#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 04.11.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.11.2023 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Unbeständiges und windiges, zu Schauern und vereinzelten Gewittern neigendes
Wetter, mild.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Aktuell … spannen das hochreichende Sturmtief „Fred“ sowie ein hochreichendes
Tief nordwestlich von Schottland eine ausgedehnte Zone tiefen Geopotentials bzw.
Luftdruck auf, die sich vom Nordostatlantik über die Britischen Inseln hinweg
bis nach Skandinavien erstreckt. Auf der Südflanke dieses Bereiches kann die
Strömung zonalisieren.
Diese bis in den mittelfristigen Zeitraum anhaltende Geopotential- und
Luftdruckverteilung wird vom gesamten IFS-EPS gestützt, indem von Montag bis
Mittwoch nahezu das gesamte EPS die Wetterlage „West zyklonal“ beschreibt
Allenfalls am Mittwoch gibt es einige wenige Member die „Südwest zyklonal“ oder
„Winkel West“ bevorzugen. Insgesamt hat dies aber recht geringe Auswirkungen auf
das Wetter in Mitteleuropa und somit auch Deutschland. Wir verbleiben im Zustrom
von recht milder Atlantikluft, die das Wetter mehr oder weniger unbeständig
gestaltet.
Am heutigen Sonntagabend überquert noch ein Kurzwellentrog samt bodennahem
okkludiertem Frontenzug Deutschland sodass PVA zusammen mit frontogenetischer
Hebung die Troposphäre weiter umwälzt. Entsprechend sind nahezu landesweit teils
kräftige Schauer unterwegs. Hier und da können in der labil geschichteten Luft
auch kurze Gewitter auftreten. Aufgrund der Wolkenobergrenze, des PPW und kaum
vorhanden Cape spielt aber nur der Wind eine besondere Rolle. Zwischen 900 und
700 hPa fegt ein ordentlicher Jet mit Werten von 40 bis 55 kt über die Mitte und
den Süden hinweg. Daher können kräftige Schauer und die einzelnen Gewitter mit
Sturmböen oder schweren Sturmböen einhergehen. Auch sonst macht sich der Jet im
Bergland bemerkbar, indem einzelne Gipfellagen (Schwarzwald, Harz, Erzgebirge,
Bayerischer Wald, Weinbiet, etc. mit Windspitzen zwischen 80 und 120 km/h
daherkommen. In Tallagen reicht es zusammen mit dem Gradienten meist noch zu
steifen Böen oder stürmischen Böen zwischen 50 und 75 km/h. Rückseitig des
Troges und der korrelierenden Bodenfront nimmt die Schaueraktivität ab. Zudem
verlagert sich das Windfeld mit der Zugbahn von Sturmtief „Fred“ zunehmend
nordwärts und fächert auf. In der Nacht liegt der Schwerpunkt zunächst vom
Nordwesten bis nach Sachsen und Bayern, im Verlauf schließlich bevorzugt in der
Nordosthälfte des Landes. Während anfangs noch steife bis stürmische Böen bis 75
km/h, im Bergland Sturmböen bis 85 km/h sowie exponiert schwerere Sturmböen oder
orkanartige Böen bis 115 km/h zu verzeichnen sind, dominieren später im Tiefland
steife Böen (Bft 7) und an der See sowie im höheren Bergland stürmische Böen
oder Sturmböen (Bft 8/9). Bei den Temperaturen ändert sich bis Montag wenig. Die
Werte liegen in 850 hPa zwischen +1 und +6 Grad.
Montag … bleiben die für Sonntag beschriebenen großskaligen Strukturen
bestehen. Da in der westlichen Grundströmung zunächst ein schwacher Rücken
wirksam und auch der Frontenzug nach Osten abgezogen ist, ist anfangs nur eine
moderate Schaueraktivität zu verzeichnen. Allenfalls im Küstenumfeld bei
wärmerem Wasser und kühleren Lufttemperaturen ist eine rege Schauertätigkeit zu
erwarten. Vereinzelt muss auch mit kurzen Gewittern inklusive Sturmböen
gerechnet werden. Ansonsten sind lokal vor allem im Mittelgebirgsraum noch kurze
Schauer möglich. Im Tagesverlauf ist es dann wieder ein kurzwelliger Anteil in
der Westströmung, der die Schauerneigung anheizt. Da die Ausprägung des Troges
vor allem in der Südhälfte signifikant ist, ziehen die Schauer von Frankreich
her nach Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie in Teile
Hessens und Nordbayerns. Bei schwächeren Hebungsantrieben sind nur ganz
vereinzelt kurze Gewitter möglich. Zudem kann es im Westen und Nordwesten etwas
Regen geben. Von Mitteldeutschland bis zu den Alpen mit dem schwachen Rücken
weitgehend trocken und länger sonnige Abschnitte. In der Nacht zieht der
kurzwellige Anteil war ostwärts weiter, jedoch amplifiziert sich ausgehend vom
Höhentief bei Schottland ein Kurzwellentrog über Frankreich südwärts, sodass
hierzulande der Südwesten weiter auf der Trogvoderseite und somit im
Einflussbereich von PVA verbleibt. Während abgesehen vom Küstenumfeld die
Niederschlagsneigung deutlich abnimmt, sorgt die Hebung im Südwesten für weitere
Schauer. Neben den angesprochenen vereinzelten Gewittern steht bis Dienstag
erneut der Wind im Fokus. Ausgehend vom Gradienten ist zunächst vor allem die
Nordhälfte von steifen Böen bis 60 km/h betroffen. In freien oder Leelagen, an
der See sowie im höheren Bergland ist auch mit stürmischen Böen bis 70 km/h zu
rechnen, in exponierten Gipfellagen fegen Sturmböen oder schwere Sturmböen (Bft
9/10). Im Tagesverlauf fächert der Gradient mit der Amplifizierung über
Frankreich auf, sodass der Wind in der Nordhälfte nachlässt. Dagegen nimmt die
Böigkeit im Südwesten mit auflebender Schauertätigkeit etwas auf. Mehr als
steife Böen und ganz vereinzelten stürmischen Böen sollte aber nicht beobachtet
werden. Da um die Tiefdruckzone herum vorübergehend erwärmte Polarluft
einsickert, sinken die Temperaturen in 850 hPa leicht auf Werte zwischen -1 und
+3 Grad ab.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Dienstag … kann sich der Kurzwellentrog von der Nordsee bis in den westlichen
Mittelmeerraum ausdehnen und Kontakt zu einem Höhentief über Marokko und
Algerien aufnehmen. Ein Residuum schwenkt dabei aber auch über Deutschland
hinweg. Während die Strömung im Norden davon nur wenig Auslenkung verspürt, ist
der kurzwellige Anteil in der Südhälfte erneut wetterwirksam. Resultieren lebt
dort die Schauerneigung rasch wieder auf. Ganz vereinzelt können erneut auch
wieder kurze Gewitter nicht ausgeschlossen werden. Ansonsten sind auch an der
Nordsee weiter Schauer und einzelne Gewitter aktiv. Der wind bleibt zwar
regional spürbar, liegt durch das Auffächern jedoch deutlich unter den Werten
der Vortage. Nach aktuellen Berechnungen sind allenfalls an der See und im
Bergland noch warnwürdige Böen bis 60 km/h, auf dem Brocken auch bis 80 km/h zu
verzeichnen. In der Nacht wandert schließlich der Trog bei signifikant
abnehmender Amplitude über Deutschland hinweg. Entsprechend klingen die Schauer
hierzulande wohl nicht völlig ab. Da sich aber von der Iberischen Halbinsel
hoher Luftdruck bis in den Süden Deutschland schiebt, lassen die Hebungsimpulse
doch zu wünschen übrig. Eine rege Schauerneigung bleibt dem Nordseeumfeld
vorbehalten. Dort sind auch nachts weiter steife bis stürmische Böen zu
erwarten, während der Wind sonst weitgehend zum Erliegen kommt. Resultierend
könnte südlich der Donau der Nebel ins spiel kommen. Zudem ist bei längerem
Aufklaren im Süden vereinzelt Luftfrost bis -1 Grad und recht verbreitet
Bodenfrost bis -4 Grad möglich.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die großkaligen Strukturen vergleichbar. Im Detail gibt
es geringe Unterschiede bei der Amplitude der kurzwelligen Anteile und
Kurzwellentröge sowie deren Phase. Entsprechend können die
Niederschlagsschwerpunkte leicht abweichen und die Frage „pro oder kontra“
Gewitter verschieden ausfallen. Auch die Intensität des Windes wird durch
beschriebene Punkte leicht verschieden abgebildet. So zeigt ICON für Montag im
Westen Böen um eine Bft höhere als IFS. Nachts tendiert IFS zeitweise zu
deutlich höheren Windspitzen im Bergland.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel