SXEU31 DWAV 011800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 01.07.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Unbeständig und maximal nur mäßig warm, aber bis Mittwoch wohl keine markanten
Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … erstreckt sich ein Langwellentrog von Skandinavien südwärts über
Mitteleuropa bis in den westlichen Mittelmeerraum. Ein darin eingebettetes
Höhentief befindet sich aktuell mit seinem Drehzentrum in 500 hPa in etwa über
der Lübecker Bucht und zieht bis Dienstagfrüh allmählich über Vorpommern hinweg
nach Nordwestpolen, und somit kommt auch die Hauptachse des Troges allmählich
etwas nach Osten voran.
Ein mit dem Trog interagierendes flaches Bodentief füllt sich im Laufe der acht
über dem Nordwesten bzw. Norden Polens allmählich auf. Dessen teilokkludierte
Kaltfront überquert bis zum Abend auch die Lausitz bzw. den äußersten Süden und
Südosten Deutschlands und verdrängt auch dort die Reste der ehemals
subtropischen Luftmasse. In beiden Regionen kann es bis zum späteren Abend noch
einzelne kräftigere Gewitter geben, die Unwettergefahr war bei PPWs zwischen 25
und 30 mm und nicht allzu geringer Zuggeschwindigkeit der Gewitter bisher nur
gering (am ehesten sind am frühen Abend noch vereinzelte unwetterartige
Entwicklungen bzgl. Starkregen und Hagel am östlichen Alpenrand nicht
ausgeschlossen) und tendiert am späteren Abend gegen Null.
Mit dem Trog bzw. Höhentief wurden vor allem der Norden und Osten des Landes von
labil geschichteter erwärmter maritimer Polarluft geflutet (T500 hPa zwischen
-20 und -23 Grad, T850 hPa dort um 5 Grad). Innerhalb derer haben sich
zahlreiche Schauer und auch kurze Gewitter entwickelt, die von Graupel und
einzelnen Böen Bft 7 bis 8 begleitet werden können.
Im Laufe der Nacht folgt dem Höhentief ein flacher Rücken, der morgens den
Westen des Vorhersagegebietes erreicht und im Laufe der Nacht für eine deutliche
Stabilisierung sorgt. Die Schauer im Osten und Süden klingen somit ab und es
bleibt dort vielerorts trocken, lediglich an den Alpen kann es noch längere Zeit
regnen.
Der flache, auf Westdeutschland übergreifende Rücken ist allerdings aufgrund der
kräftigen WLA lediglich in der mittleren und höheren Troposphäre einigermaßen
auszumachen, in 700 hPa ist die Strömung eher neutral bzw. sogar leicht zyklonal
gekrümmt. Außerdem folgt bereits unmittelbar rückseitig ein kurzwelliger
Troganteil, der sich morgens mit seiner Achse über der westlichen/südwestlichen
Nordsee befindet. Diesem ist ein Bodentrog vorgeschaltet und darin eingebettet
eine teilokkludierte Kaltfront, die in den Frühstunden die Deutsche Bucht und
Benelux erreicht. Mit der kräftigen WLA lockern die Wolken im Nordwesten und
Norden auch nach Abzug der Schauer kaum auf, sondern gehen mehr und mehr in
Schichtwolken über, aus denen es gebietsweise leicht regnet. Auch im Westen und
in der Mitte werden die Wolken dichter und morgens dürfte es dann zumindest auch
im Westen von NRW etwas regnen.
In der Lausitz sowie vor allem auch im Südwesten und zwischen Main und
Alpenvorland bleibt es dagegen aufgelockert, teils auch gering bewölkt. Die
Nacht fällt mit Tiefstwerten zwischen 14 und 8 Grad angenehm frisch aus.
Am Rande anzusprechen sei noch der Wind, der vor allem in höheren Lagen auf der
Rückseite des nach osten abziehenden Höhentiefs vorübergehend deutlich
anspringt. Am ehesten reicht es auf den Alpengipfeln für stürmische Böen bzw.
auch einzelne Sturmböen.

Dienstag … überquert der kurzwellige Troganteil rasch Benelux und greift am
Abend auf Westdeutschland über. Die teilokkludierte Kaltfront überquert bis
dahin den gesamten Norden und Westen des Landes mit leichten Regenfällen, die
hauptsächlich präfrontal auftreten und somit auch noch den Nordosten, die
mittleren und die südwestlichen Landesteile erfassen. An den westlichen
Mittelgebirgen stauen sich die Regenfälle, so das dort gebietsweise um 10 l/qm
in 12 Stunden fallen können, sonst sind es meist weniger als 5 l/qm und in
einigen Lee-Lagen bleibt es sogar – ebenso wie in weiten Teilen Südostbayerns,
wo die frontalen Niederschläge nicht mehr ankommen – weitgehend trocken.
Innerhalb der postfrontal einströmenden kühlen Nordseeluft (T850 hPa 3 bis 5
Grad) entwickeln sich voraussichtlich keine Schauer mehr; mit der postfrontalen
Subsidenz kann sich in 800 hPa über dem Nordwesten des Landes eine recht
markante Absinkinversion etablieren. Die Wolken dürften allerdings auch dort nur
zögernd auflockern, am ehesten kann sich vielleicht noch im Nordseeumfeld die
Sonne durchsetzen.
Mit Passage des Bodentroges bzw. vor allem auf dessen Rückseite verschärft sich
der Gradient vorübergehend, so dass es zunächst im Nordseeumfeld, später auch
entlang der vorpommerschen Ostseeküste einzelne steife Böen aus Nordwest bis
West geben kann, auf dem Brocken (dort eher präfrontal) stürmische Böen,
vereinzelt auch Sturmböen. Zum Abend hin bzw. eingangs der Nacht zum Mittwoch
flaut der Wind wieder ab.
Während es in den meisten Regionen stark bewölkt, teils auch bedeckt bleibt,
kann sich präfrontal im Südosten noch gebietsweise die Sonne durchsetzen. Dort
werden die 20 Grad örtlich knapp überschritten, sonst liegen die Höchstwerte
meist zwischen 16 und 20 Grad, in einigen Mittelgebirgsstaulagen im Westen
werden kaum 15 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch gewinnt der Kurzwellentrog an Wellenlänge, verliert
dadurch aber an Kontur und schwenkt ganz allmählich über den Westen des
Vorhersagegebietes hinweg ostsüdostwärts.
Die teilkolludierte Kaltfront des sich inzwischen irgendwo im Bereich
Südnorwegen/Skagerrak etablierenden flachen Bodentiefs „BETTI“ überquert langsam
den Südosten und Süden des Vorhersagegebietes mit meist leichten Regenfällen,
die sich an den Westhängen der Allgäuer Alpen und eventuell auch des
Schwarzwaldes stauen, so dass dort gebietsweise mehr als 10 l/qm in 12 Stunden
fallen. Sonst sind es weiterhin meist weniger als 5 l/qm.
Der Front folgt ein flacher Hochkeil, der sich morgens vom Südwesten über die
Mitte bis in den Nordosten des Vorhersagegebietes erstreckt, dem bereits ein
weiterer, an einen kurzwelligen Troganteil gekoppelter Bodentrog folgt, der in
den Frühstunden Benelux erreicht.
Die postfrontale Absinkinversion wird im Nordwesten/Norden ein wenig angehoben,
so dass es dort – am ehesten im Nordseeumfeld – aus der oft relativ dichten
SC-Bewölkung gebietsweise etwas regnet oder mal einen kurzen Schauer gibt, sonst
bleibt es im Norden und in der Mitte zw. Im Westen aber weitgehend trocken. Die
Wolkendecke bekommt aber nur gebietsweise größere Lücken, am ehesten wohl noch
in den mittleren Landesteilen und anfangs im Westen. Die Tiefstwerte liegen
innerhalb der recht kühlen Meeresluft (T850 hPa zwischen 3 Grad im Nordwesten
und 7 Grad an den Alpen) zwischen 13 und 7 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … hat sich gegenüber den Ausführungen in der Frühübersicht kaum etwas
geändert.
Insgesamt wird der nach wie vor vom Nordmeer/Skandinavien über Mitteleuropa bis
in den zentralen Mittelmeerraum reichende Höhentrog vor allem über Mitteleuropa
durch den einlaufenden kurzwelligen Troganteil wieder regeneriert, am Abend
erstreckt sich die Haupttrogachse in 300 hPa von Nord nach Süd in etwa über der
Mitte des Landes (Schleswig-Holstein-Allgäuer Alpen), während er in 500 hPa
schon ein wenig weiter nach Osten vorangekommen ist.
Der flache Bodentrog greift mit feuchter Atlantikluft im Gepäck bereits am
Vormittag von Benelux her auf den Westen Deutschlands über und kommt sehr rasch
nach Osten voran. Da die Achse des Höhentroges ihm gegenüber immer weiter
zurückhängt, verlagern sich die an den Bodentrog gekoppelten schauerartigen
Regenfälle mehr und mehr auf dessen Rückseite und kommen somit nur langsam
ostwärts voran. Bis mittags erfassen sie den Westen und nachmittags dann auch
die mittleren und südwestlichen Landesteile sowie den Westen und Süden Bayerns,
vielleicht noch Thüringen und das Westerzgebirge. Für Gewitter dürfte die
Labilität aufgrund der relativ hohen Temperaturen in der mittleren und oberen
Troposphäre nicht ausreichen. Erneut fallen meist 1 bis 5 l/qm in 6 bis 12
Stunden, gebietswiese mehr, in Oberschwaben und im Allgäu simuliert der aktuelle
ICON-EU-Lauf (zusammen mit den Niederschlägen aus der Vornacht und vom
Vormittag) 10 bis 20 l/qm.
Im Südosten und an den Alpen fällt vor allem vormittags mit der abziehenden
Kaltfront noch etwas Regen, der dann aber nach Osten zu vorübergehend nachlässt.
In der Osthälfte beginnt der Tag zumeist trocken und bleibt es nach Lesart
einiger Modelle auch. Die Absinkinversion wird dort allerdings auf etwa 700 hPa
angehoben, darunter können sich innerhalb der im Tagesverlauf aufgrund der
solaren Komponente etwas labilisierenden Luftmasse vor allem nach Lesart des
I-D2 einzelne Schauer entwickeln.
Am ehesten zeigt sich die Sonne noch in der Osthälfte und im Südosten, bei 4 bis
7 Grad in 850 hPa werden maximal 15 bis 19 Grad, mit etwas Sonne im Süden du
Südosten irgendwo vielleicht 20 Grad erreicht, während in einigen
Mittelgebirgsstaulagen keine 15 Grad erreicht werden.
Der Wind lebt zwar im Tagesverlauf vor allem im Norden etwas aus West auf, ist
aber wohl selbst an der Küste nicht warnrelevant.

Bereits am Mittwoch stößt ein Höhentrog von Nordwesten her ins Seegebiet
zwischen Island und Schottland vor und nimmt dort bis Donnerstag mit seinem
Drehzentrum eine mehr und mehr zentralsteuernde Position ein.
Mit der sich verstärkenden WLA auf dessen Vorderseite wird der Höhentrog über
dem Vorhersagegebiet mehr und mehr zugeschüttet und wandert zudem Richtung Polen
ab. Dadurch wird der Weg frei für das zunehmend okkludierende Frontensystem des
Zentraltiefs, die Kaltfront erreicht Donnerstagfrüh bereits das Seegebiet
nordwestlich der Deutschen Bucht.
Präfrontal kommen die an den sich auffüllenden Trog Regenfälle über der Mitte
und dem Süden Deutschlands (im Westen lassen sie in den Abendstunden bereits
nach) im Laufe der Nacht nun rasch nach Osten voran und schwächen sich deutlich
ab. Lediglich an den Alpen kann es anfangs noch etwas kräftiger regnen.
Die Wolken lockern aber kaum auf und bereits im Laufe der zweiten Nachthälfte
kann es im Westen und Nordwesten mit Annäherung der Kaltfront erneut etwas
regnen. Der Wind frischt dort aus Südwest auf, im Nordseeumfeld gibt es später
erste steife, auf dem Brocken stürmische Böen.

Modellvergleich und -einschätzung

Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine signifikanten
Modellunterschiede ausmachen.
Die Differenzen, die Detailprognosen, vor allem in punkto Niederschlag,
betreffend, sind nicht warn- und auch kaum prognoserelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff