S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.07.2024 um 10.30 UTC

Ab Sonntag für ein paar Tage Hochdruckeinfluss, dazu hochsommerlich warm bis
heiß. Voraussichtlich am Donnerstag das nächste Gewittertief.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 01.08.2024

Heute früh kam bei uns in der Vorhersagezentrale die Frage auf, wie lange es
eigentlich schon her ist, dass ein Hochdruckgebiet bei uns für einen längeren
Zeitraum (Größenordnung eine Woche oder mehr) den Ton angegeben hat. Keine
Frage, eine schwierige Frage. So aus der Lamäng heraus hatte keiner der
Anwesenden eine Idee. Einigkeit herrschte aber dahingehend, dass es im laufenden
Jahr 2024 bisher noch nicht der Fall gewesen sein dürfte. Ein findiger Kollege
aus dem Home-Office brachte dann die Lösung, die aus Zeitgründen freilich noch
nicht verifiziert werden konnte: die werten Damen OLENKA und PATRICIA,
aufgetreten am 3.-12.9.2023, Großwetterlagentypus HM/SWa (Hoch
Mitteleuropa/Südwest antizyklonal). Nun gut, wer von der geschätzten Leserschaft
hierzu noch ein wenig recherchieren möchte, nur zu und Meldung machen. Von
dieser Stelle sei nur schon mal berichtet, dass sowohl das aktuell
wetterbestimmende Hoch GUSTAV als auch der am Sonntag aufschlagende Nachfolger
(es müsste HALIL sein) nicht die Rolle eines Dauerbrenners einnehmen.

Steigen wir ein in die mittelfristige Betrachtung der Wetterlagenentwicklung und
beginnen am kommenden Sonntag. Hinter uns liegt ein Samstag mit teils kräftigen
Regenfällen und auch einigen Gewittern. Auslöser sind eine über Deutschland
positionierte Tiefdruckrinne mit eingelagerter schleifender Kaltfront (hohe
Baroklinität) sowie die Vorderseite eines positiv geneigten Höhentrogs über
Westeuropa (Mehr Details können der Synoptischen Übersicht von heute früh
entnommen werden). Am Sonntag rauscht der Trog ziemlich zügig über den
Vorhersageraum hinweg ostwärts, wodurch Rinne und Front nicht minder zügig
ost-südostwärts abgedrängt werden. Dabei kommt es besonders in der ersten
Tageshälfte noch zu Regenfällen und einzelnen Gewittern (Süden/Osten).
Rückseitig gelangt ein Schwall gemäßigter bis warmer, vor allem aber recht
trockener Atlantikluft (Marke mPs; T850 8 bis 13°C) zu uns, die ganz schnell
unter Hochdruckeinfluss gelangt. Wieder mal ist es ein Keil des Azorenhochs, aus
dem sich eine eigenständige Parzelle löst, welche mit über 1025 hPa im Tank von
Westeuropa übergreift.

Das Hoch wird seinen Schwerpunkt zu Beginn der neuen Woche unter leichtem
Gewichtsverlust auf unter 1025 hPa langsam gen Osten verlagern, was dem
antizyklonalem Einfluss aber keinen Abbruch tut. Zum einen rückt in der Höhe ein
solider Rücken nach, zum anderen deutet sich ab Dienstag eine Regeneration des
Hochs über der Nordsee an. Zudem steigt von Frankreich und der Schweiz her T850
insbesondere im Südwesten wieder deutlich an. Dienstagabend stehen laut Numerik
rund 10°C im Nordosten bis zu 20°C in Südbaden bzw. Oberschwaben auf der Karte.
Mit anderen Worten, mindestens mal die ersten beiden Tage der neuen Woche
präsentieren sich hochsommerlich mit viel Sonnenschein auf einem sehr warmen bis
heißen Temperaturniveau.

Derzeit spricht einiges dafür, dass es auch am Mittwoch noch so weitergeht. Zwar
bringt sich über Frankreich ein durch große Hitze gestütztes flaches Tief in
Stellung und es schwappt auch schon etwas feuchtere Luft zu uns herüber.
Trotzdem sieht es so aus, dass der nur langsam ostwärts wandernde Rücken den
größten „Schaden“ noch von uns fernhält. Okay, insgesamt treten vielleicht ein
paar mehr Wolken (hoch/mittelhoch) als an den beiden Vortagen auf. Auch sind
erste Hitzeschauer/-gewitter vornehmlich im Westen sowie über bzw. aus dem
süddeutschen Bergland heraus möglich. Insgesamt ist der Eindruck aber weiterhin
hochsommerlich, was auch für die Temperaturen zutrifft.

Am Donnerstag scheint es dann aber wirklich vorbei mit der Herrlichkeit, wenn
nämlich die Höhenströmung zonalisiert und das flache Tief ungefragt und ohne
Kontrolle die französisch-deutsche Grenze überschreitet. Die Folge sind
schauerartige Regenfälle und kräftige Gewitter, von denen der Nordosten
vielleicht noch ausgespart bleibt. Schaun mer mal…

Abschließend noch ein Blick in die erweiterte Mittelfrist: geringe Potenzial-
und Luftdruckgegensätze => leicht unbeständig bei sommerlichen Temperaturen,
voraussichtlich aber nicht heiß.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS-Modells (ECMF) kann ohne Wenn und Aber als gut bezeichnet
werden. So steht der Kern-Fahrplan für die mittelfristige Wettervorhersage fest,
während es im Detail noch die handelsüblichen Unschärfen gibt. Das Abdrängen der
samstäglichen Regenfälle und Gewitter am kommenden Sonntag scheint etwas
schneller vonstatten zu gehen als gestern noch angenommen. Der nachfolgende
Hochdruckeinfluss auf hochsommerlichem Temperaturniveau ist unstrittig. Unsicher
ist derzeit noch, ob die substanziellen Attacken des nächsten Tiefs schon am
Mittwoch oder erst am Donnerstag erfolgen. Aktuell scheint es eher auf den
Donnerstag herauszulaufen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen auf dem Prüfstand stehenden Globalmodelle – beim Hoffmann sind das
in der Regel ICON, GFS, GEM und UK10 – verfolgen den gleichen Plan wie IFS
(ECMF). Dass dabei nicht alles zu hundert Prozent übereinstimmt, ist
obligatorisch. Etwas aus der Rolle fällt das Modell der Briten, welches das
flache Tief mit Schauern und Gewittern bereits am Dienstag von Frankreich her
auf den Vorhersageraum übergreifen lässt – Außenseiterszenario.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen einen
vergleichsweise gutmütigen Verlauf mit selbst nach ganz hinten raus nur
gemäßigter Streuung. Bis einschließlich übernächstem Wochenende ist sowohl beim
Potenzial 500 hPa als auch bei der Temperatur 850 hPa ein solider Medianbereich
zu erkennen, in den der Hauptlauf weitgehend mittig eingebettet ist. Mit anderen
Worten, die Ensembles stützen die deterministische Version mit den üblichen
Toleranzen.
Bei den Niederschlagssignalen fällt das Minimum zu Wochenbeginn auf, was auch
ins Gesamtbild passt. Im Lauf der Woche werden es dann wieder mehr Peaks, wobei
der Nordwesten und Nordosten hinter den übrigen Regionen hinterherhinken.

CLUSTER:
T+72…96h (Sonntag/Montag) drei Cluster, alle nahezu baugleich und dem Hauptlauf
sehr ähnlich (Trogpassage, nachfolgender Hochkeil).

T+120…168h (Dienstag bis Donnerstag) vier Cluster, alle mit Höhenrücken und
Bodenhoch. Unterschiede sind bei der Geometrie des Rückens (mal etwas mehr, mal
etwas weniger flach) sowie beim Timing des von Frankreich übergreifenden
Gewittertiefs zu erkennen. Am schnellsten ist CL 2 (16 Fälle), wonach wohl schon
am Mittwoch mit der Umstellung gerechnet werden müsste. In CL 4 hingegen (7
Fälle) erweist sich das Hoch am robustesten.

T+192…240h (Freitag bis Sonntag) zwei Cluster, beide mit Tief naher Atlantik und
leicht flatternder, aber schwacher Zonalströmung über Mitteleuropa (=> Durchgang
von Störungen im Wechsel mit Zwischenhoch auf sommerlichem Temperaurniveau).
Wenn man so will das typische Muster des Sommers 2024.

FAZIT:
Die Ensembles stützen im Großen und Ganzen die Geschichte des Hauptlaufs.
Demnach setzt sich ab Sonntag vorübergehend Hochdruckeinfluss durch, bevor
voraussichtlich am Donnerstag die nächste substanzielle zyklonale Störung mit
schauerartigen Regenfällen und Gewittern ins Geschehen eingreift. Warm bis sehr
warm, im Süden vielfach auch heiß (> 30°C).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Vor dem Hintergrund, dass die Mittelfrist über weite Strecken hochdruckbestimmt
ist, lässt sich auf dem Sektor „signifikante Wettererscheinungen“ nicht allzu
viel holen. Anfangs ein paar Hitzegewitter im Süden, wennŽs hochkommt (was
wörtlich zu nehmen ist). Erst ab Mittwoch, wahrscheinlich aber am Donnerstag
nimmt die Wahrscheinlichkeit für Starkregenfälle und kräftige Gewitter zu. Dass
wir uns dabei noch nicht über Details unterhalten müssen, ist evident. Dass es
teilweise ordentlich zur Sache gehen kann ebenfalls.
Ob es in Süddeutschland gebietsweise mal für eine starke Wärmebelastung reicht,
hängt von den numerischen Simulationen der Freiburger Medizinmeteorologen ab.
Nur weil die Temperatur über 30°C steigt, heißt das noch nicht automatisch
Hitzebelastung.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix (ohne UK10).

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann