#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 04.06.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.06.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Mit Übergreifen einer Kaltfront in der Nacht im Norden vorübergehend windig und
leichte Gewitterneigung. Auch morgen vereinzelt Gewitter.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell … füllt ein Langwellentrog das Europäische Nordmeer aus. Dieser weist
eine recht markante kurzwellige Trogachse auf, die aktuell über Großbritannien
hinweg schwenkt. Nach Süden hin setzt sich dieser Trog in abgeschwächter Form
bis nach Nordafrika hin fort. Westlich davon befindet sich über dem Atlantik ein
Höhenhoch, auch über dem Südosten Europas bzw. dem Schwarzmeergebiet und dem
angrenzenden Asien ist das Potential hoch.
Bodennah bildet sich unser Langwellentrog in einem mehrkernigen Zentraltief
namens Swantje über dem Nordmeer ab. Dieses wird im Westen von Hoch Willi I
flankiert, nach Süden und Osten hingegen ist dagegen die Druckverteilung sehr
flach. Schwacher Hochdruckeinfluss dominiert dabei im westlichen Mittelmeerraum,
so dass über Deutschlands Süden nur schwacher Gradient herrscht, der sich im
Nordwesten zu Tief Swantje hin verstärkt und dort für mäßigen Südwind sorgt,
während der Wind sonst überwiegend schwach um Südwest weht.
Bei uns fließt derzeit eine mäßig warme Meeresluft (mSp; 8 bis 10°C in 850 hPa)
ein, in der sich ein jahreszeitgemäß unspektakuläres Temperaturniveau
eingestellt hat. Vor unserer Haustür, nämlich über der Nordsee, wartet aber
schon die Kaltfront Swantjes auf uns. Im Vorfeld derselben ziehen über den
Nordwesten auch schon dichtere mehrschichtigen Wolkenfelder hinweg und auch
erste Schauer sind entstanden. Auch über den Alpen brodelt es mit Blitz und
Donner, dies beschränkt sich aber auf Regionen am Alpenhauptkamm und vor allem
südlich davon, während im deutschen Alpengebiet nur einige dichte Quellwolken am
Himmel sind.
In den übrigen Regionen hat sich unterschiedlich wolkiges und trockenes Wetter
eingestellt.
In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Langwellentrog etwas nach Süden aus
und der an seiner Süd- bis Südostflanke entlanglaufende Kurzwellentrog schwenkt
über die Nordsee und Nordwestdeutschland hinweg. Auf seiner Vorderseite gewinnt
die Kaltfront nach Südosten Raum und erreicht den Nordwesten Deutschlands. Bis
zum Morgen zieht sie in etwa bis zu einer Linie Lübecker Bucht – Niederrhein.
Im Umfeld der der Kaltfront kommt es zu einer Gradientverschärfung, die den Wind
im Nordwesten und Nordwesten aufleben lässt, wobei er an der Front von Süd bis
Südwest auf West dreht. An den Nordseeküsten, der westlichen Ostsee und im
nördlichen Binnenland Schleswig-Holsteins kommt es dabei zu steifen Böen, an der
Nordfriesischen Küste muss auch mit stürmischen Böen gerechnet werden. Gegen
Morgen nimmt dabei der Wind von Westen her schon wieder ab.
Auch weiter im Süden nimmt der Gradient etwas zu und der meist südliche bis
südwestliche Wind legt etwas zu. Auch auf dem Brocken gibt es vorübergehend mal
stürmische Böen, die aber nicht unbedingt eine Warnung erfordern.
Die Wolken im Vorfeld der Kaltfront weiten sich auf alle Regionen abgesehen vom
Südosten aus. Zu Schauern und schauerartigen Regenfällen kommt es vor allem
entlang der Kaltfront selbst im Nordwesten, zu einzelnen schwachen Schauern auch
bis in die Mitte. Meist fallen nur wenige Millimeter, im Nordseeumfeld, wo die
Hebung durch den Trog etwas stärker ist, können es aber auch regional 5 bis 10
mm werden. Vereinzelt können dort auch Gewitter auftreten, die am ehesten die
Küste Nordfrieslands treffen können und dann örtlich auch mal bis zu 15 mm
bringen.
Weitgehend trocken bleibt es in der gesamten Südosthälfte, im Südosten ist es in
der Nacht auch längere Zeit klar. Dort geht die Temperatur auf 12 bis 7°C
zurück, im Nordwesten sind es dagegen meist 14 bis 10°C.
Am Mittwoch … schwenkt der Langwellentrog etwas ostwärts, verändert insgesamt
seine Lage aber nur wenig. Wir liegen auf seiner zyklonalen Vorderseite unter
einer westlichen Höhenströmung. Die Kaltfront kommt wegen des abnehmenden Schubs
langsamer nach Südosten voran und erreicht bis zum Abend schleifend etwa eine
Linie von der Lausitz bis zur Pfalz. In ihrem Umfeld kommt es zu leichten
(wenige Millimeter) schauerartigen Regenfällen, die Sonne lässt sich einem
breiten Streifen über der Mitte bis in den Nordosten nur wenig blicken.
Ein über den Norden laufender Kurzwellentrog sorgt dort für etwas Hebung, was
aber bei insgesamt geringer Feuchte und wenig Labilität allenfalls an der
Nordsee für schwache Schauer reicht. Zur Mitte Deutschlands hin ist die PVA
schon recht schwach, der Tiefausläufer kann aber am Nachmittag etwas aktiviert
werden und es werden einige Schauer ausgelöst. Vielleicht reicht es auch für das
eine oder andere Gewitter, allerdings verhindert eine recht stabile Schicht um
etwa 550 bis 500 hPa ein allzu großes Wachstum der Wolken.
In der postfrontal einsickernden trockenen Luft lockern die Wolken wieder auf
und abgesehen von den wenigen Schauern an der Nordsee bleibt es bei einigen
Quellwolken trocken. In 850 hPa geht die Temperatur bis nahe 0°C zurück
(Luftmasse mA).
Präfrontal im Süden stehen die Chancen auf Sonnenschein ebenso besser. In recht
feuchter und potentiell leicht instabiler Luftmasse wird vor allem unmittelbar
präfrontal und in Alpennähe regional geringfügig CAPE generiert, so dass bei
mäßiger Scherung über dem Bergland einzelne Gewitter entstehen können, die aber
nicht allzu stark werden und zudem einigermaßen flott (40 bis 50 km/h) ziehen,
so dass es auch keinen Starkregen geben sollte.
Meist trocken bleibt es vom Schwarzwald die Donau entlang bis zum Bayerischen
Wald, dort gibt es auch die meiste Sonne. Die Temperaturspanne reicht von 25°C
in der Warmluft bis ca. 15°C direkt an der Nordsee.
Nachdem die Kaltfront im Norden ostwärts abgezogen ist fächert dort der Gradient
wieder etwas auf, so dass der Wind wieder abnimmt und keine Windwarnungen mehr
nötig sind. Vielfach kommt es im Norden dann tagsüber noch zu mäßigem bis
frischem Wind mit starken Böen an der See. Nach Süden hin ist der Druckgradient
insgesamt schwach, so dass der Wind dort tagsüber schwach bis mäßig um West
weht.
In der Nacht zum Donnerstag ziehen mit dem Kurzwellentrog auch die Schauer nach
Osten ab, wobei es in Sachsen und Brandenburg bis Mitternacht noch Regenfälle
geben kann. Anschließend liegt die Kaltfront weitgehend inaktiv über der
südlichen Landesmitte. Die glatte Höhenströmung bringt wenig Hebungsinput und
von Südwesten steigt der Bodendruck wieder leicht an. Der Wind schwächt sich
auch im Norden wieder ab.
Im Bereich der Kaltfront hält sich meist recht dichte Bewölkung, aber auch in
den anderen Landesteilen ist es nur zeitweise klar, zeitweise ziehen dort
dichtere Wolken über den Himmel.
In der kühlen Luftmasse im Norden und Nordwesten kann es örtlich bis 4°C
abkühlen. Dort ist vereinzelt auch Bodenfrost möglich. Im Südosten liegen die
Tiefstwerte dagegen bei 14 bis 10°C.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Am Donnerstag … ergeben sich keine großen Änderungen zum Frühbericht. Mit
etwas Unsicherheit ist noch behaftet, wie umfangreich die Gewittertätigkeit
entlang und südlich der Front ausfallen wird. Dies hängt zum einen davon ab,
wieviel Labilität aufgebaut werden kann, zum anderen aber auch von der Stärke
und vom Umfang des hereinschwenkenden Kurzwellentroges ab.
Modellvergleich und -einschätzung
Die synoptisch-skalige Entwicklung wird von den vorliegenden Modellen
übereinstimmend simuliert. Bezüglich der Niederschlagsmuster sind durchaus noch
Unterschiede zu finden, was in erster Linie auf Unsicherheiten bezüglich der
Konvektion zurückzuführen ist. Diese werden sich wahrscheinlich erst in der
Kürzestfrist ausräumen lassen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann