S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.11.2023 um 10.30 UTC

Am Wochenende winterlich kalt, vielfach mit Dauerfrost. Im Südosten und an der
Ostsee anfangs markante Schneefälle, sonst gebietsweise leichte Schneefälle.
Kommende Woche nur zögerlich etwas milder.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.12.2023

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Samstag befindet sich Deutschland
weiterhin im Einflussbereich polarer Kaltluft. Ein Kurzwellentrog schwenkt über
Deutschland hinweg, in dessen Einflussbereich die 850hPa-Temperatur auf um -10
Grad sinkt. Ein Genuatief, das im Verlauf rasch nach Südosteuropa zieht, sorgt
vor allem im Südosten Deutschlands für kräftige Aufgleitschneefälle, die sich im
Tagesverlauf nur langsam abschwächen. Weiter nordwestwärts fallen die
Schneefälle deutlich schwächer aus, im Westen und Norden bleibt es mit Ausnahme
von teils kräftigen Schneeschauern an den Küsten meist niederschlagsfrei und es
zeigt sich auch ab und zu die Sonne. Im Süden, entlang des Rheins und an den
Küsten stiegen die Temperaturen etwas über 0 Grad, sonst erwartet uns ein Tag
mit Dauerfrost.

Am Sonntag befinden wir uns auf der Rückseite des abgezogenen Kurzwellentrogs in
einer zwar recht glatten Höhenströmung, in der aber kurzwellige Anteile
enthalten sind. Nordwestlich der Iberischen Halbinsel befindet sich ein
Höhentrog, der mit einem Bodentief korrespondiert, das zusammen mit dem Trog in
der Nacht zum Montag Richtung Biskaya zieht. Am Boden befindet sich ein
Hochdruckkomplex, der von Nordafrika über den westlichen und zentralen
Mittelmeerraum bis ins südliche Mitteleuropa ausgreift. Durch die kurzwelligen
Störungen in der Höhe bleibt es aber nicht störungsfrei. Hier und da muss
weiterhin mit leichten Schneefällen gerechnet werden. In der Nacht zum Montag
könnte zudem di Warmfront des Biskayatiefs für eine Intensivierung der
Schneefälle sorgen, was aber noch sehr unsicher ist. Die Temperaturen liegen
tagsüber zwischen -3 und +3 Grad.

Am Montag gelangen wir laut des aktuellen IFS-Laufs zunehmend auf die
Vorderseite des Trogs, dessen Achse von Irland über die Biskaya bis nach Spanien
reicht. Am Nachmittag greift das Frontensystem des dazugehörigen Bodentiefs mit
Niederschlägen auf den Westen über, die im Verlauf zunehmend von Schnee in Regen
übergehen. Mit dem Tief wird deutlich mildere Luft zu uns geführt. Im Süden
steigt die 850hPa-Temperatur über 0 Grad, im Nordosten ist es noch kälter mit
850hPa-Temperature um -5 Grad. Demnach steigen die Temperaturen im Vergleich zum
Sonntag etwas an. Allerdings ist die beschriebene Wetterentwicklung noch sehr
unsicher (siehe Modellvergleich).

In der Nacht zum Dienstag und am Dienstag zieht das Bodentief unter Abschwächung
in den Westen Deutschland, wird dabei aber allmählich von eine neuen steuernden
Tief über dem Atlantik eingefangen. Vor allem im Westen und Nordwesten wäre nach
dieser Variante ein unbeständiger Tag zu erwarten, wobei die Niederschläge bei
850hPa-Temperaturen um 0 Grad überwiegend als Regen fallen sollten. Allerdings
beschreibt dies nur eine mögliche synoptische Entwicklung. Andere Lösungen
werden weiter unten erläutert.

Am Mittwoch nähert sich der atlantische Tiefdruckkomplex an und dessen
Frontensystem, welches zu einen im Tiefdruckkomplex befindlichen Sturmtief
nordwestlich von Schottland gehört, würde neben Regenfällen einen weiteren Schub
milderer Atlantikluft zu uns führen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Auch wenn es in den Details (z.B. kurzwellige Anteile) durchaus kleinere
Unterschiede gibt, so bleiben sich die letzten IFS-Läufe treu und lassen am
Sonntag den Kurzwellentrog rasch ostwärts abziehen. Zu Wochenbeginn verstärken
sich die Unterschiede. Montagabend befindet sich der Trog laut dem aktuellen
00UTC-Lauf weiter nordöstlich über dem Ärmelkanal und Südengland als in den
beiden Vorläufen (jeweils über der Biskaya) und das Bodentief wird stärker
simuliert. Demnach greifen die Niederschläge weiter nach Norden aus und die
Milderung von Südwesten her ist stärker als in den Vorläufen. Im weiteren
Verlauf zog das Tief in den Vorläufen Richtung Mittelmeer (ähnlich wie bei ICON
und GFS), während es im neuesten IFS-Lauf nach Mitteleuropa zieht. Am Mittwoch
war im gestrigen Lauf die Strömung noch deutlich meridionaler (Trog über
östlichem Mitteleuropa, Rücken über Westeuropa). Bei der heutigen Lösung würde
von Westen her spürbar mildere Luft mit Niederschlägen zu uns gelangen, während
bei den Vorläufen die Milderung, wenn überhaupt, deutlich zögerlicher
stattfinden würde.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Nach allen gängigen Globalmodellen startet die Mittelfrist am Samstag und
Sonntag winterlich kalt, vielfach sogar mit Dauerfrost. Allerdings lassen sich
bereits am Wochenende Unterschiede ausmachen. So zieht nach IFS der
Kurzwellentrog am Sonntag rasch ostwärts ab, während er laut GFS nur langsam in
den Nordwesten Polens und laut ICON in den Westen Tschechiens zieht. Dies hat
natürlich Auswirkungen auf die zu erwarteten Niederschläge, sodass die Prognose
bereits am Wochenende mit größeren Unsicherheiten behaftet ist. Diese nehmen in
der kommenden Woche weiter zu. Während wir laut IFS (und auch laut UK10) wie
oben beschrieben zunehmend auf die Vorderseite eines Trogs respektive Bodentief
über der Biskaya und Frankreich gelangen, dessen Frontensystem eine erste
spürbare Milderung einleitet, liefern ICON und GFS andere Lösungen. In beiden
Modellen kann sich die Kaltluft bei uns halten, da sich der Trog deutlich weiter
südwestlich befindet und so aus Nordwesten weiterhin Kaltluft einfließen kann.
Laut GFS beeinflusst uns sogar ein Kurzwellentrog mit Höhenkaltluft und
unbeständigem Wetter mit Schneeschauern. Am Mittwoch wird es zwar auch laut ICON
und GFS von Westen her milder, zumindest in der Höhe. Allerdings findet das
ganze deutlich antizyklonaler statt, da ein Rücken von Westen her auf
Deutschland übergreift. Bodennah würde bei dieser Konstellation die Kaltluft
deutlich langsamer ausgeräumt. Die Tiefdrucktätigkeit findet laut ICON und GFS
deutlich weiter draußen über dem zentralen Nordatlantik statt.

FAZIT: Wie schnell in der kommenden Woche die Kaltluft ausgeräumt wird und ob
dies zyklonal oder eher antizyklonal stattfindet, ist noch unklar. Da die
Vorläufe des IFS deutlich näher am heutigen ICON- und GFS-Lauf sind, könnte man
den heutigen IFS-Lauf eher als Außenseiterlösung ansehen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen liefern heute keine wesentlichen neuen Informationen zu den
bereits beschriebenen Ausführungen. Interessant ist allerdings, dass sich der
Hauptlauf ab Sonntag/Montag am oberen Ende des angebotenen Spreads befindet.
Montag und Dienstag liegt der Spread zwischen -8 und 0 Grad, der Hauptlauf
steigt von -3 auf -1 Grad an. Dies unterstützt die Tatsache, dass die simulierte
Milderung im heutigen 00UTC-Lauf eher eine Außenseiterrolle einnimmt.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t_120h-168h drei Cluster angeboten,
wobei sich der Hauptlauf im Cluster 1 (18 Member) befindet. Alle Cluster werden
dem Regime einer negativen NAO zugeordnet.

In der erweiterten Mittelfrist (t_192h-240h) werden ganze sechs Cluster
angeboten, wobei bis auf „Atlantic Ridge“ alle Regime vertreten sind. Wohin in
der erweiterten Mittelfrist die Reise geht, ist also noch sehr unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Von Freitag bis Samstag schneit es im Süden gebietsweise kräftig. Die größten
Wahrscheinlichkeiten für markante Schneemengen werden vom Alpenvorland bis zu
den Alpen erwartet. In den Alpen sind örtlich auch unwetterartige Schneemengen
nicht ausgeschlossen.

Auch an der Ostsee können sich durch den Lake-Effekt wiederholt Schneeschauer
bilden. Wenn sich dadurch richtige Schauerstraßen ausbilden sollten, wären durch
wiederholte Schneeschauer über derselben Region dann auch dort strichweise
markante Schneefälle möglich.

Ansonsten werden im Mittelfristzeitraum voraussichtlich keine markanten
Wettererscheinungen erwartet, von lokal strengem Nachtfrost in ganz ungünstigen
Tallagen mal abgesehen.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, MOSMIX, (IFS-EPS)

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel