#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 17.02.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.02.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Nach Zwischenhocheinfluss im Laufe des Sonntags sowie in der Nacht zum Montag
das nächste Frontensystem ohne großen Warnaufwand.
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland unter einem Höhenrücken, der vom Seegebiet
westlich der Iberischen Halbinsel bis nach Mitteleuropa reicht und von dort noch
einen veritablen Ableger bis hoch nach Grönland aufweist. Trotz dieser immensen
Ausdehnung hat es ein kleiner aber feiner Sekundärtrog geschafft, in das
geopotenzielle Bollwerk einzudringen. Aktuell hat er von den Niederlanden her
Westdeutschland erreicht, von wo aus er in den nächsten Stunden über die Mitte
und den Süden des Landes in Richtung Österreich hinwegzieht. Auf seiner
diffluenten Vorderseite treibt der Trog ein wunderbar ausgeprägtes PVA-Maximum
vor sich her, das aber weitgehend ins Leere geht. Zum einen befindet sich im
Bodendruckfeld ein umfangreiches, mit dem Rücken korrespondierendes
Hochdruckgebiet (Gott zum Gruße HOLGER), was kein gutes Umfeld für kleine
Sekundärtröge darstellt. Noch wichtiger scheint aber die Tatsache, dass die zu
hebende Luftmasse – die Rede ist von der frisch eingeflossenen maritimen
Subpolarluft (mPs, T850 um 0°C) – zum einen ziemlich stabil geschichtet ist. Zum
anderen ist sie stark gedeckelt von einer zwischen 800 und 750 hPa
positionierten Absinkinversion, die nicht so leicht zu knacken ist. Kurzum, mehr
als ein paar schlappe, weil flache Schauer kommen am Ende nicht heraus.
Ansonsten verbleibt der Vorhersageraum unter Zwischenhocheinfluss, wobei der
gute HOLGER für ein Zwischenhoch eigentlich ziemlich kräftig gebaut ist. So
schiebt sich von Frankreich her die 1035-hPa-Isobare bis nach Süddeutschland
vor, was eine ordentliche Hausnummer darstellt. Trotzdem wird es nicht reichen,
die über Teilen des Landes liegende tiefe Bewölkung überall zu tilgen. Größere
wolkenarme oder klare Areale wird es im Norden und zunehmend auch im Nordosten
geben, wo tagsüber noch ein Band mit zäher und tiefbasiger Bewölkung direkte
Sonneneinstrahlung verhindert hat. Dort, wo es längere Zeit aufklart, kann die
Luft auf 0°C oder sogar in den leichten Frostbereich abkühlen. Außerdem kann
sich stellenweise Nebel bilden. In den übrigen Gebieten verläuft die Nacht teils
wolkig bis bedeckt, teils aufgelockert. An den Alpen fallen anfangs letzte
Tropfen oder Flocken, darüber hinaus bildet sich gebietsweise Nebel. Leichter
Frost ist am ehesten den Hochlagen der Mittelgebirge sowie einigen Alpentälern
vorbehalten. Ganz im Süden, wo es aktuell noch etwas tröpfelt und entsprechend
nass ist, könnte bei längerem Aufklaren lokale Glätte durch gefrierende Nässe
auftreten, auch wenn es von den aktuellen Temperaturen noch ein weiter Weg ist.
Sonntag … geht es mit der „HOLGERSCHEN“ Herrlichkeit schon wieder zu Ende,
wenn auch noch nicht für alle. Auf alle Fälle verabschieden sich Bodenhoch und
Rücken langsam gen Osten, wodurch der Weg frei wird für die nächste zyklonale
Attacke. Treibenden Kraft ist das Doppeltief SIMONE, dessen Ursprungskern morgen
Mittag dicht bei Island liegt. Dazu hat sich an der Okklusion ein klassisches
Teiltief gebildet, das zur gleichen Zeit mit etwas unter 1010 hPa im Tank knapp
westlich der südnorwegischen Westküste ostwärts kreuzt.
Bei uns geht es los mit der Warmfront der Tiefs, die schon früh den Nordwesten
erreicht, um von dort über Norddeutschland ostwärts zu ziehen. Sie ist nur
schwach ausgeprägt (manch einer meint, es gäbe sie gar nicht, aber der
akademische Diskurs darüber würde an dieser zu weit führen) und kommt bei Weitem
nicht an die Wirkung der nachfolgenden Kaltfront heran, die unter Wellenbildung
etwas später aufschlägt. Mehrschichtige Bewölkung, etwas Regen, viel mehr wird
nicht rauszuholen sein.
Der „richtige“ Regen kommt dann im Laufe des Vormittags mit der teilokkludieren
Kaltfront, die wiederum von einem nachfolgenden KW-Trog gepusht wird respektive
mit diesem harmonisch interagiert. WLA und später auch noch PVA im Verbund mit
der Front erzeugen ausreichend Hebung, um die von Südwesten einfließende feuchte
Meeresluft ordentlich „auszuquetschen“, um es mal salopp zu formulieren. Bis zum
Abend breitet sich der stratiforme Regen etwa bis zu einer Linie
Fischland-Darß/Harz/Vorderpfalz aus, wobei im Nordwesten durchaus 5 bis 10 l/m²,
lokal vielleicht noch etwas mehr innert weniger Stunden zusammenkommen.
Anders die Situation in der Südosthälfte, in der es nach Auflösung der
regionalen Nebelfelder gar nicht so unfreundlich wird, wie landläufig gerne
gesagt wird. Im Klartext heißt das Sonne oder lockere, zumeist hohe Wolken, die
mit zunehmender Tageslänge (und Annäherung von Trog und Front) dichter werden
bzw. durch mittelhohes Gewölk ergänzt werden. Bis zum Abend bleibt es aber noch
weitgehend trocken.
Noch ein paar Sätze zum Wind, der präfrontal aus Süd kommend auf und an der
Nordsee vorübergehend auffrischt mit Böen 7 Bft, um am Nachmittag bereits wieder
aufzugeben. Dafür wird es dann in einigen Hochlagen windiger, exponiert auch
stürmischer (klaro, der Brocken, aber auch der Schwarzwälder Feldberg), wobei
der Wind auf Südwest dreht. Thermisch läuft es auf eine Spanne zwischen rund 7°C
an der vorpommerschen Küste bis zu 14 oder 15°C am Oberrhein hinaus.
In der Nacht zum Montag schwenken Front und Trog gemütlich ost-südostwärts über
den Vorhersageraum hinweg, wobei die Front zunehmend Anacharakter annimmt.
Entsprechend langsam verlagert sich der Regen in den Süden und Osten. Mit
Ausnahme der äußersten Flanken (Osten/Südosten, Westen/Nordwesten) fallen 5 bis
10, lokal bis zu 15 l/m² innert 12 h. Postfrontal strömt ein neuerlicher Schwall
erwärmter Meereskaltluft der Sorte mPs ein, die auf 850 hPa mit 0 oder -1°C
temperiert ist. Darüber hinaus steigt der Luftdruck von Südwesten zügig an, so
dass sich zwischen dem ostwärts schwenkenden Bodentrog (in den die Front
eingelagert ist) und dem vor Frankreich liegenden Hoch ein leidlicher Gradient
ergibt. Der auf West bis Nordwest drehende Wind frischt vorübergehend böig, was
kleinräumige Warnungen (z.B. in der Harzregion) nach sich ziehen könnte (Böen 7,
exponiert 8 Bft). In den Höhen legt der Wind allgemein zu, wobei ein Teil der
Einzelfallentscheidung obliegt, während anderswo (z.B. Brocken, Feld- und
Fichtelberg, Alpen, Bayerischer Wald) eine Sturmwarnung fällig wird. Was sicher
nicht fällig wird, sind Frostwarnungen (zu viele Wolken, teils zu viel Wind, zu
feuchte Luftmasse).
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Montag … Der Abendlauf von ICON unterscheidet sich nur marginal von seinen
Vorgängern. Es gelten weiterhin die ausführlichen Ausführungen der heutigen
Frühübersicht.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle sind auf Harmonietrip, es liegen keine signifikanten Unterschiede
vor.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann