S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.10.2023 um 10.30 UTC

Zunächst Normalisierung der Temperaturen, nächstes Wochenende wieder wärmer.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 08.10.2023

Am Mittwoch liegt Mitteleuropa unter einer westlichen Strömung mit der
Meeresluft vom Nordatlantik zu uns gelangt, die mit ca. +5°C in 850 hPa fast
schon durchschnittlich temperiert ist. Kurze Wellen in der Höhe und
Tiefausläufer gestalten den Wetterablauf im Norden zyklonal und wechselhaft,
während sich in den Süden und die Mitte von Frankreich her eine Hochdruckzone
ausgedehnt hat. Zudem hält sich über Norddeutschland ein stärkerer
Druckgradient, der nur vorübergehend abnimmt und mit Annäherung eines
Tiefausläufers wieder regeneriert wird.
Am Donnerstag setzt sich die antizyklonale Westlage fort. Das zum Tiefausläufer
gehörige Tief entwickelt sich auf seinem Weg über Südskandinavien nach Osten
kaum und lenkt mit böigem West- bis Nordwestwind erneut einen Schwall frischer
Meeresluft in den Norden. Dabei kommt es zu schauerartigen Regenfällen und
zeitweise starken bis stürmischen Böen. Über der Mitte und dem Süden setzt sich
der Hochdruckeinfluss fort, mit ruhigem Herbstwetter bei insgesamt 17 bis 21°C
von Norden nach Südwest.
Am Freitag lenkt ein Tiefkomplex über dem Atlantik warme subtropische Luft nach
Norden, die mit kräftiger Warmluftadvektion den Aufbau eines Höhenrückens über
Westeuropa stützt. Während sich über großen Landesteilen bei uns der Einfluss
der Hochdruckzone über West- und Mitteleuropa stabilisiert, wird der Norden
nochmal von der Warmfront des Atlantiktiefs gestreift. Der Druckgradient nimmt
auch im Norden ab, an den Temperaturen zumindest im 2m Niveau ändert sich
zunächst nur wenig.
Am Samstag dehnt sich der Höhenrücken zu uns aus und bildet ein eingelagertes
Drehzentrum über Frankreich und dem Alpenraum. Der Schwerpunkt des hohen Druckes
am Boden verlagert sich eher schon wieder nach Südosteuropa, allerdings
verbleiben wir unter Hochdruckeinfluss. Lediglich der Norden liegt am Rand der
Frontalzone, die in großem Bogen über Nordeuropa verläuft. Dabei wird verstärkt
sehr warme Luft in der unteren Troposphäre zu uns gelenkt. Der damit verbundene
Temperaturanstieg auf mehr als 15°C in 850 hPa, schlägt sich nur abgeschwächt in
den 2m Werten nieder. Einen leichten Anstieg gibt es aber, auf 23 bis 24°C im
Südwesten.
Am Sonntag verhält sich auch das langwellige Strömungsmuster leicht progressiv.
Die Rückenachse zieht Richtung Polen, der Bodendruck fällt leicht von Westen
her. Am Hochdruckeinfluss ändert sich aber nichts und wir liegen wieder unter
einer Warmluftblase (T850 >15°C), die von Südwesteuropa bis zur Ostsee reicht.
Wahrscheinlich geht es mit den Temperaturen noch etwas nach oben. Je nach
Durchmischung sind gebietsweise wieder sommerliche Werte um 25°C möglich. Wie
schon an den Vortagen steht außer etwas Nebel oder Wind an der See nichts auf
der Warnkarte.
In der erweiterten Mittelfrist wird die Entwicklung unsicher. Der Trend geht zu
mildem, aber wieder etwas wechselhafterem Wetter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist in den ersten Tagen der Mittelfrist
gut und schwächelt zum nächsten Wochenende. Mit kleineren Unschärfen zeigten
auch die letzten Läufe bis Freitag eine antizyklonale Westlage. Im Gegensatz zur
aktuellen Lösung wurde im gestrigen 00 z Lauf das Hoch zum nächsten Wochenende
noch über Skandinavien positioniert, was uns an den Rand eines Troges über
Osteuropa bringen sollte mit einem Streifschuss sehr kühler Luftmassen. Der 12z
Lauf rückte davon schon deutlich ab, jetzt ist davon nichts mehr zu sehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

In den ersten Tagen der Mittelfrist ähneln GFS, ICON und UKMO der europäischen
Lösung. Abweichungen sind lediglich bei den kurzen Wellen erkennbar, wenn sich
beispielsweise am Donnerstag das Tief über Skandinavien besser entwickelt und
die kühlere Luft auf seiner Rückseite weiter nach Süden ausgreift. Das wird vor
allem von ICON, mit Abstrichen auch von GFS und UKMO so gesehen. Zum Wochenende
werden die Unsicherheiten größer, letztlich geht es darum, wo die Rückenachse
liegt. ICON und GFS sehen stark nach den gestrigen IFS Lösungen aus, mit dem
Kaltluftausbruch über Osteuropa nach Süden und Ostdeutschland an dessen Rand.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen der Ensembles stützen die Aussagen des Hauptlaufs. Mittelfristig
geht es mit den Temperaturen und dem Geopotential wieder nach oben, wobei die
Temperaturdelle (von +5°C bis +15°C zum nächsten Wochenende) stärker ausgeprägt
ist, als der eher nur leichte Einbruch beim Geopotential. Der Spread bleibt
dabei bis zum nächsten Wochenende gering und erst danach, in der erweiterten
Mittelfrist fächern die Kurven stärker auf. Niederschlagssignale sind besonders
im Norden und Osten zu finden, was auch recht gut zur oben beschriebenen
Entwicklung passt.
Die Clusterung liefert bis +96h 4 Cluster, die sich aber für uns nicht viel
unterscheiden. Sie zeigen die Westlage mit der einsetzenden Entwicklung des
Höhenrückens über Westeuropa. Danach sind 5 Cluster zu begutachten, die im
Wesentlichen (Cluster 1-3, zusammen 34 Member) den Höhenrücken unter Verstärkung
auf Mitteleuropa übergreifen lassen. Also auch nicht viel Neues. Cluster 4 (9
Member) lässt es bei der antizyklonalen Westlage und einem nur flachen Rücken.
Cluster 5 (8 Member) zeigt den Rücken über Westeuropa und uns am Rand des
Osteuropatroges, was an die gestrigen operationellen Lösungen erinnert.
Für die erweiterte Mittelfrist scheinen die antizyklonalen Lösungen zahlenmäßig
überlegen, die Variationsbreite ist aber groß.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Markante Entwicklung sind mittelfristig kaum zu erkennen. Es zeichnet sich im
Norden zeitweise auffrischender Wind ab, mit stürmischen Böen oder Sturmböen an
den Küsten und exponiert im nördlichen Bergland. Signale dafür sind im Mos und
in der Probabilistik vorhanden. Sonst gibt es nichts. Den Temperaturanstieg zum
nächsten Wochenende unterschätzt das aktuelle Mos wahrscheinlich noch.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS und EPS, Mos Mix für das nächste WE mit Korrektur nach oben.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner