#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 17.06.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.06.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Im Laufe des Dienstags Schwergewitterlage! Am ehesten im Westen, in der Mitte
und auch im südlichen Norddeutschland Schwergewitter, die abends auf den Osten
übergreifen.
Im Süden nur einzelne unwetterartige Gewitter, meist ausgehend von den Gebirgen.
Im Nordwesten und Norden ab Mittag örtlich Stark- oder Dauerregen (abgesehen von
der Küste).
In der Nacht zum Mittwoch im Südwesten neue Gewitter, Unwetter nicht
ausgeschlossen.
Am Mittwoch im Süden nur noch einzelne starke Gewitter, Unwetter gering
wahrscheinlich.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … liegen wir im zyklonalen Randbereich des hochreichenden Tiefs über
der Nordsee. Dabei treten anfangs vor allem noch im Nordosten, vereinzelt auch
im Süden und Westen noch teils markante Gewitter auf.
In der Nacht zum Dienstag glättet sich die Höhenströmung vor einem nach Belgien
und Ostfrankreich wandernden flachen Höhenkeil. Damit fällt die Konvektion vom
Tage zumeist in sich zusammen. Das steuernde, hochreichende Tief verlagert sich
bis zum Morgen zur Ostküste von Südnorwegen.
Vorderseitig eines Troges im mittleren Troposphärenniveau (850 hPa)
bildet sich ein WLA-Feld aus, das von Ostfrankeich kommend auf den Westen und
Südwesten Deutschlands übergreift. Wahrscheinlich reicht die ausgelöste Hebung
lediglich für leichtes Getröpfel im Westen und Südwesten in der 2. Nachthälfte
aus. Ein eingelagertes Gewitter kann nicht ausgeschlossen werden (von ICON-D2
gezeigt).
In den Gebieten, wo es abends noch geregnet hat, kann es einzelne Nebelfelder
geben, vor allem in den westlichen und nördlichen Mittelgebirgen.
In jedem Fall steht eine eher milde Nacht ins Haus mit Minima zwischen 16
und 10 Grad.
Dienstag … Während das Bodentief an der norwegischen Küste zu den Lofoten
zieht, verbleibt das Höhentief im Raum Südnorwegen und hat Verbindung zum
Höhentief östlich von Island. Ausgehend von dem südlichen Höhentief verläuft
weiterhin ein kräftiger Höhentrog nach Südwesteuropa, wo weiterhin das
Cut-Off-Tief vor Galizien verharrt. Damit ergibt sich bei uns eine kräftige
Höhenströmung mit 60 bis 70 kt Mittelwind in 300 hPa aus Südwest. Durch die WLA
in der Mitte und im Süden verlagert sich die 15-Grad-Isotherme bis zum Abend
über die Main-Linie hinweg und bis ins südliche Ostdeutschland. Durch am
Nachmittag im Norden aufkommende Nord- bis Nordostwinde kommt es in der Mitte
und im Norden zu kräftiger Frontogenese und damit schiebt sich die Warmfront des
Bodentiefs vor der Iberischen Halbinsel nach Nordwestdeutschland vor. Knapp
südlich bildet sich eine flache Tiefdruckrinne, die etwa von NRW zur Lausitz
reicht.
Mit der Einstrahlung im Süden und Südosten, etwas gedämpft auch in der Mitte,
steigt ML-Cape bis zum Nachmittag auf Werte zwischen 400 und 1000, örtlich auch
auf knapp über 1500 J/Kg bei PPWs zwischen 30 und 38 mm, im Süden teils nur rund
25 mm. Hier ist die Troposphäre gedeckelt mit erhöhten CIN-Werten. Ungewöhnlich
an der Lage sind die hohen Scherungswerte, da es in unteren Schichten
schwachwindig ist und der Höhenwind stark ist. So liegt die Scherung in der
unteren Troposphäre bei 10 bis 15 m/s, die Deep-Layer Shear zwischen 20 und 30
m/s. Auch die Storm-Relativ-Helicity ist stark erhöht, so dass man davon
ausgehen kann, dass sich die Gewitter organisieren bis hin zu Superzellen.
Hinweis darauf gibt auch die sogenannte Updraft Helicity bei ICON-D2 (auch EPS),
die in einem breiten Streifen von NRW und dem nördlichen Rheinland Pfalz bis in
den Osten Deutschlands örtlich stark anspringt. Insofern ist auch das
Tornadorisiko leicht erhöht.
Nördlich der Tiefdruckrinne entwickelt sich bei dem aufkommenden nördlichen Wind
im Landesinneren ein Gebiet mit kräftigem Regen, der durch die
Scherungssituation und durch die Frontogenese produziert wird.
Hier liegen die Regenmengen in der 2. Tageshälfte bei 3 bis 10 l/qm, im
Nordwesten zwischen 10 und 25 l/qm, örtlich auch im Stark- oder
Dauerregenbereich zwischen 25 und 35 l/qm. Im Laufe des Abends erreicht der
Regen dann den Nordosten Deutschlands. Vereinzelt können auch
Unwetter-Regenmengen um 40 l/qm in 12 Stunden fallen.
Im Süden und Südosten ist die Luft etwas trockener und die Auslösung einzelner
markanter Gewitter dürften von den Mittelgebirgen ausgehen, wobei auch hier
Unwetterpotential gegeben ist, vor allem durch Hagel.
Das nördliche Schleswig-Holstein und Teile der Nordseeküste bleiben außen vor,
Gewitter oder kräftiger Regen sind hier kein Thema.
Mit der Warmluft, die den Süden und die Mitte erreicht, steigen südlich des
Mains die Temperaturen auf Werte um 30 Grad. In der Mitte und im südlichen Teil
von Ostdeutschland werden sommerliche 25 bis 29 Grad erreicht. Nicht so warm ist
es im äußersten Westen, im Nordwesten und Norden mit 20 bis 24 Grad.
Der Wind dreht im Norden nachmittags auf Nord bis Nordost und frischt etwas auf.
In der Südhälfte weht er schwach aus Südost bis Südwest oder ist umlaufend. Bei
Gewittern muss mit Sturmböen bis Bft 10 gerechnet werden. Selbst Orkanböen sind
nicht ausgeschlossen.
In der Nacht zum Mittwoch ändert sich wenig am Strömungs- und Luftmassensetup.
Trotzdem ziehen die Gewitter und Regenfälle im Verlauf über den Osten ab, wobei
zunächst weiterhin Unwettergefahr besteht. Auch stehen ungewittrige
(Stark)Regenfälle auf der kalten Seite der etwas südostwärts vorankommenden
Luftmassengrenze weiterhin auf der Karte. In der zweiten Nachthälfte werden im
Norden und Osten dann die Regenfälle schwächer, klingen aber noch nicht
vollständig ab. Ruhe kehrt aber trotzdem nicht ein. Grund sind neue, von
Frankreich auf den Südwesten übergreifende schauerartige Regenfälle und
Gewitter. Zwar ist die Konvektion etwas abgehoben, bei weiterhin guter Scherung
ist aber trotz der ungünstigen Tageszeit das Potenzial für organisierte Gewitter
bis hin zu Superzellen gegeben. Mit 19 bis 12 Grad bleibt die Nacht ziemlich
mild.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … Bleiben die Aussagen vom Frühbericht bestehen.
Der Wind dreht landesweit auf Nordwest bis Nord, was der Stabilität oder sagen
wir besser der Labilität der Luftmasse im Süden und Südosten nicht besonders
guttut. Trotzdem kommt es aus der Nacht heraus bevorzugt im Südwesten und in der
Mitte zu weiteren schauerartigen Regenfällen und kräftigen Gewittern. Im
Tagesverlauf nimmt die Wetteraktivität zwar ab, ganz im Süden sind vornehmlich
aus dem Bergland heraus aber weitere Gewitter möglich. Ansonsten scheint aber
insbesondere südlich der Donau häufig die Sonne bei 27 bis 32 Grad. In der
Nordhälfte Deutschlands stehen wechselnd wolkige und weitgehend trockene
Verhältnisse mit einigen sonnigen Abschnitten in Küstennähe an. Dabei reicht es
allerdings nur für 17 bis 21 Grad, während in der Mitte 22 bis 26 Grad angesagt
sind.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder sehr ähnlich. Naturgemäß
gibt es einige Unterschiede bei den Konvektiven Regenfällen.
Der Schwerpunkt der Gewittergefahr wurde aber herausgearbeitet (s.
Vorabinformation Unwetter).
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden