SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.07.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Am Samstag örtlich Gewitter mit Sturmböen, Starkregen und kleinerem Hagel,
Unwetter nicht ausgeschlossen. Im Südosten am Nachmittag und frühen Abend
gebietsweise Schwergewitter (Unwetter). Im Nordwesten Wind- und Sturmböen, an
der Nordsee schwere Sturmböen.

Am Sonntag im Südosten Dauerregen, sonst Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … In der Nacht zum Samstag intensiviert sich das Höhentief bei den
Britischen Inseln weiter und kommt bis zur nordirischen Küste voran. Der
zugehörige Trog greift über Frankreich hinweg bis nach Spanien aus. Damit dreht
die sich kräftigende Höhenströmung bei uns auf südwestliche Richtungen, der dem
Trog vorlaufende flache Rücken überquert Deutschland von Südwest nach Nordost.
Das dem Trog vorgelagerte Bodentief zieht unter Vertiefung zur südwestlichen
Nordsee (993 hPa nach ICON-EU). Die Warmluft mit bis zu 10°C in 850 hPa
erreicht, verbunden mit leichten bis mäßigen Regenfällen dann den Norden. Im
Süden steigt die Temperatur in 850 hPa auf 15 bis 18 Grad. Am Boden dreht der
Wind auf südliche Richtungen. Auch wenn der Höhenwind über der Nordwesthälfte
wieder deutlich Fahrt aufnimmt, sorgt die stabile Schichtung und an der Küste
die vielfach ablandige Komponente noch dafür, dass sich die 7er Böen nur auf
freier See ergeben, eventuell auch im Raum Borkum. Der Brocken bekommt dann nach
kurzer Unterbrechung wieder Böen Bft 9 ab. Mit dem Warmlufteinschub wird die
Nacht wieder deutlich milder. Am Rhein liegen die Tiefstwerte teils oberhalb von
15°C, in ungünstigen Mittelgebirgslagen nur um 10°C.

Samstag … verlagert sich das Bodentief von der westlichen Nordsee unter
weiterer leichter Intensivierung bis vor die dänische Küste, wobei zum Abend hin
dieses Tief und das in dem ostwärts übergreifenden Trog eingelagerte Höhentief
eine nahezu senkrechte Achse aufweisen und damit die Entwicklung des Tiefs
weitgehend abgeschlossen ist (Kerndruck um 18 UTC 985 hPa).
Präfrontal gelangt ein Schwall Subtropikluft in den Osten und Südosten
Deutschlands. Die Schichtung ist mäßig labil und weist nur ein CAPE von 250 bis
500, im Südosten bis etwa 1500 J/kg auf, das jedoch vor allem nach Südosten hin
anfangs gedeckelt ist. Allerdings erreicht der Gehalt an niederschlagbarem
Wasser 30 bis 42 mm mit den höchsten Werten in Südostbayern. In der wärmsten
Luft entwickelt sich im Südosten eine flache Tiefdruckrinne, in welcher dann
eine verstärkte Gewitteraktivität zu erwarten ist. In Verbindung mit diesen
Gewittern sind Sturmböen, in Richtung Alpen aufgrund des höheren
Kondensationsniveaus auch schwere Sturmböen oder orkanartige Böen nicht
auszuschließen. Starkregen ist im Südosten bis hin zu Unwettermengen möglich,
was ICON-D2-EPS anzeigt. Großhagel um 3 cm sind bei den hohen Cape-Werten
ebenfalls denkbar. Wesentlich stärkere Scherung, die sowohl niedertroposphärisch
als auch hochreichend mehr als signifikant ist, zeichnet sich im Bereich der
Kaltfront ab, die ab Mittag auf den Nordwesten und Westen Deutschlands
übergreift und bis zum Abend die Linie westlichen Ostsee-Thüringen-Südbaden
erreicht. Da aber diese Front von Kaltluftadvektion überlaufen wird und diese
bereits präfrontal für ein Stabilisierung sorgt, dürften heftigere Entwicklungen
an dieser Front ausbleiben. Vielmehr zeichnen sich die stärksten Gewitter an
einer vorlaufenden Konvergenz ab. Diese Version wird anderen hochauflösenden
Modellen gepflegt. Diese zeigen teils auch Superzellen oder linienhafte Gewitter
vom östlichen Mittelgebirgsraum bis nach Ostbrandenburg. In diesem Zusammenhang
zeigt ICON-D2-EPS im Osten immerhin Wahrscheinlichkeiten für 10er Böen zwischen
5 und 20 Prozent (eventuell unwetterartige Auswirkungen, Impact-Gedanke!)
Postfontal erfolgt nur weiter im Binnenland eine rasche Wetterberuhigung. Im
Nordwesten und im westlichen Bergland bleibt es jedoch windig mit Böen Bft 7, an
und über der Nordsee muss mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden, vor allem an
der Nordfriesischen Küste auch mit Bft 10.
Während im Osten in der Warmluft ein Temperaturanstieg auf 25 bis 30 Grad
erfolgt, werden sonst 19 bis 24 Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag zieht der bisherige Haupttrog unter Abschwächung nach
Nordosten zur Ostsee ab. Das korrespondierende Bodentief gelangt dann in den
Oslofjord. Vor einem Sekundärtrog, der nach Frankreich zieht, wird die Strömung
vorübergehend etwas antizyklonaler und die Kaltfront beginnt in Alpennähe zu
schleifen. So regnet es vor allem in der ersten Nachthälfte in Form von
mehrstündigen Starkregen, der anfangs noch von Gewittern durchsetzt sein kann;
unwetterartige Regenmengen sind dabei nicht auszuschließen. Danach wird die
warme und feuchte Luft langsam nach Osten abgedrängt, wodurch die Gefahr von
Starkregen geringer wird und dann auf den unmittelbaren Alpenrand beschränkt
ist. Eventuell könnte die Niederschlagswarnung auch als Dauerregenwarnung
laufen.
Im Nordwesten und im Norden macht sich noch das Tief über dem Oslofjord in Form
von Wind- und stürmischen Böen im Küstenbereich bemerkbar. An der Nordsee sind
anfangs 10er Böen und von Föhr bis Sylt gar 11er Böen möglich. Weiter
landeinwärts sollte es nicht mehr für warnrelevante Böen
reichen. Im Westen und Süden erfolgt im Bereich eines von Frankreich
übergreifenden Hochdruckkeils eine Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … gelten weiterhin die Aussagen vom heutigen Frühbericht. Nach
Durchzug eines flachen Kurzwellentroges greift ein weiterer Höhentrog auf
Ostfrankreich über. Die südwestliche Höhenströmung ist somit zeitweise zyklonal
gekrümmt und sorgt im Bereich der schleifenden Kaltfront im Südosten für weitere
Regenfälle. In Südostbayern kann es somit bis in die Abendstunden weiter regnen,
so dass die Wahrscheinlichkeiten für 24stg. Dauerregen bis 18 UTC, teils sogar
bis 24 UTC hoch bleiben.
In Nordwestdeutschland baut sich in Trognähe etwas Cape auf, so dass es einzelne
Gewitter geben kann mit stürmischen Böen und vereinzelt mit starkregen um 15 mm
und kleinem Hagel. Im Nordseeküstengebiet sind auch außerhalb der Gewitter 7er
Böen möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder ähnlich.
Über die schweren Gewitter am Samstag im Südosten wurde das Wichtigste bereits
oben gesagt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden