#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 08.06.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.06.2024 um 10.30 UTC
Mäßig warm bis kühl, im Südosten immer wieder Gewitter und anhaltender Regen, im
Norden viele Schauer. Erst Ende nächster Woche ist eine moderrate Erwärmung in
Sicht.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.06.2024
Zu Beginn der Mittelfrist, in der Nacht zu Dienstag greift ein Langwellentrog
von der Nordsee her auf West und im Tagesverlauf zunehmend auch auf Mitteleuropa
über. Ausgehend von einem kleinen hochreichenden Tief, dass sich von
Nordwestdeutschland bis zur Ostsee verlagert, greift auch ein teilokkludiertes
Frontensystem auf Deutschland über und verlagert sich rasch südostwärts.
Nachmittags soll es bereits nach Polen abgezogen sein und am Alpenrand liegen.
Der Wind wird mit Frontpassage auffrischen, an den Küsten sind auch stürmische
Böen wahrscheinlich. Da die Luftmasse eher kälterer und trockenerer Natur ist,
sind die Niederschläge aber nicht wirklich bemerkenswert. Einzelne Gewitter
können ebenfalls nicht ausgeschlossen werden, da auch ein Schwall Höhenkaltluft
bis -25 Grad in 500 hPa nach West- und Norddeutschland geführt werden. Einzig am
östlichen Alpenrand, wo sich die Niederschläge länger stauen, gibt es schwache
Signale für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden. Dort stabilisiert es bodennah am
Nachmittag, so dass kräftigere Gewitterentwicklungen vorerst nicht erwartet
werden.
In der Nacht zu Mittwoch trogt der Langwellentrog Richtung Mittelmeer aus, Dort
setzt bei Genua Zyklogenese ein. Gleichzeitig greift ein weiterer Randtrog
ausgehend von dem Haupttrog über Skandinavien auf Norddeutschland über und sorgt
für ein paar Schauer.
Am Mittwoch kann das südliche Residuum des Langwellentrogs weiter nach Osten
vorstoßen, wobei warme und feuchte Luftmassen an dessen Ostflanke hochreichend
nordwärts geführt werden. Auch über Südostdeutschland gibt es in 500 hPa
kräftige Hebungsprozesse, so dass es trotz bodennahem Hochdruckeinfluss zu
anhaltenden, teils kräftigen Niederschlägen kommt. Im Norden des Landes kann es
in der Nähe des Troges zu einzelnen Schauern kommen.
In der Nacht zu Donnerstag tropft das Residuum über Norditalien ab und verlagert
sich weiter in Richtung Österreich. Damit verlagert sich auch der
Tiefdruckkomplex über Italien weiter nordostwärts und die Niederschläge über
Deutschland wandern nach Tschechen.
Am Donnerstag gibt es 3 relevante Druckgebilde die das Wetter über Mitteleuropa
beeinflussen. Über Skandinavien herrscht immer noch der Langwellentrog. Über
Südosteuropa liegt ein eher schwaches Höhentief mit zugehörigen bodennahem
Tiefdruckkomplex und von dem Atlantik nähert sich allmählich ein neuer Trog, der
auf seiner Ostflanke wärmere Luftmassen nach Westeuropa führt. Dazwischen
befindet sich Deutschland über Deutschland schwacher Hochdruckeinfluss in der
eine grandientschwachen Westanströmung vorherrscht. Über Norddeutschland gibt es
ein paar Schauer, im Südosten ist es ausgehend von dem südöstlichen
Tiefdruckkomplex noch stark bewölkt. Bei 850 hPa Temperaturen zwischen 2 und 6
Grad bleibt es ansonsten trocken und teils auch heiter.
Am Freitag zieht das Höhentief/Tiefdruckkomplex Richtung Ukraine ab und auch der
Trog über Skandinavien verlagert sich weiter nach Nordosten. Gleichzeitig kann
der neue Trog mit dazugehörigen Frontensystem auf Westeuropa vom Atlantik her
übergreifen. Auf dessen Vorderseite gelangen nun milder und feuchtere Luftmassen
nach Deutschland. In 850 hPa liegen nun 5 bis 10 Grad. Gleichzeitig kommt es zu
Hebungsprozessen, so dass es von Westen her anfängt zu regnen, aber auch der
eine oder andere Schauer oder evtl. auch Gewitter sind nicht auszuschließen. Der
Hochdruckeinfluss schwindet dem umfangreichen Tiefdruckkomplex und dem
eingelagerten Frontensystem.
Im Ensemble des ECMWFS gibt es im Südwesten auch Hinweise auf mehr als 30 l/qm
in 24 h. Was der Hauptlauf nicht drin hat.
Am Samstag soll der westeuropäische Trog weiter nach Süden austrogen,
gleichzeitig kräftigt sich ein Höhenrücken, welcher von Italien her bis nach
Norddeutschland reicht. Der dazugehörige Tiefausläufer bleibt dabei
quasistationär über Westdeutschland liegen. Auch die südwestliche bis südliche
Strömung kräftigt sich und in 850 hPa ist nun die 14 Grad in Süddeutschland zu
finden. Dabei nimmt das Potenzial vor kräftigen Gewittern und Schauern deutlich
zu.
Auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt es feucht warm und gewittrig. An der
Vorderseite des westeuropäischen Trogs gelangen weiterhin feuchte und milde
Luftmassen zu uns, evtl. könnte die eine oder andere Schwergewitterlage
anstehen. Auch heftige Regenfälle werden dann wieder relevanter.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Am Dienstag kann der Trog und damit auch die Frontalzone im neuen IFS Lauf etwas
schneller auf West und später auch auf Mitteleuropa übergreifen. Am Mittwoch
kommt er bis zum Mittelmeer voran und setzt bei Genua eine kräftige Zyklogenese
ein, was im Vorlauf gar nicht drin war. Auch in den nachfolgenden Tagen wird der
Trog zwar ähnlich, aber im Entscheidenden doch unterschiedlich simuliert. Gerade
wieviel es in Süddeutschland regnen wird und ob erneut zu einer Zuspitzung der
Hochwasserlage kommt, ist sehr unsicher. Regnen wird es, jedoch ist unsicher
welche Luftmassen es bis in den Deutschen Raum schaffen, oder ob einiges östlich
von bleibt.
Am Alpenrand sind auch immer wieder kräftige Gewitter wahrscheinlich.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Alle betrachteten Globalmodelle simulieren zwar den Einfluss eines
Langwellentrog über Europa, doch gibt es bereits mit Beginn der Mittelfrist
kleinere oder größere Unterschiede im zeitlichen Verlauf und in der
entsprechenden Trogkonfiguration. Auch die Austrogung über Italien/Genua wird
teils gar nicht oder anders dargestellt. Die Niederschlagsvorhersage, gerade
über Süddeutschland ist sehr unsicher.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
In dem Plume des ECMWFs ist die Abnahme der 850 hPa Temperaturen und des 500 hPa
Geopotenzials zu erkennen. Der Spread im Ensemble ist nicht sehr hoch, bzw. geht
erst Ende kommender Woche auseinander. Der Hauptlauf liegt in etwa im Median der
Verteilung. Die Verteilung ist recht ähnlich mit der des Ensembles vom GFS.
In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168h und 192 bis
240 h jeweils nur 1 Cluster. Der Langwellentrog wird kommen, jedoch die genaue
Trogkonfiguration und der zeitliche Ablauf ist indes sehr unsicher.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Gewitter/Starkregen/Dauerregen
Vor allem im Süden Deutschlands gibt es große Unsicherheiten bezüglich der der
Niederschläge. In den Wahrscheinlichkeitsfeldern des ECMWFs und ICON gibt es
durchaus schwache Signale für mehr als 30 l/qm oder gar 60 l/qm in 24h. In den
DMOs gibt es aktuell aber nur für Mittwoch Hinweise auf markanten Dauererregen.
Wind:
Am Dienstag gibt es mit Frontpassage ein aufleben des Windes, an der Küste
können daher auch stürmische Böen auftreten. In Gewitternähe sind dabei auch
Sturmböen nicht ausgeschlossen.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, MOSMIX, IFS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher