S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 22.09.2023 um 10.30 UTC

Zunächst ruhiges und deutlich zu warmes Hochdruckwetter. Ab Donnerstag
unbeständiger und voraussichtlich kälter.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 29.09.2023

Am Montag liegt ein ausgeprägter Langwellentrog über dem Atlantik. Auf seiner
Vorderseite hat sich über Europa eine lang gestreckte Hochdruckzone ausgebildet,
die sich von der Iberischen Halbinsel über Mitteleuropa bis nach Nordosteuropa
erstreckt. Der Hochschwerpunkt liegt dabei über dem Baltikum. Über Süditalien
liegt ein Cut-Off-Tief. Durch Advektion von warmer subtropischer Luft und durch
Absinken steigt die 850-hPa-Tempertur über Mitteleuropa verbreitet zwischen 10
und 14 °C. Ruhiges und für die Jahreszeit zu warmes Altweibersommerwetter
erwartet uns.

Am Dienstag ändert sich an der Gesamtsituation wenig. Der atlantische
Langwellentrog rückt etwas näher. Dabei intensiviert sich die WLA auf seiner
Vorderseite mit einer südwestlicheren Höhenströmung, sodass im Süden
Deutschlands die 850-hPa-Temperatur auf über 15 °C ansteigt.

Am Mittwoch zieht ein Randtrog an der Südwestflanke des Langwellentroges
nordwärts Richtung Großbritannien. Dabei wird zyklogenes ausgelöst. Dadurch
verstärkt sich der Gradient zum Osteuropahoch, sodass mit einer kräftiger
werdenden südlichen Strömung weiterhin für die Jahreszeit ungewöhnlich warme
Subtropikluft herangeführt wird. Die 850-hPa-Temperatur steigt dabei auf bis zu
17 °C über der Südwesthälfte Deutschlands. Noch hat der zunehmende zyklonale
Einfluss keine Wetterwirksamkeit in Deutschland.
In der Nacht zum Donnerstag entwickelt sich das Teiltief weiter und zieht über
die Nordsee. Folglich kommt der Langwellentrog ostwärts voran. Die Kaltfront des
Nordseetiefs greift auf den Westen mit schauerartig verstärkten Regen über.
MU-CAPE wird nur wenig simuliert, sodass im IFS-Hauptlauf Gewitter eher die
Ausnahme sind.

Am Donnerstag zieht das angesprochene Tief ins Nordmeer. Deutschland bleibt auf
der Trogvorderseite liegen, wobei die wellende Front über dem Westen
Deutschlands liegt, ihre Wetteraktivität aber weitestgehend verliert, da sie von
einem flachen Höhenrücken überlaufen wird.

Am Freitag bleibt die Südwestlage weiter erhalten, wobei allerdings ein weiterer
Kurzwellentrog auf Deutschland übergreift, wodurch die Luftmassengrenze
Deutschland ostwärts überquert.

Im weiteren Verlauf baut sich vorderseitig eines neuen Atlantiktroges wieder ein
Hochdruckgebiet über dem südlichen Mitteleuropa auf, wobei die Frontalzone nach
Norden verschoben wird. Abgesehen vom Norden Deutschlands überwiegt im
IFS-Hauptlauf dann wieder der Hochdruckeinfluss. Von Südwesten kommt dabei
wieder WLA in Gang.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Vorläufe sind im Wesentlichen gleich. Unterschiede zeigen sich ab Donnerstag
in der Ausprägung und im Timing der Kurzwellentröge. Erst zum Wochenende ergeben
sich größere Unterschiede. Im gestrigen 12z-Lauf wurde erneutes Blocking über
Ost- und Mitteleuropa berechnet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich zum GFS ergeben sich ab Mittwoch stärkere Unterschiede. Dabei soll
das Tief am Mittwoch und Donnerstag nicht über Großbritannien, sondern über
Benelux und Norddeutschland mit einem entsprechen stärkeren Windfeld ziehen.
Anschließend steilt die Strömung vorderseitig des Langwellentroges über
Mitteleuropa stark auf, bevor selbiger am Wochenende unter starker Verkürzung
seiner Amplitude Deutschland überquert. Nachfolgend soll sich eine stärker
mäandrierende Westwetterlage einstellen.
ICON rechnet mit einer westlicheren Zugbahn des Tiefs, wobei der Kurzwellentrog
erst tagsüber am Donnerstag auf den Westen übergreift. Dieser soll aber seine
Wetteraktivität bald verlieren, da er von Westen her von einem nachrückenden
Bodenhoch überlaufen wird. Anschließend zeigt ICON eine Südwestlage.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bis Mittwoch sind die Rauchfahnen der IFS-ENS sehr stark gebündelt. Ab dann
nimmt die Streuung beim Geopotenzial und den 850-hPa-Temperaturen deutlich zu,
bei steigenden Niederschlagssignalen. Trotz erheblichem Spread ab Freitag
(zwischen 3 und 18 °C auf 850 hPa), lässt sich im Mittel ein Abwärtstrend bei
den Temperaturen erkennen, der im Norden und Osten als sicherer erscheint, als
im Süden und Südwesten.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass sich das Altweibersommerwetter mit für die
Jahreszeit ungewöhnlich hohen Temperaturen bis Mittwoch fortsetzt. Danach
beginnt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein wechselhafter Wetterungsabschnitt:
Wahrscheinlich entweder mit einer Südwestlage, oder einer stärker mäandrierender
Westlage, sowie es auch die Clusteranalysen zeigen. Ganz für bare Münze sollte
man dies aber nicht nehmen, denn der sich derzeit entwickelnde tropische Sturm
SIXTEEN, der am Wochenende auf die Ostküste der USA trifft und sich danach in
die Frontalzone eingegliedert, könnte dabei noch einiges durcheinanderbringen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis Mittwoch sind unter Hochdruckeinfluss keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten. Die Kaltfront am Donnerstag könnte eventuell
Gewitter bringen. In den deterministischen Läufen von ICON, IFS und GFS sind
allerdings nur wenige 100 J/kg CAPE simuliert. Auch EFI gibt diesbezüglich keine
Signale.
In einzelnen Szenarien, wie im GFS 12z Lauf könnte der Wind am Donnerstag
stärker auffrischen, sodass stürmische Böen auch im Binnenland nicht
ausgeschlossen wären. Auch diese Entwicklungen sind in der Minderheit. EFI
liefert keine Signale bezüglich Sturm.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-Hauptlauf, ab Donnerstag ENS-Mittel

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold