#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 09.02.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 091800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.02.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Wechselhaft und sehr mild, kein Winter in Sicht.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Aktuell … liegt Deutschland an der Vorderseite eines breiten Troges, der vom
nahen Ostatlantik auf Westeuropa übergreift. Mit einer südwestlichen Strömung
setzt sich sehr milde Luft durch, was auch im äußersten Norden und Nordosten mit
einer Winddrehung von Ost auf Südwest einen Temperaturanstieg und ein Abflauen
des Windes zur Folge hat. Nur am Abend können an der Ostseeküste noch Windböen
Bft 7 auftreten, bevor etwa ab Mitternacht der Wind dort nicht mehr warnrelevant
ist. Selbiges trifft für die Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge zu.
Bedingt durch die weiter auf Südwest rückdrehende Strömung kommt jedoch an den
Alpen Föhnsturm in Gang. Während zunächst hiervon nur exponierte Lagen am
Hauptkamm betroffen sind, setzen später auch auf deutschen Alpengipfeln Sturm-
und exponiert schwere Sturmböen bis Bft 10 ein. In den hierfür anfälligen Tälern
muss mit Wind- und stürmischen Böen gerechnet werden.
Hinsichtlich des Niederschlagsgeschehens hat sich die Lage weitgehend entspannt.
Eine Ausnahme stellt der Südwesten Deutschlands dar. Mit einem nach Nordosten
ablaufenden Kurzwellentrog leben dort die Niederschläge noch einmal auf. Im
Schwarzwald werden bis Samstagfrüh zu den bereits gefallenen 50 bis 100 mm
weitere 20 bis 30 mm erwartet, so dass dort noch eine Dauerregenwarnung (im
Nordschwarzwald vor Unwetter) aktiv ist. Mit dem Kurzwellentrog erfassen diese
Niederschläge bis Samstagfrüh unter Abschwächung die mittleren und nördlichen
Landesteile.
Im Süden und Südosten klart es gebietsweise auf, zudem wird der Gradient
auseinandergezogen, so dass sich in der feuchten Luft streckenweise Nebel bilden
kann.
Samstag … weitet sich der über Westeuropa liegende Trog zum westlichen
Mittelmeer aus, wobei dessen südlicher Teil etwas rascher nach Osten vorankommt
als dessen nördlicher Teil. Dies lässt die Strömung auf Süd drehen, wodurch sich
für den Alpenrand eine ausgewachsene Föhnlage mit einer Druckdifferenz von mehr
als 10 K zwischen Süd- und Nordseite einstellt. Hierdurch erreicht der Föhn mit
schweren Sturmböen auf exponierten Alpengipfeln seinen Höhepunkt. Abgesehen
davon ist der Wind aufgrund einer flachen Druckverteilung meist nicht
warnrelevant. Erst zum Abend hin kann, bedingt durch Druckfall, der auf die
Mitte Deutschlands übergreift, nach Osten hin eine leichte Gradientzunahme
erfolgen, wodurch in den Kammlagen des Erzgebirges Wind- und mit geringer
Wahrscheinlichkeit stürmische Böen aufkommen können.
Größere Auflockerungen kommen vor allem im Süden (durch Föhn besonders in
Richtung Alpen) und im Osten zustande. Im Norden und Westen Deutschlands hält
sich stärkere Bewölkung, im Westen setzt zum Abend hin, bedingt durch einen nach
Norden ablaufenden Kurzwellentrog, erneut Regen ein. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichen 10 bis 16, bei Föhn in Alpennähe bis 18 Grad. Nur im äußersten Norden
und Nordosten wird es mit 5 bis 9 Grad noch nicht so mild.
In der Nacht zum Sonntag wird durch den weiter ins westliche Mittelmeer
vorstoßenden Trog eine schwache Zyklogenese induziert. Da jedoch dieses Tief
durch den Trog überlaufen wird, bleibt eine weitere Intensivierung aus. Vielmehr
greift von Westen her die schwache Kaltfront eines in die westliche Nordsee
ziehenden Tiefs über. Diese bereitet dem Föhn ein Ende. Kräftige
Kaltluftadvektion bewirkt von Frankreich her die Ausweitung eines Bodenhochkeils
entlang der Alpennordseite in den Süden Deutschlands. Hierdurch kommen, bedingt
durch den Leitplankeneffekt, am Alpenrand und im alpennahen Vorland Wind- und
einzelne stürmische Böen auf. Postfrontal sinkt vom Allgäu beginnend die
Schneefallgrenze auf ca. 1200 m ab, wobei es oberhalb davon nur für wenige
Zentimeter Schnee reicht.
Durch den von Südwesten her erfolgenden Druckanstieg kann dann von einer flachen
Druckverteilung keine Rede mehr sein. Vielmehr ergibt sich eine Tiefdruckrinne,
die sich von den Niederlanden in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein
erstreckt. An deren Nordflanke zieht im äußersten Norden und Nordosten
Deutschlands der Gradient wieder etwas an, was an der Ostsee Wind- und an der
ostholsteinischen Küste einzelne stürmische Böen auf Ost aufkommen lässt.
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
Sonntag … verschiebt sich das Zirkulationsmuster etwas nach Osten. Der dann
nach Sizilien reichende Trog tendiert zum Austropfen. Dessen Hauptachse nähert
sich bis zum Abend dem Westen Deutschlands. Somit bleibt mitteltroposphärisch
eine südliche Strömung bestehen, wogegen in den unteren Troposphärenschichten,
bedingt durch den weiterhin über dem Alpenvorland liegenden Bodenhochkeil, sich
eine westliche bis südwestliche Strömung ergibt. In der südlichen Strömung
laufen weitere Kurzwellentröge nach Nord-Nordost ab, die zunächst in weiten
Teilen Deutschlands und in der zweiten Tageshälfte vor allem im Norden und Osten
für weitere Niederschläge sorgen, die jedoch nicht warnrelevant sind.
Bedingt durch den über dem Süden Deutschlands liegenden Bodenkeil und dem
hieraus resultierenden Absinken gibt es im Westen und Süden Deutschlands
Auflockerungen (oder zumindest größere Wolkenlücken). In diesen Gebieten sind 10
bis 14 Grad zu erwarten, wogegen sich sonst die Temperaturen zwischen 6 und 10
Grad bewegen.
An der Nordflanke des Bodenhochkeils können in exponierten Kamm- und Gipfellagen
der Mittelgebirge einzelne Wind- und stürmische Böen zustande kommen, an der
Ostsee sind an der Nordflanke der flachen Tiefdruckrinne, die allmählich weiter
nordwärts gedrückt wird, noch einzelne Wind- und stürmische Böen möglich. Sonst
ist der Wind nicht warnrelevant.
In der Nacht zum Montag regeneriert sich der über den Britischen Inseln liegende
Trog. Da dessen südlicher Teil dann bis ins Ionische Meer schwenkt, verlagert
sich die gesamte Struktur nach Osten. Somit gelangt dann auch das
Vorhersagegebiet zusehends in den Trogbereich. Die Folge sind von Westen bis auf
die Mitte übergreifende schauerartige Niederschläge.
In der ersten Nachthälfte lässt ein nach Osten ablaufender Bodentrog den Wind in
den Kamm- und Gipfellagen mit einzelnen stürmischen Böen etwas aufleben. Danach
ist der Wind auch exponiert nicht mehr warnrelevant.
Wie bereits in den Nächten zuvor bleibt es deutschlandweit frostfrei.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann