S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.06.2024 um 10.30 UTC

Unbeständig mit kräftigen Gewittern und teils ungewittrigem Starkregen, an der
See und im Bergland zeitweise windig, im Südosten heiß.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 22.06.2024

Grundsätzlich beschreibt der mittelfristige Zeitraum analog zum gestrigen
Freitag vergleichbare, großskalige Geopotential- und Luftdruckstrukturen. Dabei
wurden die großen Unsicherheiten ab der Mitte der Woche nicht wirklich
ausgeräumt. Die Betrachtung der Konsistenz der vergangenen det. IFS-Läufe
liefert insgesamt nur ein etwas besseres Bild.

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Dienstag wirbelt nordwestlich der
Iberischen Halbinsel ein nahezu von der Höhenströmung abgekoppeltes Höhentief.
Gelichzeitig ist von Grönland bis nach Skandinavien ebenfalls tiefes
Geopotential zu verzeichnen, welches über die Britischen Inseln hinweg einen
Kurzwellentrog aufweist. Zwischen dem Trog und dem Höhentief gibt es schließlich
etwas auf Höhe der Britanie eine Sollbruchstelle, die eine Rücken ausnutzt.
Deutschland liegt dabei im Bereich einer recht glatten südwestlichen
Höhenströmung. Bodennah induziert das Höhentief eine schwach aufgeprägte
Tiefdruckzone von der Iberischen Halbinsel über Frankreich hinweg bis nach
Deutschland. In diese eingebettet ist schließlich eine Luftmassengrenze, die
hierzulande über der Nordhälfte liegt, sodass weiter Teile im Warmsektor
verbleiben. Entlang der Luftmassengrenze verlagern sich korrelierend zu den
kurzwelligen Anteilen kleinräumige Tiefs ostwärts. Gleichzeitig kann sich durch
den Rücken an der Sollbruchstelle hoher Luftdruck von den Britische Inseln über
die südliche Nordsee bis ins deutsche Küstenumfeld schieben. Hebungsimpulse gibt
es im Umfeld der Luftmassengrenze durch frontogenetische Prozesse, die durch PVA
kurzwelliger Anteile zeitweise verstärkt werden. Zudem kommt im Warmsektor die
diabatische Komponente zunehmend zum Tragen. Resultierend treten im Umfeld der
Luftmassengrenze schauerartig verstärkte, teils länger anhaltende Niederschläge
auf, sodass mehrstündiger Starkregen zum Thema werden kann. Auf der warmen Seite
der Grenze gibt es bei sehr guten Scherungsbedingungen und ausreichend Feuchte
hervorragende Bedingungen für heftige, organisierte Gewitter. Aufgrund der
Verlagerungsgeschwindigkeit sollte heftige Starkregen trotz PPW-Werten über 30
mm eher lokal begrenzt auftreten. Dafür ist mit Sturmböen oder schweren
Sturmböen sowie Hagel zu rechnen. Weiter im Süden treten ebenfalls vereinzelte
starke bis schwere Gewitter auf. Durch Cape-Werte bis 2000 J/kg, PPW-Werten von
25 bis 33 mm steht dort der Starkregen oder heftig Starkregen sowie der Hagel im
Fokus. Etwas Scherung kann aber für eine gewisse Organisation oder einzelne
Superzellen ausreichen, wodurch auch der wind nicht zu vernachlässigen wäre.
Insgesamt weht der Wind abseits von Gewittern mäßig und teils stark böig, mit
einzelnen stürmischen Böen in den Gipfellagen der Berge. Die Temperaturen in 850
hPa bewegen sich von Nord nach Süd zwischen 6 und 20 Grad.

Am Mittwoch wandert der Trog von der Nordsee weiter ostwärts in den Ostseeraum
und tangiert vor allem den Norden und Nordosten. Gleichzeitig verschiebt sich
das Höhentief etwas nach Südosten und macht nun über Portugal halt. Resultierend
wird die Lücke zwischen Trog und abgekoppeltem Höhentief größer. Das die WLA des
Höhentiefs auf der Vorderseite den Rücken ordentlich stützt, kann sich dieser
stärken und in die Lücke springen. Somit liegen hierzulande in der Höhe
abgesehen vom Norden antizyklonale Bedingungen vor. Bodennah korreliert der
Rücken über den Britischen Inseln mit dem Vorstoß des atlantischen Hoch bis nach
Dänemark und das deutsche Küstenumfeld. Resultierend kann auf der Vorderseite
des Hochs eine nördliche, bodennahe Strömung die Luftmassengrenze südwärts
schieben. Ansonsten ist alles beim Alten. Das Höhentief generiert über Südwest-
und Westeuropa eine Tiefdruckzone, die teils bis nach Deutschland reicht. In
diese ist weiterhin die markante Luftmassengrenze eingebettet, die sich von der
Iberischen Halbinsel über Frankreich und Deutschland hinweg bis zum Baltikum
erstreckt. Während das Höhentief mit PVA die Hebungsprozesse über Frankreich
anheizt, sorgt der Rücken hierzulande vorübergehend für eine dämpfende Wirkung.
Erst wenn das Höhentief nachts in den Golf von Biskaya wandert und bodennah die
Tiefdruckzone korrelierend nordostwärts schiebt, nehmen auch in der Westhälfte
Deutschlands die Hebungsimpulse durch frontogenetsiche Prozesse sowie
aufkommende PVA zu. Zudem gelangen konvergente, bodennahe Strömungsbedingungen
sowie kleine Lee-/Hitzetiefs in den Fokus. Mit der Verlagerung und Ausrichtung
des Höhentiefs steilt sich auch die Höhenströmung insgesamt auf, sodass die e an
der Luftmassengrenze zunehmen. In 850 hPa liegen die Werte demnach in der Nacht
zum Donnerstag zwischen 9 Grad an der dänischen Grenze und über 23 Grad in
Teilen Südbayerns. Auch wenn der Rücken tagsüber die Niederschlagsneigung der
Luftmassengrenze über der Mitte des Landes dämpft, können sich in der feucht
warmen Luft subtropischen Ursprungs im Süden mit diabatischer Unterstützung
erneut starke bis schwere Gewitter entwickeln. PPW-Werte bis 35, Cape-Werte bis
1000 J/kg und eine formidable Scherung stehen schließlich für Starkregen oder
heftigen Starkregen, Sturmböen und Hagel. Bei der potentiellen Entwicklung von
Superzellen (gering wahrscheinlich) sind auch schwere Sturmböen und größerer
Hagel möglich. Abseits der Gewitter weht der Wind mäßig, an der See auch frisch
und stark böig, auf den Alpengipfeln besteht Sturmgefahr.

Am Donnerstag wandert das Höhentief langsam weiter Richtung Ärmelkanal und zieht
en Trog hinter sich her. Mit der nordöstlichen Zugbahn schiebt es auch den
Rücken auf der Nordflanke ostwärts, sodass dessen Achse nun schon von Italien
bis nach Polen reicht. Korrelierend zum Höhentief ist bodennah hierzulande
Tiefdruckeinfluss Trumpf. Dabei würde sich nach IFS das ganze Land im Warmsektor
befinden. Die Luftmassengrenze würde sich vom Ärmelkanal bis nach Süddänemark
und weiter nach Ostpolen ziehen. Bezüglich potentieller Niederschlagsfelder gibt
es beim IFS mehrere Ansätze. Zum einen würde ein Tief an der
belgisch-niederländischen Küste auch den Nordwesten Deutschlands mit
schauerartigen, teils gewittrigen Niederschlägen heimsuchen und gebietsweise
Starkregengefahr bringen. Zum anderen soll sich nach der europäischen Lösung
über der Mitte und dem Südwesten eine Konvergenzlinie ausbilden, die ebenfalls
mit schauerartigen und gewittrigen Niederschlägen einhergehen würde und ein
erhöhtes Starkregenrisiko mit sich bringt. Den dritten Part liefern einzelne,
aber dafür teils ziemlich heftige Gewitter von Süddeutschland bis nach
Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Bei Cape-Werten zwischen 1500 und 3500 J/kg, PPW
über 30 mm und eine signifikanten Scherung wäre alles für eine Unwetterlage
angerichtet. Die Temperaturen in 850 hPa von 12 bis 25 Grad untermauern das
Potential. Der Wind weht abseits der Gewitter weiter mäßig und teils stark böig.

Am Freitag und in der Nacht zum Samstag zieht das Höhentief über die südliche
Nordsee nach Dänemark. Resultierend greift der Trog auf Deutschland über und
überquert das Land ostwärts. Bodennah korreliert der Trog weiter mit einer
Tiefdruckrinne, die sich von der Nordsee bis nach Polen und Tschechien
erstreckt. In dessen Westrand befindet sich dabei eine Kaltfront. Zudem ist nach
IFS im Warmsektor weiter auch eine Konvergenzlinie eingebettet. In der Nacht zum
Samstag soll dann schließlich das gesamte Land rückseitig der ostwärts
abziehenden Kaltfront von der kühleren Luft geflutet sein. Während Tagsüber in
850 hPa noch Temperaturen zwischen 10 und 18 Grad zu verzeichnen sind, soll
diese bis Samstag auf Werte zwischen 5 und 10 Grad sinken. Der Luftmassenwechsel
kommt dabei nicht geräuschlos daher. Frontogenetische Prozesse gestützt von PVA
lassen die Kaltfront mit teils kräftigen Schauern und Gewittern einhergehen.
Zudem sind tagsüber auf der Vorderseite im Osten und Südosten mit diabatischer
Unterstützung nochmals starke bis schwere Gewitter auf der Speisekarte. Auch
hinter der Kaltfront sind zunächst weitere Schauer aktiv, di durch den Trog über
Benelux induziert werden. Erst nachts, wenn die Strömung in weiten Teilen des
Landes zonalisiert und der Trog mit seiner Achse nach Südskandinavien
weiterzieht, lässt die Niederschlagsneigung deutlich nach. Von Südwesten her
setzt sich Wetterberuhigung durch. Anders das Küstenumfeld, was noch länger im
Einflussbereich der nahen Tiefdruckrinne über Dänemark und Nord- sowie Ostsee
liegt.

Am Samstag überquert ein neuer Kurzwellentrog das Land ostwärts. Rückseitig kann
sich gleichzeitig vom Ostatlantik bis zu den Britischen Inseln ein Rücken
aufbäumen. Dieser induziert am Boden an Hoch über West- und Südwesteuropa,
welches langsam bis in die Südwesthälfte Deutschland vordringt. Aufgrund des
Troges und entsprechender PVA gibt es in Teilen des Landes trotz zunehmendem
hohem Luftdruck am Boden noch ausreichend Hebung für Regenschauer. Zudem sorgt
der auflandige Wind im Nordwesten für Regengüsse. An den Alpen gibt es anfangs
noch geringe Stauniederschläge. Mit Abzug des Troges und nächtlicher bodennaher
Stabilisierung sollten die Niederschläge in der Nacht zum Sonntag abseits der
Küsten nach IFS weitgehend abklingen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großskaligen Strukturen des Geopotential- und Luftdruckfeldes werden von den
vergangenen Läufen recht konsistent abgebildet. Bis einschließlich Donnerstag
gibt es selbst auf kleinerer Skala nur geringe Unterschiede.

Am Dienstag und der Nacht zum Mittwoch gibt es nur kleine Abweichungen bei der
Phase eines kurzwelligen Anteils und dem schwachen, nachfolgenden Rücken über
West- und Mitteleuropa. Resultierend verlagern sich auch die korrelierenden
kleinen Tiefs von den Niederlanden bis Nordwestpolen verschieden rasch, was
wiederum Einfluss auf das Timing der teils kräftigen Niederschläge in der
Nordhälfte hat.

Am Mittwoch sind ebenfalls nur geringe Unterschiede zwischen den letzten
Berechnungen zu verzeichnen. Die neusten beiden IFs-Läufe zeigen demnach einen
Kurzwellentrog, der bis zum Nachmittag auf die Ostsee abzieht. Der gestrige
00-UTC-Lauf hatte diesen nicht im Programm. Als Folge könnten die Niederschläge
im Umfeld der Luftmassengrenze im Vergleich zum gestrigen 00er Lauf etwas
intensiver und ausfallen und langsamer ostwärts abziehen. Zudem zeigen die
neueren IFS-Läufe aufgrund des Abkopplungsprozesses ein etwas stärkeres
Bodenhoch, sodass die Luftmassengrenze vorübergehend weiter gen Süden geschoben
wird.

Am Donnerstag nehmen die Unterschiede zwar zu, wobei die Grundmuster weiter
konsistent simuliert werden. Auch hier weichen die de neusten beiden det. Läufe
vor allem von der gestrigen 00-UTC-Lösung etwas ab. Vor allem der Rücken kann
sich bei den neusten Berechnungen stärker Richtung Nordsee amplifizieren. Somit
steilt die Strömung wieder mehr auf und schiebt die Luftmassengrenze wieder in
den Norden des Landes. Positiv anzumerken ist, dass alle betrachteten Läufe über
der Westhälfte Deutschlands im Warmsektor eine Konvergenzlinie induzieren.

Am Freitag nehmen de Abweichungen nun signifikant zu, wobei nun vor allem die
beiden 00-UTC-Läufe eine vergleichbare Geopotentialverteilung zeigen. Allerdings
gibt es auch bei diesen Unterschiede bei der Amplitude der Troges über
Westeuropa, der schließlich über Deutschland hinweg schwenkt, sowie der Lage des
Höhentiefzentrums. Entsprechend weichen die Niederschlagsschwerpunkte teils
deutlich voneinander ab. Der gestrige 12-UTC-Lauf zeigt den Trog allenfalls
ansatzweise und beschreibt eher eine glatte Strömung, sodass die
Hauptniederschläge weiter im Norden im Bereich der Luftmassengrenze auftreten
würden.

Am Samstag machen dann wieder die letzten beiden IFS-Läufe gemeinsame Sache,
indem sie eine eher zonale Strömung mit mehr oder weniger stark amplifizierten
kurzwelligen Anteilen zeigen. Dabei beschreibt der gestrige 12-UTC-Lauf über den
Osten noch einen Frontenzug, der beim aktuellen Lauf schon ad Acta ist. Der
gestrige 00-UTC-Lauf simulierte dagegen über West- und Mitteleuropa eine
Trog-Rücken-Trog-Kombination mit signifikanter Amplitude. Resultierend waren bis
in den Südosten signifikante Niederschläge zu verzeichnen, während der neuste
Lauf die Südosthälfte zunehmend trocken zeigt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Unter Berücksichtigung weiterer Globalmodelle (ICON, GFS, UK10) werden die
Unsicherheiten im mittelfristigen Zeitraum mehr als deutlich. Zwar wird die
großskalige Geopotential- und Luftdruckstruktur noch einigermaßen vergleichbar
wiedergegeben, im Detail geht aber schon ab Mittwoch so einiges durcheinander.

Am Dienstag hat das UK10 im Vergleich zum IFS den Trog über den Britischen
Inseln stärker amplifiziert im Programm, ICON und GFS folgen, sind aber in der
ostwärtigen Verlagerung schneller als IFS und UK10. ICON weist zudem den
zyklonalen Einfluss über Deutschland weiter nach Süden aus. Resultierend liegt
die Luftmassengrenze etwas südlicher und die Niederschläge beschreiben zum IFS
und UK10 ein leicht abweichendes Timing.

Am Mittwoch ist höchstens noch das GFS zum IFS vergleichbar unterwegs, wobei das
GFS den Trog über der Ostsee stärker amplifiziert und rascher ostwärts
verlagert. Zudem ist der Rücken über Mitteleuropa geringfügig schwächer
aufgestellt. Das ICON hat ein Höhentief über Dänemark auf der Agenda (IFS/GFS
Bottnischer Meerbusen), ausgehend von welchem sich ein Trog südwärts bis nach
Norditalien erstreckt. Da gleichzeitig auch das Höhentief samt Trog über der
Iberischen Halbinsel und dem Golf von Biskaya stärker ausgeprägt ist, bleibt
wenig Platz für den Rücken, der stark nach Süden verdrängt wird. Noch heftiger
sieht es beim UK10 aus, wo das Höhentief über England liegt und der Trog bis in
den Golf von Biskaya reicht und somit direkt an den Einflussbereich des
Höhentiefs über Portugal andockt. Aufgrund der beschriebenen Höhenstrukturen
ergeben sich auch bodennah signifikante Unterschiede. Während beim GFS und IFS
hoher Luftdruck weit nach Osten bis in die westliche Ostsee Vordringen kann,
schafft es dieser beim ICON nur bis zu den Britischen Inseln und ist beim UK10
überhaupt nicht über dem Festland zu erkennen. Durch eine stärke nordwestliche
bodennahe Strömung schiebt das ICON die Luftmassengrenze bis zu den Alpen,
während sie beim IFS über der Mitte hängt. Das UK10 beschreibt eine kräftigere
Südwestdröhnung, in welche sowohl die Luftmassengrenze sowie konvergente
Strukturen quasi strömungsparallel eingebettet sind. Je nach Modell sind somit
verschiedene Niederschlagsschwerpunkte und Intensitäten zu verzeichnen.

Am Donnerstag weist weiter das GFS zum IFS ähnliche Verteilungen auf. Vor allem
über Mitteleuropa sind die Geopotential- und Luftdruckstrukturen vergleichbar,
sodass sich auch die Niederschlagsschwerpunkte nur wenig unterscheiden. Anders
beim ICON, das einen Rücken über der Nordsee zeigt und den signifikanten Trog
vom Vortag über Polen ostwärts abziehen lässt. Bodennah induziert der Rücken
hohen Luftdruck über Deutschland, der Wetterberuhigung im Gepäck hat und die
Luftmassengrenze weiter am Alpenrand belässt. Entsprechend würden bei dieser
Lösung allenfalls südlich der Donau, voraussichtlich sogar nur direkt am
Alpenrand starke bis schwere Gewitter auftreten. In der Nacht schiebt allerdings
auch beim ICON langsam die Tiefdruckrinne des Höhentiefs über dem Golf von
Biskaya an den Südwesten heran. Das UK10 hat weiter eine ganz andere Sicht auf
die Geopotential- und Luftdruckverteilung. Der Trog vom Vortag soll nun direkt
über Deutschland liegen und bodennah eine Tiefdruckzone rund um die Ostsee
generieren. Gleichzeitig würde ein Rücken vom Ostatlantik bis zu den Britischen
Inseln das Azorenhoch bis in den Westen Deutschlands vordringen lassen. Die
Folge wäre eine nördliche bodennahe Strömung, welche kühlere Luft bis zu den
Alpen schiebt. Niederschläge wären dann vor allem im Umfeld des Tiefs im
Nordosten und Norden sowie an der abziehende Kaltfront zu verzeichnen. Somit
wäre das UK10 dem IFS um rund einen Tag in der Entwicklung voraus. Die liegt
auch daran, dass das UK10 das Höhentief über Südwesteuropa nicht nordwärts
sondern zunächst südwärts nach Gibraltar verlagert, sodass die Entwicklung über
Nordwest- und Mitteleuropa nicht ausgebremst werden können.

Am Freitag machen GFS und IFS weiter gemeinsame Sache, wobei das IFS das
Höhentief über der südwestlichen Nordsee deutlich stärker zeigt als das GFS wo
es ansatzweise über Nordostfrankreich liegt. Dieser Unterschied macht sich aber
bei der räumlichen Einordnung der Niederschlagsfelder bemerkbar. Beim ICON ist
der besagte Trog stärker südwestwärts amplifiziert, sodass das Zentrum noch über
Südfrankreich liegt. Gleichzeitig hat das ICON den Rücken wesentlich schwächer
im Programm. Die Niederschlagsschwerpunkte sind aber zum IFS vergleichbar. Das
UK10 setzt anstatt auf einen Trog auf einen Rücken über Mitteleuropa, sodass in
weiten Teilen des Landes hoher Luftdruck dominieren würde. Der nachfolgende Trog
würde aber schon ein Tief im Dreiländereck induzieren, sodass die
Niederschlagsneigung von Südwesten wieder zunehmen würde.

Am Samstag weisen alle Modelle über West- und Mitteleuropa einen Langwellentrog
auf. In die recht zonale Strömung sind dabei immer wieder Kurzwellentröge
eingelagert. Diese jedoch sind bei den Modellen nicht in Phase und weisen ein
unterschiedliche Amplitude und Wellenlänge auf. Resultierend ist die räumliche
und zeitliche Einordnung der Niederschläge gleichermaßen verschieden wie deren
Intensität.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen bis Dienstag einen
geringen Spread bei der Temperatur in 850 hPa und dem Geopotential in 500 hPa,
sodass von einer guten Vorhersagegüte ausgegangen werden kann.
Am Mittwoch und Donnerstag spannt sich der EPS-Raum signifikant auf. Während
beim Geopotential die Mehrheit der EPS-Läufe noch ein Drängungszone hin zu
höherem Geopotential erkennen lässt, kann bei der Temperatur kaum ein Bereich
größerer Auftrittswahrscheinlichkeit festgestellt werden. Die Unsicherheit
besteht darin, wieweit und wann die Luftmassengrenze nach Süden gedrückt wird.
Hauptlauf sowie die Mehrzahl der Member zeigen dies am Freitag. Es gibt aber
durchaus einzelne Läufe, die ICON folgen und deutlich früher kühlere
Temperaturen anbieten. Insgesamt deutet der Spread von 12 bis 18 Grad bzw. 20
bis 30 hPa auf eine geringe Vorhersagegüte hin.

Bei der Einordnung des IFS-EPS in verschiedene Grundmuster werden im Zeitraum
von +72h bis +96h vier Lösungen benötigt, um alle Unsicherheiten zu beschreiben.
Dabei sind die letzten beiden Cluster in das Schema einer pos. NAO einzuordnen.
Cluster 2 verbleibt komplett im Muster eines Blockings und Cluster 1 wechselt
von der pos. NAO hin zum Blocking. Haupt- und Kontrolllauf sind zusammen mit der
großen Mehrheit von 21 Membern im ersten Cluster zu finden. Der wesentliche
Unterschied zwischen den ersten beiden Lösungen besteht in einem stärkeren
Abkopplungsprozess im zweiten Cluster, sodass dort der Rücken stärker zum Tragen
kommt. Cluster 2 kommt dann der ICON-Lösung nahe und das letzte Cluster weist
zum UK10 vergleichbare Strukturen auf.
Im Zeitraum von +120h bis +168h werden schon sechs Grundmuster benötigt, um alle
Unsicherheiten im EPS-Raum ausreichend zu erklären. Dies große Anzahl an
Clustern und die Zuordnung der Schemata sowie die Wechsel beschreiben gut die
große Unsicherheit in diesem Zeitraum. Das erste Cluster mit 14 Unterstützern
wechselt dabei vom Blocking zurück zur pos. NAO. Das zweite Cluster mit Haupt-
und Kontrolllauf sowie auch das vierte wird einer neg. NAO zugeordnet. Die
dritte Lösung wechselt von der pos. NAO zum atlantischen Rücken und dann weiter
zum Blocking. Cluster 5 bevorzugt zunächst das Schema Blocking und später die
neg. NAO. Cluster sechs wechselt von einer pos. NAO zum Blocking. Dabei werden
die Lösungen zwei und drei von 10, Cluster 4 von 8 und Cluster fünf von 5
Membern gestützt. Die ersten beiden Cluster zeigen dabei kaum Unterschiede
zueinander. Bei der ersten Lösung ist das Höhentief bei den Britischen Inseln
etwas stärker beim zweiten Cluster wird das Höhentief über dem Atlantik stärker
gerechnet. Daher beim zweiten Cluster auch die neg. NAO. Das dritte Cluster
zeigt eine komplette Cut-Off-Entwicklung bei der Iberischen Halbinsel. Die
Cluster vier und fünf weisen einen ordentlichen Block auf, sodass sich der Trog
auf seinem Weg rasch auflöst. Dafür übernimmt der Trog über dem Nordatlantik das
Kommando.
In der erweiterten Mittelfrist von +192h bis +240h beschreiben fünf Cluster die
Unsicherheiten im EPS-Raum. Der Kontrolllauf liegt in der ersten Lösung und der
Hauptlauf im dritten Cluster. Bezüglich der übergeordneten Schemata fühlen sich
die Muster zwei, vier und fünf im Blocking zu Hause. Das erste Cluster bevorzugt
dagegen die neg. NAO und die dritte Lösung wechselt von der neg. NAO zum
atlantischen Rücken. Vor allem das erste Cluster mit 14 Member und das zweite
Cluster mit 11 Mitgliedern weisen total konträre Bedingungen auf. Während bei
der ersten Lösung tiefes Geopotential über dem Nordatlantik hohem Geopotential
über Südwesteuropa und dem Atlantik gegenübersteht und somit eine stramme
westliche Grundströmung induzieren, zeigt das zweite Cluster einen kräftigen
Rücken von Mitteleuropa bis nach Spitzbergen, der alle Versuche ankommender
Tröge an sich abprallen lässt. Bodennah würde bei der ersten Lösung in
Deutschland überwiegend hoher Luftdruck vorherrschen. Allenfalls das
Küstenumfeld wäre ab und an im frontalen Bereich. Beim zweiten Cluster wäre bei
einer nordwestlichen Strömung eher tiefer Luftdruck prägend.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Wind/Sturm:
Der EFI des ECMWF liefert über den mittelfristigen Zeitraum keine Hinweise für
überdurchschnittliche skalige Windgeschwindigkeiten. Von Seiten der
Probabilistik gibt es am Mittwoch im Küstenumfeld gebietsweise
Wahrscheinlichkeiten bis zu 15% für stürmische Böen oder Sturmböen. Am
Donnerstag weisen ebenfalls rund 5 bis 15% der EPS-Läufe markante Böen im
Nordwesten und in den Alpen aus. Am Freitag sind dann wieder bis zu 10%
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen an der Schleswig-Holsteinischen
Nordseeküste zu verzeichnen.

Starkregen(auch ungewittrig):
Am Dienstag und teilweise auch Mittwoch ist von NRW und dem Emsland bis nach
Mecklenburg-Vorpommern gebietsweise ungewittriger Starkregen möglich. Die
Deterministik liefert dabei Mengen zwischen 15 und 30, gebietsweise bis 40 l/qm
in 6 bis 12 Stunden. Die Probabilistik stützt diese Mengen derzeit mit 5 bis
20%. Aufgrund der Unsicherheiten der räumlichen Einordnung sind die zaghaften
Wahrscheinlichkeiten der Probabilistik zu erklären. Grundsätzlich muss aber von
dem Potential ausgegangen werden.
In der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag sind dann Signale von 5 bis 20% im
Südwesten und an den Alpen zu verzeichnen. Allerdings weisen die EPS noch einen
starken Spread auf (0 bis 40 mm).
Am Freitag sind vor allem vom Südwesten bis in die Mitte leicht erhöhte
Wahrscheinlichkeiten von 5 bis 15% für Starkregen bis 40 l/qm in 6 bis 12
Stunden angegeben. Allerdings ist die Modellwelt diesbezüglich noch sehr
gespalten.

Gewitter:
Am Dienstag in einem Streifen von Rheinland-Pfalz, NRW und dem Saarland bis nach
Sachsen und Brandenburg bei sehr guten Scherungsbedingungen und ausreichend
Feuchte hervorragende Bedingungen für heftige, organisierte Gewitter. Aufgrund
der Verlagerungsgeschwindigkeit sollte heftige Starkregen trotz PPW-Werten über
30 mm im kurzen Zeitraum eher lokal begrenzt auftreten. Mehrstündig erhöhen sich
die Wahrscheinlichkeiten. Weiter im Süden treten ebenfalls vereinzelte starke
bis schwere Gewitter auf. Durch Cape-Werte bis 2000 J/kg, PPW-Werten von 25 bis
33 mm steht dort der Starkregen oder heftig Starkregen sowie der Hagel im Fokus.
Etwas Scherung kann aber für eine gewisse Organisation oder einzelne Superzellen
ausreichen, wodurch auch der wind nicht zu vernachlässigen wäre.
Am Mittwoch können sich in der feucht warmen Luft subtropischen Ursprungs im
Süden mit diabatischer Unterstützung erneut starke bis schwere Gewitter
entwickeln. PPW-Werte bis 35, Cape-Werte bis 1000 J/kg und eine formidable
Scherung stehen schließlich für Starkregen oder heftigen Starkregen, Sturmböen
und Hagel. Bei der potentiellen Entwicklung von Superzellen (gering
wahrscheinlich) sind auch schwere Sturmböen und größerer Hagel möglich. Dieses
Szenario wird allerdings hauptsächlich durch da IFS und GFS gestützt.
Am Donnerstag sind an der belgisch-niederländischen Küste auch den Nordwesten
Deutschlands schauerartige, teils gewittrige Niederschläge möglich, die
gebietsweise Starkregengefahr bringen. Zudem soll sich nach der europäischen
Lösung über der Mitte und dem Südwesten eine Konvergenzlinie ausbilden, die
ebenfalls mit schauerartigen und gewittrigen Niederschlägen einhergehen würden
und ein erhöhtes Starkregenrisiko mit sich bringt. Des Weiteren sind von
Süddeutschland bis nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg einzelne, aber dafür
teils ziemlich heftige Gewitter möglich. Bei Cape-Werten zwischen 1500 und 3500
J/kg, PPW über 30 mm und eine signifikanten Scherung wäre alles für eine
Unwetterlage angerichtet. Aber auch dieses Szenario beruht auf der IFS- und
GFS-Lösung. Das deutsche ICON will davon kaum oder nichts wissen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, für TT auch MosMix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel