#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 01.11.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.11.2023 um 10.30 UTC
Fortdauer des regnerischen, teils windigen aber relativ milden Wetters.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.11.2023
Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Samstag liegt
Deutschland im Einflussbereich eines umfangreichen Höhentroges, der sich vom
Nordostatlantik über weite Teile West-, Mittel- und Nordeuropas erstreckt.
Korrespondierend dazu befindet sich im Bodendruckfeld ein umfangreiches (reicht
in Nordwest-Südost-Ausrichtung über 4500 km hinweg von Grönland bis in den
Norden Afrikas) steuerndes Zentraltief mit mehreren Kernen im Bereich der
Britischen Inseln, woraus sich schließlich die Großwetterlage „Tief Britische
Inseln“ ergibt. Somit lässt sich recht schnell folgern, dass auch mittelfristig
das zyklonal geprägte, regnerische Wetter hierzulande anhalten wird.
So greift am Samstag das Frontensystem eines von Südengland Richtung Deutsche
Bucht ziehenden Tiefs von Westen auf Deutschland über und überquert uns in der
Nacht zum Sonntag weitgehend ostwärts. Mit Passage des Tiefs nimmt der
Druckgradient vorübergehend im Westen und Norden zu, sodass dort auch in
tieferen Lagen zeitweise Sturmböen Bft 8 bis 9 aus Südwest auftreten können. Im
höheren Bergland ist es durchweg stürmisch (Bft 10), in exponierten Höhenlagen
(in den Alpen kommt Föhn in Gang) sind auch Orkanböen (Bft 11 bis 12) zu
erwarten.
Nach einer kurzen Regenpause kommen im Laufe des Sonntags von Westen neue
Regenfälle auf. Sie stehen im Zusammenhang mit einem Randtrog, der von
Frankreich kommend über uns hinwegschwenkt. Auch im Bodendruckfeld ist ein Trog
mit eingelagertem flachem Randtief zu erkennen. Mit dessen Annäherung fächert
der Gradient zunächst auf, bevor er mit Passage des Bodentroges vor allem im
Westen und Süden wieder zunimmt. Nach Passage des Randtroges macht sich ein
flacher Rücken in der Höhenströmung bemerkbar (für ein Zwischenhoch am Boden
reicht es nicht), wodurch die Schauertätigkeit deutlich abgeschwächt wird. Auch
der Wind lässt deutlich nach. Im höheren Bergland und an der Nordsee bleibt es
aber stürmisch.
Rasch folgt zwar von Frankreich und Großbritannien der nächste Randtrog nach und
regeneriert den Haupttrog, da er aber in der Nacht zum Dienstag über uns hinweg
schwenkt, könnte sich die Schauertätigkeit aufgrund der Tageszeit weiterhin in
Grenzen halten.
Der nächste Regen lässt aber nicht lange auf sich warten. Wenig überraschend
schwenkt am Dienstag ein weiterer Randtrog über die Britischen Inseln hinweg
Richtung Nordsee. Das zugehörige Randtief hat den Höhepunkt seiner Entwicklung
bereits überschritten und wird quasi von dem steuernden Tief „verschlungen“.
Sein okkludiertes Frontensystem greift aber im Laufe des Tages von Westen auf
uns über und erreicht in der Nacht zum Mittwoch auch den Osten und Süden des
Landes. Über dem Süden beginnt es allerdings zu schleifen, da es allmählich in
die Warmfront eines Tiefs mit Kern vor Westeuropa übergeht. Somit bleibt auch
der Mittwoch grob gesagt in der Südhälfte regnerisch, während sonst am Mittwoch
mit Ausnahme der Küstenregionen kaum Niederschlag zu erwarten ist.
Mit der überwiegend südwestlichen Strömung wird weiterhin relativ milde Luft
herangeführt, wobei die Temperatur meist zwischen 0 und 7 Grad liegt. Erst am
Dienstag und Mittwoch geht die Temperatur in 850 hPa auf Werte zwischen 0 und
minus 2 Grad zurück, was sich aber in Bodennähe zunächst noch nicht bemerkbar
macht.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der heutige 00 UTC Lauf des EZMW-Modells zeigt über den gesamten
Vorhersagezeitraum hinweg keine signifikanten Unterschiede zu den Vorläufen.
Somit kann die Konsistenz als gut bezeichnet und die gestrigen Vorhersagen
weitegehend beibehalten werden.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich mit anderen globalen Modellen zeigt bis einschließlich Montag eine
große Übereinstimmung der Wetterentwicklung. Erst am Dienstag nehmen die
Unterschiede zu. Nach EZMW schleift die Front wie o.e. über dem Süden und geht
in die Warmfront eines Tiefs vor Westeuropa über. Bei GFS sieht das sehr ähnlich
aus. Bei ICON hingegen verläuft die Front vom Süden Deutschlands über
Ostfrankreich und Benelux hinweg und mündet in ein Randtief nordwestlich von
Irland. Das bedeutet letztlich, dass die als Warmfront rückläufige Front dann
viel früher wieder von Westen auf uns übergreift und somit recht verbreitet
Regen zu erwarten wäre.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahne exemplarisch für Offenbach zeigt beim Verlauf der Temperatur in
850 hPa und des Geopotentials 500 hPa über nahezu den gesamten
Vorhersagezeitraum einen sehr geringen Spread. Erst am Mittwoch und in der
erweiterten Mittelfrist gibt es wenige Ausreißer zur warmen Seite des
Temperaturverlaufs. Somit ist auch die ICON-Lösung innerhalb des Ensembles
vertreten, denn mit Passage der Warmfront würde wieder mildere Luft herangeführt
werden. Wiederholte Niederschlagssignale bestätigen den regnerischen
Witterungsverlauf mit einem Maximum am kommenden Wochenende und einem
kurzzeitigen Minimum am Montag.
Die Clusterung zeigt für den Zeitraum von +72 bis 96 Stunden sechs Cluster.
Dabei gibt es an der Großwetterlage „Tief Britische Inseln“ wenig zu rütteln.
Für den Zeitraum von +120 bis 168 Stunden gibt es vier Cluster mit dem Übergang
hin zu einer Westlage bzw. Trog Westeuropa. Somit ist ein Kaltlufteinbruch nicht
in Sicht.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Am Samstag sind auf den Nordseeinseln, im höheren Bergland und im Südwesten
teils bis in tiefe Lagen Sturmböen Bft 8 bis 9 um Süd wahrscheinlich. In
exponierten Gipfellagen treten schwere Sturmböen Bft 10, auf dem Brocken, auf
dem Feldberg im Schwarzwald und auf Alpengipfeln Orkanböen Bft 11 bis 12 aus
Südwest auf.
Am Sonntag sind im höheren Bergland und im Südwesten teils bis in tiefe Lagen
weiterhin Sturmböen Bft 8 bis 9 aus Südwest wahrscheinlich. In exponierten
Gipfellagen (Brocken, Feldberg im Schwarzwald und auf Alpengipfeln) gibt es
schwere Sturmböen Bft 10, vereinzelt auch noch Orkanböen Bft 11 aus Südwest.
Am Montag und Dienstag sind noch an der Nordsee, an exponierten
Küstenabschnitten der Ostsee sowie im höheren Bergland Sturmböen Bft 8 bis 9 aus
Südwest wahrscheinlich. In exponierten Gipfellagen treten noch schwere Sturmböen
Bft 10 auf.
DAUERREGEN:
Von Samstagfrüh bis Montagfrüh können in einigen Weststaulagen der Mittelgebirge
des Westens und Südwestens markante Dauerregenmengen erreicht werden mit Mengen
zwischen 40 und 50 l/qm in 48 Stunden. Entsprechende Hinweise gibt es vor allem
seitens der EPS-Verfahren und dort insbesondere von COSMO-Leps und EZMW-EPS mit
Wahrscheinlichkeiten bis 30 %, im Südschwarzwald bis 85 %.
Auch am Dienstag und Mittwoch ist nicht ausgeschlossen, dass im Südschwarzwald
und im Allgäu markante Regenmengen innerhalb von 24 Stunden erreicht werden.
Diesbezüglich sind die Signale aber noch gering.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger