SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.10.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Unbeständig mit häufigen Regenfällen, im Schwarzwald bis Freitagvormittag mit
durchaus warnrelevanten Mengen. Auf den Bergen Süddeutschlands immer wieder
Sturm-, exponiert auch schwere Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … befindet sich ein hochreichendes und zentralsteuerndes
Tiefdruckgebiet über dem mittleren Nordatlantik. Das Bodentief weist inzwischen
einen Kerndruck von knapp unter 975 hPa auf und hat zwar aufgrund
achsensenkrechter Position zum Höhentiefzentrum den Höhepunkt seiner Entwicklung
erreicht, schwächt sich aber zunächst nicht weiter ab. Boden- und Höhentief
nähern sich im Laufe der Nacht zögernd Westeuropa an, so dass sich ein Randtrog
von der Nordsee allmählich Richtung Norddeutschland bzw. Südskandinavien
ausweiten kann.
An dessen Südflanke hat aktuell ein markanter Kurzwellentrog den Westen
Deutschlands erreicht und schwenkt im Laufe der Nacht über das gesamte
Vorhersagegebiet hinweg ostwärts.
Flankiert wird dieser Höhentrogkomplex von einem annähernd zonal ausgerichteten
Höhenrücken, der sich von Osteuropa über das mittlere Skandinavien bis zum
Nordmeer bzw. nach Island erstreckt und im Bodenfeld eine Hochdruckzone über
Skandinavien bzw. Russland stützt. Somit hat sich über Mitteleuropa eine
südliche Westlage eingestellt, wobei die Hauptfrontalzone in 300 hPa von der
Biskaya und Frankreich über den Alpenraum und Süddeutschland hinweg bis nach
Südost- bzw. Osteuropa reicht.
Ein mit dem oben erwähnten Kurzwellentrog interagierendes Bodentief hat aktuell
den Niederrhein erreicht, befand sich bis dahin entwicklungstechnisch günstig
auf dessen Vorderseite und konnte sich auf einen Kerndruck von nahe 990 hPa
vertiefen. Dabei ist kräftige dynamische Hebung wirksam, die hauptsächlich aus
markanter PVA resultiert, anfangs aber noch gestützt wird durch WLA, so dass
sich bereits vorderseitig des okkludierten Frontensystems anhaltende Regenfälle
mäßiger Intensität vom Westen und Südwesten des Landes inzwischen auch auf die
mittleren Landesteile ausgeweitet haben. Dabei sind gebietsweise – vor allem in
Staulagen – um die 15 l/qm in 6 Stunden gefallen, meist waren es aber 3 bis nahe
10 l/qm.
Im Laufe der Nacht wird das Bodentief vom Trog überlaufen und beginnt sich
aufzufüllen. Es erstreckt sich Donnerstagfrüh mehr oder weniger als
Tiefdruckrinne mit mehreren kleinräumigen Drehzentren in etwa vom südlichen
Niedersachsen bis in den Westen Polens. Die zugehörige Okklusion schwenkt an
dessen Südflanke zunächst rasch ostsüdostwärts, gerät aber am Alpennordrand bzw.
im südlichen Alpenvorland sowie im Schweizer Mittelland ins Schleifen und kommt
ausgangs der Nacht weiter westlich, über Nord- und Ostfrankreich wieder ein
wenig nach Nordosten voran.
Mit dem von Südwesten übergreifenden Trog labilisiert die Schichtung (um bzw.
knapp unter -20 Grad in 500 hPa bei etwa 5 Grad in 850 hPa), wobei ICON-D2 für
die kommenden Stunden noch etwas MU-Cape vor allem im Südwesten und später im
Süden simuliert und entsprechend haben nach Abzug des Regengebietes inzwischen
erste Schauer auf den Südwesten übergegriffen. Dabei sind auch kurze Gewitter
möglich, bei 40 bis 50 kn in 850 hPa können dabei einzelne stürmische Böen, ganz
vereinzelt auch Sturmböen nicht ausgeschlossen werden.
Im Laufe der Nacht kommen die Regenfälle mit der Okklusion bzw. mit Ausweitung
der Rinne nord- und ostwärts voran, verlieren dabei aber etwas an Intensität.
Sie greifen noch auf die Norddeutsche Tiefebene über, während es weiter
nördlich, etwa von Ostfriesland bis nach Ostvorpommern erst einmal noch trocken
bleibt. Mit Ausweitung des Troges nach Norden und Osten stellt sich allerdings
im Ostseeumfeld und über Schleswig-Holstein eine schwache Gegenstromlage ein und
gestützt durch WLA weiten sich leichte Regenfälle von der Ostsee auf
Schleswig-Holstein und später vielleicht noch bis zu den Ostfriesischen Inseln
aus. Somit bleibt es wohl lediglich in Vorpommern noch weitgehend trocken.
Ansonsten fallen meist 1 bis 5 l/qm, im Bereich und knapp südlich der Rinne sind
es 5 bis 10 l/qm, gebietsweise (nach Lesart des ICON-EU am ehesten im südlichen
Niedersachsen sowie im Stau einiger zentraler Mittelgebirge) können auch 10 bis
über 15 l/qm in 12 Stunden fallen.
Südlich der Rinne weiten sich die Schauer im Laufe der Nacht über Süddeutschland
ostwärts aus, anfangs auch noch ganz vereinzelt begleitet von kurzen Gewittern,
am ehesten wohl im südlichen Alpenvorland. Von Westen her klingen diese aber
bald wieder ab. Die Wolken lockern allerdings nur gebietsweise mal stärker auf,
vor allem im Bereich der schleifenden Okklusion am Alpenrand regnet es noch
leicht weiter, mit Annäherung der Okklusion von Nordostfrankreich her
intensivieren sich die Regenfälle im Laufe der zweiten Nachthälfte ganz im
Südwesten sogar wieder, in Südbaden und im Südschwarzwald werden bis
Donnerstagfrüh zumindest nach Lesart des ICON-EU über 10 l/qm in 12 Stunden
simuliert.
Für den Zeitraum Mittwoch, 06 UTC bis Donnerstag, 06 UTC ergeben sich nach
ICON-EU somit Gesamtmengen, die im Schwarzwald durchaus die Warnkriterien für
Dauerregen überschreiten (über 30 l/qm in 24 Stunden). Andere Modelle haben zwar
geringere Mengen auf der Agenda, zusammen mit den Niederschlägen, die bis
Freitagvormittag noch zu erwarten sind, dürften die Warnschwellen für Dauerregen

  • sei es 24- oder 48-stündig – mit recht hoher Wahrscheinlichkeit überschritten
    werden. Auch die Probabilisitk hat entsprechende Signale auf der Agenda. Die
    entsprechende Warnung ist bereits aktiv.
    Warnrelevant ist natürlich auch der Wind. Einerseits ist aufgrund der Nähe zur
    Frontalzone ein gewisser Grundgradient vorhanden, andererseits schwenkt an der
    Südflanke im Laufe des Abends und der Nacht ein flacher Bodentrog über die
    Südhälfte hinweg ostwärts. In den Hochlagen der süddeutschen Mittelgebirge und
    der Alpen gibt es somit recht verbreitet Sturmböen, exponiert auch schwere
    Sturmböen, in den Niederungen vor allem abends und eingangs der Nacht noch
    steife Böen aus Südwest.
    Im Laufe der zweiten Nachthälfte bzw. Donnerstagfrüh schwächt sich der Wind
    vorübergehend etwas ab.
    Mit Durchzug des Tiefs verschärft sich auch an dessen Nordflanke im äußersten
    Norden Deutschlands der Gradient und der Wind frischt dort aus Ost auf, erreicht
    aber wohl kaum Warnrelevanz, maximal an ganz exponierten Abschnitten der
    vorpommerschen Küste kann es mal steife Böen geben.
    Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 11 und 5 Grad.

Donnerstag … verbleiben wir am Nordrand der Frontalzone, wobei die Isohypsen
mit Durchschwenken eines flachen Höhenrückens vorübergehend leicht antizyklonal
gekrümmt sind. Das hochreichende Tief über dem Atlantik nähert sich zwar
Westeuropa allmählich etwas an, bleibt mit seinem Drehzentrum aber noch
westnordwestlich von Irland, wobei das Bodentief nach wie vor einen Kerndruck
von unter 975 hPa aufweist. An dessen Süd- bzw. Südostflanke dreht die kräftige
Höhenströmung mit Durchzug des flachen Rückens bzw. dahinter wieder mehr auf
Westsüdwest, wobei zum Abend hin ein etwas schärfer konturierter Kurzwellentrog
auf den Westen Frankreichs übergreift.
Trotz leicht antizyklonalen Einschlags bleibt im Vorhersagegebiet der
unbeständige Witterungscharakter erhalten, da nach wie vor WLA samt kurzwelliger
Troganteile etwas dynamischen Hebungsantrieb liefern.
Im Bodenfeld kommt die Okklusion wieder etwas nach Nordosten voran und erreicht
abends in etwa eine Linie Niederrhein-Vogtland. Die Intensität der Regenfälle im
Bereich der Okklusion geht im Tagesverlauf allerdings leicht zurück, lediglich
vom Schwarzwald bis ins Alpenvorland regnet es mit teils mäßiger Intensität, da
sich dort an der Nordflanke einer beginnenden Zyklogenese über Norditalien
verstärkt WLA bemerkbar macht. Bis zum Abend werden in dieser Region 5 bis 15
l/qm, im Südschwarzwald und im Oberallgäu vor allem in Weststaulagen
gebietsweise über 20 l/qm in 12 Stunden simuliert (ICON-D2 sogar über 25 l/qm),
so dass auch im Oberallgäu zumindest in Staulagen Warnschwellen für Dauerregen
erreicht werden könnten. Ansonsten fallen nur wenige l/qm.
Die Tiefdruckrinne über Norddeutschland füllt sich zwar etwas auf, bleibt aber
noch erhalten, ebenso die schwache Gegenstromlage mit leichten Niederschlägen
nördlich davon. Insgesamt kommen aber auch dort nur geringe Mengen zusammen; für
5 l/qm und mehr reicht es wohl nirgendwo und gebietsweise bleibt es sogar
trocken.
Nach Durchschwenken der Okklusion verschärft sich im Süden und Südwesten erneut
der Druckgradient etwas, voraussichtlich reicht es aber lediglich in den Kamm-
und Gipfellagen der süddeutschen Mittelgebirge und der Alpen für Sturmböen, auf
exponierten Gipfeln eventuell nochmals für schwere Sturmböen aus Südwest.
Maximal von Südbaden bis ins Alpenvorland kann es in freien Lagen auch in den
Niederungen einzelne steife Böen geben. Spätnachmittags und abends flaut der
Wind aber bereits wieder ab.
Nördlich der Rinne bleibt auch an der Ostseeküste und in Schleswig-Holstein ein
recht scharfer Gradient aufrecht, der für lebhaften Ostwind sorgt. Auf Rügen und
exponiert kann es einzelne steife Böen geben. Außerdem gelangt dorthin von Osten
her niedertroposphärisch etwas kältere Luft, die 850 hPa-Temperatur sinkt im
Ostseeumfeld bis zum Abend auf etwa 0 Grad, ansonsten werden südlich der Rinne
Werte zwischen 4 und 8 Grad erreicht. Die Sonne zeigt sich generell nur selten,
am ehesten vielleicht noch im Südosten und in der Mitte, nichtsdestotrotz bleibt
es bei relativ guter Durchmischung mit Höchstwerten zwischen 12 und 16 Grad
relativ mild, im Nordosten werden allerdings kaum 10 Grad erreicht.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Kurzwellentrog rasch über Frankreich
hinweg ostwärts und erreicht samt zugehörigem Bodentrog bereits in den
Frühstunden Südwest- bzw. Westdeutschland. Mit dessen Annäherung intensivieren
sich dort die Niederschläge vor allem im Laufe der zweiten Nachthälfte erneut.
Gleichzeitig setzen auch im Südosten Bayerns teils länger anhaltende
Niederschläge ein, die der Zyklogenese über Norditalien geschuldet sind. Das
Bodentief dort kann sich mit Interaktion mit einem kurzwelligen Troganteil auf
unter 990 hPa vertiefen, wobei sich eine über Slowenien und Ostösterreich
verlaufende Rinne etabliert, an deren Nordwestflanke die Bodenströmung über dem
Südosten Bayerns auf Nordwest bis Nord dreht. Somit stellt sich dort eine
veritable Gegenstromlage ein und führt eben zu besagter Intensivierung der
Niederschläge. Bis Freitagfrüh werden im Schwarzwald und südlich der Donau
verbreitet über 10 l/qm in 12 Stunden simuliert, gebietsweise, vor allem im
Schwarzwald und im Oberallgäu, auch über 20 l/qm. Die Schneefallgrenze an den
Alpen sinkt dabei durch die Verdunstungsabkühlung allmählich auf unter 2000 m,
vielleicht sogar auf nahe 1500 m.
Auch im westlichen Mittelgebirgsraum fallen gebietsweise mehr als 10 l/qm.
Weiter nordöstlich bzw. nördlich füllt sich die Tiefdruckrinne weiter auf, Regen
fällt dort nur noch gebietsweise etwas (am ehesten wohl an der Ostsee), häufig
bleibt es trocken, die Wolken lockern allerdings kaum auf. Dabei kann die
kältere Luftmasse von Nordosten her etwas nach Süden bzw. Südwesten vorankommen,
so dass der Wind etwa vom Erzgebirge bis nach NRW auf Südost bis Ost dreht. Für
warnrelevante Böen reicht es aber auch an den Küsten wohl nicht, lediglich über
der offenen Nordsee kann es eventuell einzelne Böen Bft 7 geben.
Mit Annäherung des Bodentroges verschärft sich allerdings im Südwesten ausgangs
der Nacht der Druckgradient erneut deutlich. Freitagfrüh kann es im
Hochschwarzwald und eventuell auch auf exponierten Alpengipfeln wieder vermehrt
Sturmböen aus Südwest geben.
Zwar geht die 850 hPa-Temperatur im Nordosten allmählich auf knapp unter 0 Grad
zurück, während sie sonst zwischen 2 und 5 Grad schwankt, eine bodennahe
Auskühlung verhindert aber die meist dichte Wolkendecke. Somit liegen die Minima
erneut meist zwischen 11 und 5 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … gelten im Großen und Ganzen noch die Ausführungen der Frühübersicht.

Der Kurzwellentrog überquert das Vorhersagegebiet rasch ostwärts mit
schauerartigen Regenfällen zunächst noch im Westen und Südwesten, später vor
allem aber in den mittleren und östlichen Landesteilen (Mengen in der Mitte nach
Lesart des ICON-EU gebietsweise über 10 l/qm), wobei mit Advektion höhenkalter
Luft (-22 bis -24 Grad in 500 hPa, +3 Grad in 850 hPa) und der damit
einhergehenden Labilisierung auch kurze Gewitter mit Böen Bft 7 bis 8 (immerhin
40 kn in 850 hPa) möglich sind. Das Tief über Norditalien zieht rasch nach Osten
ab, so dass die anhaltenden Niederschläge im Südosten Bayerns bereits am
Vormittag wieder nachlassen bzw. in einzelne Schauer übergehen.
Mit Durchschwenken des Troges frischt der Wind in Süddeutschland allgemein aus
West bis Südwest auf und neben Sturmböen in den Kamm- und Gipfellagen bzw.
schweren Sturmböen auf exponierten Gipfeln kann es in den Niederungen auch
außerhalb der Schauer und Gewitter einzelne steife Böen geben. Spätnachmittags
und abends lässt er aber rasch wieder nach.
Die flache Tiefdruckrinne, die die milde Luft im Süden, Westen und in der Mitte
von der kälteren Luftmasse im Norden und Osten trennt, wird wieder etwas nach
Nordosten gedrückt, mit ihr können auch die schauerartigen Regenfälle etwas nach
Norden vorankommen. Weitgehend trocken bzw. frei von nennenswerten
Niederschlägen bleibt es wohl lediglich in etwa von Schleswig-Holstein bis nach
Nordbrandenburg. Dort kommt der teils lebhafte Wind nach wie vor aus östlichen
Richtungen und erreicht in Böen aber höchstens an exponierten Küstenabschnitten
bzw. über der offenen See Warnrelevanz. Bei meist bedecktem Himmel werden dort
wohl nur noch 7 bis 10 Grad erreicht, während sonst in gut durchmischter
Luftmasse trotz leicht zurückgehender 850 hPa-Temperatur erneut recht milde 12
bis 16 Grad erreicht werden.
In der Nacht zum Samstag ändert sich an der südlichen Westlage weiterhin kaum
etwas. In die westsüdwestliche Höhenströmung eingebettete kurzwellige
Troganteile sorgen im Zusammenspiel mit der WLA nach wie vor für den Durchzug
schauerartiger Niederschläge, die nun auch etwas weiter nach Nordosten
vorankommen dürften. Warnrelevant sind diese von den Mengen her nicht, dennoch
sind kurze Gewitter nicht ausgeschlossen
Der Wind weht vor allem im Südwesten und Süden weiterhin zeitweise lebhaft aus
Südwest mit stürmischen Böen, vereinzelt Sturmböen auf den Bergen, über der
Nordsee frischt dagegen der Wind aus Südost auf und kann eventuell ebenfalls
Warnrelevanz erreichen. An den Tiefstwerten ändert sich gegenüber den Vornächten
kaum etwas.

Modellvergleich und -einschätzung

Der grobe Fahrplan steht, im Detail gibt es nach wie vor Unterschiede bzgl. der
räumlichen Verteilung und Intensität der Niederschläge, die vor allem am Freitag
bzw. in der Nacht zum Samstag allmählich größer werden, da jedes Modell die
Phase und Zugbahn der kurzwelligen Trog- und Keilanteile leicht unterschiedlich
simuliert.
Warnrelevanz weisen die Niederschläge im Schwarzwald auf, aber auch für das
westliche Oberallgäu haben GFS und ICON-EU im Zeitraum Donnerstagvormittag bis
Freitagmittag Mengen auf der Agenda, die zumindest in Staulagen die
Warnkriterien für Dauerregen überschreiten dürften.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff