##SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 19.10.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.10.2023 um 10.30 UTC
Anfangs in weiten Landesteilen Zwischenhocheinfluss, danach wechselhaft. Meist
überdurchschnittliche Temperaturen.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 26.10.2023
Schwerer Oststurm an der Küste, schwere Sturmflut auf der einen, extremes
Niedrigwasser auf der anderen Seite, dazu in den Alpen schwerer Föhnsturm. Es
wird einiges geboten in der Kurzfrist, nachzulesen in der Synoptischen Übersicht
Kurzfrist, die am frühen Donnerstagvormittag ausgegeben wurde. Da kann sich der
Mittelfriststratege strecken wie er will, an solche Schlagzeilen kommt er bei
weitem nicht ran. Dass die mittelfristige Entwicklung trotzdem nicht langweilig
verläuft, mögen die folgenden Zeilen beweisen.
Starten wir am kommenden Sonntag, dem offiziellen Beginn des mittelfristigen
Vorhersageraums. Deutschland befindet sich am südöstlichen Rand eines breit
aufgestellten Höhentrogs, dessen Hauptachse über dem nahen Atlantik liegt. Die
südwestliche Höhenströmung, die diese Konstellation bei uns bedingt, nimmt
zusehends antizyklonale Konturen an, weil sich aus dem zentralen Mittelmeerraum
ein Rücken beginnt aufzuwölben, der am Montag bis nach Mitteleuropa und noch
etwas darüber hinaus reicht. Der Rücken korrespondiert mit einem Bodenhoch,
welches seine Fühler von Südosten her bis zu uns ausstreckt. Der vollständige
Durchbruch will dem Hoch aber nicht gelingen, weil Tiefs über der Nordsee und
Westeuropa Einwände angemeldet haben. Das führt dazu, dass der Westen und
Nordwesten des Vorhersageraums zyklonal touchiert werden, was sowohl am Sonntag
als auch am Montag wechselhaftes Wetter zur Folge hat. Nach Osten und Süden zu
überwiegt Hochdruckeinfluss, was in dieser Jahreszeit allerdings nicht 1:1 mit
Affenhochglanz gleichzusetzen ist (Stichwort Nebel/Hochnebel). Kalt wirdŽs
nicht, T850 steigt bis Montagabend auf Werte zwischen 4°C an der Grenze zu
Dänemark und bis zu 16°C im Oberrheingraben. Auch wenn die Kopplung zwischen
850-hPa-Niveau und bodennaher Luftschicht im Oktober nicht mehr so gut
funktioniert, reicht das Niveau aus, um verbreitet zweistellige
Tageshöchsttemperaturen zu generieren, häufig sogar oberhalb der 15°C-Marke.
Ab Dienstag werden Rücken und Bodenhoch Schritt für Schritt nach Osten
abgedrängt und durch einen Höhentrog sowie Tiefdruckeinfluss ersetzt. Konkret
sind es verschiedene Tiefdruckgebiete über Westeuropa, die erfolgreich an der
Absetzung des Hochs arbeiten. Zum Ende hin (Donnerstag) liegt eines dieser Tiefs
mitten über der Nordsee, wo es anfängt, sich aufzufüllen. Bereits zuvor lenkt es
einen Schwall subpolarer Meeresluft heran, die die am Dienstag durchziehende
Warmluftblase (T850 im Süden mit Föhnunterstützung bis zu 17°C) ersetzt.
Gleichzeitig breiten sich zeitweilige Regenfälle auf den gesamten Vorhersageraum
über.
Auf „Blatt 4“ (erweiterte Mittelfrist) deutet sich die Fortdauer der
wechselhaften Witterung in erwärmter Meereskaltluft mit weiteren Regenfällen an.
Lage und Phase der bestimmenden Tröge und Tiefs sind freilich noch nicht
belastbar vorherzusagen, der Trend ist aber klar erkennbar.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des IFS-Modells (ECMF) kann heute als gut bezeichnet werden. Die
Basisfelder weisen eine hohe Ähnlichkeit auf. Gewisse Unterschiede sind zwar
nicht zu leugnen, bewegen sich aber im Rahmen der üblichen mittelfristigen
Toleranzschwellen. Eine signifikante Kursänderung der gestern veröffentlichten
Vorhersage ist nicht erforderlich. Heißt, nach anfänglichem Zwischenhocheinfluss
(außer im Westen) stellt sich in der nächsten Woche wechselhaftes Wetter auf
überdurchschnittlichem bis normalem Temperaturniveau ein.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen etablierten Globalmodelle – die Rede ist hier von ICON, GFS, GEM und
UK10 – verfolgen eine sehr ähnliche Strategie wie IFS. Zwar bietet jedes Modell
sein individuelles Programm, das sich jeweils von den anderen im Rahmen
typischer Mittelfristunschärfen unterscheidet (Phase, Lage und Intensität der
bestimmenden Systeme). Der beschriebene Wettercharakter als solcher ändert sich
dadurch aber nicht nennenswert.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
In dieses Horn stoßen übrigens auch die Ensembleprognosen von IFS-EPS. Gerade
die Rauchfahnen der 850-hPa-Temperatur verlaufen bis zum Ende relativ gutmütig
mit einem akzeptablen Spread, der eigentlich keinen Spielraum für gänzlich
abweichende Szenarien bietet. Beim Potenzial 500 hPa fällt die Spreizung ab
Mittwoch etwas größer aus (Hauptlauf ganz unten) als bei der Temperatur, der
Trend nach dem Maximum am Montag und Dienstag (betrifft Potenzial UND
Temperatur) ist aber eindeutig. Nach einem RR-Minimum am Sonntag, Montag und
teilweise noch am Dienstag nehmen das Rauschen und die Peakhöhe wieder deutlich
zu.
Die Clusterung startet von Sonntag auf Montag (T+72…96h) mit fünf Clustern, die
sich augenscheinlich aber kaum unterscheiden und alle dem Klimaregime „NAO
negativ“ zugeordnet sind. Ab Dienstag (T+120…168h) reduziert sich Anzahl der
Cluster auf vier, wobei nun auch Fälle mit „Blockierung“ auftreten. In allen
Clustern wird der Rücken nach Osten abgedrängt (wie im Hauptlauf), allerdings
unterscheidet sich die Geometrie des nachfolgenden Höhentrogs. Der Trend in
Richtung zyklonal – ob Trog oder Südwestlage – ist aber offensichtlich. Gleiches
gilt für den Zeitraum danach (T+192…240h), wo ebenfalls vier Schubladen geöffnet
werden, die alle einen mal mehr, mal weniger ausgeprägten Trog über Mitteleuropa
zeigen.
FAZIT: Ensembles und andere Modelle stützen mit den handelsüblichen Unschärfen
den Kurs des Hauptlaufs.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Musik spielt eindeutig in der Kurzfrist (Freitag), danach heißt es in Bezug
auf signifikante Wettererscheinungen „Game over“ – weitestgehend jedenfalls. Die
Luftdruckgegensätze werden deutlich abgebaut, so dass es am Wochenende gerade
mal an der Nordsee und in wenigen exponierten Hochlagen noch für ein paar
stürmische Böen 8 Bft reicht. Dann aber nicht mehr aus Osten, sondern aus
südlichen Richtungen oder Südwesten.
Ob in der nächsten Woche irgendwo mal Warnschwellen für Stark- oder Dauerregen
überschritten werden, ist aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich. Daran ändert
auch die Tatsache nichts, dass IFS für Mittwoch bis Donnerstag im westlichen
Niedersachsen mal eben 30 bis 50 l/m² innert 24 h auf die Platte zaubert. Diese
Variante wird vom Ensemble so gut wie gar nicht gestützt.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann