S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.07.2024 um 10.30 UTC

Am Samstag teils kräftige Schauer und Gewitter, Unwetter möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 31.07.2024

Am Samstag, zu Beginn der Mittelfrist, liegen Mitteleuropa und Deutschland unter
einer südwestlichen Strömung auf der Vorderseite eines Troges über dem Nordmeer
und den Britischen Inseln. Der Trog nähert sich vor allem in dem sein Südteil
über Frankreich nach Osten schwenkt. Dabei schiebt sich der Ausläufer eines
Tiefs über Skandinavien schleifend nach Deutschland herein und liegt mit einer
Bodenrinne diagonal von Südwest nach Nordost über Deutschland. Darüber hinaus
bauen sich vorübergehend große Temperaturgegensätze über Deutschland auf; von
7°C in maritimer Polarluft über dem Nordwesten und bis 20°C in 850 hPa über dem
Süden, wo subtropische Warmluft einfließt. Am Tiefausläufer und auf dessen
kühler Seite regnet es gebietsweise, teils kräftig und mit vereinzelt
eingelagerten Gewittern. In der Warmluft über der Südosthälfte sind im
Tagesverlauf und in der Nacht zum Sonntag teils starke Gewitter möglich mit
zumindest lokaler Unwettergefahr. Inwieweit es zu einer überregionalen
Unwetterlage kommt, ist noch unsicher, aber nicht ausgeschlossen.
Am Sonntag greift der Trog auf Deutschland über und überquert uns ebenso wie die
Kaltfront des zur nördlichen Ostsee ziehenden Tiefs. Die schwülwarme und zu
Gewittern neigende Luft wird von Westen her durch gemäßigte und trockenere
Meeresluft ersetzt. Während im Südosten und Süden zuvor noch Regenfälle und
teils starke Gewitter mit lokaler Unwettergefahr durchziehen, verstärkt sich
hinter der Kaltfront der Einfluss eines rasch über Frankreich nachrückenden
Hochs. Mit dem zugehörigen Höhenrücken setzt Absinken ein und das Wetter
beruhigt sich.
Am Montag und Dienstag verläuft über Mitteleuropa eine antizyklonale
Westströmung. Ein Höhenrücken formiert sich über Deutschland, während der
Schwerpunkt eines Bodenhochdruckgebietes langsam über uns Richtung östliches
Mitteleuropa und Ostsee zieht. Unter Absinken überwiegt ruhiges, teils sonniges
und warmes Sommerwetter. Eine nennenswerte Gewitterneigung ist nicht erkennbar.
Im Süden werden als Höchstwerte die 30°C anvisiert, während sonst oft 24 bis
29°C erreicht werden.
Am Mittwoch fällt vor einem Höhentrog westlich des Kontinents der Luftdruck über
Westeuropa und eine Tiefdruckrinne über Frankreich dehnt sich mit feuchtwarmer
und instabiler Luft in den Süden und Südwesten Deutschlands aus, sodass die
Neigung zu teils kräftigen Gewittern dort wieder steigt. Ansonsten hält sich der
Einfluss der schwächelnden Hochdruckzone, besonders über der Nordosthälfte mit
trockener und sehr warmer Luft, während im Südwesten die Schwüle wieder zunimmt.

In der erweiterten Mittelfrist sieht es derzeit nach hochsommerlich warmem, aber
nicht ganz beständigem Wetter aus.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der Europäer ist aktuell gut. Es gibt zwar schon zu Beginn einige
Unsicherheiten, was die Passage der Luftmassengrenze am Samstag und Sonntag
angeht, für den Mittelfristzeitraum sind diese aber nicht ungewöhnlich. Der
neueste Lauf simuliert langsamer und eröffnet Spielraum für stärkere Gewitter in
der Südosthälfte. Der nachfolgende Hochdruckeinfluss ist unstrittig. Erst zum
Ende werden die Abweichungen von Lauf zu Lauf wieder größer. Eine gestern
angedachte Kaltfront zur Wochenmitte ist vom Tisch, dafür sollen mit einer Rinne
und schwülwarmer Luft von Südwesten wieder Gewitter aufkommen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit ICON, GFS und UKMO liefert ähnliche Erkenntnisse. UKMO schlägt
sich zu Beginn auf die Seite der Europäer, während ICON und GFS Trog und
Kaltfront progressiver simulieren. ICON bringt als Außenseiterlösung eine
kleinräumige Sturmzyklogenese in der Nacht zum Sonntag über Südskandinavien ins
Spiel, die auch den Norden streifen könnte. Danach haben alle Modelle für ein
paar Tage Hochdrucksommerwetter im Programm, zum Ende geht der Trend dann
modellübergreifend zu etwas zunehmender Gewitterneigung mit Abweichungen in
deren Ursache.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen weitgehend die Ergebnisse des
Hauptlaufs. Auch wenn sich noch ein gut definierter wahrscheinlichster Bereich
abzeichnet, nimmt der Spread in den Temperatur- und Geopotentialkurven schon ab
dem Wochenende deutlich zu. Dem Maximum der Temperatur 850 hPa am Samstag folgt
eine Delle zum Wochenwechsel, danach mit Unschärfen geht es wieder nach oben.
Niederschlagssignale sind hauptsächlich am Wochenende vorhanden, sporadisch aber
auch in der Folge.

Die Unsicherheiten zu Beginn spiegeln sich in der Clusterung wider, die Samstag
und Sonntag mit 6 Clustern aufwartet. Leichte Unterschiede in Geometrie und
Timing des von Westen hereinziehenden Troges sind erkennbar.
Von Montag bis Mittwoch werden 5 Cluster gebildet. Oft wird eine antizyklonale
Westströmung in der Höhe bei uns gezeigt, sodass die Unsicherheiten nicht
übermäßig ansteigen. Die ersten beiden Cluster sehen sich darüber hinaus auch
sehr ähnlich, der Hauptlauf liegt in Cluster 1 und die beiden bringen es
zusammen auf 31 Member.
In der erweiterten Mittelfrist ist es dann nur ein Cluster, der für uns eine
westliche, meist schwach antizyklonal konturierte Höhenströmung in petto hat.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Relevant für die Warnungen werden wieder mal Gewitter, in erster Linie wohl die
am Wochenende. Die können zunächst mal aus synoptischen Überlegungen heraus
kräftig werden und wenigstens lokal unwetterartig. Ob daraus eine überregionale
Unwetterlage wird, bleibt noch offen. Seitens der Modelle und der Probabilistik
sind die Hinweise zunächst überschaubar und am ehesten in den simulierten
Niederschlägen zu finden. EFI Cape shear hat darüber hinaus für Samstag erhöhte
Werte über dem Süden und der Mitte parat.
Die Gewitter zum Ende der Mittelfrist sind unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner