SXEU31 DWAV 191800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.02.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Weiterhin mild und wechselhaft. An den Alpen oberhalb von 1000 m bis
Dienstagmittag Schneefall, in den Allgäuer Alpen markante Neuschneemengen.
Zunächst lediglich in wenigen Gipfellagen markante Böen (Bft 8/9), ab
Mittwochnachmittag von Westen her zunehmender Wind.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … erstreckt sich ein durch kräftige WLA über Westeuropa gestützter
Höhenrücken vom Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel über die Britischen
Inseln bis in den isländischen Raum. An dessen Ostflanke dominiert über dem
Vorhersagegebiet zunächst noch eine leicht „flatternde“ bzw. mäandrierende
nordwestliche Höhenströmung. Darin eingebettet, überquert uns im Laufe der Nacht
ein Kurzwellentrog ostsüdostwärts und erreicht Dienstagfrüh die Osthälfte.
Währenddessen schiebt die durch einen Trogvorstoß zur Irmingersee über dem
mittleren Nordatlantik wieder neu zum Leben erwachende und Richtung GB an Boden
gut machende Frontalzone den Höhenrücken samt WLA allmählich ostwärts, morgens
befindet sich dessen Achse über dem Ärmelkanal und der Nordsee und reicht von
dort aus bis zum Nordmeer.
Nach Trogpassage stellt sich somit über dem Westen des Vorhersagegebietes eine
nahezu glatt nördliche Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld interagiert der Kurzwellentrog mit einer Okklusion, die bereits den
Westen Deutschlands erreicht hat, rasch ostsüdostwärts vorankommt und bereits in
der zweiten Nachthälfte die Alpen erreicht. Die frontale Hebung wird dynamisch
durch schwache PVA nur mäßig gestützt und trotz Advektion höhenkalter Luft (T500
hPa: -28 Grad, T850 hPa: -3 Grad) hält sich die Labilität der Luftmasse doch
sehr in Grenzen. Dennoch gibt es mit Frontpassage – mit Ausnahme des Nordens und
Nordostens – verbreitet schauerartige Regenfälle überwiegend leichter
Intensität, die postfrontal zunächst im Westen, später auch in der Mitte rasch
wieder abklingen. Insgesamt kommen überwiegend weniger als 5 l/qm zusammen,
lediglich in den Staulagen einiger Mittelgebirge fallen 5 bis 10 l/qm, im
Schwarzwald und im Harz vielleicht auch mehr.
Dabei sinkt die Schneefallgrenze erst mit Abklingen der Niederschläge
signifikant ab auf unter 1000 m, eventuell auch noch auf nahe 600 m. Eventuell
reicht es in den Hochlagen des Erzgebirges und des Bayerwaldes sowie im Oberharz
noch für etwas Schneematsch, aber wohl kaum für eine nennenswerte Schneedecke
(mit Ausnahme vielleicht der Gipfellagen).
Etwas anders verhält es sich an den Alpen. Dort stellt sich nach Trogpassage und
Winddrehung auf Nord eine mittelprächtige Staulage ein mit bis mindestens
Dienstagmittag anhaltenden Niederschlägen. Die Schneefallgrenze sinkt in den
Frühstunden vorübergehend bis in höhere Täler (etwa 800 m). Oberhalb von 1000 m
fallen 3 bis 10 cm, in den Allgäuer Alpen auch mehr; dort sind in höheren Lagen
bis Dienstagmittag mehr als 20 cm Neuschnee möglich.
Der Wind frischt mit Frontpassage zwar vorübergehend böig auf, in den
Niederungen reicht es aber kaum für warnrelevante Böen Bft 7. In den Gipfellagen
einiger Mittelgebirge (Brocken, Fichtelberg, Bayerwald- und Alpengipfel) gibt es
stürmische Böen bzw. Sturmböen aus West bis Nordwest.
Bei meist dichter Bewölkung verläuft die Nacht mit Tiefstwerten zwischen 8 und 1
Grad frostfrei.

Dienstag … schwenkt der Höhenrücken weiter ostsüdostwärts und erfasst mit
seiner Achse nachmittags bzw. abends den Nordwesten Deutschlands. Somit nimmt
das gesamte Umfeld vorübergehend eine antizyklonale Kontur an und auch im
Bodenfeld ist dem Rücken ein flacher Hochkeil vorgeschaltet, der bis zum
späteren Abend das Vorhersagegebiet überquert hat.
Somit klingen die Niederschläge am Vormittag auch im Osten und Südosten rasch
ab, an den Alpen dann im Laufe des Nachmittags. Bei leichtem Absinken, WLA und
niedertroposphärisch von Westen her einströmender feuchtmilder maritimer
Luftmassen lockern die Wolken aber nur allmählich auf, vor allem im Südwesten
und Süden kann sich nachmittags auch mal länger die Sonne durchsetzen.
Bis zum Abend erfasst ein in die Frontalzone eingebetteter Kurzwellentrog
bereits die Britischen Inseln. Das mit dem Trog korrespondierende Frontensystem
eines Tiefs bei Island greift auf die Nordsee über, abends erreicht die
Warmfront den Nordwesten Deutschlands, bringt aber lediglich dichte Wolkenfelder
und nur gebietsweise etwas Regen bzw. Nieselregen.
Vor allem im Nordosten und Osten bleibt zunächst noch ein recht veritabler
Gradient aufrecht und mit dem Tagesgang reicht es in Vorpommern sowie in
Ostsachsen eventuell zumindest in freien Lagen für einzelne steife Böen aus West
bis Nordwest. In einigen Gipfellagen gibt es weiterhin stürmische Böen. Erst mit
Durchschwenken des Hochkeils nimmt der Wind am Nachmittag dann auch dort ab.
Im Nordwesten lebt er mit Annäherung der Warmfront dagegen zum Abend hin etwas
auf mit steifen Böen aus Südwest über der offenen Nordsee, auf dem Brocken sind
dann auch erste Sturmböen möglich.
Die Temperatur in 850 hPa steigt bis zum Abend zumindest im Westen wieder etwas
an und erreicht dann Werte zwischen -3 Grad in der Lausitz und +2 Grad im
Nordwesten. Somit ändert sich an den Höchstwerten mit 8 bis 13 Grad gegenüber
heute nur wenig.

In der Nacht zum Mittwoch wird der Höhenrücken nach Süddeutschland bzw. ins
östliche Mitteleuropa abgedrängt, der folgende Kurzwellentrog überquert die
Nordsee rasch ostwärts und erfasst bereits in der zweiten Nachthälfte
Norddeutschland.
Das korrespondierende Frontensystem kommt bei fortschreitendem Okklusionsprozess
zunächst ebenfalls rasch ostwärts voran, im weiteren Verlauf wird die Kaltfront
aber mangels Schubkomponente deutlich eingebremst und greift erst ausgangs der
Nacht auf Nordwestdeutschland über.
Somit breiten sich dichte Wolken und leichte Regenfälle über den Norden, Osten
und die Mitte des Landes hinweg südostwärts aus, während es im Südwesten und
Süden überwiegend trocken bleibt. Im Norden und Osten kommen bis Mittwochfrüh 1
bis 5 l/qm zusammen, im Westen und in der Mitte weniger, im Lee einiger
Mittelgebirge bleibt es auch nahezu trocken und auch im Nordwesten und Norden
klingt der Regen postfrontal rasch ab.
Die über Süddeutschland ostwärts reichende Hochdruckzone wird zwar abgebaut,
bleibt aber erhalten und somit verschärft sich vor allem im Norden und in der
Mitte der Gradient vorübergehend. Der Wind frischt aus westlichen Richtungen auf
und an den Küsten – zunächst der Nordsee, später auch der Ostsee – gibt es
einzelne steife Böen, exponiert vielleicht auch stürmische Böen. In den Kamm-
und Gipfellagen einiger Mittelgebirge kann es ebenfalls stürmische Böen geben,
auf dem Brocken Sturm, vereinzelt auch schwere Sturmböen. Ansonsten spielt der
Wind warntechnisch wohl keine Rolle.
Im Süden und Südwesten bleibt es aufgelockert bewölkt, so dass dort zumindest in
einigen Mittelgebirgs- und Alpentälern auch leichter Frost möglich ist.
Ansonsten bleibt es frostfrei und im Norden und in der Mitte mit 9 bis 5 Grad
auch relativ mild.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … zieht der Kurzwellentrog rasch nach Polen ab, gefolgt von einem
kurzwelligen Höhenkeil, der abends bereits die Osthälfte Deutschlands erreicht.
Die teilokkludierte Kaltfront erreicht noch in etwa die nördliche Mitte
Deutschlands, wird von dort aus als Warmfront wieder ein wenig nach Nordwesten
zurückgeführt und zeigt im Einflussbereich des Höhenkeils bzw. eines
durchschwenkenden Bodenhochkeils deutliche Auflösungstendenzen. Somit hört es am
Vormittag auch in der Mitte und im Osten auf zu regnen.
Vor allem im Süden und Osten lockern die Wolken im Tagesverlauf auf und
zeitweise setzt sich die Sonne durch.
Im Westen und Nordwesten setzt dagegen mit Annäherung eines flachen
Kurzwellentroges wieder verstärkt WLA ein und abends bzw. eingangs der Nacht
erreicht ein weitgehend okkludiertes Frontensystem die Grenze zu Benelux. Im
Vorfeld beginnt es am späten Nachmittag bzw. Abend dort bereits wieder leicht zu
regnen.
Der Wind dreht nach Passage des Hochkeils auf Süd bis Südwest zurück und frischt
im Laufe des Nachmittags in der Westhälfte bis in die Mitte auf. Abends gibt es
in den Kamm- und Gipfellagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge erste
stürmische Böen, auf dem Brocken Sturm- bzw. schwere Sturmböen. Im Nordseeumfeld
sowie in einigen Leelagen muss mit steifen Böen gerechnet werden.
Niedertroposphärisch wird vor allem in den Süden und Südwesten zunehmend sehr
milde Luft aus Südwesteuropa advehiert, die Temperatur in 850 hPa steigt bis zum
Abend auf Werte zwischen 0 Grad im Nordosten und etwa +6 Grad an den Alpen.
Entsprechend wird es mit Höchstwerten zwischen 10 Grad an den Küsten und bis zu
15, vielleicht sogar 16 Grad im Alpenvorland teilweise frühlingshaft mild.

Für die Nacht zum Donnerstag gelten im Wesentlichen noch die Ausführungen in der
Frühübersicht, wenngleich sich der aktuelle Lauf des ICON-EU, die RR-Mengen
betreffend, den anderen Modellen etwas angeglichen hat und lediglich kleinräumig
im Westerwald noch 20 bis 25 l/qm in 12 Stunden simuliert. Sonst sind es
allgemein 1 bis 10 l/qm, in Staulagen 10 bis 20 l/qm, im Südosten und Nordosten
bleibt es nahezu trocken.
Die Windprognose hat sich ebenfalls kaum geändert; die Wahrscheinlichkeit für
stürmische Böen ganz im Westen, etwa von der Eifel bis zur Pfalz, wurde
allerdings etwas zurückgenommen. In den Hochlagen sind aber nach wie vor Sturm-
und schwere Sturmböen möglich, auf dem Feldberg im Schwarzwald und auf dem
Brocken eventuell auch orkanartige Böen.

Modellvergleich und -einschätzung

Anhand der vorliegenden Modelle sind kaum warn- und prognoserelevante
Unterschiede auszumachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff