S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.06.2024 um 10.30 UTC

Am Wochenende unbeständiges, windiges und mäßig warmes Wetter mit Schauern und
Gewittern. Nächste Woche kurzzeitig sehr warm bis heiß, nachfolgend Gefahr einer
überregionalen Unwetterlage durch schwere Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.06.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Wochenende bis einschließlich Montag befindet sich
Deutschland im Einflussbereich des hochreichenden Zentraltiefs, dessen
Drehzentrum sich von den Britischen Inseln zur nördlichen Nordsee verlagert.
Dadurch ergibt sich eine zyklonale Südwestströmung, in der ein markanter
Kurzwellentrog vor allem am Samstag für recht starke Hebung sorgt. Länger
anhaltende, kräftigere Regenfälle sind im Bereich einer anfangs schleifenden, im
Verlauf ostwärts durchschwenkenden Kaltfront vor allem im Südwesten und Süden
möglich. In der postfrontal einfließenden, stark erwärmten Meereskaltluft stellt
sich vor allem über der Nord- und Nordwesthälfte und insbesondere am Samstag
eine klassische Low-Cape-High-Shear-Situation ein mit teils organisierten
Gewittern oder flachen Superzellen, die (schwere) Sturmböen bringen können. Auch
die Tornadogefahr ist leicht erhöht. Im Südosten besteht in der wärmeren,
feuchteren und damit insgesamt labileren Luft eine erhöhte Wahrscheinlichkeit
kräftiger Gewitter mit Starkregen und größerem Hagel. Eine überregionale
Unwetterlage ist aber an allen Tagen sehr unwahrscheinlich. Der Gradient
verschärft sich insbesondere am Samstag vorübergehend, vor allem in der
Nordwesthälfte. Stürmische Böen sind im Bergland, in Leelagen und an der Nordsee
möglich, aber auch im Alpenvorland mit einer Druckwelle beim Zusammenbrechen des
Föhns.

Im Laufe der nächsten Woche verlagert sich das Zentraltief unter
Auffüllungstendenzen nach Skandinavien, allerdings stoßen an der Westflanke des
Tiefs bzw. auf der Vorderseite eines markanten Rückens über dem mittleren
Nordatlantik mehrere Randtröge nach Süden vor, wodurch sich ein sich zunehmend
amplifizierender, recht stark positiv geneigter Trog über West- und
Nordwesteuropa ergibt. Auf dessen Vorderseite bleibt Deutschland in einer
südwestlichen, zur Wochenmitte zunehmend aufsteilenden Höhenströmung. Im Vorfeld
einer sich über Westeuropa etablierenden, flachen Tiefdruckzone kommt
niedertroposphärisch kräftige Warmluftadvektion in Gang. Die
850-hPa-Temperaturen liegen Dienstagabend zwischen rund 10 Grad im Norden und
knapp 20 Grad (!) im Süden. Vor allem im Süden und Osten kann sich ein flacher
Rücken und leichtes Absinken bemerkbar machen, sodass mit zunehmenden
Sonnenanteilen verbreitet (hoch-)sommerliche Temperaturen zu erwarten sind.
Regional stehen 1 oder 2 Hitzetage bevor. Im Norden und Westen setzt sich das
zyklonale Wettergeschehen dagegen fort. In der zunehmend, teils extrem feuchten
und instabilen Luftmassen könnten durchaus 1500 bis gut 3000 J/kg CAPE aufgebaut
werden und auch die Scherung legt im Verlauf von Westen her wieder deutlich zu.
Es besteht somit hohes Unwetterpotenzial durch schwere Gewitter mit Großhagel,
heftigen Starkregen und feuchten Downbursts.

In der zweiten Wochenhälfte nähert sich der Trog an und greift wahrscheinlich,
wenn auch zögerlich, auf Deutschland, die Tiefdruckzone schwenkt über uns
hinweg, inklusive der damit verbundenen, markanten Kaltfront. Dann besteht auch
im Süden und Osten hohe Unwettergefahr durch schwere Gewitter, auch kräftige
Starkregenfälle sind denkbar. Zudem gibt es im Zuge einer nachfolgenden
Zonalisierung Hinweise auf eine kräftigere Tiefdruckentwicklung mit Sturmgefahr.
Erst zum Ende der Woche deutet sich wieder eine Wetterberuhigung an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die IFS-Läufe weisen eine insgesamt gute bis sehr gute Konsistenz auf. Wirklich
prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht ausmachen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen, vorliegenden deterministischen Modelle zeigen kein signifikant
vom IFS abweichendes Bild. Zwar ergeben sich in der nächsten Woche ein paar
Unterschiede, was die Position des Troges und das genaue Timing des
Luftmassenwechsels zur Wochenmitte betrifft, diese halten sich im Hinblick auf
den Vorhersagehorizont aber sehr in Grenzen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das IFS-EPS liefert heute kaum Mehrwert. Die Rauchfahnen für Temperatur und
Geopotenzial sind zumindest bis Dienstag ziemlich eng gebündelt und der
deterministische Lauf gut eingebettet. Erst danach nimmt der Spread deutlich zu.
Die Mehrheit der EPS-Member folgt aber dem deterministischen Lauf und rechnet im
Westen ab der Nacht zum Mittwoch, im Osten ab Mittwochmittag/-abend mit einem
Temperatur- und Geopotenzialrückgang bei gleichzeitig zunehmenden
Niederschlagssignalen. Insbesondere im Osten und Südosten gibt es aber eine
nicht zu vernachlässigende Anzahl an Berechnungen, die keinen/kaum
Temperaturrückgang simulieren.

Im Zeitraum +72-96 h werden 3 Cluster gebildet, die alle dem Regime NAO-
zugeordnet werden. Nennenswerte Unterschiede mit Blick auf Deutschland gibt es
nicht.
Im Zeitraum +120-168 h ist nur 1 Cluster im Angebot (NAO-).
Bei 192-240 h hat man dann wieder die Auswahl zwischen 3 Clustern. C1 (NAO-, 20
Member) und C2 (->NAO+, 19 Member) greift der Trog auf Deutschland über und
insbesondere in C2 kommt es nachfolgend zu einer starken Zonalisierung. In C3
(-> NAO+, 12 Member) verbleibt Deutschland auf der Trogvorderseite in einer
strammen Südwestströmung.

FAZIT:
Das Wochenende bietet zunächst wenig Neues. Das eher mäßig warme, unbeständige
und mitunter sehr windige Wetter mit Schauern und Gewittern setzt sich fort. Die
Gewitter können sich aufgrund guter dynamischer Bedingungen durchaus auch
organisieren, führen aber mangels Labilität nur zu lokaler Unwettergefahr. Zu
Beginn der nächsten Woche erfolgt ein kurzer Vorstoß sehr warmer bis heißer
Luft, zumindest im Süden und Osten reicht es dann regional für 1 oder 2
Hitzetage. Teils schwere Gewitter lassen aber nicht lange auf sich warten.
Spätestens mit Passage einer markanten Kaltfront, die sich um die Wochenmitte
herum, aber vor allem nach Osten zu noch mit größeren Unsicherheiten vollzieht,
besteht die Gefahr einer überregionalen Unwetterlage.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Am Samstag im Südosten sowie im Norden und Nordwesten einzelne, kräftige
Gewitter. Begleiterscheinungen im Südosten vor allem Starkregen und Hagel, im
Norden und Nordwesten Sturmböen. Lokal Unwetter durch schwere Sturmböen oder
vereinzelte, kurzlebige Tornados nicht ausgeschlossen.

Am Sonntag im Norden und Westen einzelne Gewitter mit Sturmböen, lokaler
Starkregen gering wahrscheinlich.

Am Montag verbreitet leicht erhöhte Gewitterneigung, dabei Sturmböen möglich,
vor allem im Süden und Südosten auch Starkregen, lokal heftig (Unwetter).

Am Dienstag und Mittwoch von Nordwest nach Südost potenziell überregionale
Unwetterlage durch teils schwere Gewitter mit heftigem Starkregen, großem Hagel
und schweren Sturm- oder orkanartigen Böen.

DAUERREGEN:
Am Samstag im Südwesten und Süden regional Dauerregen mit Mengen um 30 l/qm in
24 Stunden gering wahrscheinlich.

STURM:
Am Samstag im Westen und Nordwesten auffrischender Südwestwind, dort bevorzugt
im Bergland, in Leelagen sowie an der Nordsee stürmische Böen möglich. Im
Alpenvorland mit Föhnzusammenbruch ebenfalls stürmische Böen aus West nicht
ausgeschlossen.
Am Mittwoch und Donnerstag gebietsweise Sturmböen möglich (unsicher!).

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det./EPS, MOS-MIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser