#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 18.02.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.02.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Unbeständig und weiterhin mild. In höheren und freien Lagen zeitweise stürmische
Böen, in den Gipfellagen Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen.
Am Dienstag Regenmengen in den Alpenstaulagen nahe der Warnschwellen, dort
allerdings zeitweise auf 1000 m oder knapp darunter sinkende Schneefallgrenze.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland unterhalb einer stark mäandrierenden und
gleichzeitig recht flauen nordwestlichen Höhenströmung. Darin eingebettet,
überquert ein scharf konturierter Kurzwellentrog das Vorhersagegebiet im Laufe
der Nacht ostsüdostwärts. Dieser interagiert im Bodenfeld mit einem Teiltief,
das sich am Okklusionspunkt eines aus dem isländischen Raum über die Norwegische
See bis ins westliche Mitteleuropa reichenden Frontensystems über dem Skagerrak
entwickelt hat. Im Laufe der Nacht verlagert sich das Tief als Dipol mit einem
weiteren Kern über Norddeutschland allmählich ostwärts und erreicht morgens in
etwa die Südwestküste Schwedens bzw. die Pommersche Bucht.
Die markantesten, PVA geschuldeten dynamischen Hebungsprozesse, die anfangs noch
durch WLA gestützt werden, im weiteren Verlauf aber durch beginnende
Kaltluftadvektion teilkompensiert werden, finden dabei an der Südwestflanke des
Tiefdruckdipols statt, so dass es bereits weit im Vorfeld der Kaltfront des
Tiefs, die mit fortschreitendem Okklusionsprozess bis Montagfrüh das
Vorhersagegebiet ostwärts überquert hat, aktuell im Nordwesten Deutschlands
kräftig regnet. Im Laufe der Nacht greifen die meist skaligen, mit Frontpassage
dann aber teils Schauerform annehmenden Regenfälle auch auf den aktuell noch
trocknen Südosten des Landes über und klingen im Westen und Nordwesten bereits
wieder ab. Obwohl mit dem Trog etwas höhenkältere Luft ins Vorhersagegebiet
vordringt (T500 hPa um -26 Grad, T850 hPa 0 bis -2 Grad), dürfte die Labilität
wohl nicht für einzelne Gewitter reichen. Von heute Abend bis Montagfrüh fallen
meist 2 bis 10 l/qm, in einigen Staulagen (insbesondere Harz, Schwarzwald und
Oberallgäu) gebietsweise um oder knapp über 20 l/qm. Die Schneefallgrenze sinkt
dabei auf 1300 bis 1000 m, so dass es in den Hochlagen des Bayerwaldes sowie an
den Alpen leicht schneien kann; da die Niederschläge an den Alpen auch bis weit
in den Montag hinein anhalten, kann es dort oberhalb von 1300 m auch durchaus um
15 cm Neuschnee geben.
Von Warnrelevanz ist ansonsten aber lediglich der Wind, da Frost und Glätte
aufgrund der dichten Bewölkung keine Rolle spielen. An der Südflanke des
Tiefdipols hat sich ein markanter Bodentrog etabliert, mit dessen Passage sich
der Gradient von West nach Südost vorübergehend deutlich verschärft, zumal sich
mit kräftigem Druckanstieg von Frankreich her ein Hochkeil nach Südwest- und
Westdeutschland schiebt. Somit frischt der Südwestwind auf und dreht dabei rasch
auf West bis Nordwest. In den Niederungen gibt es vielerorts steife Böen
(Ausnahme noch der Nordosten), vor allem in den mittleren Landesteilen in freien
und höheren Lagen auch stürmische Böen, während der Wind in den tief gelegenen
Regionen Südwest- und Süddeutschlands wohl kaum warnrelevant werden dürfte. In
den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen gibt es verbreitet
stürmische Böen und Sturmböen, auf exponierten Gipfeln (insbesondere Brocken)
auch schwere Sturmböen.
Nach Passage des Bodentroges nimmt der Wind in der Westhälfte aber rasch wieder
ab.
Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 9 und 3 Grad.
Montag … folgt dem Kurzwellentrog ein ebenso kurzwelliger Höhenkeil, der am
Abend bereits die Osthälfte und den Süden des Landes erreicht, während dann
bereits der nächste Trog auf den äußersten Westen übergreift.
Im Bodenfeld überquert der Bodentrog die Osthälfte am Vormittag rasch ostwärts,
am Nachmittag greift dann bereits der nächste Bodentrog mit einer Okklusion auf
Nordwestdeutschland über. Dabei wird der nach Südwest- und Süddeutschland
gerichtete Hochkeil kaum abgedrängt.
Vor allem über dem Osten und Südosten bleibt somit noch bis weit in den
Nachmittag hinein ein recht scharfer Gradient aufrecht und es gibt auch in den
Niederungen häufig steife, anfangs vor allem vom Harzvorland und der Magdeburger
Börde bis nach Sachsen in freien Lagen auch stürmische Böen aus West bis
Nordwest. In den Kamm- und Gipfellagen des Harzes, der östlichen und
ostbayerischen Mittelgebirge sowie auf den Alpengipfeln muss weiterhin mit
stürmischen Böen bzw. Sturmböen gerechnet werden, auf exponierten Gipfeln auch
mit schweren Sturmböen. Erst im Laufe des Nachmittags nimmt der Wind allmählich
ab, abends gibt es dann lediglich auf exponierten Gipfeln noch stürmische Böen.
Die Regenfälle klingen vormittags auch im Osten und Südosten vorübergehend ab,
lediglich an den Alpen regnet es noch bis in den Nachmittag hinein, bei etwa 0
Grad in 850 hPa fällt dort oberhalb von 1200 bis 1300 m etwas Schnee. Allerdings
lockern die Wolken auch sonst innerhalb der maritimen und somit feuchten
Luftmasse nur gelegentlich auf und in etwa 750 hPa etabliert sich mit
Durchschwenken des Höhenkeiles vorübergehend eine Absinkinversion. Schauer
entwickeln sich somit zunächst nur vereinzelt und bringen kaum einen
nennenswerten Niederschlagseintrag. Am ehesten kann sich noch im Südwesten sowie
von Mosel und Main bis ins Alpenvorland mal länger die Sonne durchsetzen, dort
bleibt es auch vielerorts trocken.
Nachmittags und abends setzt dann im Westen und Nordwesten mit Übergreifen der
Okklusion erneut eine verstärkte Schauertätigkeit ein. Die Luftmasse ist nun
etwas labiler geschichtet (bis -29 Grad in 500 hPa, -2 Grad in 850 hPa), dennoch
dürften kurze Gewitter die Ausnahme bleiben, wenngleich man sie nicht ganz
ausschließen kann. Insgesamt kommen bis zum Abend aber kaum mehr als 1 bis 5
l/qm zusammen. Lediglich im Stau der Alpen sind es nochmals 5 bis über 10 l/qm,
so dass in den Staulagen des Oberallgäus mehr als 30 l/qm in 24 Stunden
zusammenkommen und es auch noch in der Nacht zum Dienstag weiterregnet bzw.
schneit. Voraussichtlich sind aber nur die Staulagen betroffen, und da es
oberhalb von etwa 1200 m sowieso meistens schneit (lediglich tagsüber steigt
auch dort bei vorübergehend abklingenden Niederschlägen die Schneefallgrenze auf
1500 m), drängt sich dort eine Dauerregenwarnung nicht unbedingt auf. Eher noch
eine bis weit in den Dienstag laufende Schneefallwarnung für die höheren Lagen.
Innerhalb der einströmenden maritim erwärmten Subpolarluft bleibt es bei guter
Durchmischung weiterhin für die Jahreszeit viel zu mild mit Höchstwerten
zwischen 7 Grad im Nordosten und 14 Grad im südlichen Oberrheingraben.
In der Nacht zum Dienstag zonalisiert die Frontalzone über dem mittleren
Nordatlantik und verstärkt sich deutlich. Vorderseitig eines auf das Seegebiet
zwischen Island und Schottland übergreifenden Höhentroges setzt über West- und
Nordwesteuropa wieder verstärkt WLA ein und schiebt einen Höhenrücken vor sich
her, der sich morgens bereits über der Nordsee befindet. Somit überquert der in
den Abendstunden auf den Westen Deutschlands übergreifende Kurzwellentrog das
Vorhersagegebiet bis Dienstagfrüh rasch südostwärts.
Die mit dem Trog korrespondierende Okklusion kommt mit schauerartigen
Regenfällen ebenfalls rasch südostwärts voran, gefolgt von einem Keil der von
den Azoren bis nach Frankreich reichenden Hochdruckzone, der morgens Benelux und
die Nordsee erreicht. Somit klingen die Niederschläge nach Passage der Okklusion
von Nordwesten her rasch wieder ab, lediglich im Osten und Süden gibt es bis in
die Frühstunden noch Schauer, an den Alpen regnet es dagegen mit sich
vorübergehend verstärkender Staukomponente teils länger anhaltend, wobei die
Schneefallgrenze morgens bei etwa -3 Grad in 850 hPa teilweise bi9s in die
höheren Täler sinkt (etwa 800 m). Oberhalb von 1000 bis 1500 m kommt somit
einiges an Neuschnee zusammen, zwölfstündig werden am Alpenrand etwa 10 bis 20
l/qm simuliert, in den Allgäuer Alpen auch mehr.
Im Rest des Landes sind es meist weniger als 5 l/qm, lediglich in einigen
Staulagen, nach Lesart des ICON-EU insbesondere im Westerzgebirge (dort 10 bis
15 l/qm) auch mehr. Die Schneefallgrenze sinkt in den östlichen und
ostbayerischen Mittelgebirgen auf etwa 800 m, eventuell auch darunter, so dass
dort entsprechende Warnungen fällig werden dürften.
Ansonsten spielt die feste Phase aber keine Rolle und es bleibt auch, abgesehen
von den höchsten Mittelgebirgslagen, frostfrei.
Der Wind frischt mit Passage der Okklusion vorübergehend aus West bis Nordwest
auf, ist aber wohl lediglich an den Küsten (Bft 7) sowie in den Kamm- und
Gipfellagen (Bft 8, vereinzelt 9) warnrelevant.
Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 7 und 1 Grad; sollten die Wolken im Westen
verstärkt auflockern, kann es dort in einigen Mittelgebirgstälern eventuell für
leichten Frost reichen.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Dienstag … und eingangs der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Höhenrücken über
Deutschland hinweg südostwärts und es ist großflächig WLA über dem
Vorhersagegebiet wetterwirksam. Derweil setzt sich die Zonalisierung über dem
mittleren Nordatlantik bzw. Westeuropa fort und eingebettet in die rückseitig
des Rückens auf West drehenden Höhenströmung erreicht im Laufe der Nacht ein
weiterer Kurzwellentrog Norddeutschland.
Somit ändert sich gegenüber der in der Frühübersicht beschriebenen
Wetterentwicklung kaum etwas. Der Bodenhochkeil verlagert sich im Tagesverlauf
über Deutschland hinweg ostwärts, abends greift dann die Warmfront eines Tiefs
östlich von Island auf den Nordwesten über. Trotz WLA kann sich vor allem im
Südwesten und Süden aufgrund von Absinken durch negative Vorticity-Advektion im
Einflussbereich des Hochkeils auch mal länger die Sonne durchsetzen.
Ansonsten bleibt es aber vielerorts stark bewölkt. Die anfänglichen
Niederschläge an den Alpen klingen bis zum Nachmittag endgültig ab und nach
Abzug der letzten Schauer am Vormittag ganz im Osten und Südosten bleibt es
zunächst weitgehend trocken. Erst mit Annäherung der Warmfront setzen dann am
späten Nachmittag und Abend im Nordwesten erneut gebietsweise leichte Regen-
oder Nieselregenfälle ein.
Der anfänglich im Osten und Südosten noch lebhafte Nordwestwind schwächt sich im
Tagesverlauf auch in den Hochlagen ab und ist dann nicht mehr warnrelevant. Erst
am Abend frischt er an der Nordsee aus Südwest mit Böen Bft 7 wieder auf, auf
dem Brocken kann es dann erste Sturmböen geben.
Niedertroposphärisch ändert sich an der Luftmasse zunächst wenig, ehe
nachmittags im Westen Milderung einsetzt. Somit dürften die Höchsttemperaturen
mit 7 bis 13 Grad ähnliche Werte wie am Vortag erreichen.
In der Nacht zum Mittwoch bildet sich am Okklusionspunkt des Tiefs östlich von
Island in etwa über dem Skagerrak erneut ein Teiltief und zieht nach
Südschweden. Die Kaltfront überquert bis Mittwochfrüh die Nordwesthälfte
Deutschlands mit schauerartigen Regenfällen meist leichter Intensität, lediglich
im Südwesten und Süden bleibt es wohl weitgehend trocken.
Der westliche Wind frischt noch etwas auf mit Böen Bft 7, exponiert 8 an den
Küsten, in einigen Gipfellagen kann es Sturmböen geben, im Binnenland reicht es
aber nur gebietsweise im Norden, Osten und in einigen Leelagen für Böen Bft 7.
Bei aufgelockerter Bewölkung kann es im Süden in ungünstigen Lagen stellenweise
leichten Frost und örtlich auch Nebel geben, sonst bleibt es frostfrei.
Modellvergleich und -einschätzung
Insgesamt fahren die Modelle einen einheitlichen Kurs, Kleinere Unschärfen
ergeben sich am ehesten noch bzgl. der simulierten Niederschlagsmengen in
einigen Staulagen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff