S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 19.07.2024 um 10.30 UTC

Deutlich kühler, gebietsweise Gewitter, örtlich auch Unwetter. Nach Wochenmitte
allenfalls noch im Osten Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 26.07.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Montag erstreckt sich eine Tiefdruckrinne vom
Nordmeer über Dänemark und Ostdeutschland bis in den Balkan. In ihr liegt eine
Kaltfront, die für verbreitete Schauer und Gewitter sorgt. Bei ppws jenseits der
40 mm sind Unwetter durch heftigen Starkregen wahrscheinlich. Gebietsweise ist
auch länger anhaltender Starkregen möglich. Bis zum Nachmittag verlagert sich
die Rinne samt Kaltfront nordostwärts. Die Niederschläge lassen nach. Lediglich
Richtung Alpen gibt es längere Stauregenfälle. In der Höhe (850 hPa) fließen im
Norden um +6 Grad, im Süden 10 bis 12 Grad ein. Am Boden resultieren daraus
Höchstwert zwischen 21 und 26 Grad, wobei die höchsten Werte im Süden und Osten
zu finden sind. Am Boden dehnt sich von Südwesten her hoher Luftdruck aus. Über
den Britischen Inseln liegt ein Tiefdruckgebiet, das in der Nacht zum Dienstag
in die Nordsee zieht und dessen Warmfront dann mit ersten Schauern den
Nordwesten erreicht.

Am Dienstag zieht das Tief unter Abschwächung nach Dänemark respektive
Südskandinavien. Ein zugehöriger Bodentrog schwenkt bereits tagsüber durch, ist
aber durch kurzfristige WLA und den höheren Druck wetterinaktiv. Der Höhentrog
inklusive Kaltfront folgt etwa 6 Stunden später und sorgt für Schauer und
Gewitter, vor allem im Norden und Westen Deutschlands. Am Alpenrand lässt
Restfeuchte tagsüber Schauer und Gewitter aufleben. Sonst dominiert in der
Südhälfte hoher Luftdruck.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Höhentrog ostwärts über Deutschland und
erreicht nach Süden hin voraussichtlich etwa die Mainlinie. Eingebettet befindet
sich ein kleines Höhentief, das vom Emsland bis zum Mittwochmorgen nach
Brandenburg zieht. Schauer und Gewitter verlagern sich also ostwärts. Die ppw
liegen meist zwischen 20 und 30 mm. Damit sind Unwetter durch Starkregen nicht
ausgeschlossen, aufgrund der Zuggeschwindigkeit aber unwahrscheinlich. Am Boden
schwenkt in der zweiten Nachthälfte ein weiterer Randtrog von Nordwesten her
durch. Er sorgt für steigenden Druckgradienten und teils stürmisch
auffrischenden Wind im Nordseeumfeld. Zudem labilisiert er die feuchte Luftmasse
erneut und sorgt für teils kräftige Schauer im Nordwesten. Südlich des Mains
sind einzelne Schauer an der Kaltfront möglich, oft bleibt es aber auch
niederschlagsfrei. Die Luft kühlt in 850 hPa im Norden auf 7 bis 5 Grad und im
Süden auf 9 bis 7 Grad ab, was für Tiefstwerte zwischen 10 und 14 Grad sorgt.

Am Mittwoch zieht die Kaltfront in den Morgenstunden ostwärts raus, schleift
aber noch etwas an den Alpen, was dort für Regenfälle sorgt. Der Bodentrog
schwenkt ostwärts, löst sich aber zusehends auf. Nichtsdestotrotz wird feuchte
Luft über der Nordhälfte Deutschlands verteilt, die vom Höhentief, das sich über
Ostdeutschland einnistet, dankbar angenommen und labilisiert wird. Es kommt im
Norden und Osten verbreitet und wiederholt zu Regenfällen, die bei Cape um 600
Joule pro Kilogramm im Osten örtlich auch Blitz und Donner produzieren können.
Die ppw liegen in dem Bereich weiter um 25 mm, was zu Starkregen, gegebenenfalls
auch mehrstündig, führen kann. Im Westen und Südwesten des Landes macht sich in
der zweiten Tageshälfte hoher Luftdruck breit, der für Abtrocknung sorgt. Die
eingeflossene kühlere Luft lässt die Tageshöchstwerte auch im Süden kaum mehr 25
Grad erreichen.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das Höhentief etwas nach Osten und
beginnt langsam südwärts zu driften. Im Bereich des Höhentiefs kommt es zu
weiteren schauerartigen Regenfällen, deren Intensität allmählich abnimmt. Die
Schauer und Gewitter Richtung Alpen fallen zusehends zusammen und im Westen und
Südwesten erreicht ein Hoch die Bundesrepublik. In 850 hPa fluten 4 bis 8 Grad
das Land, die Luft kühlt weiter ab und resultiert in Minima zwischen 8 und 13
Grad.

Am Donnerstag verlagert sich das Höhentief mit Zentrum auf der Grenze
Deutschland – Polen langsam gen Süden und Südosten. Im Einflussbereich
(hauptsächlich von der Ostsee bis ans Erzgebirge) sind weiterhin viele Wolken
und schauerartige Regenfälle zu erwarten. Im übrigen Bundesgebiet sorgt sich
ausbreitender Hochdruckeinfluss für ruhiges Wetter.
In der Nacht zum Freitag zieht das Höhentief über Tschechien und den Osten
Österreichs in Richtung Balkan. Letzte Schauer sind im Erzgebirge und am
Bayerischen Wald möglich. Mit zunehmender Ausbreitung eines Höhenkeils von
Westen her fließt mildere Luft ein. In 850 hPa liegen bis zum Morgen meist
wieder 8 bis 10 Grad über uns.

Am Freitag herrscht in Deutschland hoher Luftdruck vor, der von einem Höhenkeil
gestützt wird. In 850 hPa steigt die Temperatur auf über 10 Grad. Auch am Boden
werden wieder vermehrt sommerliche Werte (über 25 Grad erreicht). Nur im Norden
ist es etwas kühler. Einzelne schwache Nieselregenschauer lassen sich nicht
ausschließen, in der Hauptsache ist es aber niederschlagsfrei.
In der Nacht zum Samstag wird die Strömung wieder etwas zyklonaler. Ausgehend
von einem Tief über dem Nordmeer erstreckt sich eine Frontalzone bis zu den
Britischen Inseln. Sie liegt quasi vor der Haustür und schafft es auch am
Samstag nicht zu uns. Allenfalls der äußerste Norden und Nordwesten wird von ihr
angekratzt, sonst dominiert weiter hoher Luftdruck. Von Süden her fluten dabei
+15 Grad in 850 hPa das Land. Über dem Atlantik bildet sich indes ein Höhentief,
das am Sonntag zu den Britischen Inseln zieht. Über Frankreich etabliert sich
zeitgleich ein kleinräumiges Bodentief mit nordwärtiger Verlagerung.
Voraussichtlich erst Sonntagabend könnte es im Westen zu Schauern oder Gewittern
kommen, wenn das Höhentief und das Bodentief (Kerndruck 1015 hPa) über der
Nordsee zusammentreffen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS Lauf ist in der Grundsache zu seinen Vorgängern konsistent, im
Detail ergeben sich aber zeitliche und räumlich Unterschiede. Die Front am
Montag ist aktuell etwa 3 Stunden langsamer. Der gestrige 12 UTC Lauf rechnet
das Tief am Dienstag nördlicher als die 0er Läufe und die Front weniger
konzentriert. Am Mittwoch stimmt das Timing, allerdings ist die Tieflage sowohl
am Boden als auch in der Höhe in allen Läufen unterschiedlich, was sich auf die
Ausdehnung der Niederschläge auswirkt. Am Donnerstag ist in allen Läufen eine
Zwischenhochphase zu erkennen, bevor sich am Freitag eine Front von Nordwesten
her nähert. Ob sie durchschwenkt (gestern 12 UTC) oder im Nordwesten verhungert,
scheint noch offen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich mit anderen Modellen ergeben sich ähnlich Unterschiede wie in den
Vorläufen. Das Höhentief am Mittwoch ist nicht eindeutig positioniert –
Ostdeutschland oder doch eher Polen? Das hat Auswirkungen auf den Niederschlag
sowohl in Stärke als auch Position und Andauer. Der antizyklonale Einfluss am
Freitag ist in allen Modellen zu finden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse liefert im ersten Zeitschritt zwei Lösungen, alle durchweg
mit blockierender Wetterlage und nur marginalen Unterschieden für uns. Haupt-
und Kontrolllauf liegen in Cluster eins.
Zeitschritt zwei liefert einen Mono-Cluster mit Schwenk von Blocking zu NAO+ am
Freitag.
Zeitschritt drei (erweiterte Mittelfrist) bringt wieder zwei Clusterlösungen,
wobei Cluster eins durchweg Blocking im Programm hat mit Deutschland in leicht
zyklonaler Südwestlage. Wohingegen Cluster zwei von NAO+ am Samstag auch NAO- am
Sonntag und Atlantischen Rücken am Montag wechselt. Die Memberverteilung von 27
zu 24 lässt den Ausgang des Duells offen.

Die Rauchfahnen sind über den gesamten Mittelfristzeitraum nicht besonders eng,
aber auch nicht breit gefächert. Der Trend bei der Temperatur und beim Geopot
ist eindeutig rückläufig bis Wochenmitte und dann wieder leicht zunehmend. Der
Hauptlauf fügt sich mehr oder weniger mittig ein, lediglich zur Wochenmitte
liegt er eher am unteren Rand der Ensembles, sowohl bei T-850 als auch beim
Geopotenzial. Vor allem zu Beginn der Mittelfrist sind überall in Deutschland
Niederschlagssignale zu finden. Ab Wochenmitte sind die Signale im Süden fast
vollständig verschwunden, während im Norden und Osten Ausschläge erkennbar sind.

Beim GFS ist der Trend in den Ensembles ähnlich. Der Kontrolllauf liegt in der
Woche fast durchgehend am unteren Ende der Temperaturensembles. Zum Sonntag
steigt dann der operationelle Lauf ans obere Ende. Beim Druck füge sich beide
Läufe meist mittig in die Ensembles und schwanken nach Wochenmitte um 1015 hPa.
Auch die Ensembles des ICON ergeben kein anderes Bild.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI liefert am Montag geringe Signale für erhöhte Niederschläge im Osten und
Südosten des Landes. Dort sind teils schwere Gewitter mit heftigem Starkregen,
gebietsweise ist auch mehrstündiger (ungewittriger) Starkregen möglich.
Sonst lassen sich beim EFI keine Hinweise auf außergewöhnliches Wetter finden.

Am Dienstag sind über der Mitte und dem Norden Dank Front- und Trogdurchgang
verbreitet Gewitter wahrscheinlich, örtlich sind Unwetter durch heftigen
Starkregen möglich. Auch Sturmböen und Hagel können auftreten.
In Verbindung mit dem Höhentief sind am Mittwoch und Donnerstag im Osten
einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Unwetter sind unwahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn