S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.08.2024 um 10.30 UTC

Hitze zu Beginn der nächsten Woche. Ab Dienstag Gewitter, Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 14.08.2024

Am kommenden Samstag, dem Beginn der Mittelfrist, liegen wir unter einer
antizyklonalen westlichen Strömung. Der Ausläufer eines Tiefs über Skandinavien
kommt dabei bis zur Landesmitte voran, löst sich dort aber, unter dem Einfluss
einer zonalen Hochdruckzone über Süddeutschland, auf. Er bringt dem Norden und
der Mitte zeitweise Bewölkung und wenig Regen. Postfrontal strömt in den Norden
eine gemäßigt warme Luftmasse, sonst findet kein Luftmassenwechsel statt und die
sehr warme Luft, die schon den Kurzfristzeitraum dominierte, behält die
Oberhand.
Am Sonntag fängt die Strömung stärker an zu schwingen, ausgelöst durch einen vom
Atlantik heranschwenkenden Langwellentrog. Davor bildet sich ein Höhenrücken,
der zum Aufbau eines Bodenhochdruckgebietes über Mitteleuropa führt, das aber
bald ostwärts zieht. Mit der später auf Südwest drehenden Strömung setzt sich
heiße Luft über Frankreich und Spanien nach Norden in Bewegung und erfasst in
der Folge auch Deutschland. Die 15°C Isotherme in 850 hPa liegt abends über der
Landesmitte, im Südwesten werden schon mehr als 20°C erwartet. Das bedeutet für
den Süden schon verbreitet Maxima um oder über 30°C, lokal bis 34°C, sonst gibt
es hochsommerliche Temperaturen und nur der Norden verbringt noch längere Zeit
auf der „kühleren“ Seite des Hochs mit <10°C in 850 hPa und Maxima von 22 bis
27°C.
Am Montag erfasst die heiße Luft ganz Deutschland. Das Bodenhoch verliert durch
die Aufheizung rasch an Kontur und zieht mit Schwerpunkt nach Polen ab.
Druckfall über Westeuropa führt zum Aufbau einer schwachen Tiefdruckrinne, die
aber kaum durch die Höhe gestützt wird, weil sich der Trog nur zögernd in Form
schwacher Randtröge nähert. Im Wesentlichen verbleiben wir unter dem Höhenrücken
in Absinken und bei 850 hPa Werte von 18 bis 22°C (von Nord nach Südwest) wird
es verbreitet sonnig und heiß mit 30 bis 36°C. Nur ganz im Norden sind die
Temperaturen etwas moderater mit 26 bis 30°C. Dank warmer mittlerer Troposphäre
ist die Gewitterneigung, trotz einer gewissen Feuchtezunahme und Schwüle im
Westen und Süden, sehr gering. Nur über dem Süden sind mit Hilfe der Orografie
vereinzelte Gewitter möglich. Nicht zuletzt wegen der warmen Nächte,
gebietsweise um 20°C als Minimum, nimmt die Hitzebelastung stark zu.
Am Dienstag setzt sich die Hitze fort. Dabei zieht der Rücken ab und der
Haupttrog greift auf die Britischen Inseln und Westfrankreich über. Davor dreht
auch über uns die Strömung in der Höhe auf Südwest und die Kaltfront eines ins
Nordmeer ziehenden Tiefs greift allmählich auf den Nordwesten über. Dort kommen
Regenfälle und Gewitter auf, aber auch präfrontal labilisiert die Schichtung und
es kann zu einzelnen starken oder unwetterartigen Gewittern kommen, vor allem im
Westen und Süden. Sonst scheint noch die Sonne und es bleibt trocken. Außer ganz
im Nordwesten, gibt es verbreitet mehr als 30, lokal über 35°C.
Am Mittwoch dreht die Strömung in der unteren Troposphäre schon nachts auf
westlichen Richtungen, womit in mehreren Schüben die heiße Luft verdrängt und
durch warme bis sehr warme, aber auch stabilere Luft ersetzt wird. Der Trog in
der Höhe folgt erst mit einigem Abstand, weshalb es mit der Interaktion zu den
Tiefausläufern wohl etwas hapern dürfte. Dennoch kann es zu starken bis
einzelnen unwetterartigen Gewittern reichen, vor allem in der Südosthälfte und
der Mitte. Von Nordwesten setzt später Wetterberuhigung ein. Die Entwicklung ist
aber noch sehr unsicher.

In der erweiterten Mittelfrist geht es leicht unbeständig auf sommerlich warmem,
aber nicht mehr heißem Temperaturniveau weiter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist zunächst gut. Nächste Woche ergeben
sich Unschärfen in Bezug auf die Hitze. Die Vorläufe sahen diese teilweise bis
zur Wochenmitte und darüber hinaus, nach aktueller Lesart geht sie spätestens
Mittwoch zu Ende. Auch die Intensität des dann anstehenden Wetterwechsels wird
mit großen Unterschieden simuliert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Globalmodelle haben bis zum Wochenende keine wirklichen Alternativen
zu bieten. Auch sie simulieren dann den Vorstoß heißer Subtropikluft zu uns, der
zur Mitte der nächsten Woche zu Ende gehen soll. Darin besteht sogar halbwegs
Konsens. Die Wetteraktivität an der Kaltfront und davor sieht aber sehr
unterschiedlich aus. GFS und UKMO haben wegen einer besseren Interaktion der
Höhe mit den baroklinen Zonen der unteren Troposphäre, ab Dienstagabend eine
deutlich stärkere Gewitteraktivität und Regenfälle im Programm, als ICON oder
IFS. Hier heißt es also abwarten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die Ergebnisse des Hauptlaufs. Der
Spread in den Kurven fächert erst zum Ende und in der erweiterten Mittelfrist
etwas auf. Dazu kommen ab Dienstag, zum Teil aber nur sehr spärliche
Niederschlagssignale auf, die vermuten lassen, dass es mit der Wetteraktivität
an den Kaltfronten nicht allzu gut bestellt sein könnte. Die Hitzewelle ist gut
in den 850er Temperaturkurven ablesbar; auch die ENS tragen Montag und Dienstag
Werte oberhalb der 20°C Marke mit, dann gehen die Werte rasch wieder zurück.
Die Clusterung zeigt für Samstag und Sonntag vier Cluster ohne größere
Abweichungen bei uns.
Von Montag bis Mittwoch sind 6 Clsuter vorhanden, mit dem Hauptlauf in Cluster
4, 9 Member. Neben den ähnlichen Clustern 3 und 5, die es mit dem 4ten auf
zusammen 28 Member bringen, zeigen Cluster 1 und 2, vor allem nach Norden hin
ein rascheres Übergreifen der Kaltfront ab Dienstag und ein schnelleres Ende der
Hitze.
Die 6 Cluster der erweiterten Mittelfrist setzen überwiegend auf eine mal mehr
mal weniger zyklonale Westströmung. Das hieße leichte Unbeständigkeit, ohne
große Hitze.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Zunächst mal sticht die Hitze ins Auge, die sich Sonntag vom Süden auf ganz
Deutschland ausbreitet. Das spiegelt sich zum Beispiel im EFI wider, oder in den
Temperaturabweichungen der 850er, bzw. 2m Temperaturen.
Dazu kommen vor allem ab Dienstag Gewitter. Nach einer Unwetterlage sieht es
beim Luftmassenwechsel aktuell zwar nicht aus, ausgeschlossen ist sie aber
nicht. EFI zeigt zum Dienstag steigendes CAPE, abgeschwächt vor allem nach
Nordwesten hin auch hohe CAPE SHEAR Werte. Vor allem die Niederschlagsoutputs
des GFS und UKMO deuten ab Dienstagabend Unwettergefahr an. Dagegen sieht die
Probabilistik des IFS Niederschlags so gar nicht nach großen Mengen aus.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS + EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner