SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Ruhiger, im Nordosten recht frischer Sonntag ohne Warnerregung. Zu Wochenbeginn
im Westen und Süden feuchter und unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … steigt der Luftdruck bei uns an und das aus gutem Grund. Oder besser
aus guten Gründen: Annäherung eines Höhenrückens, Abzug eines Bodentiefs, dazu
Kaltluftadvektion – da hat der Luftdruck keine andere Möglichkeit als zuzulegen.
Auf der Wetterkarte spiegelt sich der Anstieg in Form eines schlanken, aber
zusehends kräftigenden Hochkeils wider, der sich ausgehend von einem Hoch über
Südwesteuropa über die Nordsee bis hoch zum Europäischen Nordmeer erstreckt und
den Namen MARKUS trägt. Das o.e. Tief, die Rede ist von GABRIELE, hat vor Kurzem
Südschweden verlassen, um sich in Richtung Baltikum zu orientieren. Die
zugehörige Kaltfront hat den Süden Deutschlands erreicht, wo es zunächst noch zu
schauerartigen, vereinzelt elektrischen Regenfällen kommt, die sich in den
nächsten Stunden aber in die Alpen zurückziehen.

Was bleibt sind größere Wolkenauflockerungen in der von Nordwesten
einfließenden, stark abgetrockneten Polarluft (mP), in der T850 mit Ausnahme des
äußersten Südens und Westens auf -1 bis -5, in Vorpommern gar bis zu -7°C
zurückgeht. Da gleichzeitig der Wind ins Land der Träume geschickt wird – auf
die Ausnahme komme ich gleich noch zu sprechen -, verwundert es nicht, dass es
vielerorts auf Temperaturen um oder unter den Gefrierpunkt abkühlt. Im
Westen/Südwesten verhindert allerdings einsetzende WLA eine Frostnacht, im Süden
sind es die vielen Restwolken. Im Nordosten sind Wolken und Wind die
„Spielverderber“. So schwenkt über die Ostsee ein weiterer Bodentrog hinweg, der
nicht nur tiefe Wolken ins Landesinnere schickt, sondern zudem den Gradienten
einigermaßen am Köcheln hält. Folgerichtig bleibt der von Nordwest auf
Nord-Nordwest drehende Wind an der Ostseeküste und im vorpommerschen Binnenland
noch längere Zeit prominent unterwegs (Böen 7 Bft, vorpommersche Küste
vereinzelt 8 Bft), bevor er in der zweiten Nachthälfte von Westen her sukzessive
abebbt.

Nicht ganz so einfach wie die Wind- stellt sich die Nebelprognose dar. Auf der
einen Seite die sich ausbreitende trockene Luftmasse (Antinebelargument), auf
der anderen Seite Restfeuchte durch die Tagesniederschläge, auflockernde
Bewölkung sowie einschlafender Wind (Pronebelargument). Warntechnisch wird man
hier wohl auf Sicht fahren müssen, auch wenn das beim Parameter „Nebel“
vielleicht nur eine mittelmäßige Idee ist.

Sonntag … erreicht der o.e. Höhenrücken den Vorhersageraum, wo er sich
vergleichsweise platt darstellt, während er weiter nördlich (Südskandinavien)
eine recht formidable Amplitude aufweist. Das führt dazu, dass der Luftdruck
über Skandinavien steigt und aus dem Keil ein eigenständiges Hoch mit
Blockierungspotenzial erwächst. Unterstützung erhält die beginnende Blockierung
durch das Abtropfen des dem Rücken vorgeschalteten Troges über dem Baltikum, wo
das Cut-Off-Tief gemeinsame Sache mit Bodentief GABRIELE macht. Summa summarum
eine eingefahrene Situation, in der nachfolgende atlantische Systeme
Schwierigkeiten haben, ihre Füße substanziell in die mitteleuropäische Tür zu
bekommen.

So liegt zwar das nächste Tief (HILDEGARD) südwestlich von Island schon auf der
Lauer, der große Durchbruch will aber nicht gelingen. Da nützt es auch nur
bedingt was, dass das zugehörige Frontensystem bereits über Westeuropa
angekommen ist und vorderseitige WLA auf die westlichen Landesteile übergreift.
Okay, die Anteile hoher und mittelhoher Wolken nehmen im Westen und Südwesten zu
und am Nachmittag kann es dann im Grenzbereich zu Benelux, mit geringer
Wahrscheinlichkeit auch in Südbaden und Oberschwaben sogar etwas regnen.

Im größten Teil des Landes ist Sonntagsregen aber kein Thema und in einem
breiten, etwas von SH und Mecklenburg bis hinunter nach Thüringen, Sachsen und
Oberfranken reichenden Streifen scheint sogar für längere Zeit die Sonne. Nur
weiter östlich, im Grenzbereich zu Polen, halten sich gebietsweise tiefe Wolken,
die am Nachmittag aber Auflösungs- oder zumindest Auflockerungstendenzen
signalisieren. Interessant gestaltet sich die Entwicklung der Temperaturen. So
werden im Nordosten in der trockenen Kaltluft trotz zeitweiliger
Sonneneinstrahlung gerade mal 6 bis 10°C, direkt an der Ostsee bei auflandigem
Wind sogar nur 4 oder 5°C erreicht. Je weiter wir uns gen Westen und Süden
orientieren, desto wärmer wird es, wobei punktuelle 16°C am Oberrhein sowie im
Alpenvorland die Oberkante markieren.

Ach ja, nicht zu vergessen der Wind. Der fällt morgen weniger durch seine Stärke
als vielmehr durch seine extreme Vielseitigkeit bei der Richtung auf. So wird
die gesamte Windrose einmal komplett durchgescannt: von SH bis nach
Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Ost- bis Südostwind, von Vorpommern bis nach
Sachsen Nord- oder Nordwestwind, von RP und Hessen bis NRW südlicher Wind, im
Süden westlicher Wind und in den nicht genannten Gebieten umlaufender Wind
(Stand 15 UTC).

In der Nacht zum Montag kräftig sich das nordeuropäische Hoch nicht nur, es
dehnt sich zudem auf weite Teile Fennoskandiens aus. An der Blockadehaltung gibt
es keine Zweifel, was es dem Tief HILDEGARD und ihren frontalen Mitstreitern
weiterhin schwer macht, in Mitteleuropa auf die Anzeigetafel zu kommen.
Definitiv nicht gelingen wird das im Nordosten in der trockenen Kaltluft, wo die
Lufttemperatur bei gering bewölktem oder klarem Himmel auf 0 bis -5°C
zurückgeht. In Bodennähe konvergieren die Werte stellenweise sogar gen -10°C,
was dann doch schon eine ordentliche Hausnummer ist und nicht jeder Pflanze
gefallen wird. Da nützt es wahrscheinlich auch nicht viel, dass zum Morgen hin
einige tiefe Wolken von Polen her die Grenze überschreiten.

Weiter Richtung Westen und auch im Süden stehen die Chancen, sich zumindest
partiell gegen die Blockade durchzusetzen, dann doch gar nicht mal so schlecht.
Die Luft ist feuchter und milder, zudem sorgt ein sich von Benelux und
Frankreich nähernder KW-Trog für Druckfall und Hebung, die auch der Warmfront
des Frontensystems zupasskommt. Kurzum, die Wolkenanteile nehmen weiter zu,
zeit- und gebietsweise fällt überwiegend leichter Regen. Zwischen dem sich etwas
nach Osten verlagernden Hochkeil und einer auf die Nordsee übergreifenden Rinne
verschärft sich der Gradient über der Deutschen Bucht, was dort den Südostwind
zu Höchstleistungen in Form steifer bis stürmischer Böen 7-8 Bft anspornt.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … hat sich im neuesten Lauf von ICON (12 UTC) kaum etwas geändert
gegenüber den jüngsten Versionen. Es fällt allerdings auf, dass sich die
Niederschlagsintensität im Süden erhöht hat, insbesondere am Alpenrand (Stau +
konvektive Einlagerungen). Hier gilt es weiter am Ball zu bleiben hinsichtlich
einer möglichen Dauer- oder Starkregenwarnung. Ansonsten behalten die Aussagen
der heutigen Frühübersicht ihre Gültigkeit.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die Entwicklung im Großen und Ganzen sehr ähnlich. Beim
Niederschlag, oder sagen wir besser beim Regen am Montag gibt es allerdings noch
größere Unschärfen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann