#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 19.11.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 190800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.11.2023 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Ws zu BM
Heute im Nordwesten exponiert stürmische Böen möglich. Auf den Bergen zeitweise
Sturm-, exponiert schwere Sturmböen.
Auch am Montag auf den Bergen teils schwere Sturmböen
In der Nacht zum und Montag und Montagvormittag im Harz örtlich Dauerregen.
Ab Dienstagnachmittag bis Mittwochvormittag im Alpenraum oberhalb 800 bis 1000 m
markante Neuschneemengen möglich.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
Sonntag… Deutschland liegt weiterhin unter einer kräftigen westlichen
Strömung. Die teilokkludierte Kaltfront von Tief MARKO knapp nördlich von
Schottland hat den Osten und Südosten erreicht und zieht ostwärts ab.
Postfrontal strömt im Vergleich zu gestern wieder deutlich mildere Luft nach
Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 2 Grad im Norden und 5 Grad ganz
im Süden, wobei die Luft auch gut durchmischt ist, so dass wir
Nachmittagstemperaturen zwischen 9 Grad im Nordosten und 13, vereinzelt auch 14
Grad im Südwesten bekommen. Dabei ziehen ab und zu Schauer durch und ein kurzes
Gewitter ist vor allem im Bereich nördliches NRW/südwestliches Niedersachsen
nicht ganz ausgeschlossen. Der Regen muss freilich erstmal aus dem äußersten
Osten, Nordosten und Südosten abgezogen sein.
Der Gradient ist dabei gut ausgeprägt. In den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge und auf Alpengipfeln sind
weiterhin Sturmböen Bft 8/9 und auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen Bft 10
aus Südwest zu erwarten. Darüber hinaus können, abgesehen vom Nordosten und
Osten, in freien Lagen, vor allem in den Leegebieten der Gebirge und an der
Küste (vor allem Nordsee) steife Windböen Bft 7 auftreten.
In der Nacht zum Montag zieht ein Bodentrog rasch über die Nordhälfte
Deutschlands hinweg ostwärts, um bereits am frühen Morgen in Westpolen
anzulangen. Von West nach Ost kommt es damit zu schauerartigen Regenfällen mit
Mengen zwischen 5 und 10 l/qm, in einem Streifen vom Emsland bis zum Raum Harz
mit Regensummen von 10 bis 20 l/qm, vereinzelt um 25 l/qm. In Ostwestfalen und
in den Weststaulagen des Harzes sind die Wahrscheinlichkeiten für
Dauerregenmengen über 25 l/qm leicht erhöht. Festhalten lässt sich an dieser
Stelle aber, dass eine Dauerregenwarnung für Teile des Harzes angebracht ist,
vor allem wenn man die Regenmengen für den Montag betrachtet. Weitgehend trocken
bleibt es dagegen in einigen Teilen Süddeutschlands sowie nordöstlich des
Niederschlagsstreifens etwa von Angeln bis nach Vorpommern. Die Wolkendecke
lockert vor allem im Süden auf.
Der Wind bleibt im oberen Bergland stürmisch mit Böen Bft 8 bis 9, auf
exponierten Bergen kommt es zu schweren Sturmböen 10 Bft aus Südwest. In einigen
Tieflagen (vor allem Westen und Mitte) reicht es für ein paar steife Böen 7 Bft,
während es z.B. im Norden inkl. der Küsten ziemlich windschwach bleibt. Das
liegt daran, dass die nahezu stationäre Okklusion über Dänemark liegen bleibt
und der innere Bodentrog schwachgradientig ist und von der südwestlichen Nordsee
zur Deutschen Bucht zieht. Dort zeigt sich morgens bereits ein flaches Randtiefs
von Tief MARKO, das nunmehr das Seegebiet östlich von Schottland erreicht.
Die Nacht bleibt deutschlandweit frostfrei bei Tiefstwerten zwischen 10 Grad im
Rheinland und 4 Grad im östlichen Bergland.
Montag… wölbt sich über dem nahen Ostatlantik ein kräftiger Höhenrücken über
Island bis zur Grönlandsee auf. Damit dreht die Höhenströmung über Westeuropa am
Nachmittag und Abend auf Nordwest bis Nord. Über Mitteleuropa bleibt es aber
zunächst noch bei der westlichen Höhenströmung. Darin eingebettet zieht ein
Randtrog von Südostengland bis zum Abend nach Nordostdeutschland. Mit der
ausgelösten Hebung laufen das Randtief und die Okklusion zusammen und es
entsteht bis 18 UTC eine Tiefdruckrinne, die von Westfriesland über das
nördliche Niedersachsen nach Nordwestpolen reicht, wobei sich das Haupttief, der
nunmehr gewandelte MARKO, sich an der unteren Oder befindet.
Zwischen der Rinne im Norden und dem Atlantikhochkeil über den Alpen herrscht
weiter eine westliche Strömung, wobei die Luft in 850 hPa nur um 1 bis 2 Grad
kühler ist als heute. Auch nördlich der Rinne sorgt der Nordostwind für die
Zufuhr nur wenig kühlerer Luft, da die Ostsee immer noch recht hoch temperiert
ist. Hier liegen die Höchstwerte bei 8 oder 9 Grad. In der Mitte und im Süden
werden sehr milde 10 bis 13 Grad erreicht.
Die schauerartigen Niederschläge aus der Nacht kommen über Norddeutschland im
Tagesverlauf allmählich nach Nordosten voran, befinden sich dann im Bereich der
Rinne und schwächen sich nachmittags etwas ab. Bis zum Abend werden vom
nördlichen Niedersachsen und Dithmarschen über das nördliche Sachsen-Anhalt bis
nach Brandenburg nochmals 5 bis 15 l/qm simuliert. Bei IFS befindet sich der
Streifen ca. 50 km weiter südlich. ICON-D2 und Arome zeigen Maxima um 25 l/qm
bei Hamburg und im Raum Westmecklenburg.
Ansonsten gibt es im Einflussbereich der nach wie vor nur bedingt labil
geschichteten Luftmasse (0 bis +3 Grad in 850 hPa, -22 bis -26 Grad in 500 hPa)
zunächst nur einzelne Schauer, im äußersten Nordosten sowie ganz im Süden bleibt
es meist sogar trocken. Mit Übergreifen eines Bodentroges setzt dann aber im
Westen zum Nachmittag und Abend hin verstärkt Schauertätigkeit ein.
Der Wind spielt im Norden und Nordosten nach wie vor warntechnisch keine Rolle.
Südwestlich der Rinne bleibt aber noch ein recht veritabler Gradient bestehen,
der zumindest in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen für
stürmische Böen und einzelne Sturmböen aus West bis Südwest reicht und in
einigen Leelagen für steife Böen.
Mit dem Trog sickert auch bodennah etwas kühlere Luft ein und es klappt auch
nicht mehr ganz so gut mit der Durchmischung wie am Vortag, zumal es im Norden
und Osten sowie in der Mitte auch meist bedeckt bleibt und sich die Sonne am
ehesten noch im Südosten ab und zu mal zeigt.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Randtrog nach Süddeutschland und
vorderseitig des nun über die Britischen Inseln zum Nordmeer reichenden
Höhenrückens dreht auch hierzulande die Höhenströmung auf Nord und nur im
Alpenraum ist trogvorderseitig noch die Westströmung vorhanden.
Im Bodenfeld etabliert sich eine von einem kräftigen Hoch über dem Ostatlantik
über den Norden der Britischen Inseln bis nach Skandinavien reichende
Hochdruckzone, an deren Südflanke nun kalte Luft arktischen Ursprungs bis nach
Südskandinavien und zur südöstlichen Ostsee vordringen kann (-10 Grad-Isotherme
erreicht morgens das Baltikum und Mittelskandinavien).
Das sich weiter auffüllende Bodentief zieht ostwärts nach Ostpolen, wobei von
dort aus eine Tiefdruckrinne mit einer Kaltfront weiterhin bis zur Norddeutschen
Tiefebene reicht und nur sehr langsam etwas nach Süden schwenkt. Gleichzeitig
kommt es mit Übergreifen des Troges auf Zentral- und Südfrankreich zu einer
Zyklogenese über dem mittleren Italien.
Der über Süddeutschland langsam nach Süden schwenkende Höhentrog sorgt vor allem
im Südwesten für schauerartige Regenfälle, wobei in Staulagen des Schwarzwaldes
erneut die 25 l/qm örtlich überschritten werden können (erhöhte
ICON-D2-EPS-Wahrscheinlichkeiten für 12stg. Dauerregen). Dabei geht die 850
hPa-Temperatur auf ca. 0 Grad zurück und entsprechend kann die Schneefallgrenze
morgens auf 1200 bis 1300 m sinken.
Auch im Bereich der Kaltfront (der ehemaligen Rinne) und knapp nördlich davon
regnet es im südlichen Norddeutschland und im Osten Deutschland. Vor allem vom
östlichen Niedersachsen bis nach Brandenburg können noch einmal 2 bis 7 l/qm
zusammenkommen. Sonst gibt es nur einzelne Schauer, gebietsweise bleibt es auch
trocken, die Wolken lockern aber kaum auf, so dass es trotz bodennah vor allem
in den Norden und Osten einsickernder kühlerer Luftmassen wohl nicht für Frost
reicht. Die Tiefstwerte liegen zwischen 3 Grad in Holstein und 7 Grad am
Oberrhein.
In den Gipfellagen der süddeutschen Mittelgebirge und der Alpen kann es anfangs
noch stürmische Böen bzw. Sturmböen aus Südwest bis West geben, während der Wind
im Norden und Nordosten aus Ost auffrischt, aber wohl nicht warnrelevant wird.
Dienstag… der kräftige atlantische Höhenkeil schwenkt bis zum Abend nach
Südnorwegen und die zugehörige Hochdruckbrücke erstreckt sich dann vom Hoch
südwestlich von Irland über England und den Skagerrak bis zur Halbinsel Kola.
Das Tief über Italien entwickelt sich weiter und vertieft sich auf fast 1000
hPa, wobei sich ansatzweise auch ein Höhentief an der Toskanaküste zeigt.
Zwischen dem Tief und der Hochdruckzone strömt vorübergehend recht kalte Luft
von Norden und Nordosten zu uns, so dass die 850-hPa-Temperatur im Nordosten bis
-8 Grad sinkt. Am Alpenrand sinkt die Temperatur lediglich auf -1 Grad, bis
Mittwochfrüh auf -5 Grad. Während in Nordwestdeutschland die Hochdruckzone schon
für 15 bis 30 Prozent Sonnenschein sorgt, gibt es sonst im Randbereich des
Troges doch viele Wolken und örtlich gibt es Regen- und Graupelschauer, gegen
Abend im Nordosten auch Schneeschauer. Die Schneefallgrenze sinkt auf 300 bis
900 m (Süden). Viel Niederschlag kommt allerdings nicht zusammen, meist sind es
0,1 bis 5 mm, in Staulagen der Alpen 5 bis 10 l/qm, wobei die Schneefallgrenze
bis zum Abend bis in einige Tallagen sinkt. Der Nordostwind frischt an der See
zeitweise auf mit einzelnen 7er Böen aus Nordost bis Nord, auf Alpengipfeln kann
es anfangs noch Sturmböen geben. Die Höchstwerte liegen am frühen Nachmittag nur
noch zwischen 5 Grad im östlichen Bergland und 10 Grad am Oberrhein.
In der Nacht zum Mittwoch fallen in der Südosthälfte und im Ostseeküstenbereich
noch einzelne Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer. In den Alpen kann es
noch größere Neuschneemengen geben zwischen 5 und 15 cm, in exponierten
Staulagen auch über 20 cm. Da es im laufe der Nacht häufig mal aufklart, sinken
die Temperaturen verbreitet auf 0 bis -3 grad im östlichen Bergland auch unter
-5 Grad. Nur an der Küste und in den südlichen Flusstälern könnte die
2-Meter-Temperatur Žim PlusŽ bleiben. Der Wind ist dann auch an der See
wahrscheinlich nicht mehr warnwürdig.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle zeigen im Wesentlichen eine ähnliche Entwicklung.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden