SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 11.07.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Am Freitag gebietsweise kräftige Gewitter. Einzelne Unwetter durch heftigen
Starkregen, Hagel und Sturmböen. In der Nacht zum Samstag im Nordosten heftiger
Starkregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Aktuell … hat sich im Norden und Westen überwiegend eine gemäßigte und recht
trocken stabile Luftmasse durchgesetzt, während im Osten und besonders im Süden
fechte und instabile Warmluft lagert. Getrennt werden die Luftmassen durch einen
Tiefausläufer an dem abends noch einzelne kräftige Gewitter durchziehen. Auch in
der Warmluft über dem Süden sind noch lokale Gewitter zugange, die aber nachts
vorübergehend abklingen. Ob dabei in den Abendstunden vereinzelt nochmal
Unwetter auftreten, ist unsicher, aber nicht gerade wahrscheinlich.
In der Nacht zum Freitag dreht die Höhenströmung wieder mehr auf Südwest, weil
der Trog über Nordwesteuropa auf Frankreich übergreift und ein kurzwelliger
Anteil über Benelux eine Zyklogenese induziert. Mit dem Tief kommt die
gewitterträchtige Warmluft wieder nach Norden voran.
Durch kräftige Hebung aus Warmluftadvektion und positiver Vorticityadvektion
entwickeln sich westlich von uns Gewittersysteme, die im Laufe der Nacht als
teils gewittriger Starkregen auf einen Raum etwa von NRW, RLP bis
Südniedersachse übergreift. Hier sind die Modelle halbwegs einig, für den Rest
des Südwestens ist das nicht der Fall. Die Bandbreite reicht von
Gewitterclustern und vereinzelten Superzellen (ICON D2 EPS, SHD, Arome) was
angesichts hoher MU Cape Werte und steigender Scherung auch nachvollziehbar
wäre, bis hin zu fast nichts (u.a. ICON D2).
Auch angesichts der zuletzt teilweise wenig überzeugenden Modellperformance,
sollten starke Gewitter für den Südwesten im Auge behalten werden.
Neben etwas Hagel und vereinzelten Sturmböen steht vor allem der Starkregen im
Focus, der bei PPW bis 35 mm markant, vereinzelt unwetterartig werden kann. Das
gilt auch für den Regen im Nordwesten, wobei dort eher mehrstündig hohe Summen,
auch bis Unwetter, auf der Agenda stehen.

Im großen Rest beruhigt sich das Wetter und die Temperatur geht im Norden auf 15
bis 10, über der Mitte und dem Süden meist auf 19 bis 14°C zurück.

Freitag … bildet sich ein großes Höhentief mit Drehzentrum über Südostengland,
davor dreht die Höhenströmung weiter auf südliche Richtungen, während über
Deutschland aus den anhaltenden Druckfall eine amöbenartige Tiefdruckrinne mit
Schwerpunkten über West- und Norddeutschland entsteht.
Die Regenfälle und Gewitter aus der Nacht breiten sich weiter nach Norden und
Osten aus. Nachfolgend lockert die Bewölkung im Westen und Südwesten wieder auf,
allerdings ist die Energie aus der Luftmasse etwas raus. An der Kaltfront, die
bis zum Abend den Westen und große Teile der Mitte mit einem Bodentrog
überquert, dürften markante Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel
auftreten, Unwetter sind eher lokal zu erwarten.
Im Warmsektor weiter östlich, der mit der instabilen Warmluft den Norden
erreicht, bilden sich bei ungedeckeltem Cape (über 1500 j/kg) rasch teils
schwere Gewitter, die vor allem mit heftigem Starkregen (PPW um 40 mm), daneben
auch mit Hagel und Sturmböen 9, wegen der teils trockenen Grenzsicht verbunden
sind. Hier sind zunächst kurzzeitig hohe Mengen bis in den extremen
Unwetterbereich möglich, mit Verclusterung der Zellen im Laufe des Nachmittags
auch mehrstündiger Starkregen im (extremen) Unwetterbereich.
Ein weiterer Schwerpunkt dürfte Südostbayern werden. Dort soll sich vormittags
über Schwaben eine Druckanstiegswelle formieren, die ostwärts wandert. Dabei
deuten sich Superzellen, durch die simulierten Reflektivitäten und steigende
Aufwindhelizität an. Die Scherungsvektoren zwischen 0 und 3 km passen nicht mehr
so gut wie in den Vormittagsläufen, dennoch sollte der Fokus auf dem Wind
liegen. So lassen sich in der Probabilistik Signale bis Bft 10 finden,
insbesondere im Grenzbereich zu Österreich. Zudem kann es neben Starkregen mit
diskreten Zellen größeren Hagel geben.
Während die Gewitter abends in den äußersten Nordosten erreichen, stabilisiert
die Schichtung nachmittags im Nordwesten.

Die Temperaturen steigen in der Warmluft auf 25 bis 30°C, sonst meist 20 bis
25°C, ganz im Nordwesten werden die 20°C nicht erreicht.

Die Entwicklung ist unsicher. Die zeitlichen Abläufe und die Schwerpunkte der
Konvektion werden mit großen Unterschieden simuliert, sodass auf eine
Vorabinformation verzichtet wurde.

In der Nacht zum Samstag verschiebt sich die Tiefdruckrinne in den Norden des
Landes. Dabei bildet sich an einem IPV Maximum ein Bodentief über Böhmen, das
Richtung Ostsee zieht. Dabei wird abends ein MCS simuliert, dass neben Wind- und
einzelnen Sturmböen vor allem große Regenmengen, bis weit in den Unwetterbereich
bringen soll.

Der Schwerpunkt wird an Oder und Neiße sowie über Westpolen berechnet, sollte
die Zugbahn in den Folgeläufen westlicher verlaufen, kann über eine
Vorabinformation nachgedacht werden.

Im Rest des Landes stabilisiert es weitgehend, es sind aber einzelne Schauer und
Gewitter möglich. Die stärksten Signale dafür werden im Süden
gebracht. In der Regel sollten sich diese Gewitter im gelben bis markanten
Bereich abspielen, bei den vorhandenen ppw’s kann man aber örtlich rot nicht
ausschließen.
Nur im Südosten (südliches Bayern) wird an einem Trog ein stärkeres
Wiederaufleben der Gewitter gezeigt, mit der Gefahr von Unwettern vor allem
durch Starkregen, verbunden aber auch mit Hagel und Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag … ist gekennzeichnet von einer deutlichen Stabilisierung und
Wetterberuhigung. Hier kann auf die Frühübersicht verwiesen werden, deren
Aussagen im Wesentlichen weiter gelten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die grundsätzliche Entwicklung ist halbwegs klar, die genauen Abläufe sind
unsicher, was im Text erwähnt wurde.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner