#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 06.11.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 061800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.11.2023 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Anhaltende Wz-Wetterlage mit gebietsweisen Schauern oder einzelnen kurzen
Gewittern. An der See und im Bergland windig bis stürmisch.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … sehen wir uns einem umfangreichen Trogkomplex entgegen, der weite
Bereiche zwischen Grönland, der Iberischen Halbinsel, Skandinavien und der
Ukraine überdeckt. Darin eingebettet sind zwei Hauptachsen. Die eine erstreckt
sich in negativer Achsneigung von Finnland bis zur Ukraine, während die andere
in positiver Achsneigung eine Linie von den Britischen Inseln bis zur Iberischen
Halbinsel einnimmt. Mit dem Trogkomplex wurde die Frontalzone weit nach Süden
gedrückt, sodass diese etwa vom westlichen Mittelmeer über den Alpenhauptkamm
bis zum nördlichen Schwarzen Meer zu finden ist. Resultierend daraus gibt es
über West- und Mitteleuropa eine west-südwestliche Strömung, die zyklonal
geprägt ist („Wz“) und mit der erwärmte Meeresluft mit T850 hPa von 0 bis 3 Grad
nach Deutschland geführt wird. Kurzwellige Anteile darin fachen die Konvektion
an, sodass die Schauertätigkeit in der Nacht zum Dienstag bei wechselnder
Bewölkung gebietsweise anhält. Größere Regenmengen werden meist nicht simuliert,
wenn mal stellenweise mehr als 5 l/qm in 3 Stunden zusammenkommen, ist das schon
viel. Im Osten sind die Schauersignale sogar recht dürftig, mitunter bleibt es
dort bis zum Morgen trocken. Etwas mehr Hinweise für Regen liegen dagegen für
die Nordsee und bei südwestlicher Anströmung auch für das nördliche
Schleswig-Holstein vor. Dort hilft das noch warme Meer für wiederholte
Konvektion, wobei vereinzelt Blitz und Donner dabei sein können. Die Regenmengen
betragen gebietsweise 3 bis 20 l/qm in 12 Stunden, nach EZMW direkt über dem
Meer sogar bis zu 50 l/qm. Da die hohen Regensummen aber hauptsächlich über
Wasser vorhergesagt werden und die EPS-Verfahren nicht anschlagen, bleiben die
Warnschwellen an Land vermutlich unangetastet.
In der recht flotten südwestlichen Strömung war der Gradient am Wochenende und
zum Wochenstart der Garant für windiges bis stürmisches Wetter. Mit dem
Auffüllen der in den letzten Tagen aktiven Tiefdruckgebiete (EMIR, FRED) über
der Nordsee und Skandinavien weicht der Gradient nun allerdings ein wenig auf.
So treten vornehmlich an der See und im Bergland noch starke Böen Bft 7 aus
Südwest auf, auf den Inseln und auf den Gipfeln stürmische Böen Bft 8. Im
höchsten Stockwerk der Gebirge (Feldberg/Schwarzwald und Brocken) reicht es noch
für Sturmböen Bft 9 oder vereinzelt sogar für schwere Sturmböen Bft 10.
Die Temperaturen sinken auf 9 Grad an der See bis 2 Grad bei längerem Aufklaren
in Bayern.
Dienstag … schwenkt der westliche Teil des Trogs Richtung Mitteleuropa, wobei
dessen Achse abends etwa eine Linie Süd-Norwegen – Benelux – Löwengolf erreicht.
Vorderseitig steilt die Strömung vor allem in der Höhe etwas auf. Weiterhin
beleben kurzwellige Anteile die Konvektion, wobei sich vormittags im Südwesten
und nachmittags an den Alpen Maxima zeigen. Auch im nördlichen
Schleswig-Holstein geht die „Schauerei“ munter weiter. Gewitter sind am ehesten
vereinzelt an der Nordsee dabei, im Landesinneren reicht es bei kaum vorhandenem
CAPE maximal für wenige Ausnahmefälle mit dann wenigen Blitzen. Sollten Gewitter
vorkommen, so können diese von starken Böen Bft 7 begleitet sein.
Die Regenmengen liegen meist bei 0,5 bis 10 l/qm, im Nordosten kann es
gebietsweise trocken bleiben. Etwas höhere Regenmengen hat ICON-D2 mit bis zu 30
l/qm in 12 Stunden für das nördliche Schleswig-Holstein „auf dem Schirm“, bei
den anderen Modellen ist bei maximal 15 l/qm in 12 Stunden aber Feierabend.
Entsprechend geben auch die Ensembles wenig her.
Und der Südwestwind? Der frischt tagesgangbedingt zwar wieder auf, stärkere Böen
bleiben allerdings der See und dem Bergland vorbehalten. Dort gibt es folglich
Böen der Stärke Bft 7, exponiert stürmische Böen Bft 8. Auf dem Brocken sind
Sturmböen Bft 9 wahrscheinlich. Im Tiefland weht der Wind mäßig, in Böen teils
frisch.
Die Temperaturen steigen auf 6 Grad in der Eifel und bis 14 Grad im Dresdener
Raum.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Trog über Deutschland hinweg nach Osten.
Das befeuert die Schaueraktivität zunächst ein wenig im Nordwesten, im
Nachtverlauf dann in der gesamten Nordhälfte. Die Regenmengen bleiben mit 0,5
bis 6 l/qm eher gering. Nach Süden hin sind die Schauersignale durch einen
heranrückenden flachen Keil hinter dem Trog deutlich seltener, südlich der
Mainlinie bleibt es zum Teil trocken, insbesondere südlich der Donau auch mit
ein paar Auflockerungen.
Beim Wind ändert sich im Vergleich zum Tag nicht viel, sprich Bft 7 und 8 an der
See und im Bergland, Bft 9 auf dem Brocken.
Die Temperaturen gehen auf 9 Grad an der See und bis nahe 0 Grad im südlichen
Bayern bei längerem Aufklaren zurück.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … gelten die Aussagen der Frühübersicht nur mit leichten
Einschränkungen. So kommt die Okklusion mit den Niederschlägen etwa 3 bis 6
Stunden später im Westen an, als es der 0 UTC-Lauf von ICON noch berechnete.
Hintergrund ist ein verzögerter Abzug des Trogs, sodass auch der nachfolgende
flache Rücken später aufschlägt bzw. der Zwischenhocheinfluss länger bei uns
durchhält. Zudem breitet sich das Niederschlagsgebiet in der Nacht zum
Donnerstag nicht so schnell in den Südosten aus. Ursprünglich sollte bis zum
Morgen eine Linie Sachsen – Schwarzwald erreicht werden, nun ist rund 150 km
früher auf einer Linie Pfalz – Berlin schon Schluss. Damit bleibt auch die
Phasenverzögerung von 3 bis 6 Stunden erhalten.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren ähnlich, konvektionsbedingte Abweichungen im Detail sind
handelsüblich und nicht warnrelevant. Der Niederschlagspeak von EZMW über bzw.
an der Nordsee (akkumuliert bis 150 l/qm bis Mittwochfrüh über Wasser) wird als
Ausreißer gewertet.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler