#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 01.02.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 011800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.02.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Hochdruckrandlage mit Tiefdruckeinfluss in der Nordosthälfte und
hochdruckgeprägtem Wetter nach Südwesten. Dazu im Norden und Osten zeitweise
windig, an der See und im Bergland stürmisch. Mild.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Aktuell … hat die Kaltfront von Margit (Ingunn) die Alpen erreicht. Dahinter
dreht die Strömung in der Höhe und auch am Boden auf nordwestliche Richtungen,
sodass sich an den Alpen eine Stausituation einstellt. Die 0 Grad Isotherme hat
die Alpen erreicht und so sinkt die Schneefallgrenze auf etwa 1000 m. Die Folge
sind anhaltende, wenn auch oft nur leichte Schneefälle am Alpenrand, die zu
Neuschneemengen zwischen 1 und 5 cm in tiefere Lagen (ab etwa 1000 m) und 5 bis
10 cm, in ausgeprägten Staulagen auch um 15 cm, in höheren Lagen (ab etwa 1500
m) führen.
Postfrontal ist die Wolkendecke vor allem über den mittleren Landesteilen,
ausgreifend bis zur Donau, stärker aufgelockert, sodass in der eingeflossenen
Kaltluft, bei nur schwachgradientigen Verhältnissen, gebietsweise leichter
Luftfrost und örtlich Glätte zu erwarten ist.
Auch im Norden ist es anfänglich noch aufgelockert. Es macht sich aber rasch WLA
bemerkbar, die um das kräftige Höhenhoch über der Biskaya herumgeführt wird. Die
zugehörige Warmfront erreicht den Nordwesten in den Morgenstunden. Mit der WLA
setzt eine rasche Zunahme von mehrschichtiger Bewölkung ein und nachfolgend soll
es der deutschen Modellkette folgend im Nordwesten anfangen zu regnen.
Interessant ist, dass das ECWMF Modell kaum Niederschlag prognostiziert. Beim
Blick in das Feuchteprofil fällt auf, dass das EZ in der Region eine deutlich
geringere Feuchte in 850 hPa produziert, als das ICON Modell. Woher diese
trockene Zwischenschicht bei EZ kommt, lässt sich nur schwerlich erklären. Fakt
ist, dass die WLA oberhalb dieser trockenen Schicht stattfindet und damit auch
die Hebungsprozesse. Durch die Abtrocknung darunter, reicht es bei EZ einfach
nicht aus, um den Niederschlag bis zum Boden zu transportieren. ICON hat ohne
die trockene Schicht kein Problem. Unterschiede erkennt man auch beim Vergleich
der spezifischen Feuchte im bodennahen Niveau, die bei ICON deutlich höher ist,
als bei EZ.
Es ist zwar etwas überraschend, dass es so kurz vor dem Termin noch so große
Differenzen gibt, aber es ist zunächst nicht für etwaige Warnungen relevant.
Eingangs der Nacht ist der westliche Wind im Nordosten noch stark, an der
vorpommerschen Nordsee stürmisch unterwegs, lässt aber bald nach. In der zweiten
Nachthälfte dreht der Wind im Vorfeld der sich annähernden Warmfront auf Südwest
und es kommt wieder vermehrt zu Windböen.
Freitag … kommt die Warmfront über der Nordhälfte ostwärts voran. Damit
breiten sich ICON folgend auch die Niederschläge ostwärts bis zum Erzgebirge und
Thüringer Wald ausgreifend aus. Die Hebungsprozesse sollen sich auch bis in den
Südosten und zum Alpenrand ausweiten. In der Folge simuliert das ICON auch für
Thüringer Wald, Erzgebirge und Bayerwald ein paar Zentimeter Neuschnee, ehe
nachfolgend die Schneefallgrenze am Nachmittag bis in die Gipfellagen steigt.
Auch an den Alpen sollen sich die Schneefälle wieder intensivieren (in der Höhe
weiter NW Strömung). Auch dort könnten damit bis zum Abend wieder 5 bis 10 cm
Neuschnee fallen, örtlich darüber. Gestützt wird diese Variante von UK10.
Ganz anders sieht es da bei EZ aus. Weder bekommen die zentralen und östlichen
Mittelgebirge Niederschläge, noch werden der Bayerwald oder die Alpen betroffen.
Leichte Regenfälle gäbe es demnach im Norden und Nordosten. Am Nachmittag wird
über dem Norden (im Warmsektor) Sprühregen vorhergesagt. Dieser ist wiederum bei
ICON nicht vorhanden.
Der Sprühregen aus der feuchten Grundschicht unterhalb einer Absinkversion im
Warmsektor erscheint jedoch recht plausibel und wird auch von GFS und UK
gestützt.
Am freundlichsten wird es allen Modellen folgend im Südwesten, mit der Nähe zu
Höhen- und Bodenhoch. Dort kann sich dann auch häufiger die Sonne zeigen.
Warnrelevant ist weiterhin der Wind, der im Tagesverlauf mit zunehmenden
Gradienten an der Nordostflanke des Bodenhochs, weiter auffrischt. Vor allem
über dem Norden, am Nachmittag gebietsweise auch im Osten, ist mit Windböen zu
rechnen. An den Küsten, ausgreifend bis in Schleswiger Binnenland kommt es zu
stürmischen Böen. Ebenso an den Küsten und in höheren Berglagen. Exponiert sind
an Ostsee und im Bergland Sturmböen nicht ausgeschlossen. Fichtelberg Bft 10,
Brocken Bft 11.
Im Süd(west)en liegt ein Ableger der Bodenhochs über Frankreich und der Wind ist
schwächer.
Die Maxima bewegen sich zwischen 5 Grad auf Rügen und bis 11 Grad am Oberrhein.
In der Nacht auf Samstag verbleiben große Landesteile im Warmsektor des Tiefs
über Nordskandinavien. Neben vielen Wolken gibt es vom Norden bis zur Mitte,
allmählich südwärts ausgreifend, weiter Sprühregenfälle. Zu sehen ist dies in
den Prognosesoundings mit einer Absinkinversion bei 850 hPa und Sättigung
darunter (Temperaturen im positiven Bereich).
Später erreicht den Norden die Kaltfront, die aber mehr oder weniger
strömungsparallel ist und damit kaum nach Süden vorankommt. Am Morgen wird sie
von ICON vom Emsland bis zum Erzgebirge vorhergesagt. Dies ist die Region wo
auch mal etwas „mehr“ Sprühregen fällt.
Auch EZ zeigt die Kaltfront, allerdings mit markant weniger Feuchte, als in
ICON. Die beiden Profile unterscheiden sich grundlegend. ICON ist im Bereich der
Kaltfront gesättigt bis 750 hPa (aber T weiter minimal -5 Grad und entsprechend
weiter vornehmlich Sprühregen). Bei EZ ist die Sättigung nur bis 850 hPa und
entsprechend auch geringer Mengen.
Frost gibt es allenfalls in höheren Lagen der östlichen und südlichen
Mittelgebirge und am Alpenrand. In letzterer Region ist die Wolkendecke auch
stärker aufgelockert.
Der Wind bleibt böig mit Bft 7 Böen im Norden und Osten. Stürmische Böen gibt es
an den Küsten und im küstennahen Binnenland von Vorpommern und Schleswig sowie
im höheren Bergland. Brocken weiter Bft 11.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Samstag … verbleibt Deutschland in einer Hochdruckrandlage mit tendenziell
freundlicherem Wetter in Richtung Süden und Südwesten. Allgemein dominiert aber
ein bedeckter Himmel mit häufigem Sprühregen, der auch mal kräftiger werden kann
und am stärksten in den Luvlagen (westliche Strömung) auftreten. Die Modelle
liegen nun besser beieinander.
Einziges relevantes Warnkriterium bleibt der Wind der vor allem im Norden und
Osten Windböen bringt. An den Küsten, im angrenzenden Binnenland und im höheren
Bergland bleibt es stürmisch.
Dabei wird es mit häufig zweistelligen Werten wieder milder.
Es lassen darüber hinaus keine Unterschiede zu den Erläuterungen der
Frühübersicht hinzufügen.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Grundstrukturen werden im gesamten Kurzfristzeitraum von den Modellen
ähnlich prognostiziert. Die resultierenden Niederschläge weißen aber große
Unterschiede auf und wurden im Haupttext näher diskutiert.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer