SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.12.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Zunächst Frontenfriedhof, aktuell im Südosten und bis in die Mitte hinein und
bis Samstagfrüh im äußersten Osten und Südosten noch Glatteis durch gefrierenden
Niederschlag. Anfangs in Ostbayern teils unwetterartig. Durchgreifende Milderung
im Osten und Südosten wahrscheinlich erst am Sonntag.
Ab Sonntagabend im Süden einsetzen von teils unwetterartigem Tauwetter, bis in
den Mittwoch hinein andauernd.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland an der Vorderseite eines zum westlichen Mittelmeer
hin austropfenden Troges. Das vorderseitig liegende und vollständig okkludierte
Frontensystem hat mit Niederschlägen die Mitte Deutschlands überquert und
arbeitet sich nur sehr zögernd weiter ostwärts voran. Dabei wirkt ein kräftiges
Hoch über Westrussland (mehr als 1050 hPa) blockierend.
Die Niederschläge fallen vom Erzgebirge aus nordwärts meist als Schnee und nur
örtlich als gefrierender Regen, im Südosten jedoch in flüssiger und zum Teil in
gefrierender Phase mit örtlicher Glatteisbildung, wobei gebietsweise leichter
Dauerfrost bestehen bleibt. Daher kann im östlichen Bayern streckenweise
unwetterartiges Glatteis auftreten. Dort, wo Schnee fällt, kommen allenfalls nur
wenige Zentimeter Schnee zusammen, meist reicht es nur für etwas Schneematsch.
Rückseitig ist feuchte Mischluft mit geringen Sichtweiten und tiefen
Stratus-Untergrenzen eingeflossen, aufgrund des schwachen Gradienten ist bisher
eine Erwärmung nur in tieferen Lagen Südwestdeutschlands, im äußersten Westen
und am Niederrhein erfolgt. Bei Temperaturen knapp über null Grad dürfte sich
jedoch die Glättesituation weitgehend entspannen. Eine leichte Gradientzunahme
macht sich lediglich im Bergland mit Wind- und auf exponierten Gipfeln einzelnen
Sturmböen Bft 8/9 bemerkbar.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich das Niederschlagsgeschehen weiter nach
Osten. Meist fällt dabei Schnee, im Erzgebirge können bis 5, im Bayerischen Wald
und am östlichen Alpenrand bis 10 cm zusehends nasser Neuschnee zusammenkommen,
unterhalb von 800 m dürfte dies meist Schneematsch sein. In tieferen Lagen, d.h.
in Niederbayern, im östlichen Oberbayern und mit geringerer Wahrscheinlichkeit
auch in der Oberlausitz und im östlichen Erzgebirgsvorland ist auch noch die
gefrierende Phase mit entsprechender Glatteisbildung möglich.
Glättegefahr durch überfrorene Nässe oder geringen Neuschnee besteht aber auch
in den übrigen nördlichen und östlichen Landesteilen sowie gebietsweise auch in
den mittleren Regionen. Da in der einsickernden Mischluft eine Abtrocknung
ausbleibt, muss im Grunde genommen überall dort, wo leichter Frost zu erwarten
ist, mit Glätte gerechnet werden.
Im Westen und Südwesten und bis in die „westliche“ Mitte hinein setzt, bedingt
durch eine weitere leichte Gradientzunahme, eine südliche bodennahe
Windkomponente ein, so dass es in diesen Gebieten frostfrei bleibt.

Samstag … wird in der nunmehr nur noch wenig mäandrierenden Frontalzone ein
Tief von Nordirland über Schottland hinweg ostwärts gesteuert. Dieses Tief
gelangt in entwicklungsgünstige Position zu einem nachfolgenden Trog und kann
sich daher noch etwas intensivieren. Gegen Abend erreicht dieses Tief die
westliche Nordsee. Dessen okkludiertes Frontensystem erfasst bis zum Abend den
äußersten Westen Deutschlands, aber bereits etwa ab Mittag lässt kräftige
Warmluftadvektion im Westen Niederschläge aufkommen. Diese erfassen bis zum
Abend die Mitte Deutschlands, wobei durchweg Regen fällt. In den westlichen und
südwestdeutschen Mittelgebirgen kommen innerhalb von 12 Stunden 10 bis über 15
mm Niederschlag zusammen, da die Niederschläge erst in der Nacht zum Sonntag von
Westen her zögernd nachlassen, wäre für den Schwarzwald, das Allgäu und ggf.
auch für das Oberbergischer Land eine Dauerregenwarnung überlegenswert.
Betrachtet man die dort noch vorhandene Schneedecke (die bei den zu erwartenden
Regenmengen und dem Wind zumindest in den westlichen Mittelgebirgen keine
Überlebenschance hat) würden sich Abflussmengen von mehr als 30, im Schwarzwald
und im Allgäu von mehr als 50 mm ergeben, so dass auf eine entsprechende Warnung
nicht verzichtet werden kann.
Der Nordosten, die „östliche“ Mitte und auch der Südosten wird von diesen
Niederschlägen noch nicht erfasst. Vor allem in den Leegebieten der Gebirge kann
es für ein paar Wolkenlücken reichen, ansonsten hält sich nahezu überall
geschlossene und mehrschichtige Bewölkung.
Bereits präfrontal frischt der Wind aus Süd bis Südwest auf. Im Bergland sowie
im Lee der nördlichen und westlichen Mittelgebirge kommen Windböen Bft 7 auf. Im
höheren Bergland sowie in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge
setzen Sturmböen Bft 8/9, auf exponierten Gipfeln (Brocken, Feldberg im
Schwarzwald) schwere Sturmböen Bft 10 ein. Darüber hinaus legt auch an der
Nordseeküste der Wind zu, dort aber aus Südost, so dass an der Küste Windböen
Bft 7 auftreten, stürmische Böen aber auf die offene See beschränkt sind.
Im Nordosten, im Südosten sowie im Mittelgebirgsraum lässt die Erwärmung noch
auf sich warten, so dass nur 0 bis 4 Grad erreicht werden. Ansonsten steigt die
Temperatur auf 5 bis 9, am Niederrhein und am südlichen Oberrhein auf 10 Grad.

In der Nacht zum Sonntag überläuft der Trog das über der Nordsee liegende
Bodentief, das sich somit aufzufüllen beginnt. Der Trog greift dann auf das
Vorhersagegebiet über, was eine leichte gesamttroposphärische Abkühlung zur
Folge hat. Die Schneefallgrenze dürfte hierdurch im östlichen Bergland bei etwa
800 m bleiben, oberhalb davon können einige, im Erzgebirge auch mehr als 10 cm
Schnee zusammenkommen. Im Schwarzwald und an den Alpen liegt die
Schneefallgrenze bereits oberhalb von 1000 m, zudem lassen von Westen her die
Niederschläge alsbald nach bzw. es erfolgt ein Übergang hin zu einzelnen
Schauern, die durchweg als Regen fallen.
Im Norden und Osten sowie im Südosten dauern die Niederschläge bis Samstagfrüh
an, wobei großflächig 5 bis über 10 und im Bergland auch mehr als 20 mm
Niederschlag zu erwarten sind. Hierdurch dürfte die auch in den nördlichen und
nordöstlichen Landesteilen noch vorhandene und größtenteils geschlossene
Schneedecke weitgehend abschmelzen. Im Süden und Südosten werden die
Niederschläge durch die dort noch vorhandene geschlossene und für die Jahreszeit
ungewöhnlich hohe Schneedecke assimiliert.
Eine südwestliche bodennahe Windkomponente setzt sich bis über die Elbe hinweg
nordostwärts durch. Im Westen, im Bergland und im Lee der nördlichen
Mittelgebirge sind weiterhin Windböen Bft 7, in Hochlagen Sturmböen Bft 8/9 und
auf exponierten Schwarzwald- und Alpengipfeln auch schwere Sturmböen zu
erwarten. Bedingt durch die relativ weit südlich Liegende Zugbahn des Tiefs über
der Nordsee flaut der Wind an der Nordseeküste ab, so dass dort ausgangs der
Nacht zum Sonntag wahrscheinlich keine warnrelevanten Böen mehr auftreten.
Leichter Frost und streckenweise Glätte sind dann auf die Kamm- und Gipfellagen
der östlichen Mittelgebirge, den äußersten Osten Niederbayerns und auf
windgeschützte Alpentäler beschränkt. Ansonsten bleibt es frostfrei.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … erfolgt eine Straffung der Frontalzone. Ein darin eingelagerter
Rücken greift unter Abflachung auf Deutschland über. Dieser wird bereits von
Warmluftadvektion überlaufen, so dass im Bodendruckfeld hiervon nur eine
schwache antizyklonale Aufwölbung der Isobaren übrigbleibt. Von einem
Zwischenhoch kann keinesfalls die Rede sein. Bedingt durch diese
Warmluftadvektion sind im Norden, Osten und in der Mitte weitere Niederschläge
zu erwarten. Im Bergland können in Staulagen auch mehr als 10 mm innerhalb von
12 Stunden zusammenkommen. Dabei steigt die Schneefallgrenze von etwa 800 m
tagsüber auf mehr als 1000 m an, so dass selbst in den Kamm- und Gipfellagen
diese Niederschläge zusehends in Regen übergehen.
Im Westen und Süden abseits der Mittelgebirge und der Alpen bleibt es weitgehend
niederschlagsfrei, im Süden sind dann auch Auflockerungen möglich. Ansonsten
reicht es nur für ein paar Wolkenlücken im Lee der Mittelgebirge.
Der Gradient ist nach wie vor gut ausgeprägt, so dass im Bergland und im Lee der
Mittelgebirge Windböen Bft 7 aus Südwest und in Hochlagen Sturmböen Bft 8/9
auftreten. Auch an der Nordsee muss mit Wind- und stürmischen Böen gerechnet
werden. Zum Abend hin flaut der Wind etwas ab, so dass dann Wind- und stürmische
Böen auf höhere Berglagen beschränkt sind.
Im äußersten Nordosten, östlich der Warnow bis in die Uckermark hinein, kann
sich die mildere Luft noch nicht so recht durchsetzen, so dass dort nur 1 bis 4
Grad erreicht werden. Ansonsten erfolgt ein Temperaturanstieg auf 5 bis 9, in
Rheinnähe auf Werte um 10 Grad.

In der Nacht zum Montag greift das okkludierende Frontensystem eines über
Schottland hinweg in die westliche Nordsee ziehenden Tiefs über. Hierdurch
kommen deutschlandweit kräftige, im Süden durchaus auch länger andauernde
Regenfälle auf. Die Schneefallgrenze steigt dann im Bereich eines breiten
Warmsektors rasch auf 1500, an und in den Alpen auf annähernd 2000 m.
Während die Regenfälle von der Nacht zum Sonntag noch durch die im Süden und
Südosten noch vorhandene und geschlossene Schneedecke assimiliert wurden, ist
durch das erneut einsetzende Niederschlagsereignis starkes, d.h. unwetterartiges
Tauwetter zu erwarten. Zudem kommt der Wind nicht zur Ruhe, mit einer
südwestlichen bodennahen Strömung wird die Zufuhr milder Luft vom Atlantik
aufrecht gehalten. Somit bleibt es dann deutschlandweit frostfrei. Für
warnrelevante Böen reicht es jedoch nur in den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann