S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.07.2024 um 10.30 UTC

Sonntag schwere Gewitter. Nachfolgend teils wechselhaft, teils stabil. Meist
sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 25.07.2024

Zu beginn der Mittelfrist am Sonntag befindet sich Deutschland in der Höhe noch
im schwachen Einflussbereich eines Rückens, der sich von Italien bis zur Ostsee
erstreckt. Jedoch nähert sich im Laufe des Tages von Westeuropa ein
Langwellentrog, der sich von Grönland bis nach Frankreich erstreckt und zum
Abend hin nach Südostfrankreich abtropft. Bodennah hat sich ausgehend von dem
Bodentief bei den Färöer-Inseln eine bis nach Österreich reichende
Tiefdruckzone/rinne ausgebildet. Innerhalb dieses Tiefdruckbereichs befindet
sich recht warme und feuchte Luftmassen, die potenziell Instabil sind. Noch auf
der Vorderseite der dazugehörigen Kaltfront bildet sich eine Konvergenz aus, bei
der bevorzugt die Gewitterentwicklung startet. Erst am Abend und in der Nacht zu
Montag schwängt die Trogachse von der Nordsee in Richtung Ostsee. Auf dessen
Vorderseite sind weiterhin die stärksten Hebungsantriebe zu verzeichnen, so dass
auch in der Nacht die Gewittertätigkeit nicht zum Erliegen kommen sollte. Auf
der Rückseite jedoch nimmt das Potenzial deutlich wieder zu, so dass sich
erstmal Wetterberuhigung einstellt. Hinter der Kaltfront fließen deutlich
kühlere und trockenere Luftmassen ein.

Am Montag zieht die Trogachse nun gänzlich über die Ostsee ab, gleichzeitig
stellt sich über Deutschland Zwischenhochdruckeinfluss ein. Am südöstlichen
Alpenrand hält sich am längsten die feucht warmen Luftmassen, so dass es dort
stärker bewölkt und auch noch Schauern oder Gewittern kommen kann. Dabei
regeneriert sich der Langwellentrog über Nordwesteuropa und vom Atlantik her
nähert sich ein neues Frontensystem, welches aber nach Süden zu vom dem
umfangreichen Azorenhoch blockiert wird. Insgesamt bleibt die Luftmasse eher
trocken und mit 850 hPa Temperaturen zwischen 6 und 12 Grad auch nicht sehr
warm. Somit ist das Potenzial für schwere Gewitter, wenn das teilokkludierte
Frontensystem in der Nacht zu Dienstag auf den Westen übergreift nicht sehr
groß.

Am Dienstag verlagert sich zum einen die teilokkludierte Frontalzone ostwärts
und zum anderen greift der Trog auf Mitteleuropa über, wobei die höhenkälteste
Luft und auch das Höhentief über der Nordsee und Nordwestdeutschland zu finden
sind. Nach Südwesten zu hält sich weiterhin hohes Potenzial. So ist es nicht
verwunderlich, dass es zwar entlang der Frontalzone zu schauerartig verstärktem
Regen kommt. Im Südwesten aber am wenigsten fällt. Ebenfalls entwickeln sich im
Umfeld des Höhentiefs immer wieder teils kräftige Schauer oder Gewitter. Bei
Schauerstraßen ist auch mehrstündiger Starkregen nicht ausgeschlossen.
In der Nacht zu Mittwoch verlagert sich der Trog langsam ostwärts, wobei sich
gleichzeitig auf dessen Westflanke der hochreichende Rücken von den Azoren her
nordwärts in Richtung europäisches Nordmeer aufwölbt.

Am Mittwoch und Donnerstag tropft der Trog in Richtung Südosteuropa ab,
gleichzeitig nähert sich ein neuer umfangreicher Trog vom Atlantik her
Westeuropa an. Zwischen dem abtropfenden Tief und dem neuen atlantischen Trog
kann sich der Rücken über Mitteleuropa stabilisieren. Die eingeflossene
Luftmasse in Deutschland ist eher trocken und mit 850 hPa Temperaturen zwischen
8 und 12 Grad auch nicht zu heiß. An der Ostflanke des Höhentiefs kann es im
Osten und Südosten des Landes immer mal wieder Schauer oder etwas Regen geben.
Sonst bleibt vielfach trocken.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt der Höhenrücken über Mitteleuropa stabil,
jedoch nähert sich der neue atlantische Trog immer mehr West- bzw. Mitteleuropa
an. Auf dessen Vorderseite sollen recht warme und feuchte Luftmassen nach
Deutschland advehiert werden. So dass sich das Potenzial für schwere Gewitter am
übernächsten Wochenende wieder erhöhen könnte.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Am Sonntag, wenn der Langwellentrog von Westeuropa auf Mitteleuropa übergreifen
soll ergeben sich beim neuen Lauf gewisse Unterschiede. Im neuen IFS Lauf soll
der Trog über Südfrankreich Nordwest-Italien abtropfen und mit verkürzter
Amplitude über Norddeutschland hinwegziehen. Am Montag regeneriert der Trog über
Westeuropa wieder.
Am Dienstag und Mittwoch soll dann analog zu den Vorläufen der Trog gänzlich auf
Mitteleuropa übergreifen, wobei die genaue Trogkonfiguration variiert.
Nachfolgend tropft der Trog im neuen Lauf in Richtung Südosteuropa ab und ein
Höhenrücken greift von Afrika her auf Mitteleuropa über.
Im Gro stimmen die Vorläufe mit dem aktuellen Lauf überein, jedoch bei den
Front- bzw. Trogpassagen (inkl. Schwere Gewitter) ergeben sich gewisse
Unsicherheiten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Gro simulieren die verschiedenen Globalmodelle alle ein ähnliches Szenario.
Jedoch werden im jeden Modell die Trogkonfiguration oder ein möglicher
Abtropfprozess jeweils etwas anders simuliert. Somit gestallten sich die Tage
mit Trogpassagen als sehr unsicher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In den Rauchfahnen des ECMWFs kann man den deutlichen Temperaturrückgang am
Sonntag/Montag sehr schön erkennen und auch die meisten Member simulieren ihn
ähnlich. Wobei es durchaus einige Member die Situation noch stärker oder
schwächer simulieren. IFS liegt etwa im Median. Auch nachfolgend gibt es gewisse
Unsicherheiten, was die einzelnen Randtröge oder Trogpassagen angeht.

Das Ensemble des GFS sieht es an sich ähnlich. Hat jedoch in der erweiterten
Mittelfrist nicht die starke Erwärmung drin, die die Trogvorderseite
übernächstes Wochenende mit sich bringen würde.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es nur ein Cluster, wobei ab Mittwoch das
Blocking dominiert.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Schwere Gewitter:
Am Sonntag gibt es mit der Frontpassage und im Vorfeld innerhalb einer
Tiefdruckzone/Konvergenz hohes Potenzial für schwere Gewitter mit heftigen
Starkregen, schweren Sturmböen und größerem Hagel.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, MOSMIX, IFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher