetter dank viel
Sonnenschein. Beim Blick auf die PWATs fällt aber auf, dass im Südwesten und
Süden bereits eine sehr feuchte subtropische Luftmasse mit Werten von über 35 mm
eingeflossen ist. Derweilen erfolgt die Hauptstoßrichtung der kräftigsten WLA
(sehr feuchte subtropische Luftmasse) mit 850 hPa Temperaturwerten von 19 bis 23
Grad westlicher (über Frankreich), tangiert mit ihrer abgehobenen
Mischungsschicht aber auch den Südwesten Deutschlands, sodass dort schwach
gedeckelte 2000-3000 J/kg MUCAPE bei geringer Scherung zur Verfügung stehen (DLS
unter 10 m/s). Trotz einer Höhenkeilpassage und fehlender Hebung dürften entlang
der Orografie im Süden und Südwesten einzelne heftige Gewitter zu erwarten sein,
die anfangs teils mit größerem Hagel und Sturmböen, aber vor allem mit sehr
heftigem Starkregen einhergehen.

Ansonsten scheint die Sonne abseits dieser punktuell auftretenden Niederschläge
von früh bis spät und das besonders im Norden, wo weiterhin eine modifizierte
und vergleichsweise sehr trockene mP Luftmasse aus der Antizyklone herausfließt.

Die 850 hPa Temperaturwerte pendeln von Nordost nach Südwest zwischen 11 und 21
Grad, was bei voller Durchmischung inkl. einer Überadiabate Maxima von 23 Grad
im Umfeld der Greifswalder Bodden (auflandige Windkomponente) und 36 Grad am
Oberrhein, im Rhein- Main Gebiet und in Richtung Saarland zur Folge hat.
Saharastaub spielt dank schwacher Windverhältnisse in der Region, wo
normalerweise der Staubeintrag zu erwarten ist (Marokko/Algerien) und kein nach
Mitteleuropa gerichteter Jet/warmes Förderband wohl eine untergeordnete Rolle.

In der Nacht zum Dienstag ergibt das bei den unterschiedlichen Luftmassen auch
einen ordentlichen Temperaturgradienten mit teils tropischen Werten zwischen
Nieder- und Oberrhein sowie 12 oder 11 Grad im Umfeld der Oder.

Am Dienstag wandert die Keilachse ostwärts und liegt zum Nachmittag über dem
Osten Deutschlands. Die sehr fechte Subtropikluft wird als Blase mit PWATs von
40 bis 50 mm in den Nordwesten Deutschlands geführt, während die Werte im Süden
bei rund 35 mm verbeiben. Zusammen mit dem Übergreifen eines Bodentroges in den
Westen und in der Nacht zum Mittwoch auch über die Mitte und den Süden
Deutschlands dürften die Bedingungen für zahlreiche heftige Gewitter mit
(extremen) Starkregen (anfangs auch mit größerem Hagel und Sturmböen) bei MUCAPE
um 2000 J/kg und DLS um 5 m/s gegeben sein, inklusive größerer Cluster mit teils
erheblichen regionalen Regensummen. Der jüngste Lauf von IFS bietet im
Nordwesten gar 3000-4000 J/kg MUCAPE und mäßige Scherung für organisierte
Konvektion an, diese Feinheiten variieren aber wohl noch in den Folgeläufen.
Egal wie, der Dienstag wird trotz überschaubarer Dynamik ein waschechter
Unwettertag.

Im gesamten Osten ist davon dank einer trockeneren/stabiler geschichteten
Luftmasse noch nichts zu spüren. Erst in der Nacht zum Mittwoch sickert auch
hier die labile Luftmasse ein und kann die ersten Schauer/Gewitter hervorrufen.

Viel Sonnenschein und 850 hPa Werte mitten im August von 17 bis 22 Grad – da
kann man nur froh sein, dass der Keil bezüglich seiner Schichtdicke zahm
daherkommt (verminderte Subsidenz) und dass auch keine gröbere Front mit im
Spiel ist (präfrontale Kompression), sodass die Maxima „nur“ auf Werte von 30
bis 37 Grad steigen mit den üblichen Verdächtigen bei den absoluten Maxima
(entlang des Rheins, Saarland). Im Nordosten bleibt es etwas weniger heiß.
Die Minima in der Nacht zum Mittwoch liegen deutschlandweit zwischen 21 und 15
Grad, wobei mit etwas Pech (viel nächtliche Bewölkung nach einem heißen Tag)
lokal noch höhere Minima nicht auszuschließen sind.

Am Mittwoch könnte sich innerhalb eines umfangreichen Bodentroges nördlich von
uns ein dominantes aber seichtes Bodentief etablieren, allerdings deutet eine
weit verstreute Memberschar im IFS-ENS noch auf erhebliche Unsicherheiten hin.
In diesem Sumpf wird eine Kaltfront inkl. präfrontaler Konvergenz ganz
gemächlich ostwärts über Deutschland geführt und könnte in der Nacht zum
Donnerstag die Oder erreichen. Der Konjunktiv ist aber angebracht, zeigt das
IFS-ENS aktuell noch einen spread der Kaltfrontposition (Donnerstag 00Z) von
Benelux bis zur Oder. Da wir uns zudem aktuell in einer noch anhaltenden
Korrektur der synoptischen Wellen nach Westen befinden, sollte eine weitere
Verzögerung in Folgeläufen nicht verwundern. Über die Auswirkungen braucht nicht
viel Neues geschrieben werden. Etwas bessere Scherung von teils bis zu 15 m/s
und rund 2000 J/kg MUCAPE sorgen durchweg (tagsüber und in der Nacht) für teils
heftige Gewitter, später auch Cluster, wobei der Starkregen bis in den extremen
Bereich (PWs von 40-45mm) im Fokus steht (lokal auch großer Hagel/Sturmböen).

Erwähnt werden sollte noch, dass auch ein schwacher Abtropfprozess
(Tiefdruckrinne) mit einem sich entwickelnden Bodentief nicht ausgeschlossen
werden kann. Dies würde regional die mehrstündige Starkregengefahr deutlich
erhöhen.

Die Maxima liegen im Osten bei 29 bis 34 Grad (je nach Frontenlage und
Konvektion würden auch höhere Maxima nicht überraschen), während die Werte nach
Westen zu sukzessive auf 21 bis 26 Grad zurückgehen. Die Nacht zum Donnerstag
verspricht im Osten vielerorts tropisch über die Bühne zu gehen und bleibt auch
sonst mit 18 bis 15 Grad sehr mild.

Donnerstag und Freitag würden dann im Zeichen der sich etablierenden steuernden
Zyklone (irgendwo über dem Europäischen Nordmeer oder Norwegen/Schweden) stehen.
In einer westlich bis südwestlichen Grundströmung wäre es zeitweise wechselhaft
bei einem weiterhin sommerlichen Temperaturniveau von 24 bis 29 Grad (Umfeld
Deutsche Bucht kühler). Dank gutem Anschluss an die über
Südfrankreich/Norditalien liegende labile/feuchte Luftmasse besteht auch bei nun
zu erwartenden Wellen- oder Tiefpassagen das Potenzial für einen labilen
Warmsektor mit Schauer- und Gewitterpotential – in dem Fall mit guter Dynamik.

An dieser wechselhaften und insgesamt sommerlich temperierten Wetterlage ändert
sich auch in der erweiterten Mittelfrist wenig.

Der anfangs noch dominant aus Ost/Südost wehende Wind dreht in der Folge
durchgreifend auf Südwest bis West und spielt im MOSMIX zum Ende der Mittelfrist
über der Deutschen Bucht warntechnisch eine Rolle (Böen Bft 7). Dieses Signal
kann jedoch bei entsprechender Tief-/Wellenbildung regional aber auch deutlich
kräftiger ausfallen und sich auch aufs Binnenland ausweiten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

In den jüngsten Läufen war noch eine geringe Verschiebung der synoptisch
dominanten Wellen im nordatlantisch-europäischen Sektor nach Westen zu erkennen

  • wohl weiter stattfindende Korrekturen dank des noch zeitlich etwas unsicheren
    Einbindens der Reste des Ex-Hurrikans DEBBY in die Westdrift. Die Auswirkungen
    sind allerdings überschaubar, sodass insgesamt von einer guten Konsistenz
    gesprochen werden kann. Die Feinheiten bestimmen aber z.B., wie schnell die
    Kaltfront Deutschland am Mittwoch ostwärts passiert.

Im jüngsten Lauf des IFS wurde zum Ende der Woche/Mittelfrist das steuernde Tief
zudem anfangs etwas westlicher gerechnet, sodass wir in einer wärmeren
südwestlichen Strömung verbleiben, bevor diese Diskrepanz in der erweiterten
Mittelfrist wieder ausgeglichen wird.

Grundsätzlich steht zum Ende der kommenden Woche einer sich aufbauenden
kräftigen West-/Südwestströmung nichts im Weg, sodass mit einer anhaltenden
wechselhaften Witterung auf sommerlichem Temperaturniveau zu rechnen ist.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die internationale Numerik sieht die Entwicklung hin zu einer NAO+ Lage recht
ähnlich. Allerdings ergeben sich je nach Platzierung des steuernden Tiefzentrums
(bis zu 1000 km Diskrepanz) und variabler Geometrie auch unterschiedliche
Schwerpunkte der wechselhaften Witterung (mit Blick auf Ausprägung und Timing
möglicher Frontpassagen). Dafür, dass aber weitere, von der Numerik noch schwer
zu erfassende Tiefdruckgebiete aus subtropischen Gefilden in die Frontalzone
eingebunden werden, ist die numerische Übereinstimmung ziemlich gut.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse beginnt mit 4 Clustern und einem Überhang „Blockierung“,
sodass am Montag peripher der Keilachse dynamisch nicht viel passieren sollte
(abseits der angesprochenen Konvektion).

In der Folge (Dienstag bis Donnerstag) heben 6 Cluster mit einem zunehmenden
Überhang der positiven NAO einen raschen Abbau der Blockierung und eine
Umwandlung in eine zonal geprägte Hintergrundströmung hervor, wobei noch
unsicher ist, wo sich zum Donnerstag das steuernde Tiefzentrum etablieren wird.
Eher Schottland, oder doch eher Norwegen, oder gar bei Island? Deutschland
gelangt auf jeden Fall nach Leseart der meisten Cluster in eine wechselhafte
West/Südwest geprägte Wetterlage.

Mit dieser Clusteranzahl sowie dem dominanten klimatologischen Regime der
positiven NAO geht es auch in die erweiterte Mittelfrist (Freitag bis Sonntag).
Die vorherigen Diskrepanzen werden in dieses Zeitfenster mitgeführt, wobei wir
bei den meisten Lösungen selbst am Sonntag noch auf der Vorderseite des
Haupttroges zu finden sein sollten. Die angedeutete, teils beachtliche Drängung
der Isohypsen hebt die lebhafte Strömung aus West/Südwest hervor und mit ihr das
zwar (noch) nicht im IFS explizit gezeigte, aber dennoch vorstellbare Potenzial
markanter Wellen/Randtiefs.
Tiefer in die erweiterte Mittelfrist vorstoßend bleiben die Unsicherheiten mit 6
Clustern und variablen Regimevorhersagen bestehen. „Stabiles Hochdruckwetter“
ist aber weiterhin ein Fremdwort.

Die Meteogrammvorhersagen für ausgewählte Städte Deutschlands heben den heißen
Witterungsabschnitt zum Wochenbeginn hervor, bevor in der Folge von West nach
Ost normal temperierte sommerliche Werte zu erwarten sind.
Besonders die zähe Kaltfrontpassage von der Nacht zum Mittwoch bis in die Nacht
zum Donnerstag wird mit reichlich Nass bedacht, wobei einzelne Member sehr hohe
Spitzenwerte andeuten. Für ein Modell mit dieser Auflösung konvektionstechnisch
ein beachtliches Signal. In der Folge geht es dann leicht wechselhaft weiter,
wobei etwaige Schwerpunkte von möglichen Wellen-/Tiefpassagen abhängen.

Die Rauchfahnen der 850 hPa Temperatur/des 500 hPa Geopotenzials sind bis weit
in die Mittelfrist eng gebündelt mit einem leicht am unteren Ende verlaufenden
HRES. Zum Donnerstag nimmt dann die Streuung zu und hebt die dynamischere
West-/Südwestdrift hervor.

Das GEFS sieht den Ablauf ähnlich, gestaltet nur den Übergang zur erweiterten
Mittelfrist etwas kälter als das IFS (und auch GEM), was an einer etwas anderen
geometrischen Ausrichtung des Troges liegt, der entlang seiner Ostflanke auch
die größten Standardabweichungen im 500 hPa Geopotenzialfeld aufweist. Beim
Durchblick der einzelnen Member in GEFS fällt eine noch sehr unsichere
Positionierung des steuernden Tiefdruckgebietes auf, das je nach Lage peripher
auch für Deutschland einige recht windige Wellen/Randtiefs parat haben könnte.
IFS-ENS hat diese Unsicherheiten im 500 hPa Geopotenzial im HRES ebenfalls an
der Ostflanke, verlagert sie aber in der Folge eher nach Südeuropa an die
Ostflanke des Azorenhochkeils, der dort noch variabel berechnet wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER/STARKREGEN:

Das große Thema bis weit in die Mittelfrist sind die heftigen Schauer und
Gewitter.

Am Montag noch auf den Westen/Süden beschränkt breiten sich die Gewitter am
Dienstag/Mittwoch sukzessive ostwärts aus. Bei MUCAPE von 1500-3000 J/kg und
schwacher Scherung, aber sehr hohen PWATs, steht der Starkregen, teils bis in
den extremen Bereich und bei Verclusterung regional auch mehrstündig anhaltend
im Hauptfokus. Zündende Konvektion kann anfangs auch für großen Hagel und
Downburst/cold pool induzierte Sturmböen gut sein. In der Deterministik flammen
wiederholt Schwerpunkte mit 24-std. unwetterartigen Regenmengen auf, während das
Signal innerhalb der Ensembleverfahren noch verwaschen ist. Der EFI-CAPE
erstrahlt durchweg mit erhöhten Werten (teils auch positive SOT) und hebt den
eher undynamischen, aber sehr labilen Charakter hervor.

Sollte zum Mittwoch ein schwacher Abtropfprozess stattfinden, wäre das Risiko
regional für mehrstündigen Starkregen deutlich erhöht.

WIND:

Ab Donnerstag ergeben sich mit einem Schwerpunkt über/peripher der Deutschen
Bucht erhöhte Wahrscheinlichkeiten für warnrelevante Böen aus dem Gradienten
heraus. Aus heutiger Sicht springt dort die Probabilistik meist mit Bft 7 bis 8
Böen an. Einige Member heben jedoch auch deutlich höhere Spitzenwerte hervor, je
nach Zugbahn der Wellen/Tiefs teils auch bis ins Binnenland ausgreifend.

WÄRMEBELASTUNG:

Montag und Dienstag herrscht im Westen und Süden eine hohe, im Südwesten
regional auch eine extreme Wärmebelastung, was auch durch sehr milde, teils
tropische Tiefstwerte „verschärft“ wird. Am Mittwoch muss je nach Lage der
Kaltfront noch im Osten mit einer hohen Wärmebelastung gerechnet werden.

So nebenbei steigt auch die Waldbrandgefahr regional auf Stufe 4 bis 5 auf der
fünfteiligen Skala an.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, GEFS und GEM, MOSMIX mit Korrekturen

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy