SXEU31 DWAV 101800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.04.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Im Süden Vollhoch, sonst nur Hochrand, von Tag zu Tag milder.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … steht alles unter der Knute von PETER dem Großen – rein
meteorologisch versteht sich, von einer Reinkarnation des ehemaligen russischen
Zaren ist hier nicht die Rede. PETER heißt ganz einfach das derzeit
wetterbestimmende Hoch, das aufgrund seiner üppigen räumlichen Ausdehnung vom
Seegebiet westlich Iberiens bis hinüber zum nahen Osteuropa (+ loser Anbindung
an ein sibirisches Hoch) den Zusatz „der Große“ mehr als verdient hat. Die
Divergenzachse des länglichen, brückenartig konstruierten Hochs
(Großwetterlagentypus BM => Brücke Mitteleuropa) verläuft über Süddeutschland,
was insofern Relevanz besitzt, als dass typischerweise die Areale nordwestlich
dieser Achse anfällig für zyklonale Attacken ist. Das dem auch bei diesem Hoch
so ist, dazu in Kürze mehr.

Richten wir unseren Blick zunächst aber in die Höhe, wo über Deutschland eine
schwache Potenzialbrücke auszumachen ist, welche die Frontalzone im Norden von
einem Cut-Off-Tief über Korsika trennt. Das kümmerliche Trogresiduum des
Cut-Offs ist gerade dabei, den Nordosten des Landes ohne jedwede Wetterwirkung
in Richtung Polen/Ostsee zu verlassen. Leichtes Absinken hat eine Inversion
zwischen 750 und 800 hPa generiert, unter der sich heute tagsüber reichlich
Quellbewölkung gebildet hat. Zudem war in der frisch eingeflossenen maritimen
Polarluft (mP; T850 um 0°C) thermische Schmalkost angesagt. Nicht selten blieben
die Temperaturmaxima unter der 15°C-Marke. Für den Osten, wo gestern noch bis zu
27 oder 28°C gemessen wurden, bedeutete das einen fetten Temperatursturz von
rund 13 Grad.

In den nächsten Stunden bildet sich die Quellbewölkung tagesgangbedingt zurück,
so dass wir häufig einen klaren Himmel zu sehen bekommen. Im Südosten hält sich
zunächst noch stratiforme Bewölkung, die vom Tief südlich der Alpen produziert
wird. Vor allem im Süden, im Osten und in der Mitte kühlt die Luft merklich ab
auf 6 bis 0°C. Lokal gibt es sogar leichten Luftfrost und recht verbreitet sogar
Frost in Bodennähe. Ausgenommen davon – und hier schließt sich der Kreis
(Stichwort „zyklonale Attacke“) – bleibt der gesamte Nordwesten. Grund ist die
Annäherung einer Warmfront, deren Absender die Tiefdruckfamilie WILHELMINE ist.
Hierbei handelt es sich um ein aus mehreren Kernen bestehendes Tiefdrucksystem,
das vom Seegebiet zwischen Island und Schottland bis weit draußen auf den
mittleren Nordatlantik reicht. Vorderseitige WLA lässt von der Nordsee und
Benelux her zunächst hohe, dann mittelhohe und am Ende (nach Mitternacht) auch
noch tiefe Bewölkung auf den Nordwesten übergreifen. In den Frühstunden setzt
zwischen Ostfriesland und Schleswig-Holstein leichter Regen ein. Außerdem
frischt der auf Südwest bis Süd rückdrehende Wind auf und an der Nordsee, etwas
später auch im Bereich der westlichen Ostsee spürbar auf mit ersten Böen 7 Bft,
auf freier Nordsee sowie an der nordfriesischen Küste 8 Bft.

Donnerstag … verschiebt sich besagte Potenzialbrücke geringfügig nach Süden,
wodurch die Frontalzone zwar nicht volle Lotte, aber wenigstens ein bisschen
dichter an den Vorhersageraum heranrückt. Dabei schwenkt im Tagesverlauf ein
flacher KW-Trog über den Norden hinweg, dem eine schwache Kaltfront (Absender
abermals WILHELMINE und Konsorten) vorgeschaltet ist. Diese dringt bis zum Abend
von der Nordsee ein kleines Stück ins Binnenland ein, wo sie aber alsbald von
PETER dem Großen geblockt wird. Der zeigt nämliche nicht das geringste
Interesse, von seinen Gebietsansprüchen nennenswert abzurücken, was insbesondere
die Fans direkter Solarstrahlung in der Südosthälfte freuen dürfte. Dort scheint
über weite Strecken des Tages die Sonne, garniert von einigen flachen Cumuli
humilis, die sich unterhalb der auf 850 hPa absinkenden Inversion bilden. Die
alternde Polarluft kann sich diabatisch erwärmen auf Höchstwerte zwischen 16 und
21°C.

Nun zurück in den zyklonaleren Norden und Westen, der nicht nur mit
mehrschichtiger Bewölkung und niedrigeren Temperaturen (14 bis 17°C, an der See
bei auflandigem Wind nur um 12°C) zu kämpfen hat, sondern sich zudem über
zeitweiligen, meist leichten Regen ärgern oder eben auch freuen darf. Der Regen
weitet sich im Laufe des Vormittags bis hinüber nach MV im Osten und
Südniedersachsen im Süden aus. Am Nachmittag hört es dann hinter dem abziehenden
KW-Trog mit Unterstützung antizyklonaler Vorticityadvektion (gerne auch NVA
genannt, was manch Zeitgenosse aber falsch interpretiert) schon wieder auf zu
regnen und mit etwas Glück darf an der Nordsee die eine oder andere Wolkenlücke
gefeiert werden.

Apropos Nordsee, dort sowie im nördlichen SH weht zunächst noch ein flotter
Südwestwind, der sich mehr und mehr auch an der Ostsee bemerkbar macht
(überwiegend Böen 6-7 Bft, an der nordfriesischen Küste am Morgen noch
vereinzelte 8er-Böen). Bereits im Laufe des Vormittags lässt der Wind zunächst
an der Nord-, am Nachmittag dann auch an der Ostsee von Westen her wieder nach.

In der Nacht zum Freitag kommt die Front noch etwa bis zur nördlichen Mitte
voran, wo sie dann aber endgültig ausgebremst wird. Zum einen geht sie im Westen
in die Warmfront eines neuen Frontensystems über, zum anderen hält im Süden…
naja ihr wisst schon, der PETER. Bis in die mittleren Landesteile transportiert
die Front weitgehend geschlossenes Gewölk, aus dem sich aber kaum ein edles
Tröpfsche herausquetschen lässt. Erst ausgangs der Nacht könnten an der Nordsee
vereinzelte Schauer auftauchen. Überflüssig zu erwähnen, dass es unter den
Wolken frostfrei bleibt. Ganz im Gegenteil, häufig verbleibt die Nachttemperatur
sogar im unteren zweistelligen Bereich. Das wird nach Süden hin nicht klappen,
weil dort die Wolken nicht ankommen und die Luft entsprechend stärker abkühlen
kann. Für Luftfrost wird es allerdings kaum noch reichen, für Frost in Bodennähe
gebietsweise schon. Außerdem kann sich das eine oder andere Nebelfeld bilden.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … bleibt der Hochdruckeinfluss im Süden erhalten, während der Norden
von einem wellenden Frontenzug gestreift wird. Unter dem Strich bedeutet das
vereinfacht: im Süden sonnig bei bis zu 23°C, in der Mitte wolkig um 20°C, im
Norden stark bewölkt bis bedeckt, gelegentlich Regen, etwas unter 20°C, an See
kühler. Dort mitunter auflebender Südwestwind mit einzelnen 7er-Böen.

Modellvergleich und -einschätzung

Keine Anmerkungen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann