S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.07.2024 um 10.30 UTC

Trog Westeuropa, mit einer vorwiegend südwestlichen Anströmung werden immer
wieder feuchtwarme und potenziell instabile Luftmassen herangeführt. Das Risiko
vor schweren Gewittern bis zum Wochenende recht hoch.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 15.07.2024

Quasi in der ganzen Mittelfrist dominiert im operationellen Lauf die
Großwetterlage TrW, wobei immer wieder Randtröge sehr feuchte, sehr warme und
potenziell instabile Luftmassen nach Deutschland führen. So gestaltet sich das
Wetter sehr unbeständig und voraussichtlich mit vielen evtl. auch schweren
Gewittern.

Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag befindet sich ausgehend vom europäischen
Nordmeer ein recht markanter Langwellentrog über Westeuropa. Der Trog wird von
einem hochreichenden Hoch über Nordosteuropa und dem Atlantik flankiert.
Weiterhin sorgt hohes Geopotenzial über Afrika dafür, das die Trogachse nach
Südwesteuropa zurückhängt. Über Nord-, Mittel- und Westeuropa befindet sich
gleichzeitig ein umfangreicher Tiefdruckkomplex mit mehreren Drehzentren und
Zonen tiefen Drucks.

In der Nacht zu Donnerstag ist ein Randtrog mit eingelagerter Kaltfront nach
Polen abgezogen. Die Frontalzone (Luftmassengrenze-LMG) gerät über der Mitte ins
Schleifen, da sich ausgehend von der zurückhängenden Trogachse über der Biskaya
ein Wellentief an der LMG weiter verstärkt. Dieses sorgt dazu, dass sich die
Kaltfront wieder in eine Warmfront umwandelt und am Donnerstag retrograd nach
Norden bewegt. Somit gelangen wieder Luftmassen mit Temperaturen bis 18 Grad in
850 hPa nach Deutschland. Entlang der Frontalzone und südlich davon bilden sich
in der feucht-labilen Luft vermehrt Schauer und Gewitter, aufgrund des hohen
Wassergehaltes sind dabei schnell die Grenzen zu Unwetter durch Starkregen
erreicht. Es fehlt aber ein wenig die Hebung, so dass nur vereinzelt Unwetter
wahrscheinlich ist. Das Wellentief verlagert sich entsprechend der Vorderseite
des Randtrogs, dass sich nun bis zur Bretagne erstreckt und in der Nacht zu
Freitag bis nach Belgien ausweitet. Vorderseitig der dazu gehörigen Kaltfront
könnte sich eine Konvergenz ausbilden, in der auch schon nachts kräftige und
organisierte Gewitter (Linien, MCS, Superzellen) auf West / Südwestdeutschland
übergreifen. Die Kaltfront soll indes erst ausgangs der Nacht nach Deutschland
gelangen. Aber auch entlang der Warmfront, die nachts relativ rasch nach Norden
voran kommt, sind kräftige Niederschlägen (strichweise auch mehrstündiger
Starkregen) nicht ausgeschlossen.

Am Freitag spaltet sich von dem Langwellentrog ein Cut Off Tief über Groß
Britannien und Nordfrankreich ab. Gleichzeitig bildet sich über West- und
Mitteleuropa ein Art Tiefdrucksumpf aus. Die Warmfront verlagert sich nun zur
Nord- und Ostsee. Die Kaltfront kommt nur langsam nach Osten voran und bleibt
über Westdeutschland „hängen“. Zwischen Warm und Kaltfront entwickelt sich eine
Tiefdruckrinne. Bei der südlichen Anströmung über die Alpen stellt sich Föhn ein
und auch eine Leetiefentwicklung ist über Südostdeutschland zu erkennen.
Insgesamt verlagert sich aber die feuchteste und instabilste Luft langsam
ostwärts. In quasi ganz Deutschland muss am Freitag mit schweren Gewittern
gerechnet werden. Je nach Lage und Verlagerung mehr mit Starkregen zum Thema
oder evtl. Orkanböen und großer Hagel. Abends und in der Nacht zu Samstag soll
die Konvergenz langsam ostwärts abziehen. Und auch etwas kühlere Luftmassen mit
850 hPa um 10 Grad sollen um das Cut Off Tief herum nach Südwestdeutschland
geführt werden.

Mit der kühleren LM stabilisiert sich am Samstag die Schichtung Zusehens, jedoch
bleibt über Westeuropa der Trogeinfluss wetterwirksam. Im Umfeld des Cut Off
Tiefs, welches jetzt über der Nordsee und Nordwestdeutschland befindet, gibt es
immer noch Antriebe für Schauer und kurze Gewitter. Der Wind frischt in der Nähe
des Tiefs ebenfalls auf. Einzelne 8er Böen aus Süd könnten an der Nordsee
auftreten. Die 850 hPa Temperaturen liegen nun zwischen 5 Grad im Nordwesten und
bis 12 Grad im Südosten. In der Nacht zu Sonntag soll die Trogachse des Cut-Off
Tiefs auf Deutschland übergreifen, wobei sich bodennah schwacher antizyklonaler
Einfluss bemerkbar macht. Meist bleibt es trocken, nur in der Südosthälfte, wo
noch die wärmste Luftmasse des Landes zu finden ist, kann es vorderseitig zu
schauerartigen Regen kommen. Das Höhentief schwächt sich indes ab und verlagert
sich langsam in Richtung Skandinavien.

Am Sonntag nähert sich vom Atllantik her ein weiter Langwellentrog mit
zugehörigen, teilokkludiertem Frontensystem Europa an. Nach Abzug der Trogachse
nach Nordosten wölbt sich auf der Vorderseite des neuen Langwellentrogs ein
Rücken von Afrika in Richtung Frankreich, später auch nach Deutschland auf.
Somit bleibt es, abgesehen von ein paar kurzen Schauern entlang und vor der
Trogachse, am Sonntag weitgehend trocken. Die LM erwärmt sich auf Werte zwischen
10 und 15 Grad in 850 hPa, wobei die Luftfeuchtigkeit dabei aber eher trocken
bleibt.

In der erweiterten Mittelfrist fängt das Spiel quasi wieder von vorne an.
Deutschland bleibt auf der Vorderseite eines Langwellentrogs über Westeuropa und
eingelagerte Randtröge und Frontensystem sorgen für unbeständiges und
gewittriges Sommerwetter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Großwetterlage ist auch in den Vorläufen ähnlich. Trog Westeuropa, wobei die
Regeneration des Troges über dem Atlantik an der recht nördlich verlaufenden
Luftmassengrenze immer wieder Wellenentwicklungen in Gang setzt bzw. über
Südwesteuropa verstärkt. Es werden immer wieder sehr warme und feuchte
Luftmassen heran advehiert, die immer das Potenzial auf schwere Gewitter
innehaben. Auch schleifende Frontalzonen mit heftigen und mehrstündigen
Starkregen sind nicht ausgeschlossen.
Generell ist es aber extrem unsicher, wie genau die Randtröge und damit auch die
eingelagerten Frontensysteme und Tiefdruckgebiete über Deutschland hinwegziehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Jedes betrachtete Globalmodel simuliert die Randtröge oder Frontenzüge jeweils
etwas anders. Auch die Wetterberuhigung am Wochenende wird nicht von allen
getragen. Im groben simulieren aber alle Modelle TrW mit mannigfaltigen
Facetten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In den Rauchfahnen ist in der 850 hPa bis einschließlich Mittwoch ein recht
enger Spread zu erkennen, im 500 hPa Geopot sogar bis einschließlich Freitag.
Gerade ab dem kommenden Wochenende öffnet sich der Spread sehr stark.

Auch bei dem Ensemble des GFS ist am kommenden Wochenende ein Rückgang der 850
hPa Temperaturen und des Geopotenzials zu erkennen.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es bis 240 h jeweils nur ein Cluster. Die
Großwetterlage dürfte damit in Stein gemeißelt sein. Die Unsicherheiten liegen
aber in der genauen Trogkonfiguration. Was ab dem kommenden Wochenende passiert
ist völlig unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Dauerregen, Starkregen:
Am Donnerstag gibt es an der schleifenden Kaltfront im Südosten bzw. am
Alpenrand schwache Signale für mehr als 30 l/qm in 24 h. Am Freitag kann es
innerhalb Gewitter- oder Schauerlinien zu mehrstündigen Starkregen kommen.

Gewitter:
Am Donnerstag gibt es Signale für einzelne Gewitter, die aufgrund der hohen PPWs
auch schnell mit Starkregen (wu) einhergehen können.
Am Freitag steht mit dem Übergreifen einer Konvergenz und anschließend mit der
Kaltfront eine umfangreiche Schwergewitterlage an. Dabei gibt es durchaus
potenzial für heftigen, evtl. auch extremen Starkregen, großem Hagel und
schweren Sturmböen. Auch Tornados sind aktuell nicht völlig auszuschließen.

Ab dem Wochenende wird die Vorhersage extrem unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, IFS, EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher