#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 11.03.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 111800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.03.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Unbeständig und vor allem in der Südwesthälfte teils kräftige und länger
anhaltende Regenfälle, im Norden und Osten freundlicher. Am Donnerstag insgesamt
ruhiges und trockenes Wetter.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … ziert sich das Azorenhoch noch endlich mal einen ordentlichen
Ableger nach Mitteleuropa zu schicken, um mal eine längere trockene und
freundliche Wetterperiode zu induzieren. Stattdessen hat sich mal wieder ein
Langwellentrog über West- und Mitteleuropa eingenistet. Dieser weist drei
Drehzentren auf, wobei das stärkste Höhentief am Abend über den Niederlanden zu
finden ist. Bodennah korreliert dieses mit einem kleinen Tief an etwa gleicher
Stelle. Entsprechende Hebungsprozesse sorgen schließlich vor allem auf der Süd-
und Südwestflanke des hochreichenden Tiefs für länger anhaltende, teils
schauerartig verstärkte Niederschläge, die sich mit dem Tief aber langsam
nordwestwärts verlagern. Entsprechend sollte auch die Dauerregenwarnung in den
kommenden Stunden auslaufen können. Zudem kann auf der Südflanke des Höhentiefs
Höhenkaltluft in den Südwesten einsickern. Dabei stehen Temperaturen in 500 hPa
von -27 bis -30 Grad Werten in 850 hPa um 0 Grad gegenüber. Die resultierende
Labilisierung reicht aus, dass sich von Südwesten bis in die Mitte einzelne
Schauerstraßen ausbilden, die punktuell sogar mal mit Blitz und Donner
einhergehen können. Die weiteren Drehzentren des Langwellentroges befinden sich
über dem nördlichen Balkan und Mittelitalien und haben daher zunächst keinen
signifikanten Einfluss auf das Wetter hierzulande. Allenfalls in der Nacht
könnte die Aufgleitbewölkung Sachsen und Brandenburg erreichen und örtlich einen
kurzen Schauer bringen. Vorher kann aber ein schwacher Rücken von Polen nach
Ostdeutschland reichen und am Nachmittag und Abend im Osten potentielle
Hebungsvorgänge noch soweit dämpfen bzw. abgraben, dass die Sonne häufiger
scheinen kann. Ansonsten sorgt auch noch in der Südosthälfte Bayerns
kompensierendes Absinken zwischen den Drehzentren für einen freundlichen bis
sonnigen Tagesausklang und eine kaum bewölkte Nacht. Höchstens im äußersten
Südosten Bayerns könnte ebenfalls die Aufgleitbewölkung mit Regen den
Sterneguckern einen Strich durch die Rechnung machen. Der Wind spielt keine
besondere Rolle und kann allenfalls in den Hochlagen der Süddeutschen
Mittelgebirge und den Alpen stark bis stürmisch auffrischen.
Dienstag … schwindet die Kraft des hochreichenden Tiefs über den Niederlanden.
Da sich gleichzeitig von der Iberischen Halbinsel ein mächtiger Rücken zu den
Britischen Inseln aufbäumt und sich auch ein Rücken von Polen bis nach
Südskandinavien aufplustert, wird das tiefe Geopotential über Deutschland schon
stark eingeengt. Es reicht aber noch aus, um bodennah eine schwache
Tiefdruckrinne von der Nordsee bis in den Balkanraum zu induzieren und somit
auch die Nordosthälfte von Deutschland für sich einzunehmen. Der Rücken über
Südwest- und Westeuropa korreliert dagegen mit einem Hoch über Spanien, dessen
Einflussbereich sich langsam bis in den Südwesten Deutschlands ausdehnen kann.
Allerdings reichen die Hebungsprozesse des Höhentiefs über den Niederlanden noch
aus, dass zusammen mit einer von den Britischen Inseln auf die Nordsee und
Benelux übergreifenden Warmfront samt vorgelagerter WLA des Tiefs nordwestlich
der Britischen Inseln die Regenneigung in der Südwesthälfte wieder deutlich
zunimmt. Zudem bekommt das Höhentief wieder etwas Drift und wandert bis Mittwoch
in den Voralpenraum. Einhergehend muss unter Interaktion von kräftiger WLA mit
den Hebungsprozessen rund um das Höhentief vor allem in der Nacht zum Mittwoch
im Südwesten mit kräftigen und länger anhaltenden Regenfällen gerechnet werden.
Ansonsten sorgt im Westen und Nordwesten die Warmfront noch für etwas Regen. Der
Osten des Landes profiziert dagegen weiter von kompensierendem Absinken
innerhalb des Langwellentroges. Bei längerem Aufklaren kann sich gebietsweise
Nebel bilden. Die Temperaturen in 850 hPa liegen weiter um den Gefrierpunkt,
sodass bodennah kein Winterwetter zu erwarten ist. Allenfalls lokal begrenzt ist
Nachtfrost zu erwarten, Bodenfrost kann aber recht verbreitet vom Nordosten bis
in die südliche Mitte auftreten. Bei der eher schwach gradientigen Situation hat
der Wind weiter keine signifikanten Aktien.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … wird das kleine Höhentief, welches vom Voralpenraum weiter
südostwärts wanderte vom Höhentiefkomplex über Südosteuropa geschluckt.
Signifikantes Wetter ist dann wohl nur noch an die Warmfront des Tiefs nördlich
von Schottland gekoppelt, die sehr zögerlich ostwärts schwenkt und dabei in
weiten Teilen unter schwachen Hochdruckeinfluss gerät. Dieser ist in dem Rücken
über Südwesteuropa begründet, dessen Achse sich vom Golf von Biskaya bzw.
Südwestfrankreich bis zur Ostsee erstreckt und schließlich vorderseitig im
Alpenraum ein Hoch ausbildet. Entsprechend werden die frontalen und WLA
gebundenen Hebungsimpulse stark gedämpft, sodass die schon im Westen und
Nordwesten eher schwachen Regenfälle auf dem Weg in den Nordosten und Osten des
Landes weiter an Aktivität verlieren. Rückseitig der Front kann sich dann der
Rücken samt Bodenhoch komplett durchsetzen, sodass schon in der zweiten
Nachthälfte in der Südwesthälfte die Wolkendecke aufreißt. Die Temperaturen in
850 hPa von +1 bis +5 Grad sind weiter wenig winterlich, sodass selbst der
Nachfrost kaum Chancen hat. Allenfalls am Alpenrand sollen demnach die Werte
unter den Gefrierpunkt absinken. Der Wind weht zwar durchaus spürbar, ist aber
weit von warnwürdigen Böen entfernt.
Modellvergleich und -einschätzung
Auch andere Global- und Regionalmodelle simulieren die großskaligen
Geopotential- und Luftdruckstrukturen vergleichbar zum ICON. Geringe
Abweichungen gibt es allerdings bei der genauen Lage der kleinen Höhentiefs,
deren Intensität und deren Verlagerungstiming sowie -richtung. Entsprechend
greifen die Niederschläge am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch mehr oder
weniger weit nordöstlich in die Mitte aus. Auch das genaue Timing des
Niederschlagsschwerpunktes ist zeitlich noch um 1 bis 3 Stunden versetzt. Am
Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag wird schließlich die
Verlagerungsgeschwindigkeit der Warmfront geringfügig unterschiedlich gezeigt.
Gleichermaßen sind die Niederschlagssignale beim ICON im Vergleich zum IFS und
UK10 etwas stärker ausgeprägt und daher auch weiter nach Süden reichend. Beim
Uk10 ist die Verlagerung bei schwächeren Niederschlägen dagegen schneller,
sodass die Wolkendecke rascher und stärker auflockert.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel