SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.10.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Wechselhaft und für die Jahreszeit etwas zu mild, an der See und in höheren
Berglagen zeitweise windig mit Sturmböen in exponierten Lagen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland noch unter einem Höhenrücken, der sich vom
östlichen Alpenraum nach Südnorwegen erstreckt. Durch diesen Rücken wird ein
Zwischenhoch gestützt, das sich allmählich nach Osten verabschiedet. Absinken in
dessen Bereich sorgte über dem Norden und Osten Deutschlands noch für größere
Auflockerungen.
Dieser Rücken wird von einem Langwellentrog flankiert, der von Südgrönland über
Galizien hinweg bis nach Marokko reicht. Mit der vorderseitig einsetzenden
südwestlichen Strömung kommt Warmluftadvektion auf, was von Frankreich her
mehrschichtige Bewölkung und Niederschläge übergreifen lässt. Mit der
südwestlichen Strömung setzt in und unmittelbar an den Alpen auch leichter Föhn
mit Sturmböen Bft 8/9 auf höheren Berggipfeln und Windböen Bft 7 in hierfür
anfälligen Tälern ein.
In der Nacht zum Dienstag läuft aus dem auf Frankreich übergreifenden
Langwellentrog ein kurzwelliger Anteil heraus und erreicht die Nordsee.
Vorderseitige Hebung, welche durch die Überlagerung von positiver
Vorticityadvektion und Warmluftadvektion zunächst noch verstärkt wird, lässt von
Belgien her ein flaches Tief unter leichter Intensivierung an der Rheinmündung
vorbei vor die westfriesischen Inseln ziehen. An dessen Nordflanke frischt
zunächst auf den ostfriesischen und bis Dienstagfrüh auch auf den
nordfriesischen Inseln und mit etwas geringerer Wahrscheinlichkeit auch an der
ostholsteinischen Küste der Südostwind mit Böen Bft 7 auf. Über der offenen
Nordsee sind dann stürmische Böen möglich. Die Gradientzunahme an der
Südostflanke dieses Tiefs macht sich auch in exponierten Kamm- und Gipfellagen
mit stürmischen Böen bemerkbar. An und in den Alpen dauert der Föhn mit
Sturmböen in höheren Gipfellagen und Windböen in den hierfür anfälligen Tälern
an. Ansonsten ist der Wind nicht warnrelevant. Abgesehen vom Südosten und dort
vor allem der Donauregion sollten Nebel oder Hochnebel ausbleiben.
Das Frontensystem des sich leicht intensivierenden Tiefs kommt im Norden rasch
nach Osten voran, wodurch sich die letzten Wolkenlücken rasch schließen. Die
Front wird aber im Süden durch eine über Südfrankreich ansetzende Welle
zurückgehalten. Im Bereich der als Warmfront rückläufig werdenden Front weiten
sich Niederschläge vom Südwesten und Westen bis auf den östlichen
Mittelgebirgsraum aus. Im Südwesten können dabei über 10, im Schwarzwald zum
Teil über 20 mm innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen. Für warnrelevante
Regenmengen lassen sich keine belastbaren Signale finden.

Dienstag … greift der Haupttrog auf den Nordwesten Deutschlands über.
Gleichzeitig regeneriert sich dieser Trog weiter westlich, wodurch dieser auf
die Bretagne übergreifende Anteil fortan die steuernde Funktion übernimmt. Von
dem nach Nordwestdeutschland schwenkenden Trog profitiert das über der Nordsee
liegende Tief, das, entwicklungsgünstig liegend, sich bis unter 995 hPa
intensiviert. An dessen Ostflanke sind bis gegen Mittag an einigen
Küstenabschnitten der Nord- und Ostsee noch weitere Windböen und über der
offenen Nordsee wie auch auf exponierten Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge
stürmische Böen zu erwarten. Mit der allmählichen Verlagerung dieses Tiefs nach
Norden sollte der Wind abflauen, so dass ab dem Abend wahrscheinlich keine
warnrelevanten Böen mehr auftreten.
Die von Frankreich auf den Alpenraum übergreifende Welle ist aufgrund von
einsetzender Kaltluftadvektion nicht entwicklungsfähig. Zudem bleibt durch den
sich generierenden Trog die südwestliche, aber nicht mehr ganz so steile
Strömung bestehen. Das vom Südwesten in den östlichen Mittelgebirgsraum
reichende Niederschlagsband wird hierdurch nach Osten gedrückt, ohne dass
Warnschwellen erreicht werden. Der Föhn an und in den Alpen bricht bereits am
Vormittag rasch zusammen.
Im Nordwesten und Westen macht sich jedoch auf diese Gebiete übergreifende Trog
bemerkbar, was dort die Niederschläge einen konvektiven Charakter annehmen
lässt. Einzelne kurze Kaltluftgewitter können in der zweiten Tageshälfte nicht
ganz ausgeschlossen werden.
Postfrontal reicht es für ein paar Wolkenlücken allenfalls in den Gebieten
westlich des Rheins. Ansonsten hält sich mehrschichtige und meist geschlossene
Bewölkung. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 11 bis 16, im Lee der östlichen
Mittelgebirge bis 18 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch erfolgt mit der Annäherung des „neuen“ Haupttroges ein
erneutes leichtes Rückdrehen der südwestlichen Strömung. Der nachfolgende
schwache Zwischenhochkeil lässt vorübergehend den Himmel aufklaren.
Ein zu diesem Trog entwicklungsgünstig liegendes kleinräumiges Tief wird entlang
der französischen Kanalküste ostwärts gesteuert und intensiviert sich bis
Mittwochfrüh bis auf 992 hPa. ICON-D2 lässt dieses Tief entlang vom Ärmelkanal
ostwärts ziehen, so dass dieses System vom latenten Wärmestrom dieses Meeresarms
profitiert und sich bis unter 990 hPa vertieft. Auch wenn dies zweifellos eine
interessante Entwicklung ist, bleiben die Auswirkungen auf das Vorhersagegebiet
zunächst in Form von erneut auf den Westen übergreifenden geringen
Niederschlägen und vielleicht ein paar Windböen am Nordrand der Eifel und
stürmischen Böen auf den Gipfeln des Hochschwarzwaldes begrenzt.
Dort, wo es zuvor aufklaren konnte, dürfte sich erneut teils dichter Nebel
bilden. Wie in der Nacht zuvor und auch in den Folgenächten bleibt es
deutschlandweit frostfrei.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … gelangt Deutschland in den Bereich des „neuen“ Haupttroges. Dieser
weitet sich nach Süden aus, so dass über dem Norden und der Mitte Deutschlands
die Geopotentialgegensätze gering sind. Folglich bleibt der Norden und Nordosten
Deutschlands, abgesehen von ein paar Schauern im Küstenbereich, von
Niederschlägen verschont. In diesen Gebieten sind auch Auflockerungen am
wahrscheinlichsten.
Das Niederschlagsgeschehen konzentriert sich vielmehr auf den Westen, Südwesten
und den Alpenrand, wo innerhalb 12 Stunden 5 bis über 10, in Staulagen um 20 mm
zusammenkommen.
Das o.g. kleinräumige Tief wird zu den Benelux-Staaten gesteuert, gelangt dort
aber in den Bereich, wo dynamische Unterstützung ausbleibt und beginnt sich
daher aufzufüllen. Vorderseitig wird ein Schwall feuchtlabiler Luft in den
Südwesten Deutschlands geführt. CAPE wird aufgrund der kompakten Bewölkung kaum
generiert, aber der Flüssigwassergehalt erreicht 25 mm, so dass es dank
trogvorderseitiger Hebung und orografischer Unterstützung vor allem über dem
südwestdeutschen Bergland für einzelne, vielleicht auch in das
Niederschlagsgeschehen eingelagerte Gewitter reichen kann. Zudem kommt sowohl
niedertroposphärische als auch hochreichende Scherung ins Spiel. Windböen Bft 7
sind abseits eventuell auftretender Gewitter allenfalls noch in den
Mittelgebirgen westlich des Rheins sowie im südwestdeutschen Bergland
vorstellbar; auf exponierten Gipfeln sind Sturmböen Bft 8/9 nicht ganz
auszuschließen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 11 bis 16 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Trog rasch ostwärts. Nachfolgend
verbleibt Deutschland am kalten Rand der vorübergehend leicht antizyklonal
geprägten Frontalzone. Diese erstreckt sich dann vom mittleren Nordatlantik über
die Biskaya und die Westalpen hinweg nach Südosteuropa. Darin eingelagert laufen
weitere Wellen ab, wodurch vor allem im Südwesten und im Süden Deutschlands
zeitweise Niederschläge zu erwarten sind. Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen
werden vorerst nicht erreicht. Aber auch in den anderen Gebieten muss mit
gelegentlichen Niederschlägen gerechnet werden. Die Lage der Frontalzone macht
sich auch in höheren Berglagen der südwestdeutschen Mittelgebirge und auf
Alpengipfeln in Form von Sturmböen Bft 8/9 bemerkbar.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Erst ausgangs der Nacht zum Donnerstag wird von GFS ein weiteres, aber
relativ kleinräumiges und kräftiges Bodentief entlang vom Ärmelkanal ostwärts
gesteuert. Nach UK10 liegt dieses Tief weiter westlich, andere Modelle haben
stattdessen nur einen Bodentrog im Programm. Wahrscheinlich wird dieses Tief am
Donnerstag über der Nordsee eindrehen, ohne dass der Wind wesentlich auffrischt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann