#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 22.07.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.07.2024 um 10.30 UTC
Nach ruhigem Hochdruckwetter ab Freitag unbeständig, im Süden teils heiß, im
Norden kühler, kommende Woche erneute Wetterberuhigung.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 29.07.2024
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Donnerstag befindet sich ein
Langwellentrog über dem Atlantik nordwestlich der Britischen Inseln. Ein
dazugehöriger Randtrog zieht über der Ostsee nordostwärts ab, sodass über
Deutschland die Isohypsen eine deutlich antizyklonale Krümmung aufweisen. Im
Bodendruckfeld ist ein Ausläufer des Azorenhochs wetterbestimmend. Demnach
erwartet uns ein freundlicher Tag mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen
zwischen 22 und 28 Grad, wobei es im Nordosten aufgrund des abziehenden
Randtrogs am kühlsten ist.
Am Freitag gelangen wir dann zunehmend auf die Trogvorderseite. Dadurch nähert
sich die Kaltfront des dazugehörigen Tiefs mit Kern östlich von Island dem
Nordwesten Deutschlands. Im Vorfeld der Front gelangt etwas feuchtere Luft zu
uns, sodass sich das Wetter in der Nordwesthälfte eher unbeständig gestaltet mit
zeitweisem Regen oder Schauern. Im Südosten bleibt es hingegen trocken und es
scheint häufig die Sonne. Die Temperaturen steigen im Vergleich zum Vortrag noch
etwas an und erreichen am Oberrhein die 30-Grad-Marke.
Am Samstag steigt zwar über Mitteleuropa das Geopotential von Süden her wieder
etwas an, die Konfiguration bleibt aber leicht zyklonal. Der Potentialanstieg
führt allerdings dazu, dass die Kaltfront ins Schleifen gerät und sich so eine
Luftmassengrenze ausbilden kann mit trockener und kühlerer Luft im Nordwesten
(T850hPa bei 8 Grad) und schwülwarmer Luft um Süden und Südosten (T850hPa über
15 Grad). Dort wird es mit über 30 Grad auch hochsommerlich heiß und an den
Alpen können sich kräftige Gewitter bilden. Entlang der Luftmassengrenze
diagonal über Deutschlands kommt es hingegen verbreitet zu schauerartigen
Regenfällen.
Am Sonntag schwenkt die Achse des Trogs über Deutschland hinweg, gefolgt von
einem Rücken, dessen Achse am Abend von Frankreich bis nach Großbritannien
reicht. Die Luftmassengrenze kommt dadurch wieder als Kaltfront nach
Süddeutschland voran inklusive Schauer und Gewitter. Im Norden und in die Mitte
strömt etwas gemäßigtere Meeresluft ein, die aber durch den herannahenden Rücken
zunehmen unter Hochdruckeinfluss gerät. Das Bodenhoch befindet sich mit seinem
Schwerpunkt am Abend nämlich bereits über Großbritannien und der Nordsee.
Am Montag verlagert sich der Rücken respektive das Bodenhoch nach Lesart des
heutigen IFS-Laufs nach Mitteleuropa und uns würde ein sonniger und mäßig-warmer
Tag erwarten. Ob dies aber so kommt, muss abgewartet werden. Andere
Globalmodelle sprechen hierbei nämlich eine andere Sprache (s.u.).
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der letzten IFS-Läufe kann als gut eingestuft werden. Allerdings
gibt es einerseits ab Freitag noch gewisse Timing-Unterschiede beim Übergreifen
der Kaltfront auf die Nordwesthälfte und andererseits am Samstag bei der genauen
Lage der Luftmassengrenze. Die grundlegende Strömungskonfiguration und
Potentialverteilung werden allerdings recht einheitlich simuliert. Erst am
Sonntag nehmen die Unterschiede zu. Im neuesten IFS-Lauf ist das Durchschwenken
des Trogs am progressivsten, während in den beiden Vorläufen die Trogachse
deutlich zonaler orientiert ist (beim 12UTC-Lauf kommt es über BeNeLux sogar zu
einem Abtropfvorgang), was das Vorankommen der Front nach Süden bremst. Zum
Montag hin simulieren wieder alle Läufe das Übergreifen des Bodenhochs, wobei
beim 12UTC-Lauf das abgetropfte Höhentief erst über Süddeutschland ostwärts
ziehen muss, sodass das Wetter bei dieser Variante im Süden nicht störungsfrei
wäre.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen Globalmodelle verhalten sich bis einschließlich Freitag relativ
synchron. Am Samstag gibt es beim GFS-Modell aber erste Abweichungen zu ICON und
IFS. GFS ist über Mitteleuropa antizyklonaler, sodass die Luftmassengrenze
deutlich weiter nördlich liegt. Am Sonntag laufen die Modelle immer weiter
auseinander. Beim IFS schwenkt der Trog am progressivsten durch, aber auch beim
ICON schwenkt der Trog durch, allerdings langsamer, sodass auch die
Luftmassengrenze respektive Kaltfront langsamer nach Süddeutschland vorankommt.
Bei GFS bleiben wir hingegen bis Montag auf der Trogvorderseite, sodass die
Warmluft im Südosten überhaupt nicht verdrängt wird und das Frontensystem
weiterhin diagonal über Deutschland verbleibt. Aber auch ICON und IFS laufen
zunehmend auseinander. Während bei IFS ein Rücken mit abgeschlossenem Bodenhoch
am Montag nach Mitteleuropa gelangt, wird der Rücken bei ICON nicht einmal
angedeutet und es greift lediglich ein Ableger eines nach Norden verschobenen
Azorenhochs auf Deutschland über.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Bis Freitag sind die Rauchfahnen noch eng gebündelt. Ab Samstag, v.a. aber ab
Sonntag, nimmt der Spread deutlich zu. Die meisten Member simulieren ein
ansteigendes Geopotential und zurückgehende Temperaturen (Übergreifen des
Hochs/Rückens, mäßig-warme Meeresluft). Allerdings ist diesbezüglich noch nichts
in trockenen Tüchern.
Im Vorhersagezeitraum t120h-168h werden die einzelnen IFS-Member in stolze
sechs Cluster gruppiert. Alle gehen vom Regime einer positiven NAO mehr oder
weniger schnell ins Atlantic-Ridge-Regime über.
Auch im Zeitraum t192h-240h werden sechs Cluster gezeigt, die fast alle beim
Regime des Atlantic Ridges verbleiben. Nur Cluster 6 (5 Member) geht zu einer
negativen NAO über.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Bis Freitag sind keine markanten Wettererscheinungen zu erwarten. Ab Samstag
muss dann aber entlang der Luftmassengrenze gebietsweise mit warnwürdigem
Starkregen gerechnet werden. Auf der Südseite sowie in der Warmluft im Süden
sind auch starke Gewitter mit Starkregen, Hagel und stürmischen Böen möglich. Am
Montag kommt es dann wieder zu einer Wetterberuhigung.
Vor allem im Süden/Südosten steigen die Temperaturen teils über 30 Grad und in
Zusammenhang mit zunehmender Schwüle nimmt dann auch die Wärmebelastung wieder
zu. Am Sonntag oder Montag wird dann die Hitze aber von Norden her abgedrängt.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, ICON-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel