S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.06.2024 um 10.30 UTC

Luftmassengrenze mit kühlem Norden und warmem Süden. Zum Wochenende Verschärfung
der Gegensätze und im Süden wieder kräftige Regenfälle möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 10.06.2024

Am Donnerstag, dem Beginn der heutigen Mittelfristbetrachtung, liegen wir am
Südrand eines umfassenden Zentraltiefs über der Norwegischen See. Östlich davon
schließt sich ein blockierendes Hoch über dem nahen Ostatlantik ein, während
zwischen den Azoren und Madeira ein Cut-Off seit Tagen munter nahezu stationär
vor sich hinwirbelt. Der Rücken über dem zentralen Mittelmeerraum ist nach
Norden zu stark abgeflacht und at so gut wie keine Auswirkungen auf
Mitteleuropa.

Über Deutschland befindet sich in der west-südwestlichen Höhenströmung eine
weitgehend inaktive Luftmassengrenze, die kühle Meeresluft polaren Ursprungs
über Norddeutschland (T850 nur wenig über 0°C) von feucht-warmer Mittelmeerluft
(T850 nahe 15°C) südlich der Donau trennt. Der Gradient ist dabei zunächst
relativ aufgeweicht und am Boden erstreckt sich auch eine schwache Brücke
ausgehend vom Atlantikhoch über die Bretagne über Mitteldeutschland hinweg bis
nach Polen. So ist es wechselnd bewölkt mit allenfalls vereinzelten schwachen
Schauern (vor allem an der Nordsee und über den Bergen). Südlich der Donau
entwickeln sich im Tagesverlauf auch einzelne, teils kräftige Gewitter. Scherung
(DLS > 20 m/s) und CAPE (ML > 1000 J/kg) sind dabei durchaus erhöht, es fehlt
aber an Dynamik und zudem gibt es Trockeneinschübe in der mittleren Troposphäre.
Daher ist die Unwettergefahr nur gering, vor allem aber ist diesmal nicht
unbedingt das Starkregenpotential, sondern auch Sturmböen- und Hagelgefahr
gegeben.

Am Freitag ändert sich daran nichts Wesentliches. Die Höchstwerte liegen im
Norden und Nordwesten nur bei 14 bis 19°C, um Süden um 25°C. In den frühen
Morgenstunden teigt das Thermometer in den nördlichen und mittleren Landesteilen
vielfach einstellige Werte an. An den Küsten ist es zeitweise sehr windig,
exponiert mit geringer Wahrscheinlichkeit auch mit stürmischen Böen.

Am Wochenende verlagert das Zentraltief seinen Schwerpunkt ein wenig weiter nach
Süden und liegt dann dicht westlich vom Kap Svinöy. Gleichzeitig erreicht der
Cut-Off unter Abschwächung die Iberische Halbinsel, womit über Frankreich,
Benelux und Westdeutschland allmählich eine schwache Windkonvergenz und damit
frontogenetische Prozesse einsetzen. So verschärfen sich nicht nur die
Temperaturgegensätze, nein es steigt auch die Gefahr einer (oder gar mehrerer?)
Wellenbildungen. Dies hängt aber maßgeblich von Ausprägung und Timing
eingelagerter Kurzwellentröge in der Höhe ab, bezüglich derer es noch größere
Unsicherheiten gibt. Skalige Regenfälle über einem Streifen von Mosel, Main bis
zum Erzgebirge und in die Lausitz und südlich davon teils schwere Gewitter
erscheint aber durchaus ein realistisches Szenario zu sein. Mit „südlich davon“
könnte bei aber auch der lediglich der inneralpine Bereich gemeint sein (siehe
Modellvergleich). Außen vor ist wohl einmal mehr die Norddeutsche Tiefebene, wo
es allenfalls einige schwache Schauer gibt.

Zur neuen Woche zieht die Welle unter Vertiefung ostwärts ab und am östlichen
Alpenrand kann sich vorübergehend eine Stausituation einstellen. Sonst beruhigt
sich das Wetter kurzzeitig, bevor aus Nordwesten rasch ein neuer Trog auf
Mitteleuropa zusteuert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Samstag sind sich die Läufe untereinander sehr ähnlich.
Danach folgt der aktuelle 0z Lauf eher dem gestrigen 0z Lauf. Dieser lässt die
Welle am Sonntag sehr stark aufsteilen, womit bis nach Berlin skalige Regenfälle
möglich wären und der äußerste Süden über die 30°C-Marke springen würde. Das
kurze Intermezzo würde aber ebenso rasch beendet werden und ein neuer Trog zum
Dienstag nächster Woche ante portas stehen. Der 12z Lauf hingegen…

Vergleich mit anderen globalen Modellen

vertritt eher die Linie vieler anderer Globalmodelle (UK, GFS, GEM), die
insgesamt eine flache Wellenentwicklung über dem Alpenraum und Deutschland damit
eher auf der kühlen Seite sehen. ICON steilt zwar vorübergehend auch etwas mehr
auf, ist aber vom Timing sehr progressiv nach Osten. Stärkere und länger
anhaltende Niederschläge bleiben damit nach derzeitigem Stand auf die Bereiche
südlich des Mains, vielleicht sogar ausschließlich südlich der Donau begrenzt –
leider ausgerechnet in den Gebieten, wo aktuell vielerorts „Land unter“
herrscht. JMA (Japan) simuliert die Entwicklung sehr ähnlich zum aktuellen IFS
Lauf.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Wie nicht anders zu erwarten war, ist die Spreizung im EPS bei derartigen
LMG-Lagen enorm. Immerhin: Passau ist dicht gebündelt auf der warmen Seite mit
Werten T850 bis 15°C, Norderney hingegen auf der kühlen mit T850 ohne großen
Spielraum bei rund 2°C). Dazwischen ist die Bandbreite groß. Zum Wochenende ist
der Hauptlauf aber am oberen Ende des EPS, kurze Hitze im Süden zeigen gar nur
eine Hand voll Member, von daher ist die Variante der Mehrheit der Globalmodelle
auch beim IFS-EPS in der Überzahl.

Nennenswerte Niederschlagssignale über der Mitte finden sich kaum, ein
potentielles Stark-/Dauerregenereignis zum Wochenende sollte sich somit
wahrscheinlich auf den Süden konzentrieren. Im Norden du Nordwesten gibt es zwar
durchaus täglich Regensignale, allerdings nur in geringen Mengen meist deutlich
unter 5 l/qm/24h, womit einzelne schwache Schauer abgedeckt sind.

Das Geopotential verbleibt in etwa auf konstantem (mittlerem) Niveau.

CLUSTER:
Lange nicht gesehen – nur 1 Cluster im Mittelfristzeitraum! Und das trotz
Luftmassengrenze! Nun gut, die Entwicklung in der Höhe und am Boden ist halbwegs
klar, unsicher ist lediglich, wie stark und schnell sich eine potentielle Welle
an der LMG am So/Mo vertieft und ostwärts zieht. Das angebotene Szenario geht
dabei von keiner sonderlich starken Entwicklung aus, die Druckgegensätze bleiben
relativ schwach (bis auf den Küstenbereich).

In der erweiterten Mittelfrist überwiegen klar die troglastigen Lösungen mit
Übergreifen wahlweise aus Norden und/oder Westen. Wetterberuhigung findet
allenfalls mal kurzzeitig in Form eines schwachen Zwischenhochablegers statt.

FAZIT:
Das Wetter über Deutschland ist in der Mittelfrist dreigeteilt. Im Norden und
Nordwesten überwiegt leicht wechselhaftes, zeitweise windiges und kühles
Schauerwetter (ohne große Mengen). Südlich der Donau ist es schwül-warm mit
zunächst nur vereinzelten Gewittern, die zum Wochenende hin häufiger werden und
in teils mehrstündigen Stark-/Dauerregen übergehen können. Diesbezüglich gibt es
aber noch größere Unsicherheiten. Eine ausgewachsene Unwetterlage, erst Recht
nicht im Ausmaße der vergangenen Tage, droht (Stand heute) nicht. Dazwischen ist
es häufig freundlich und trocken. In der neuen Woche bleibt es voraussichtlich
leicht wechselhaft und für die Jahreszeit etwas zu kühl.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Die Zutaten wurden bereits im Text beschrieben. Die Luftmasse an sich ist im
Süden durchaus brauchbar, die dynamische Hebung aber fehlt zunächst
weitestgehend. Daher gibt es nur vereinzelte kräftigere Entwicklungen mit Fokus
nicht mehr einzig auf dem Starkregen, sondern auch auf Sturmböen und größeren
Hagel.

STARK-/DAUERREGEN:
Signale im EFI gibt es keine. Im IFS-EPS gibt es ein gewisses Grundrauschen im
Süden zum Wochenende, das sich lediglich am Alpenrand bis dato mit nennenswerten
Wahrscheinlichkeiten bis 30% für mehr als 30 l/qm binnen 24 Stunden für den
Sonntag äußert. Ähnliche Größenordnung bietet der Hauptlauf vom IFS und GFS an,
was ernstzunehmend ist.

STURM:
Lediglich an exponierten Küstenabschnitten (vorrangig Sylt) gibt es geringe
Signale für stürmische Böen (Bft 8) aus westlichen Richtungen, insbesondere am
Samstag (bis 30% laut IFS-EPS). Meist bleibt es bei wohl steifen Böen Bft 7.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen