#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 13.09.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.09.2023 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
An den Alpen vereinzelt gewittrig, sonst warmes und vielfach freundliches
Spätsommerwetter, nachts örtlich Nebel.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Aktuell … verziehen sich die Reste des gestrigen Unwettertages und ruhiges
Spätsommerwetter hält Einzug. Wer also gedacht hat, dass der Sommer nach der
heutigen Abkühlung aufgibt hat sich getäuscht. Denn die vom IFS-EPS
klassifizierten Wetterlagen bis zum Wochenende Sa, SEa und BM bzw. ab Samstag
auch Sz versprechen erneut einen Vorstoß warmer bis sehr warmer Luft nach
Deutschland sowie viel Sonnenschein. Aber der Reihe nach.
Am heutigen Mittwochabend sind die Reste der Warmluft vergangener Tage noch
nicht gänzlich ausgeräumt. Die Kaltfront schwenkt sehr langsam südostwärts und
liegt am Abend etwa von der Mosel über Mittelhessen und Sachsen-Anhalt hinweg
bis in den Nordosten Brandenburgs. Demnach kann sich vor allem im Süden und
Südosten feucht-warme Luft halten. Entsprechend liegt in 850 hPa von
Ostfriesland bis zum Berchtesgadener Land bei Werten zwischen 5 und 13 Grad auch
ein ordentlicher Temperaturgradient vor. Was potentielle Niederschläge betrifft,
gibt es drei Schwerpunkte. Zum einen schwenken noch die am Kurzwellentrog bzw.
der vorderseitigen PVA gekoppelten schauerartigen Niederschläge über den Osten
von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern hinweg Richtung Polen. Des Weiteren
wäre da die Kaltfront mit der frontogenetischen Hebung. Während diese über
Brandenburg noch etwas mit der PVA des Troges interagiert und somit noch
strukturiert linienhaft angeordnete Schauer produziert, gelangt der westliche
Teil der Front auf die Rückseite des Troges und somit unter schlechtere
Hebungsbedingungen. Resultierend lösen sich die Schauer auf, sodass die Front
dort zunehmende wetterinaktiv gen Südosten strebt. Der dritte
Niederschlagsschwerpunkt befindet sich in der feucht-warmen Luft im Süden. Da es
nach Abzug des Troges auch dort immer weniger dynamische Unterstützung gibt,
sollten die vertikalen Umlagerung mit untergehender Sonne weiter abnehmen.
Allerdings spielt hier die Windscherung auch wieder eine Rolle, sodass eine
Gegenstromlage auch abseits der Alpen Niederschläge verstärkt. Mit vorankommen
der hochreichend nordwestlichen Wind kommt dann zunehmend die orografische
Hebung ins Spiel. Gleichermaßen hat auch ein Tief über Norditalien noch ein
Wörtchen mitzureden, welches geringe Aufgleitvorgänge induziert. Insgesamt
können verschiedene Zutaten vor allem an den Alpen und dessen Vorland noch
länger schauerartige, anfangs auch gewittrige Niederschläge generieren, die bei
PPWs von 25 bis 35, lokal bis 39 mm durchaus auch kräftig ausfallen können. Als
Gegenpart zum warmen Süden zeigt sich im Nordwesten nachts schon der Herbst. Bei
längerem Aufklaren gibt es erste zarte Hinweise für Temperaturen nahe 0 Grad in
Bodennähe.
Donnerstag … steht dann voll im Zeichen eines Rückens, der sich über West- und
Mitteleuropa aufbäumt und so die freigewordenen Gebiete hinter dem Trog
einnimmt. Bodennah korreliert der Rücken mit einer Hochdruckbrücke, die
ausgehend von Nordfrankreich in einem Bogen über Deutschland und Dänemark hinweg
bis in den Norden von Schweden und Norwegen reicht. Entsprechend dominiert
verbreitet Absinken. Die trockene und stabil geschichtete Luft lässt verbreitet
wieder die Sonne scheinen. Allerdings gibt es zunächst noch zwei kleine
Ausnahmen im Spätsommerparadies. Zum einen wird der Nordwesten noch von der
nahen Frontalzone gestreift. Zwar sind keine nennenswerten Niederschläge zu
verzeichnen, dass eine oder andere Wolkenpaket kann dort aber durchaus
durchziehen. Zum anderen sorgt weiter ein flaches Tief im Alpenraum
(Frankreich/Schweiz) für Wirbel und entsprechende Labilität. Zwar befindet sich
die Haupt-Blubber-Region inneralpin, doch auch am deutschen Alpenrand könnte es
aus den Quellwolken einzelne Schauer geben, Gewitter sind eher unwahrscheinlich.
Bei PPWs um 20 mm sollten aber höchstens markante Ereignisse auf der Warnkarte
zu verzeichnen sein. Mit dem Sonnenschein kann sich die eingeflossene kühlere
Luft zwar Erwärmen, doch reicht es zunächst nur für ein Temperaturniveau auf 850
hPa zwischen 5 und 12 Grad, sodass die Höchstwerte am Boden vergleichbar zum
Mittwoch sind.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag … bleibt Deutschland zwar noch im Einflussbereich des Rückens und des
korrelierenden Bodenhochs, jedoch ändern sich die Vorzeichen. Der Rücken wandert
ostwärts, sodass Deutschland auf die Westflanke gelangt. Resultierend ist auch
der Schwerpunkt des Bodenhochs nun über dem Baltikum zu finden, wenngleich die
Ausläufer noch bis nach Ostfrankreich reichen. Entsprechend dominieren
hierzulande noch hochreichend antizyklonale Strömungsbedingungen. Allerdings
kann sich auf der Westflanke des Hochs die potentiell labil geschichtete und
relativ feuchte Luft aus dem Alpenraum bzw. dem Adriaumfeld wieder nordwärts bis
weit in den Süden Deutschlands schieben. Demnach baut sich am Alpenrand auch
wieder Cape bis 1250 J/kg auf. Die Frage ist nun, ob die kleinen Sperrschichten
aufgelöst und gleichzeitig die Feuchte im Profil ausreicht, Konvektion
auszulösen. Da die dynamische Komponente nahezu ausfällt muss die Orografie
sowie die Diabatik liefern. Diverse Wetterinterpretationen lassen schließlich am
Alpenrand wieder Schauer und einzelne Gewitter zu. Ob es auch im Südschwarzwald
für nennenswerte Hebung samt Auslösung reicht, muss aber noch abgewartet werden.
Sicher ist aber, dass mit der Winddrehung auf südliche Richtungen wieder wärmere
Luft das Land flutet. Bei Temperaturen von 8 bis 15 Grad in 850 hPa können auch
die bodennahen Höchstwerte wieder auf 22 bis 27 Grad steigen.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die großskaligen Geopotential- und Luftdruckstrukturen
vergleichbar. Geringe, aber völlig normale Abweichungen gibt es bei der genauen
Lage des Höhenhochs samt Bodenhochs sowie dessen Stärke. Daraus resultiert
schließlich auch inwieweit die feucht-labile Luft über die alpen nach
Deutschland vordringt. Das IFS ist diesbezüglich sehr progressiv und lässt am
Donnerstag trotz starkem Rücken auch hierzulande an den Alpen Schauer sowie
Gewitter zu und lässt die am Freitag sogar bis ins Vorland sowie in den
Südschwarzwald ausgreifen. Das ICON ist da passiver und zeigt am Donnerstag an
den deutschen Alpen keine signifikante Konvektion und ist auch am Freitag auf
den direkten Alpenrand beschränkt. Das GFS stützt am Donnerstag eher das IFS und
liegt am Freitag zwischen IFS und ICON. Das Kachelmann.HD stützt die
ICON-Lösung, das UK10 ist eher Richtung IFS unterwegs.
Abgesehen von den Vorgängen im Alpenraum heißt es aber zunächst wieder warmes
bis sehr warmes und vielfach sonniges Spätsommerwetter ole.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel