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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
In den Alpen aufkommender Südföhn. Sonst träge und unspannende Hochrandlage mit
verbreitet zweistelligen Tagestemperaturen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … sind die Rollen auf der europäischen Wetterkarte klar verteilt: über
Russland ein fettes Kontinentalhoch (namenlos) mit breitem Keil Richtung Island.
Dazu die beiden Tiefs BEATRIX über UK/Irland und die gerade aus dem
katalonischen Brutkasten kletternde CARLOTTA (Zyklogenese über Nordostspanien).
Ausgestattet respektive überlagert sind die jeweiligen Druckgebilde von einem
mordsmäßig breiten Rücken, der quasi das gesamte nahe Ost- und weite Teile
Nordeuropas überdeckt. Als zyklonaler Konterpart fungiert ein nicht übermäßig
breiter, dafür sehr länglicher Trog über Westeuropa und dem nahen Atlantik, der
im Süden die nordwestafrikanische Küste ankratzt. Summa summarum eine stark
meridionale oder auch blockierende Konstellation, der Begriffe wie Dynamik,
Progression o.ä. weitgehend fremd sind. Klar, völlig bewegungslos gehen die
nächsten Stunden und Tage nicht vonstatten, aber der ganz große Pepp, der fehlt.
Was sollŽs, werden nun alle Freunde frühlingshafter Witterungsverhältnisse
einwerfen, heute schien in weiten Landesteilen die Sonne (vor allem in der
NO-Hälfte mit einigen Einschränkungen) bei überwiegend zweistelligen
Temperaturen (im Ländle, in Südhessen, in der Vorderpfalz sowie im Alpenvorland
teils über 15°C) – wat willste mehr Anfang März?

Schauen wir auf die bevorstehende Nacht zum Sonntag, in der sich wie bereits
angedeutet nicht allzu viel tut an der Großwetterlage. Am mobilsten präsentiert
sich noch die junge CARLOTTA, die mit etwas unter 1000 hPa im Kern knapp
nördlich von „Malle“, Ibiza und Menorca langsam ostwärts zieht. Vorderseitig
schaufelt das Tief feuchte Mittelmeerluft gegen das Zentralmassiv und die
Alpensüdseite, wo durch den Luftstau ein cross-alpiner Drucküberschuss von bis
zu 6 hPa (Bozen-Innsbruck) aufgebaut wird. Noch üppiger fällt die Differenz auf
schweizer Seite aus, wo die klassische Spur Lugano-Zürich mit bis zu 10 hPa
aufwartet. Kein Wunder also, dass sich der Südföhn nicht lange bitten lässt und
seine Maschinerie in Gang bringt, sofern das nicht schon geschehen ist. Auf
deutscher Seite sind zunächst exponierte Gipfel, Kämme und Kreten betroffen, wo
der Wind Sturmstärke erreichen kann (8-9 Bft, 10 Bft nicht ganz ausgeschlossen).
Das warŽs dann aber auch schon mit der nächtlichen Dynamik.

Ansonsten gilt es noch zu erwähnen, dass die okkludierte Kaltfront des Tiefs
BEATRIX knapp vor der deutschen Westgrenze halt macht, was sowohl ihrer
strömungsparallelen Exposition als auch der Bremswirkung des Mittelmeertiefs
geschuldet ist. Für viel mehr als überwiegend hohe und mittelhohe Wolkenfelder
im äußersten Westen wird es nicht reichen. Vom Saarland über das Hunsrück bis
zur Eifel fallen sogar ein paar Tropfen. Östlich schließt sich ein breiter
Streifen mit entweder nur geringer oder überhaupt keiner Bewölkung an, in dem
zudem kaum oder kein Wind geht. Klingt nach kalter Nacht so Anfang März, doch
weit gefehlt. In der eingeflossenen Subtropikluft (xSp; T850 zwischen 2°C im
hohen Norden und bis zu 8°C im föhnigen Süden) schafft es die Atmosphäre nicht,
die Lufttemperatur in den Frostbereich zu schicken – jämmerlich! Einzig in
einigen geschützten Lagen Süddeutschlands kühlt es auf Gefrierpunktnähe,
vereinzelt vielleicht auf -1°C ab. Immerhin tritt vom Süden bis in die Mitte
gebietsweise leichter Bodenfrost auf. Außerdem bildet sich an der einen oder
anderen Stelle dichter Nebel. Der dürfte im Osten und Nordosten kein Thema sein,
halten sich doch noch Restwolken vom Tage oder es breitet sich zumindest
gebietsweise hochnebelartiges Gewölk von Polen und Tschechien her aus.

Sonntag … wird der Trog über Westeuropa zunehmend in die Mangel genommen. Im
Osten und Norden der o.e. Rücken nebst Keil, von Westen, also vom mittleren
Nordatlantik, ein weiterer Rücken – da wirdŽs langsam eng in der
Mitteltroposphäre. Was tun sprach Zeus und erfand den Cut-Off-Mechanismus.
Kurzum, während Bodentief CARLOTTA bis zum Datumswechsel das Ligurische Meer
ansteuert, beginnt der Trog über dem westlichen Mittelmeer abzutropfen. Derweil
hat die gute BEATRIX die Nase voll von britischer Kost und entschwindet in
Richtung Seegebiet westlich der Hebriden, was für uns aber nur von akademischem
Interesse ist.

Wichtiger ist die Tatsache, dass der Föhn am Laufen bleibt, wodurch nordseitig
leichter Druckfall andauert, der in die Genese eines klassischen Leetiefs in
diesem Fall über BaWü mündet. Der Drucküberschuss zwischen Süd und Nord erhöht
sich noch ein klein wenig, so dass der Föhn nun auch einige Täler, vielleicht
auch den östlichen Teil des Bodensees mit Böen 7-8 Bft erwischt. Stürmisch
bleibt es auf alle Fälle in den entsprechenden Hochlagen. Aus warntechnischer
Perspektive hat sich die Sache damit erledigt.

Der Rest ist Vorfrühling pur, wenn auch nicht überall. Ganz im Westen und
Südwesten sorgt die stockende, tendenziell sogar leicht rückläufig werdende
Front für hohe und mittelhohe Wolken, aber keinen Regen. Und im Nordosten, grob
nordöstlich der Elbe, sorgt die o.e., teils hochnebelartige Bewölkung (Inversion
zwischen 800 und 850 hPa) für eine reduzierte Bilanz direkter Sonnenstrahlung.
Einige Modelle, vor allem IFS, simulieren sogar etwas Regen oder Nieselregen,
was hier und da auch nicht ausgeschlossen ist. Das große Regendesaster bleibt
aber aus, was selbstverständlich auch für den breiten Streifen zwischen den
beiden genannten Flanken gilt. Von den Alpen bis hoch an die Nordsee scheint
nach Nebelauflösung die Sonne von einem blankgeputzen oder nur locker bewölkten
Himmel. Dabei erwärmt sich die Luft auf satte 13 bis 18°C, im Süden bis zu 19
oder mit föhniger Unterstützung lokal sogar 20°C. Nur direkt an der See, wo der
Ostwind etwas aufbrist, sowie in höheren Lagen der Mittelgebirge bleibt es
frischer.

In der Nacht zum Montag zieht das abgetropfte Höhentief in Richtung Korsika und
auch das Bodentief verlagert sich etwas nach Osten. Dadurch verringert sich der
Anstau auf der Alpensüdseite und der Drucküberschuss wird abgebaut. Entsprechend
versiegt auch der Antrieb für den Föhn, der sich kontinuierlich abschwächt. Was
bleibt, ist tiefe Stille. Kein Potenzialgradient, kaum Druckgradient, dazu noch
Nacht. Was soll da kommen außer Nebel und Hochnebel, deren Wahrscheinlichkeit
durch leichte Feuchtezufuhr vor allem im Westen und Südwesten zunimmt. Vielfach
klar bleibt die Nacht von Bayern bis nach Mitteldeutschland, während nach
Nordosten hin nach wie vor Hochnebelfelder oder SC-Schlieren ihr Unwesen
treiben. Abgesehen von einzelnen Ausnahmen (Bergland Süden/Mitte) bleibt es
(luft)frostfrei.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … dauert die von Trägheit geplagte Wetterlage an, was sich nahtlos auf
den Verfasser auswirkt. Er mag nicht mehr, ist aber auch nicht nötig. Der
12-UTC-Lauf von ICON weicht nicht nennenswert von seinen jüngsten Vorgängern ab.
Es gelten mithin die Ausführungen der Frühübersicht. Mal sehen, ob ab Dienstag
ein vom Baltikum stammender Kaltlufttropfen etwas Abwechslung zumindest in den
Norden des Landes bringt. Unberechenbar sind sie diese Eier und bis Ostern ist
ja auch nicht mehr weit.

Modellvergleich und -einschätzung

Es gibt nichts hinzuzufügen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann