S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.07.2024 um 10.30 UTC

Sommerlich warm, zeitweise heiß und zunehmend schwül. Dabei teils kräftige
Gewitter mit örtlichem Unwetterpotenzial.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 12.07.2024

Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Montag liegen wir direkt unter der
Frontalzone in einer lebhaften, zyklonal konturierten südwestlichen
Höhenströmung. Stromab findet sich ein mächtiger, blockierender Rücken, der sich
von Nordafrika über das östliche Mittelmeer bis nach Nordosteuropa erstreckt.
Über die Nordsee schwenkt ein Kurzwellentrog nordostwärts hinweg, der im
deutschen Küstenumfeld für Schauer und auch einzelne Gewitter sorgt. Letztere
werden sich wohl weitgehend im „gelben“ Bereich bewegen, aufgrund mitunter guter
hochreichender Scherung ist aber auch eine stürmische Böe als Begleiterscheinung
nicht ausgeschlossen. Am Alpenrand liegen noch die Reste der Kaltfront eines
Nordmeertiefs, die anfangs noch etwas Regen bringen. Dazwischen sorgt schwacher
Zwischenhocheinfluss für weitgehend ruhiges und trockenes Wetter. Dieser
Zwischenhocheinfluss verstärkt sich im Tagesverlauf noch etwas. Eine Austrogung
über dem Atlantik sorgt nämlich für das Aufwölben eines flachen Rückens, der
langsam zu uns schwenkt. Vorderseitig des Troges findet sich am Boden ein Tief
nordwestlich der Biskaya, das allmählich wieder etwas wärmere Luft nach
Deutschland strömen lässt. Während die 850er Temperatur im Nordwesten noch bei
rund 7 Grad liegt, grüßt im äußersten Süden bereits die 15-Grad-Isotherme. Vor
allem in der Süd- uns Südosthälfte sollte also vielerorts ein Sommertag ins Haus
stehen.

Am Dienstag wölbt sich der Rücken noch etwas auf und schwenkt mit seiner Achse
langsam über uns nordostwärts hinweg. Damit gelangen wir allmählich auf die
leicht diffluente Vorderseite des nachfolgenden Troges. Mit der lebhaften
südwestlichen Höhenströmung kann die einfließende subtropische Luftmasse
zunehmend Boden nach Norden gutmachen. Abends liegt T850 an den Küsten bei rund
12 Grad, ganz im Süden bei 19 Grad. Damit dürfte zumindest in der Südosthälfte
häufig die 30-Grad-Marke überschritten werden. Das Bodentief verlagert sich
nordostwärts zu den Britischen Inseln und bildet eine Rinne aus, die sich nach
Südostfrankreich erstreckt und sich in der Nacht zum Mittwoch in unsere
westlichen Landesteile schiebt. Während es tagsüber – abgesehen von einzelnen
(kräftigen) Hitzegewittern im Bergland – noch meist trocken bleibt, muss in der
Nacht in den westlichen Landesteilen mit schauerartigen und gewittrigen
Regenfällen gerechnet werden.

Am Mittwoch schwenkt der Trog samt Tiefdruckrinne und nachfolgender Kaltfront
bis Donnerstagfrüh nordostwärts über uns hinweg. Rückseitig fließt spürbar
kühlere Meeresluft ein, die T850 von Nordwest/West nach Südost/Ost auf 8 bis 13
Grad absinken lässt. Zuvor kommt es in der vorgelagerten feucht-heißen Luftmasse
allerdings zu mitunter unwetterartigen Gewittern und schauerartigen
(Stark-)Regenfällen.

Ein erneuter atlantischer Trogvorstoß hält die (west-)südwestliche Höhenströmung
weiter aufrecht, die mit ostwärtigem Vorankommen des Troges bis Freitag noch
etwas aufsteilt. T850 geht dadurch wieder etwas nach oben. Am Boden greift –
nach kurzem Zwischenhocheinfluss am Donnerstag – wohl bereits in der Nacht zum
Freitag das nächste Tief bzw. die nächste Rinne auf uns über, was einen
turbulenten Freitag in weiten Teilen des Landes bedeuten könnte.

In der erweiterten Mittelfrist hält der unbeständige Wettercharakter bei einem
mäßig warmen bis warmen Temperaturniveau.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Dem aktuellen 00-UTC-Lauf des IFS kann insgesamt eine gute Konsistenz attestiert
werden, zumindest was die großskaligen Strukturen angeht. Abstriche gibt es
hauptsächlich für den Dienstag, wo der aktuelle Lauf im Vergleich zu seinen
beiden Vorgängern den über uns hinwegschwenkenden Rücken etwas später, vor allem
aber deutlich kräftiger im Programm hat, sodass nun der Dienstag noch meist
trocken verläuft (abgesehen von einzelnen Hitzegewittern). Erst in der Nacht zum
Mittwoch muss mit Übergreifen der Tiefdruckrinne mit schauerartigen und
gewittrigen Regenfällen gerechnet werden. Ansonsten zeigen sich naturgemäß
kleinere Unterschiede, was das Timing und die Ausprägung annähernder bzw.
durchschwenkender (Kurzwellen-)Tröge angeht, was mitunter große Auswirkungen auf
unser Wetter hat. Das kommt vor allem ab Donnerstag zum Tragen und betrifft
vornehmlich die Niederschlagsentwicklung an sich und die Lage etwaiger
Schwerpunkte im Speziellen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch beim Vergleich mit anderen Globalmodellen (ICON, GFS, UK10) ergeben sich
zunächst keine gravierenden Unterschiede. Alle haben einen für unsere
Warnmeteorologen recht arbeitsintensiven Mittwoch im Programm, gefolgt von
kurzer Wetterberuhigung am Donnerstag. Am Freitag gehen die Lösungen dann
allerdings etwas auseinander. Während bei IFS und GFS die Zeichen mit wieder
zunehmendem Tiefdruckeinfluss erneut auf „Bambule“ stehen, lässt ICON den
neuerlichen atlantischen Trogvorstoß abtropfen. Damit gibt ICON dem Azorenhoch
die Chance, seine Fühler in einem Bogen über die Britischen Inseln bis zu uns
nach Deutschland auszubreiten. Demnach wäre bei uns also am Freitag Ruhe im
Karton. Zudem würde die erneute niedertroposphärische Erwärmung ausbleiben und
bei rund 6 Grad im Norden und 14 Grad ganz im Süden verharren (T850). GFS fährt
am Dienstag außerdem die Schiene der „alten“ IFS-Läufe, sprich ein allenfalls
nur schwach ausgeprägter Rücken und in der Folge Niederschläge im Nordwesten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte bestätigen zunächst die
beschriebene Entwicklung des IFS-Hauptlaufs: Allmähliche Erwärmung und bis
Dienstagabend weitgehend trocken, danach Abkühlung und unbeständig. Was
allerdings auffällt ist, dass die erneute niedertroposphärische Erwärmung des
Hauptlaufs mehr oder weniger eine Einzellösung ist. Die große Mehrheit der
Member ist weiter auf „Talfahrt“ und pendelt sich ab Freitag im Norden zwischen
6 und 10, im Süden zwischen 9 und 13 Grad in 850 hPa ein. Dort siedelt sich am
Wochenende auch der Hauptlauf an. Ähnliches zeigt sich auch beim GFS-Ensemble.
Das spräche alles in allem dann doch für die ICON-Variante (abtropfender
atlantischer Trog und kein erneutes „Anpumpen“ der Subtropikluft aus dem
Mittelmeerraum). Insgesamt nimmt der Spread ab Freitag aber deutlich zu. Dazu
bleibt es unbeständig.

Beim Clustering ergibt sich sowohl für den Zeitraum von Mittwoch bis Freitag als
auch für den von Samstag bis Montag (erweiterte Mittelfrist) jeweils genau ein
Cluster und das ist dem Blocking-Regime zuzuordnen. Das Blocking findet dabei
östlich von uns statt, sodass wir und durchweg unter einer überwiegend
südwestlichen, mal mehr zyklonal, mal mehr antizyklonal konturierten
Höhenströmung befinden.

FAZIT: Auch die neue Woche dürfte für unsere Warnmeteorologen alles andere als
langweilig werden… Es wird wieder wärmer, zum Teil auch heiß und die Luft
zudem deutlich feuchter, sodass vor allem am Mittwoch und (eventuell) auch
Freitag kräftige Gewitter mit örtlichem Unwetterpotenzial anstehen, wobei gerade
Richtung Ende der Woche durchaus noch gewisse Unsicherheiten bei der generellen
Wetterentwicklung zu finden sind. Das Temperaturniveau wird in der zweiten
Wochenhälfte wieder etwas zurückgehen und findet sich am Wochenende in einem
warmen vielleicht sogar auch nur mäßig warmen Bereich wieder.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bezüglich warnwürdiger Wetterelemente stehen klar die Gewitter im Fokus.
Am Montag sind diese noch recht vereinzelt im Umfeld von Nord- und Ostsee zu
finden und gehen allenfalls mit stürmischen Böen einher.
Am Dienstagnachmittag und -abend drohen dann schon etwas „schärfere Kaliber“,
wenngleich weiterhin nur vereinzelt über dem süd- und südwestdeutschen Bergland.
Starkregen, Sturmböen (Bft 8-9) und kleinkörniger Hagel sind dann zu erwarten,
wobei lokal auch durchaus unwetterartige Entwicklungen aufgrund von heftigem
Starkregen nicht ausgeschlossen sind.
In der Nacht zum Mittwoch kommen in den westlichen Landesteilen gebietsweise
schauerartige und gewittrige Niederschläge mit Starkregen auf, die sich am
Mittwoch ihren Platz in Deutschland mit teils unwetterartigen Gewittern mit
heftigem Starkregen, teils schweren Sturmböen und Hagel teilen müssen.
Nach kurzer Verschnaufpause am Donnerstag könnten vor allem in der Nacht zum
Freitag in den westlichen Landesteilen gebietsweise bereits die nächsten
schauerartigen oder gewittrigen Niederschläge mit lokalem Starkregen aufziehen.
Die Prognose ist allerdings noch unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS(-EPS), UK10, MOSMIX, EFI

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz