SXEU31 DWAV 101800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.02.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Unspektakuläre Troglage (erst Vorderseite, zum Montag hin dann mittendrin) ohne
große atmosphärische Highlights.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines sehr ausladenden
Höhentrogs, der von Südgrönland über den nahen Atlantik bis hinunter nach
Nordwestafrika reicht. Die für uns daraus resultierende moderate südliche
Höhenströmung hat in den Alpen den Südföhn in Gang gebracht, der sich auf
deutscher Seite bisher aber vergleichsweise handzahm gibt. Korrespondierend zum
Trog findet man auf der Bodenwetterkarte eine langgestreckte, fast schon als
Rinne zu bezeichnende Tiefdruckzone, die sich von der Irminger See bis hinunter
zum westlichen Mittelmeer erstreckt und in die gleich mehrere Druckminima
eingelagert sind. Prominenteste Vertreterin ist das zentralsteuernde Tief
PAULINA (int. Karlotta) dicht vor Cornwall, das sich hoch in die Troposphäre
hineingebohrt, inzwischen aber schwer mit Druckanstieg zu kämpfen hat. Das Tief
wird in den nächsten Stunden über Südengland ostwärts ziehen und dabei zunehmend
an Kontur verlieren. Dass der Name PAULINA trotzdem nicht von der Anzeigetafel
verschwindet, ist gleich zwei Randtiefbildungen geschuldet: #1 und für uns
weniger wichtig ein kleiner Wirbel knapp westlich der Hebriden. Bei #2 handelt
es sich um ein flaches, orografisch induziertes Tief (Südföhn), das heute Abend
im Bereich Bodensee/westlicher Alpenrand, evtl. aber auch etwas weiter östlich
zu finden ist.

Fakt ist, dass das Tief mit etwas unter 990 hPa nord-nordostwärts steuert, wobei
auf der Rückseite Aufgleitprozesse induziert werden. Der daraus resultierende
Regen fällt vornehmlich im Südwesten und später vermehrt auch im Süden.
Gebietsweise kommen bis zum Morgen 5 bis 10 l/m² zusammen, in Staulagen lokal
auch etwas mehr. Da gleichzeitig die wellende Kaltfront des „Muttertiefs“ von
Westen her „angesaugt“ wird und T850 von rund 10°C am Abend auf etwa 0°C am
Morgen regelrecht abstürzt, sinkt freilich auch die Schneefallgrenze auf etwa
1000 bis 800 m. Die Schneegrenze liegt wie so häufig etwas darüber, so dass
zwischen Allgäuer Alpen und Karwendel oberhalb 1000 bis 1200 m mit ein paar
Zentimeter Neuschnee gerechnet werden darf – Wahnsinn!

Ansonsten lässt sich noch konstatieren, dass im Süden der Kaltfrontpassage eine
Druckanstiegswelle folgt, die den auf westliche Richtungen drehenden Wind
kurzzeitig böig aufleben lässt (6-7 Bft, im Hochschwarzwald etwas darüber).
Dafür bricht der Föhn von West nach Ost zusammen. Im äußersten Norden, wo die
Isobaren im Übergangsbereich zum blockierenden Hoch über Fennoskandien moderat
komprimiert werden, weht ein flotter Ostwind, der an der See und auf einigen
Insel je nach Exposition in Böen Stärke 7 Bft, vereinzelt 8 Bft erreicht.
Apropos äußerster Norden, während sich im großen Rest des Landes
vorfrühlingshafte Subtropikluft (mS) breitgemacht hat (im Osten und Süden heute
teils 15°C oder etwas darüber), liegen zwischen Deutscher Bucht und Uckermark
noch immer Reste kühlerer Mischluft (Tmax heute strichweise unter 5°C). Eine
ziemlich trübe Soße, in der die Sichtweite örtlich durchaus die neuralgische
150-m-Marke unterschreiten kann.

Sonntag … schiebt sich ein Teil des oben beschriebenen, nunmehr deutlich
negativ geneigten Langwellentrogs dichter an den Vorhersageraum heran. Zur
TATORT-Zeit liegt die Trogachse im Grenzbereich zu Benelux und Frankreich.
Derweil zieht das flache Bodentief – der offizielle Terminus lautet PAULINA III

  • weiter in Richtung Großraum Berlin (heute mit Bundesliga-Rekordspielzeit im
    Stadtteil Köpenick) bzw. Oderbruch. Das Tief hält nach wie vor Anschluss an
    weitere Druckminima aus der PAULINA-Dynastie, von denen eines zur Mittagszeit
    über der Doggerbank ankert, während das andere die Stellung westlich der
    Hebriden hält. Unter dem Strich ergibt das eine Rinne, in der die o.e.,
    inzwischen teilokkludierte Kaltfront eingelagert ist. Die schwenkt mit dem
    zugehörigen stratiformen Regen einmal von Süd-Südwest nach Nordost, wobei die
    Niederschlagssummen von wenigen Ausnahmen abgesehen unterhalb von 5 l/m²
    bleiben.

Im Süden schiebt sich der KLA folgend ein flacher Hochkeil von Frankreich und
den Westalpen herein, der aber vereinzelte, durch den sich annähernden Trog
ausgelöste Schauer im Westen und Südwesten nicht verhindern kann. Hier und da
lockert die Wolkendecke mal auf, wenn auch nicht großräumig und auch nicht für
längere Zeit. An den Alpen schwächen sich die Niederschläge bei etwas steigender
Schneefallgrenze ab. In der einfließenden erwärmten maritimen Polarluft (mPs;
T850 am Abend 0 bis +3°C) werden die 2m-Temperaturen gegenüber heute etwas
gestutzt auf immer noch überdurchschnittliche 8 bis 13°C. Im Nordosten ändert
sich mit 4 bis 8°C so gut wie nix. Der östliche Wind weht an der Küste zunächst
noch recht lebhaft mit Böen 7, exponiert 8 Bft, bevor Gradienten und Wind durch
fortwährenden Druckanstieg vor allem ab Mittag mehr und mehr der Zahn gezogen
wird. Was bleibt sind ein paar steife bis stürmische Böen 7-8 Bft in einigen
exponierten Hochlagen, dort allerdings aus Südwesten bis Westen.

In der Nacht zum Montag kann man, sofern der Wunsch vorliegt und die Müdigkeit
beherrschbar ist, entspannt den Super-Bowl zwischen den Chiefs und den
Forty-Niners schauen. Atmosphärische Störungen stehen jedenfalls nicht an,
zumindest nicht bei uns (in Paradise/Nevada unweit von Las Vegas, wo das Finale
ausgetragen wird, kann notfalls das Dach des Stadions geschlossen werden). Zwar
dauert es eine ganze Zeit (gebietsweise evtl. sogar über den Montagmorgen
hinaus), bis der stratiforme Regen im Nordosten die Biege macht, was an der
Blockierung der Rinne respektive der eingelagerten Front durch das
fennoskandische Hoch liegt. 5 bis 10 l/m² Regen, die regionsweise runterkommen
können, sollten den nordostdeutschen TV-Anlagen oder Computern aber keine
Probleme bereiten.

Ansonsten setzt sich die leichte Progression des negativ geneigten Höhentrogs
fort, was dem gesamten Setup einen zyklonalen Anstrich verleiht. Heißt unter dem
Strich viele Wolken, nur wenige und zeitlich beschränkte Lücken, stattdessen hin
und wieder ein paar meist unergiebige Schauer. Abgesehen vom Bergland (lokal)
bleibt es frostfrei.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … Der 12-UTC-Lauf von ICON weicht kaum von den Lösungen seiner jüngsten
Vorgänger ab. Da auch im internationalen Modellvergleich keine signifikanten
Unterschiede auftreten, verläuft der diesjährige Rosenmontag troglastig mit
vielen Wolken, wenig Sonne, einigen Schauern bzw. schauerartigen Regenfällen bei
6 bis 11°C. Nicht berauschend (da werden bei Bedarf sicher andere Lösungen
gefunden), aber auch nicht gefährlich (kein Sturm, kein Glatteis, kein
Schneechaos – hatŽs alles schon gegeben). Mehr Details können der heutigen –
oder wer noch warten kann – der morgigen Übersicht entnommen werden.

Modellvergleich und -einschätzung

Es ist alles gesagt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann