S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.06.2024 um 10.30 UTC

Wechselhaft und für die Jahreszeit zu kühl. Ab Donnerstag im Süden und Osten
erneut kräftige Regenfälle nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 14.06.2024

Am Montag liegt Deutschland an der Südostflanke eines Langwellentroges, der sich
vom Nordmeer bis nach Ostfrankreich erstreckt. Von diesem ist ein Teiltrog zu
den Kanaren gerichtet. Somit ergibt sich eine südwestliche, vor allem nach
Nordwesten hin zyklonale Strömung, was dort und auch im Westen eine regen
Schauertätigkeit mit sich bringt. Bedingt durch einen nach Nordosten ablaufenden
und vor allem in unteren Troposphärenschichten ausgeprägten Teiltrog greift die
Schauertätigkeit bis auf die nördlichen und zentralen Mittelgebirge über. An den
Alpen fällt anfangs noch Regen, der aus einer schleifend über Osteuropa
liegenden Front resultiert. Dazwischen, d.h. von der Mittelgebirgsschwelle aus
südwärts, gibt es größere Auflockerungen und die 20 Grad-Marke kann leicht
überschritten werden.
Am Dienstag rückt der Trog ein wenig nach Osten vor, weitet sich aber über die
Britischen Inseln hinweg südwärts aus. Hierdurch wird nahezu das gesamte
Vorhersagegebiet von Schauern erfasst, größere Wolkenlücken ergeben sich
orografisch bedingt vor allem südlich der westlichen Mittelgebirge und in Teilen
von Niederbayern. In der Nacht zum Mittwoch weitet sich, durch Kaltluftadvektion
gestützt, ein Hochkeil über den Norden Deutschlands hinweg ostwärts aus.
Absinken lässt die Schauer in sich zusammenfallen, Ausnahmen stellen der
Südosten und der Küstenbereich dar; viel Regen fällt aber auch dort nicht mehr.

Am Mittwoch schwenkt der nach Süden reichende Teil des wetterbestimmenden Troges
ein wenig ostwärts, was die Strömung, die vorübergehend etwas antizyklonaler
wird, aufsteilen lässt. Von Süd-Südwest wird daher labil geschichtete Luft aus
dem westlichen Mittelmeerraum eingesteuert, wodurch sich dank orografischer
Unterstützung vor allem über dem südwestdeutschen Bergland sowie aus den Alpen
heraus kräftige Gewitter entwickeln können. In dieser Luftmasse entsteht,
ausgehend vom östlichen Alpenraum, ein flaches Tief. In der Nacht zum Donnerstag
lässt weiteres Aufsteilen der Strömung diese Niederschläge auf den zentralen und
östlichen Mittelgebirgsraum übergreifen, wobei mehrstündiger und anfangs
gewittriger Starkregen nicht auszuschließen ist. Tagsüber wird es im Süden und
Südosten etwas wärmer als bisher. Ansonsten hält sich vor allem nach Norden hin
noch schwacher Hochdruckeinfluss; abseits der Küste bleibt es weitgehend
trocken.
Am Donnerstag wird das flache Tief vom Vortag über Tschechien hinweg auf
Vb-artiger Zugbahn unter leichter Intensivierung nach Westpolen gesteuert.
Hierdurch werden die östlichen Landesteile von länger andauerndem Regen erfasst.
An der Westflanke dieses Tiefs frischt der Wind aus Nord auf, in den Hochlagen
der östlichen Mittelgebirge und an der Ostsee sind stürmische Böen nicht
auszuschließen. Eine nachlaufende Welle, die sich südlich der Westalpen bildet,
lässt die Niederschläge von Südwesten her aufleben. Allerdings wird diese von
der Trogachse überlaufen und daher nicht sehr entwicklungsträchtig. Dennoch
können vor allem im südwestdeutschen Bergland, aber auch im Nordosten, die
Warnschwellen für Niederschlag überschritten werden. In der Nacht zum Freitag
ziehen die Niederschläge nordost- und südostwärts ab, von Westen her setzt sich
Zwischenhocheinfluss durch. Vor allem am östlichen Alpenrand können noch einmal
Warnschwellen in Bezug auf Niederschlag erreicht werden.
Am Freitag hält sich Zwischenhocheinfluss. Da dieser mitteltroposphärisch kaum
Unterstützung findet, muss vor allem an der Nordsee und auch an den Alpen mit
weiteren Schauern gerechnet werden. Dabei bleibt es für die Jahreszeit zu kühl.
Die 20 Grad-Marke wird nur mit Hilfe der Sonne merklich überschritten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird das Zwischenhoch nach
Osten abgedrängt. Der Trog, der dann von einem Zentraltief über den Britischen
Inseln ausgeht, setzt weiter westlich an, so dass in das Vorhersagegebiet
wärmere, aber feuchtlabile Luft geführt wird. Das lässt von Westen und Südwesten
her die Schauer- und Gewittertätigkeit wieder aufleben, wobei auch kräftigere
Entwicklungen bis hin zum Unwetter möglich sind. Nachfolgend greift eine
Kaltfront auf Deutschland über, die über dem Süden Deutschlands schleift und
dort den Luftmassenwechsel hinauszögert. Somit stellt sich wahrscheinlich wieder
eine Dreiteilung des Wettergeschehens ein, d.h. im Südosten hält sich die etwas
wärmere Luft mit Schauern und Gewittern. Im Nordwesten macht sich der Trog in
Form einer regen Schauertätigkeit bemerkbar. Dazwischen, hier in einem Bereich
von der Ostsee bis zu den Mittelgebirgen westlich des Rheins, sorgt
kompensierendes Absinken für größere Auflockerungen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Simulationen weitgehend konsistent. Danach ergeben sich Unterschiede, d.h. die
Vb-artige Entwicklung am Donnerstag war bei den gestrigen Läufen noch nicht zu
finden, genauso wenig wie der Zwischenhocheinfluss am Freitag. Im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum ließen die Modellläufe von gestern die
Strömung nicht so sehr aufsteilen, wodurch die Luftmasse von der Biskaya nach
Mitteleuropa gelangen würde und nicht, wie beim aktuellen Lauf, aus dem
westlichen Mittelmeerraum.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Unterschiede ergeben sich bereits am Montag. Während ICON und auch EZMW am
Montag eine Welle über dem Ostausgang des Ärmelkanals zeigen, ist bei den
anderen Modellen hiervon nichts zu finden. Diese Welle bremst vor allem nach
ICON die Ausweitung des Zwischenhochkeils über den Norden Deutschlands hinweg
nach Osten aus. Dieser kommt nach ICON am Donnerstag zur Entfaltung, wogegen
EZMW und auch UKMO die oben beschriebene Vb-artige Entwicklung auf dem Plan
haben. Nach GFS und ICON vollzieht sich dies weiter östlich. Der
Zwischenhocheinfluss ist am Freitag bei allen Modellen (am schwächsten beim
Modell des kanadischen Wetterdienstes) zu finden.
Im erweiterten mittelfristigen vorhersagezeitraum stellt sich nach allen
Vorhersagemodellen eine südwestliche, mehr oder weniger mäandrierende Strömung
ein. Dabei ist der Warmluftvorstoß am Samstag bei EZMW am ausgeprägtesten,
gefolgt vom kanadischen Modell. Am wenigsten ist hiervon bei GFS zu finden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt weitgehend die oben beschriebene Entwicklung, lässt aber
die Strömung ausgeprägter aufsteilen als beim hauseigenen deterministischen
Modell, d.h. hinsichtlich des EPS-Mittels besteht eine höhere Ähnlichkeit zum
deterministischen Modell des EZMW. Für alle Regionen zeichnet sich im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ein Temperaturanstieg ab, ohne
dass jedoch eine Hitzewelle in Sicht ist. Dies geht allerdings, abgesehen vom
Nordwesten, mit einer erneuten Labilisierung einher; Gewitter, die kleinräumig
auch unwetterartig ausfallen können, werden somit wieder wahrscheinlicher.
Das EPS des EZMW stützt weitgehend den deterministischen Lauf, dämpft aber im
Gegensatz zu diesen die Hoffnung auf eine vorübergehende Erwärmung am Samstag.
Auch beim EFI finden sich hierzu keinerlei Anzeichen. Für die Vb-artige
Entwicklung bzgl. Niederschlägen lassen sich von Seiten des EFI nur schwache
Signale finden; hierfür typische Niederschlagssummen werden nur von
Einzelmembern gestützt. Der meiste Regen fällt insgesamt betrachtet in
Alpennähe, dort werden über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg 60 bis über
80, von einzelnen EPS-Membern bis über 100 mm simuliert.
Bis H+240 werden alle Lösungen in einem Cluster zusammengefasst, das aber das
Zentraltief gegenüber dem deterministischen Lauf ein wenig nach Osten
verschiebt. Hierzu tendieren auch die Machine-Learning-Produkte. Die Rauchfahnen
divergieren nur wenig, hier lässt sich erst im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ein leichter Temperaturanstieg ableiten, ohne dass jedoch
sommerliche Werte erreicht werden. Dies geht jedoch mit sinkendem Luftdruck und
zunehmendem Gehalt an niederschlagbarem Wasser einher, ohne dass sich Werte
abzeichnen, die für eine ausgewachsene Schwergewitterlage typisch wären.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen lässt ab Montag die Konstellation Trog
West- und Mitteleuropa wieder aufleben. Wobei sich im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum die Struktur etwas nach Westen verschiebt und
meist feucht(labile), aber wieder wärmere Luft herangeführt wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Montag fällt im Südosten Deutschlands noch längere Zeit Regen; mit geringer
Wahrscheinlichkeit werden am östlichen Alpenrand noch Warnschwellen in Bezug auf
Dauerregen erreicht. Sonst sind keine markanten Wetterereignisse zu erwarten.
Am Dienstag sind wiederholt Schauer und kurze Gewitter zu erwarten, die im
Westen und Norden mit stürmischen Böen einhergehen können. Auch abseits von
Gewittern muss an der Nordsee sowie an einigen Abschnitten der Ostseeküste mit
stürmischen Böen aus West bis Nordwest gerechnet werden.
Am Mittwoch lebt von Südwesten her und aus den Alpen heraus die
Gewittertätigkeit auf; Unwetter durch heftigen Starkregen (in der Nacht zum
Donnerstag auch mehrstündig) und nach Südosten hin durch größeren Hagel sind
nicht auszuschließen.
Am Donnerstag besteht im Zusammenhang mit einer Vb-artigen Entwicklung im
Nordosten und in der Nacht zum Freitag vor allem am östlichen Alpenrand die
Gefahr von Dauerregen; im Südwesten muss bei Gewittern mit Starkregen gerechnet
werden, wobei dort die Unwettergefahr gering ist. Darüber hinaus können im
östlichen Bergland und später vor allem auch an der Vorpommerschen Ostseeküste
stürmische Böen auftreten.
Am Freitag sind, bedingt durch Zwischenhocheinfluss, keine markant zu
bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann